Archiv für den Monat: Juli 2011

Online-Talk: Smilla Dankert – anders-anziehen.blogspot.com

Die Kölnerin Smilla Dankert betreibt ein Streetblog; ein Fashionblog der besonderen Art. Sie zeigt dort Menschen aller Altersklassen, und lässt sie fernab von Modetrends ihre Geschichten erzählen. Für anders-anziehen.blogspot.com erhielt Smilla Dankert im vergangenen Jahr eine Nominierung für den Grimme-Online-Award in der Rubrik “Kultur und Unterhaltung”. Smilla Dankert zieht mit ihrer Kamera durch die Stadt. Wenn sie jemanden trifft, der ihr ins Auge fällt, spricht sie die Person an und fragt, ob sie ein paar Fotos machen kann.

Im Online-Talk spricht sie über ihr Anliegen und über die Relevanz von “Mainstream-Modeblogs” – außerdem geht es um die in Berlin stattfindende Fashion Week. Wenn sie nicht bloggt, arbeitet Smilla Dankert als Kostümbildnerin für Film- und Fernsehproduktionen.

Die Bookmarks von Smilla Dankert:

http://unknownhipster.com/
Jean-Philippe Delhomme, Maler und Illustrator, zeichnet und schreibt sich die Anmaßungen von Lifestyles und Zeitgeist von der Seele.

http://www.theyshootmusic.at/
Eine kleine Gruppe musikbegeisterter Österreicher dreht mehr oder weniger improvisierte Videos mit Bands, die gerade auf Tour und vor Ort sind (meist in Wien)
Sarah und Michael von TSMDT habe ich in Köln auf der Strasse angesprochen und für meinen Blog fotografiert:
http://anders-anziehen.blogspot.com/2011/02/they-shoot-music.html

http://songdestages.de/
Joha und Ben posten Musik.

http://www.gespenst-der-armut.org/
Elke Brüns thematisiert Armut.

http://www.rebelart.net/diary/
Alain Biber schreibt über Kunst: Streetart, Culture Jamming, Adbusting und andere Subversitäten

http://konsumpf.de/
Peter Marwitz betreibt das “Forum für kreative Konsumkritik”

http://mehlschwitze-allesausserkochen.blogspot.com/
Neuentdecktes persönliches Privatvergnügen; Mr. Wilson, Bewohner einer kleinen deutschen Stadt kanns einfach gut mit den Worten.

http://mistermort.typepad.com/
Mordechai Rubinstein aus New York verleiht seiner Leidenschaft für hauptsächlich Männer-Mode, Männer-Kleidung und Männer-Typen Ausdruck. Klar am Handwerk und diversen klassischen Ausprägungen von Kleidung interessiert präsentiert er was ihm unterwegs so begegnet; gerne mal halbdurchgescheuerte Maßhemden zum lebenslangen Tweedjackett, mit Stolz und Würde getragen.

Moderatoren des Online-Talks sind Michael Gessat und Konstantin Zurawski.

DRadio Wissen – Online-Talk vom 9.7.2011

3D-Secure – Fragwürdige Sicherheit bei Kreditkartenzahlung

Mehr Sicherheit ist immer etwas Schönes. Für Kunden. Aber auch für Anbieter. Fragt sich halt nur, wer für diese Mehr-Sicherheit zahlt. Auf dem Finanzmarkt gibt es ja so herrliche Konstrukte wie Verbraucherkredite für Leute mit etwas schlechterer Bonität, für die trotz niedrigster Zentralbank-Refinanzierungsraten dann bis zu 16% Zinsen berechnet werden. Und zusätzlich drückt der Bankberater dem Kunden noch “wohlmeinend” eine Versicherung auf, die im Fall eines Arbeitsplatzverlustes die Weiterzahlung der Kreditraten garantieren soll. Eine Super-Idee: Damit ist dann das Risiko der Bank quasi gleich Null, und der Kunde zahlt zu den Wucherzinsen (in denen ja sein Ausfallrisiko schon eingerechnet ist…) noch mal einen Wucher-Aufschlag.

Ganz so schlimm ist es bei den neuen Sicherheitsverfahren für Kreditkartenzahlungen im Netz nicht. Trotzdem: Bislang haben Kunden eigentlich bei Online-Zahlungen überhaupt kein Sicherheitsdefizit. Bei missbräuchlichen Belastungen (zum Beispiel nach dem immer wieder vorkommenden Hacken von Anbieter-Datenbanken…) haftet nämlich schlicht und ergreifend die Bank bzw. die Kreditkartenfirma – auch wenn die Reklamation einer etwaigen Fehlbuchung vielleicht etwas Mühe macht. Und als Analogie zu den Verbraucherkrediten: Die Kosten für diese Betrugsfälle sind bislang halt in die Gebühren für die Transaktionen und einen Schritt weiter in die Händlerpreise einkalkuliert – letzlich zahlt für das Betrugsrisiko am Ende eh schon der Kunde – und zwar auch der ohne Kreditkarte 🙂 …

Natürlich gibt es neben dem Betrug durch Dritte auch Fahrlässigkeit oder sogar Missbrauch bei gewissen Kreditkarten-Nutzern. Grundsätzlich aber kann man sagen: die neuen Absicherungsverfahren gegen Kreditkartenbetrug helfen prinzipiell zunächst einmal vor allem den Kreditkartenunternehmen und den Händlern. Für die ehrlichen Kunden hingegen können sie sogar prinzipiell deren Position gravierend verschlechtern; wenn nämlich das Haftungsrisiko nach dem Einsatz von vermeintlich sicheren neuen Passwort- und Legitimierungsverfahren nach einem trotzdem erfolgreichen Hack (und das ist technisch gesehen durchaus möglich…) an ihnen hängen bleibt.

