Schlagwort-Archive: Politik

Wieder mal neues vom Bundeshack

Nach dem totalen Informationschaos der letzten Woche, den (offenbar entweder teilweise unzutreffenden oder aber missverstandenen…) Durchsteck-Portiönchen nicht genannter “Sicherheitsexperten” und den eifrigen, aber wenig hilfreichen Einlassungen aus den Reihen der Politik gibt es nun wieder einmal eine neue Version, was sich eigentlich abgespielt haben könnte. Und weil in dieser neuen Version der FAS doch recht viele und auch ziemlich unspektakuläre Details genannt werden, die auch zu vorhergegangenen Statements passen (wie dem von T-Systems, der IVBB sei eigentlich “nicht direkt betroffen” gewesen…), würde ich einmal sagen: das klingt jetzt für mich ziemlich plausibel.

Malware-verseuchte Schulungsunterlagen aus der Bundesakademie für öffentliche Verwaltung, die dann von Behördenmitarbeitern heruntergeladen und auf ihrem Arbeitsplatzrechner geöffnet werden, das wäre ein ganz alltägliches Szenario. Natürlich bleiben noch allerhand Fragen offen. Wenn die Infektion in der Brühler Akademie schon vor zwei jahren passiert sein soll – warum ist das damals oder seit damals nicht aufgefallen? Steckt da Schlampigkeit, Fahrlässigkeit oder – im allerschlimmsten, aber doch sehr unwahrscheinlichen Fall – bewusste Sabotage dahinter? Da ist im Grunde alles denkbar; es wäre z.B. auch nicht das erste Mal, dass Schulungsrechner an einem kritischen Netz hängen, ein Schulungsteilnehmer seinen USB-Stick anschließt und “drin” ist.

Der nach bisherigem Ermittlungsstand ganz gezielte Zugriff auf einige wenige Dokumente lässt die Dimension des Vorfalls zunächst einmal viel weniger dramatisch erscheinen, als zunächst angenommen. Nur wer sagt, dass es nicht weitere, bislang unentdeckt verseuchte Dokumente, Rechner oder Netzwerkkomponenten gibt? Schon letzte Woche hatte man ja gehört, das BSI habe praktisch alle Kräfte im Dauereinsatz (und aus anderen Projekten abgezogen…), um hier etwas Licht ins Dunkel zu bekommen. Angesichts der offenbar knappen personellen Ressourcen ist man da ja schon fast froh, dass nicht alle laufenden Infiltrationsbemühungen der internationalen Cyber-Bösewichter gleichzeitig auffliegen – oder von “Sicherheitsexperten” durchgesteckt werden… 🙂

Deutschlandfunk Nova – Hielscher oder Haase vom 05.03.2018 (Moderation: Diane Hielscher)

Nachklapp 06.03.: Und wieder mal eine neue Version, diesmal wieder von der Süddeutschen (die ja auch schon letzte Woche zu den Erstmeldern gehörte, leider aber mit zum Teil falschen Informationen…). Der Artikel ist allerdings in weiten Passagen fürchterlich verschwurbelt und in den Details nebulös, vielleicht war der tippgebende Experte ja maskiert und hat nur undeutlich in das Whistleblower-Telefon der SZ hineingeflüstert.  🙂 Die Outlook-Geschichte (natürlich würde das auch mit einem anderen Mail-Client gehen…) würde aber immerhin erklären, wie eine Malware in einem ansonsten abgeschotteten Netzwerk mit ihren “Auftraggebern” “kommunizieren” kann. Wobei das eigentlich nur für den Input-Kanal (also Steuerungsbefehle…) richtig plausibel ist, da gab es übrigens auch schon ähnlich kreative Lösungen über Twitter-Messages. Eine rausgehende Mail hingegegen muss ja an jemand gerichtet sein, und da wird die Malware die abgegriffenen Infos eher nicht an turla@kreml.ru 🙂 geschickt haben können. Theoretisch könnten die Angreifer natürlich auch Zugriff auf den Mailaccount oder das System eines aus der Sicht des Behörden-Netzwerkes legitimen Mail-Empfängers haben und sich die Infos dann von dort aus weiterleiten. Ganz schön kompliziert. Wir bitten um weitere Aufklärung!

