Archiv für den Monat: Oktober 2023

Eine einigermaßen lustige Aktion in meinem Wohnviertel

Als ich am Samstag nach Hause gekommen bin nach der Sprachaufnahme für meinen Schwerpunkt in “Computer und Kommunikation” im DLF, da habe ich dieses einigermaßen lustige Flugblatt in meinem Briefkasten vorgefunden:

Eigener Scan

Ich habe dazu mal eine kleine Mail an die Initiatoren geschrieben:

Liebe Pappnasen –

Ich habe am Samstag euer – na ja, einigermaßen lustiges – Flugblatt in meinem Briefkasten in Marienburg, am Südpark 23 vorgefunden. Nachdem ich gerade von meiner Arbeit im DLF zurückgekommen bin.

Jetzt kann ich natürlich euer Flugblatt als allgemeinen Denkanstoß auffassen – wobei ich mich natürlich dann fragen müsste – warum bekomme ich das denn in meinen Briefkasten? Oder als posthumen Hinweis auf eure Demo in Marienburg – da werden vermutlich hunderttausende durch unseren Ortsteil gezogen sein. 🙂 Leider habe ich das nicht mitbekommen, weil ich da gerade weg war wegen Arbeit.

Oder ich könnte euer Flugblatt vielleicht auch als Beschuldigung oder Anschiss auffassen. Ganz ehrlich gesagt – diesen kleinen intuitiven Eindruck habe ich gerade.

Nur mal zu eurer Info: Da seid ihr bei mir ganz falsch. Ich wohne hier zur Miete. Zu einer sehr hohen Miete, die ich allerdings auch mit Arbeit verdiene. Ich habe kein geerbtes Vermögen, bin nicht mit goldenen Löffeln im Mund geboren, muss selber putzen und das Klo reinigen, esse keinen Kaviar, bin Gewerkschaftsmitglied und habe keinen SUV, sondern nur einen ganz kleinen schnuckeligen Mini, mit dem ich auch nur ab und zu Golfturnieren fahre. Unter 10.000km pro Jahr. Ansonsten Fahrrad. Früher bin ich immer Bahn gefahren, aber die ist einfach nur Scheiße.

Dass es in Marienburg leerstehende Häuser gibt, ist mir auch klar. Die hab ich in der Scheiß-Corona-Zeit sozusagen mal selbst entdeckt, als ich hier rumgelatscht bin. Danach hab ich mich auch mal informiert und eben genau diese Geschichten erfahren, dass da Erbstreitigkeiten vorliegen – teilweise aber auch Schwierigkeiten bei den Erben, die notwendigen Sanierungskosten zu stemmen.

Das ist irgendwie suboptimal – aber eure Suggestion, eine Lösung hier könnte irgendwie substantiell zur Lösung irgendwelcher Wohnungsprobleme in Köln beitragen – die ist doch völlig absurd und Banane. Wenn diese Häuser irgendwie wieder saniert und belebt werden, dann werden da garantiert keine Sozialwohnungen entstehen. Auch vom Platz her werden da bestenfalls ein paar wenige Wohnungen möglich sein – der Effekt auf das generelle Problem wird also marginal sein.

Und dann komme ich mal gerne – obwohl eben nicht mit goldenen Löffeln geboren, Mieter und Arbeiter und Journalist und Gewerkschaftler auf eure tolle Agenda zurück: Ich könnte euer tolles, einigermaßen lustiges Flugblatt ziemlich easy mal variieren auf die „unverschuldet und vermeintlich arme“ Klientel. Die in der sozialen Hängematte. (Mir ist total klar, dass das bei vielen Leuten nicht zutrifft. Bei vielen aber eben doch.) Viele eurer Programmpunkte kann man da direkt unverändert stehen lassen. („Arbeiten, und zwar selber.“ / Spülen, waschen, kloputzen, staubsaugen./Es muss nicht immer Kaviar sein./ Tausche geliehenen Ferrari zum Wettrennen-Fahren und Fußgänger-Killen gegen ÖPNV/ Dan-ke, tei-len, wir“) Zu eurer zweiten, auch einigermaßen witzigen Seite fällt mir auch entsprechend was ein, ich habe gerade nur keinen Bock, das grafisch umzusetzen, weil ich morgen früh wieder arbeiten muss.

Fazit – ihr seid echt etwas; oder vielmehr sogar sehr naiv, so eine Sozialkritik hier mit plakativem „witzigem“ Sozialneid in ein Wohnviertel reinzutragen.

Bei der grundsätzlichen Problematik bin ich ganz d’accord. Klar gibt es ein gesellschaftliches Problem. Aber nicht nur eines von „unverdient Reichen“.

Lg,

Michael Gessat – leider kein Kapitalist…

 

P.S. Die Mail an die Pappnasen an die unter Kontakt angegebene Kontakt-Adresse ist zurückgekommen, ich probiere jetzt mal die zweite. Ich bin ja zum Glück kein Rechtsanwalt, sonst würde ich euch schon direkt kostenpflichtig abmahnen. 😛