Zumindest in Deutschland allerdings schwören Banken und Kreditkartenfirmen – nicht zuletzt nach kritischem Nachhaken der Stiftung Warentest – Stein und Bein, dass sie auf eine solche Haftungs- und Beweislastumkehr verzichten wollen…

Eine gute Idee – denn sonst müssten sich Kunden ganz ernsthaft überlegen, ob sie tatsächlich bei Einkäufen im Netz weiterhin eine Kreditkarte verwenden sollten…

Fragwürdige Sicherheit bei Kreditkartenzahlung.

Deutschlandfunk – Computer&Kommunikation vom 02.07.2011

Was heißt hier relevant?

Von News-Aggregatoren, Social-Media-Tools und dem Aufstöbern nützlicher Informationen im Web.

Menschen, die ganz genau wissen, was sie wollen, haben es leicht – auch im Netz. Wer da zum Beispiel ganz konkret benennen kann, wonach er sucht, dem schaffen Google und Bing in Sekundenbruchteilen Antworten herbei. Je konkreter die Suchanfrage ist, umso besser, und das klappt auch bei “brandheißen”, ganz aktuellen Entwicklungen – die Suchmaschinen-Spider klappern die großen Nachrichtenseiten mittlerweile im Minutenrhythmus ab. Für Menschen, die nicht so ganz genau wissen, was sie wollen, ist alles etwas komplizierter – auch im Netz. Denn mit der Fragestellung “was passiert gerade, worüber wird gerade gesprochen und was ist davon für mich persönlich interessant?” kann man einer Suchmaschine nicht kommen – noch nicht. Dabei ist eine solche “unkonkrete” Erwartungshaltung mittlerweile nicht mehr die Ausnahme, sondern völlig normal – für alle jedenfalls, die das Internet als zentrales Informationsmedium nutzen. Theoretisch ist das aktive Suchen ja ohnehin überholt, ganz im Sinne der legendär gewordenen Formulierung eines amerikanischen College-Studenten aus dem Jahre 2008: “Wenn eine Nachricht wirklich wichtig ist, wird sie mich finden.” Eine der vielen möglichen Interpretationen des Ausspruchs: Die Information wird dann irgendwann über Facebook oder Twitter hereinkommen – und das eben nicht nur, wenn sie einfach populär ist, sondern auch dann, wenn ein Bekannter denkt, sie könnte interessant für einen sein. Die Multiplikations- und die Filterwirkung der sozialen Netzwerke erzeugt also automatisch ein zusätzliches Relevanzkriterium; gewissermaßen ein personalisiertes “Relevanz-Tag” zu einer Nachricht. In der Tat bietet sich damit der vielversprechendste Ansatz, den “unkonkreten” Zugriff auf (vermutlich …) relevante Informationen und Themenfelder im Netz einigermaßen automatisiert und strukturiert in den Griff zu bekommen. Ein Kandidat für Verbesserungen wäre ja der RSS-Newsreader, nach wie vor das Mittel der Wahl, um sich zumindest schnell einen Überblick zu verschaffen. Normalerweise sieht man dort nur Nachrichten aus Quellen, die man abonniert, also vorher explizit ausgewählt hat. Zusätzliche RSS-Feeds aus Twitter und Facebook bringen zwar theoretisch den erwünschten Blick über den Tellerrand – aber egal ob beiden grafisch nett gemachten Applikationen wie Flipboard oder Pulse für das iPad oder bei Web-Lösungen wie Google Reader und Varianten: Alles läuft hier nebeneinander her, es fehlt die thematische Gruppierung – die auf einen Blick klarmachen könnte, welche Nachrichten gerade “heiß” sind, wo Beziehungen zwischen verschiedenen Netzquellen bestehen, worüber möglicherweise gerade in Blogs diskutiert wird. Semantisches Clustering ist aber ganz und gar nicht trivial; die zusätzliche “Würzung”, sprich die Gewichtung mit Relevanz-Indikatoren aus dem “social graph” erst recht nicht. Der Newsreader Fever, den man sich auf einem Webserver installieren muss, erkennt und sortiert Themen wenigstens dann, wenn verschiedene Quellen untereinander verlinkt sind. Das interessante Projekt “Tattler”, eine Drupal-Anwendung, die ebenfalls auf einem eigenen Server eingerichtet werden muss, scheint bedauerlicherweise eingeschlafen zu sein. Soll ein “intelligenter” News-Sammler nicht nur als private Webserver-Anwendung für wenige Personen, sondern als öffentlicher Web-Service laufen, dann drohen zudem sehr schnell massive Server-Kapazitätsprobleme. Das von der deutschen Web-Community als Nachfolger des Blog-Aggregators Rivva herbeigesehnte Newshype.de scheint zumindest keine “leichte Geburt” zu sein; ambitionierter und weiter ist man beim amerikanischen Xydo. Die neuen Aggregatoren werden dringend gebraucht – und sind eigentlich schon von Anfang an chancenlos: Während die Neuankömmlinge an Bewertungsalgorithmen herumschrauben, eigene Bots auf die Reise schicken oder APIs anzapfen, haben Google und Bing schon längst alles Nötige beisammen – auch für Surfer ohne konkrete Suchanfrage.

(Dieser Text erschien als “Netz.Blick” in der Zeitschrift “Digital”, Ausgabe Juli/August 2011.)