Hackerangriff auf Regierungsnetz: Super-GAU oder Bärenfalle? (Update)

Als wir heute morgen nach dem zu diesem Zeitpunkt verfügbaren Informationsstand über den Cyberangriff auf das Regierungsnetz “Informationsverbund Berlin-Bonn” (IVBB) berichtet haben, da sah ja alles nach einem recht deftigen erneuten Desaster aus – wieder einmal die russischen Freunde von der Gruppe APT28 alias “Fancy Bear” mitten in einem Top-heiklen Honigtopf deutscher Daten. Am Mittag dann die wundersame Wende – die Attacke liefe sogar noch, hieß es nun; aber deutsche Sicherheitsdienste hätten sie frühzeitig und umfassend erkannt und “den Angreifer” erstmal weiter am Honeypot naschen lassen, um seine Methoden und auch seine Herkunft niet- und nagelfest zu durchleuchten.

Und deswegen habe man auch den zuständigen Parlamentariern nichts sagen können; klar, sonst wär der Bär ja gewarnt worden (von den Linken bestimmt 🙂 …) Das ist eine Geschichte, die man jetzt mal so glauben kann oder auch nicht. Ich glaube zwar gern, dass man die Infektion eines oder einiger weniger Computer mitbekommen kann und diese dann eben auch “kontrolliert” oder “isoliert” weiterbetreibt. Wie die “Sicherheitskreise” aber sicher sein wollen, dass die APT28-Rasselbande nicht doch vielleicht unbemerkt auch noch in anderen Segmenten des Netzwerkes ihr Unwesen treibt, das ist mir einstweilen ein Rätsel.

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Das bleibt auf jeden Fall noch eine spannende Fortsetzungs-Geschichte. Und welche Seite hier einen großartigen Erfolg zu verzeichnen hat, da würde ich mich noch nicht ganz festlegen.

Cyberkriminalität: Hackerangriff auf deutsches Regierungsnetz · Dlf Nova

Deutschlandfunk Nova – Hielscher oder Haase vom 01.03.2018 (Moderation: Till Haase)

P.S. – Jetzt soll plötzlich auch der IVBB gar nicht “direkt” betroffen gewesen sein – das ist ja dann echt eine schöne Ente, die uns Presseheinis und nebenbei auch den deutschen Bundestagsabgeordneten da gebraten worden ist. Zwischenfazit: Wir wissen gerade überhaupt nichts mehr gewisses, alles ist top-secret. Ich biete hier vorsichtshalber schon mal ein paar Alternativen an: Es waren die Chinesen. Die Nordkoreaner. Die Türken. Die Israelis. Eine Hobby-Hackerinnen-Truppe aus Winsen an der Luhe. Es war Anonymous.

P.S.2 – Ach nee, es “soll” Snake, nicht Fancy Bear gewesen sein. Jetzt passen meine schönen Wortspielereien mit der Bärenfalle und dem Honigtopf nicht mehr. Macht irgendwie heute alles keinen Spaß.

P.S.3 – Ich kann mich nicht erinnern, einen solch grausamen Desinformations- und Fake-News-Tag schon mal erlebt zu haben. Jetzt war auch noch ein Geheimnisverrat mit im Spiel (nämlich von dem Informanten, der den Käse der dpa bzw. der Süddeutschen gesteckt hat…). Und ganz offenbar haben halt die ganzen Politiker im Innenministerium bzw. den Kontrollgremien technisch keinen Schimmer und sondern irgendwelche Bullshit-Bruchstücke ab, die zur weiteren Verwirrung beitragen.

Nachklapp 02.03.2018 – Wir haben heute früh noch einmal ein Update gebracht – als kleine Momentaufnahme im andauernden Info-Nebel.

Hackerangriff: Informationschaos rund um den #Bundeshack · Dlf Nova

Deutschlandfunk Nova – Hielscher oder Haase vom 02.03.2018 (Moderation: Till Haase)

P.S.4 – hier kommt mal wieder ein neuer Erkenntnisstand; das hört sich jetzt schon etwas konkreter und plausibler an. Von dem “den Angriff hatten unsere Sicherheitsbehörden die ganze Zeit unter Kontrolle” kann ja wohl absolut nicht die Rede sein. Eine Formulierung wie “die Hacker griffen weltweit an” bei der Darstellung der derzeitigen 🙂 “exklusiven” Informationen von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung “aus Kreisen, die mit den Vorgängen vertraut sind” (die Informationen der dpa und der Süddeutschen am Mittwoch waren ja auch aus solchen “Kreisen”…) ist  (mit Verlaub, liebe Kollegen) auch Bullshit. “Weltweiter Angriff” klingt ja schon wieder nach Cyber-Armageddon. Bei angeblich nur 17 betroffenen Rechnern in Deutschland und einer Handvoll abgegriffener Dokumente würde ich stattdessen einfach (wie schon gestern in der ersten Sendung…) sagen: Da machen einfach ein paar Leute ihren täglichen Routine-Job und versuchen gezielt für sie interessante Informationen abzugreifen. Ganz normales Aufklärungs-Business 🙂 … Ach so; offenbar besteht ja auch noch Begriffs-Verwirrung zwischen dem mutmaßlich verwendeten Angriffs-Tool bzw. Trojaner (Snake/Uroburos/Turla) und der danach benannten Hackergruppe – theoretisch könnten natürlich auch APT28 oder die Hackergirls aus Winsen aus der Luhe oder Anonymous den Trojaner Snake/Uroburos/Turla verwendet haben. Aber das wird ganz bestimmt noch aufgeklärt, da bin ich völlig zuversichtlich.

Amazon, JP Morgan und Berkshire Hathaway wollen das US-Gesundheitssystem aufmischen

Für den einen Präsidenten war es ein zentrales Anliegen seiner zwei Amtszeiten – für seinen Nachfolger schieres Teufelswerk, das so schnell und so gründlich wieder rückgängig gemacht werden muss: Die Rede ist von “Obamacare”, von der Regulierung des US-amerikanischen Gesundheitssystems, um jedem Bürger die Chance auf eine bezahlbare Krankenversicherung zu bieten. Regulierung mögen viele Amerikaner aber nun gar nicht; sie pochen auf ihre “Freiheit” – eben auch auf die, vielleicht eben keine Krankenversicherung abzuschließen.

Dass die “Entscheidung” gegen den Versicherungsschutz bei Armen, Arbeitslosen und Geringverdienern natürlich gar nichts mit Freiheit, sondern mit purer Not zu tun hat, das war Barack Obamas Argument. Dass “Obamacare” beileibe nicht ohne Pannen und beileibe nicht völlig überzeugend auf die Schiene gekommen ist, spielt wiederum den Kritikern in die Hände. Fest steht jedenfalls – das US-Gesundheitssystem in seiner jetzigen Form ist teuer und ineffizient; es gibt einfach zu viele Akteure, die an unterschiedlichsten Stellen die Hand aufhalten. Und wenn es um Leben und Tod geht, ist der “Kunde” halt in einer schlechten Verhandlungsposition.

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Für drei Firmen-Giganten wie Amazon, JP Morgan und Berkshire Hathaway sieht das schon besser aus. Aber bei der am Dienstag angekündigten Kooperation geht es wohl um mehr, als nur einen Mengenrabatt herauszuschlagen. Und bei genauerem Hinsehen spielt der vermeintliche Exot im Dreierbündnis vielleicht sogar die Hauptrolle.

US-Gesundheitssystem: Versichert bei Amazon & Co. · Deutschlandfunk Nova

Deutschlandfunk Nova – Hielscher oder Haase vom 01.02.2018

Strunzen mit Strava: Fitnesstracker verrät Militärbasen

Ich muss gestehen – anlässlich der letzten anstehenden Verlängerung meines Mobilfunkvertrages habe ich einmal etwas intensiver darüber nachgedacht, ob ich mir vielleicht eine iWatch zulegen soll. Und mich dann erstmal dagegen entschieden (erstens, weil ich gerade etwas Ebbe in der Kasse hatte; zweitens, weil die Eignung der doch recht dicken Uhr als Golf-Gadget am linken Handgelenk noch nicht so ganz erwiesen ist 🙂 …). Aber an sich sind Smartwatches und Fitness-Armbänder ja mittlerweile extrem beliebt: Da kann man halt checken, ob man sein “Bewegungs-Soll” erfüllt hat.

Und herumstrunzen geht auch: Wenn man nämlich die Daten der Gadgets ins Netz hochlädt – und das ist ja praktisch bei allen Apps vorgesehen – dann können alle “Freunde” staunen, wie fit und fleißig man ist. Wenn man allerdings einen etwas heiklen Job hat; Soldat oder Spion oder so – dann ist das mit dem herumstrunzen und Daten hochladen vielleicht doch keine allzu gute Idee. Natürlich – in den Zeiten von Google Earth oder anderen Satellitenkarten-Diensten sind die einstmals “geheimen” Flecken auf der Erde, Militärbasen z.B., nicht mehr wirklich geheim. Wobei Google zumindest bei den Standorten von “Verbündeten” einen “Sichtschutz” drüberblendet, so dass Details wie Straßen, Wege, Landebahnen und Gebäude nicht mehr sichtbar sind.

The movements of soldiers within Bagram air base – the largest US military facility in Afghanistan Bild: Strava/BBC

Auf der “Heatmap” der Fitness-App “Strava” werden nun solche unter Umständen doch recht heiklen Details sehr schön erkennbar – vor allem in Ländern, in denen außer fremdem Militärpersonal sonst praktisch niemand mit einem Fitnessarmband einhertrabt. 🙂 Neben der reinen Jogging-Topologie der Areale lässt sich aus der Heatmap auch noch ablesen, ob denn an einem Standort (Botschaft z.B.) eher “tote Hose” angesagt ist; oder ob da plötzlich viele junge, unternehmungslustige und fitte Männer (oder vielleicht auch Frauen…) für einen bevorstehenden Einsatz mit den Hufen scharren. An so etwas kann eigentlich eine verantwortliche Militär- oder Geheimdienstführung trotz aller moderner Offenheit keine rechte Freude haben.  🙂

Fitnesstracker verrät Militärbasen · Deutschlandfunk Nova

Deutschlandfunk Nova – Hielscher oder Haase vom 29.01.2018 (Moderation: Till Haase)

Nachklapp 30.01.2018: Das Pentagon lässt die Sicherheitsauswirkungen “prüfen”

Nachklapp 06.02.2018: Strava hat auch noch etwas “nachgebessert”…

Donald Trump retweetet islamfeindliche Videos und keilt gegen Theresa May

Es ist nicht zu fassen. Weltpolitik (wenn auch nur simuliert von einem orangehaarigen Reality-Darsteller…), Diplomatie und die Kommunikation zwischen Regierungen findet heutzutage per dauer-defizitärem Kurznachrichtendienst statt (der doch ansonsten nur zur Selbstbespiegelung von eitlen Journalisten taugt 🙂 …)  Hat eigentlich der sympathische Herrscher mit der ebenfalls problematischen Frisur aus dem letzten authentischen Reich der Finsternis auch einen Twitter-Account? Und wenn nein, warum nicht???

Ich selbst; und da gehe ich hier auf meinem Blog mal etwas über die “politically correctness”-Version von heute morgen “on air” hinaus – habe auch ein massives Problem mit “dem Islam”, wie der sich momentan darstellt. Bzw. wie der von vielen seiner Anhänger, seiner Gläubigen oder Pseudo-Gläubigen (die in Wirklichkeit nur klein/großkriminelle Arschlöcher und Versager sind…) momentan “präsentiert” wird. Natürlich nicht von allen Gläubigen. Umgekehrt finde ich es aber auch vollkommen absurd und im Sinne einer Glaubwürdigkeit öffentlich-rechtlicher Medien völlig kontraproduktiv, “politically correct” und weichgespült herumzuschwafeln, Gewaltexzesse vom IS, das gegenseitige Abschlachten von Sunniten und Schiiten oder völlig abstruse Blasphemie-Ausraster in Ländern mit dem Islam als Staatsreligion wie derzeit in Pakistan hätten “mit der Religion nichts zu tun”.

Natürlich hat die Religion etwas damit zu tun. Insofern bin ich auch gar nicht islamfeindlich, sondern eher religionsfeindlich. Und zwar, sobald die Religion – egal in welcher Geschmacksrichtung – in Fundamentalismus oder Extremismus abdriftet, sobald die Religion nicht- oder andersgläubigen das Existenzrecht abspricht. Oder eben nicht nur abspricht, sondern nimmt. Natürlich gibt es zig andere Erklärungen, was “wirklich” hinter den unter religiöser Flagge segelnden Gewaltexzessen steckt: wirtschaftliche Interessen, Interessen von Stämmen, von Ländern – alles geschenkt. Aber sorry; der irrationale Bullshit- und Manipulationsfaktor ist bei Religionen einfach systemimmanent: Ich schlag dir jetzt mal die Fresse ein, du Ungläubiger. “Deus oder der Prophet vult.” Judäische Befreiungsfront contra Befreiungsfront Judäas.

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Das heißt allerdings noch lange nicht, dass der Präsident der Vereinigten Staaten (wenn er halt ein Präsident wäre und nicht nur ein Präsidenten-Darsteller…) Videos retweeten sollte, die von einer islamfeindlichen “Bewegung” mit einer zum Teil eben doch irreführenden Kontext-Agenda ins Netz gestellt werden. Aber die Sache hat natürlich Methode: Erst mal ungeprüft raushauen an die Schwachmaten-Community. Auf den Wahrheitsgehalt kommt es nicht so sehr an. Sondern auf die “grundsätzliche” Message.

Antimuslimische Videos – Kritik ist Trump egal · Deutschlandfunk Nova

Deutschlandfunk Nova – Hielscher oder Haase vom 30.11.2017 (Moderation: Diane Hielscher)

Nachklapp 02.12.2017 – Twitter eiert völlig desorientiert und peinlich bei der Antwort auf die Frage herum, warum die Videos und der Retweet vom orangehäuptigen POTUS darauf eigentlch nicht gegen die Twitter-Nutzungsbedingungen verstoßen. Natürlich verstoßen sie eigentlich dagegen.

Datenschutzaktivist Max Schrems gründet „NOYB“ -„none of your business/geht dich nichts an“

Max Schrems ist mittlerweile kein Unbekannter oder Exot mehr; das ist dieser junge Jurist aus Österreich, der sich seit 2011 mit Facebook angelegt hat. Nicht aus Jux und Dollerei, sondern aus gutem Grund, und das äußerst hartnäckig und erfolgreich – da passt das etwas abgedroschene Bild vom Kampf David gegen Goliath wirklich. Mittlerweile, nach mehreren Verfahren durch alle Instanzen bis hinauf zum Europäischen Gerichtshof haben Facebook und die anderen Big Player im Internet das Anliegen und die Botschaft von Max Schrems verstanden bzw. verstehen müssen: Wenn ein Unternehmen hier in Europa mit europäischen Nutzern Kohle machen will, muss es sich auch an europäische Gesetze und Datenschutzvorschriften halten.

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Bislang hat Max Schrems seinen Streit quasi im Alleingang (wenn auch schon mit finanzieller und personeller Unterstützung und “Sympathien” bis hinauf zur EU-Kommission…) geführt. Jetzt hat er eine Organisation gegründet, die die dabei gesammelten Erfahrungen und personellen Ressourcen bündeln und fortführen will. NOYB heißt die, das steht für „none of your business“ – „geht dich nichts an“. Nach österreichischem Recht ist das erstmal ein gemeinnütziger Verein, und den können und sollten alle an Datenschutzfragen Interessierte in einer Art Crowdfunding-Verfahren fördern. 🙂 Denn die Diagnose von Max Schrems wird ja von den “offiziellen” Datenschutzbeauftragten geteilt: Sie selbst, mit zwei, drei Stellen und einem knappen Budget ausgestattet, können den milliardenschweren IT-Giganten mit Stammsitz USA (oder Steuerparadies…) gar nicht wirksam Paroli bieten.

NOYB will mit Öffentlichkeitsarbeit, aber auch vor allem auch mit der konkreten Unterstützung von musterhaften Datenschutzklagen dazu beitragen, dass das EU-Datenschutzrecht zukünftig nicht nur auf dem Papier steht. Das soll aber nicht ideologisch und einseitig werden; NOYB will auch umgekehrt Unternehmen dabei helfen, datenschutzkonform im Netz zu agieren. Und dann wiederum auch eine Anlaufstelle für Whistleblower werden, die Verstöße aufdecken wollen. Auf jeden Fall bietet die neue Organisationsform eine bessere Chance, die formaljuristische Pseudo-Verteidigungsstrategie von Facebook und Konsorten auszuhebeln: Max Schrems sei ja gar nicht als Privatperson klagebefugt – und andererseits: Sammelklagen seien aber auch nicht zulässig 🙂 …

Deutschlandfunk Nova – Hielscher oder Haase vom 29.11. 2017 (Moderation: Diane Hielscher)

Bizarre Kontakte zu Donald Trump jr.: Wikileaks auf Abwegen

Donald Trump jr. ein Jahr lang in Kontakt zur Enthüllungsplattform Wikileaks, und das seit September 2016, also in der ganz heißen Phase des Wahlkampfs um den Einzug ins Weiße Haus – das hört sich nach einem weiteren Beleg für unsaubere Machenschaften des Trump-Teams an; schließlich dürfte die Veröffentlichung der internen Emails der Demokraten-Partei ein entscheidender Faktor für Hillary Clintons Wahlniederlage gewesen sein. Aber trotz aller Antipathie zum Lager des POTUS-Darstellers: Ich weiß nicht, was man Donald Trump jr. in dieser Sache ernsthaft vorwerfen will – er hat ja so gut wie gar nicht auf die Twitter-Avancen reagiert; möglicherweise war ihm oder seinem Team die Sache auch nicht geheuer – da hätte er dann deutlich mehr politische Klugheit gezeigt als die Prankster-Opfer aus der Entourage seines Vaters.

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Skandalös ist vielmehr das Verhalten von Wikileaks bzw. von Julian Assange – das Ganze als listigen Versuch darzustellen, Trump jr. zu einem Selbstleak zu verführen, das nimmt man der Plattform und ihrem Anführer nicht mehr ab. Wikileaks ist mittlerweile “Assange.org” und verfolgt eine eigene, unseriöse und anrüchige Agenda. Für verantwortungsvolle Whistleblower, die Missstände aufdecken wollen, gibt es inzwischen andere Ansprechpartner.

Julian Assanges Taktik: Bizarre Strategien bei Wikileaks · Deutschlandfunk Nova

Deutschlandfunk Nova – Hielscher oder Haase vom 15.11.2017 (Moderation: Diane Hielscher)

Twitter-Account von Donald Trump gelöscht – leider nur für 11 Minuten

Der Mitarbeiter/die Mitarbeiterin von Twitter, der/die den dauerzwitschernden, orangegelockten Singvogel im Weißen Haus mal eben als letzte Amtshandlung den Schnabel verbunden hat, ist ja postwendend für den Friedensnobelpreis nominiert wurden. Aber bereits nach 11 Minuten hatte der Präsidenten-Darsteller sein Sprachrohr wieder – dass therealdonald tatsächlich mal wie seine Steigbügelhalter aus der Altright-Ecke vom Kurznachrichtendienst suspendiert oder rausgekickt wird, ist praktisch undenkbar; Geschäft ist schließlich Geschäft.

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Es gibt ja ein paar Nörgler, die die ganze Aktion gar nicht witzig finden. Klar, wenn ein niederer Support-Mitarbeiter mal eben dem POTUS den Zwitscher-Hahn abklemmen kann, dann kann er vielleicht auch auf eigene Faust den Start sämtlicher US-Atomraketen auf Pjöngjang, Beijing, Teheran und Moskau ankündigen. Und dann kann man gemütlich abwarten, ob es irgendwo noch andere Bekloppte gibt, die die (in diesem Fall dann auch noch gefälschten, aber das wäre ja nun echt schwer zu erkennen…) Tweets eines Bekloppten für bare Münze nehmen. Oder vielleicht wird der Gegenschlag und die Vernichtung der Welt dann ja auch ganz zeitgemäß durch eine KI ausgelöst, die Tweets “verstehen” kann und automatisch reagiert?

Donald Trump: Auf Twitter gelöscht für 11 Minuten · Deutschlandfunk Nova

Deutschlandfunk Nova – Hielscher oder Haase vom 03.11.2017 (Moderation: Diane Hielscher)

Jesus contra Satan: Wie die russischen Anzeigen im US-Wahlkampf tatsächlich aussahen

Es ist mittlerweile keine Spekulation mehr, sondern erwiesen: Russland hat versucht, Einfluss auf die US-Präsidentschaftswahlen zu nehmen. Die Anzeigen bei Google,  Facebook und Twitter haben doch sehr viel mehr US-Bürger zu sehen bekommen, als zuerst behauptet – die bewährte Salamitaktik der IT-Firmenchefs verfängt hier nicht mehr so recht; bei der Untersuchung vor dem US-Senat werden gerade die Vertreter der betroffenen Internet-Unternehmen doch recht intensiv befragt bzw. vielmehr „gegrillt“. Wie die von russischen “Agenturen” geschalteten Anzeigenmotive konkret aussahen, das wussten wir bislang nicht. Jetzt haben Facebook und Co. die Karten auf den Tisch gelegt und die Anzeigen herausgerückt.

 

Und da weiß man nicht, ob man lachen oder weinen soll. Genau wie schon im Vorfeld angedeutet – die Motive nehmen gar nicht etwa nur Partei für Donald Trump und gegen Hillary Clinton; sie bedienen praktisch das ganze Spektrum der politischen bzw, gesellschaftlichen Auseinandersetzung in den USA – und das auf eine möglichst plakative Weise. Wenn man sich aber klar macht, das einzelne Motive sehr gezielt auf Basis der Social-Media-Geschichte einzelner User individuell präsentiert werden konnten, ist die ganze Aktion sehr viel weniger ein “Schrotschuss”, als einem das beim nachträglichen Durchblättern der Anzeigen vorkommt.

Wer sich von einem kitschigen Jesus-contra-Satan-Armdrück-Bildchen (theologisch ist das auch äußerst problematisch…) in seiner politischen Willensbildung beeinflussen lässt, ist natürlich debil. Aber wer sagt, dass sich Demokratie nur an geistig Gesunde richtet – sowohl was die Wähler als auch was den Gewählten betrifft? Insofern folgte die Aktion also dem Kalkül: Je mehr Polarisierung, desto besser für Trump und desto schlechter für Clinton. Ob man im Kreml (na klar – die Troll-Agentur hat diese Kampagne wie auch das andere Tagesgeschäft natürlich nur auf eigene Initiative hin oder aus Spaß an der Freud durchgeführt 🙂 )  im Nachhinein mit der Einflussnahme glücklich ist, das ist noch mal eine andere, auch wieder sehr lustige Frage.

Manipulation des US-Wahlkampfs: Russische Anzeigen · Deutschlandfunk Nova

Deutschlandfunk Nova – Hielscher oder Haase vom 02.11.2017 (Moderation: Diane Hielscher)

Hack auf NSA-Contractor: Ist Kaspersky-Antivirensoftware verantwortlich?

Kaspersky ist einer der Marktführer bei Antivirensofware und IT-Sicherheit, und das weltweit. Die Firma und ihre Mitarbeiter verfügen zweifellos über exzellentes technisches Knowhow; bei der Aufdeckung und Analyse von Hacking-Angriffen ist Kaspersky immer vorne mit dabei. In den USA hat das Unternehmen allerdings seit Monaten gewaltige Probleme. Die russische Firma Kaspersky habe enge Verbindung zum russischen Geheimdienst, heißt es dort – US-Regierungsbehörden dürfen die Antivirensoftware nicht mehr verwenden. Und nun gibt es angeblich neue Belege dafür, dass Kaspersky bei dem höchst peinlichen Hack auf die Cyberangriffswerkzeuge der NSA eine Rolle gespielt haben soll.

Für das Unternehmen sind die Vermutungen und Vorwürfe eine Sache von allerhöchster Brisanz – man habe sich da nichts zuschulde kommen lassen, beteuert Kaspersky. Und in der Tat sieht es im Fall des anscheinend höchst fahrlässigen NSA-Contractors eher so aus, als habe die Antivirensoftware nur ihren Job gemacht – und entsprechend der aktivierten Echtzeit-Cloudanalyse dann eben auch Samples der dubiosen Dateien auf die Kaspersky-Server hochgeladen. Mein vorläufiges Fazit: Für Normal-Anwender ist das Unternehmen nach wie vor genauso oder genauso wenig vertrauenswürdig wie andere Hersteller. Ob ich mich aber als NSA-Mitarbeiter auf die absolute Immunität Kasperskys gegenüber irgendwelchen etwaigen “Wünschen” oder Forderungen russischer Behörden verlassen würde, ist noch mal eine andere Frage… 🙂

Deutschlandfunk Nova – Hielscher oder Haase vom 06.10.2017 (Moderation: Diane Hielscher)

Nachklapp 02.12.2017 – Logischerweise sind auch westliche Geheimdienste völlig schmerzfrei bei “false flag”-Operationen, auch wenn das für ein Privatunternehmen wie Kaspersky geschäftsschädigend sein könnte. Dass die russischen Virenjäger die NSA-Spionagemalwaredateien tatsächlich entdeckt und analysiert, dann aber restlos wieder gelöscht haben wollen, das fällt mir -sorry- sehr schwer zu glauben. Mittlerweile warnt auch das britische National Cyber Security Centre die einheimischen Behörden davor, Kaspersky-Software einzusetzen. Und last but not least – der unselige NSA-Contractor hat sich schuldig bekannt und dürfte trotz seiner Dienste für die Nation noch ein paar Jahre seines Ruhestands hinter Gittern verbringen.