Archiv für den Monat: Januar 2017

Telekom-Zwangsunterbrechung mit Überraschungseffekt

Da habe ich vor ein paar Tagen ein Briefchen von der Telekom erhalten:

Automatische Umschaltung im Netz. Sie brauchen nicht vor Ort zu sein.

Wenn man es genau nimmt, wäre es sogar besser, wenn ich nicht vor Ort bin bei der automatischen Umschaltung. Weil dann nämlich meine Leitung tot ist.

Wichtig dabei: An diesem Tag sind Sie für bis zu 30 Minuten nicht erreichbar. In dieser Zeit können Sie mit dem oben genannten Anschluss nicht telefonieren, im Internet surfen oder Entertain nutzen. Bitte denken Sie daran, insbesondere, wenn Sie einen Hausnotruf oder eine Alarmanlage an Ihrem Anschluss haben.

OK – das wäre jetzt suboptimal, wenn die automatische Umschaltung mir in eine Sendungs-Vorbereitung hineingrätschen würde. Also schau ich doch mal nach, wann der Termin denn bei meinem Anschluss konkret angesetzt ist. Dafür hat die Telekom eine Abfrage-Seite aufgesetzt: www.telekom.de/netzumschaltung. Hier erfährt man z.B., was einem die tolle Umschaltung überhaupt alles bringt an Verbesserungen – wer mag, kann dazu auch ein extra produziertes kleines Filmchen auf der Seite anschauen, das hat einen ganz speziellen Charme. (Tschüss. Und machen Sie’s gut.)

Die Technologie, die wir einführen, heißt Broadband Network Gateway. Sie ermöglicht zum Beispiel, dass Ihr Anschluss automatisch erkannt wird. Dadurch wird die Einrichtung eines Internet-Zugangs künftig viel einfacher. Mit einem aktuellen Router der Telekom müssen Sie dann keine Zugangsdaten mehr eingeben!

Juchu!! Obwohl – war das nicht schon seit gefühlt zwanzig Jahren eh so, dass mit dem automatische-Zugangsdaten-eintragen? Na ja, egal. Und einen Telekom-Router habe ich ja auch schon nicht mehr, seit mir ein Gewitter und eine dadurch ausgelöste Überspannung den reichlich funktionsbeschränkten grauen Kasten geschrottet hat. Aber da bin ich ganz zuversichtlich, mit meinem geballten IT-Know-How bekomme ich im Zweifelsfall auch meine Fritzbox wieder zum Laufen, nach der automatischen Umschaltung. Wann ist die jetzt noch mal?

Screenshot Telekom-Netzumschaltung

Die Netzumschaltung Ihres Anschlusses hat sich kurzfristig verschoben. Im Moment können wir Ihnen leider noch keinen neuen Termin nennen. Bitte versuchen Sie es in vier Wochen erneut, vielen Dank.

Ach so. Alles klar. Soll meine Sekretärin auf Wiedervorlage setzen. Fräulein Hiltrud, bitte erinnern Sie mich dann rechtzeitig.

Aus technischen Gründen kann sich das angegebene Datum noch kurzfristig ändern.

Ja. Klar. Natürlich. Telekom. Erleben, was verbindet.

Ransomware legt Überwachungskameras und Hotelschließanlage lahm

In einem größeren Betrieb ist das nach wie vor fast unvermeidlich – irgendein Mitarbeiter klickt auf einen Link in einer mehr oder weniger überzeugend formulierten Phishing-Mail, und holt sich Ransomware auf den Rechner und ins Netzwerk. Und wenn der Verschlüsselungsalgorithmus dann sein unheilvolles Werk beendet hat und die Erpressungsbotschaft aufpoppt, hat man einen recht kurzen Entscheidungsbaum: Top-aktuelles Backup auf einem nicht betroffenen Speicherort vorhanden? Nein. Schlüssel des Trojaners schon im Netz bekannt? Nein. Zahlen oder nicht zahlen? Tja…

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Die Stadtverwaltung oder der Secret Service (oder wer auch immer für die befallenen Überwachungskameras in Washington D.C. zuständig war…) hat jedenfalls angeblich nicht gezahlt. Das klingt plausibel – zumindest solange nicht etwas besonderes vorgefallen ist, dürfte der Verlust von ein paar Tagen Kameraaufzeichnungen verschmerzbar sein. Viel dramatischer war hingegen die Situation im österreichischen „Seehotel Jägerwirt“, als das hauseigene IT-System (wieder einmal…) von Ransomware heimgesucht worden war. Die 180 Gäste in dem ausgebuchten Hotel seien nicht mehr in ihre Zimmer, und noch viel schlimmer, nicht mehr aus ihren Zimmern heraus gekommen – so konnte man das auf einer Reihe von Websites lesen. Höchste Panikstufe also – der Hotelchef hätte keine andere Möglichkeit gehabt, als das geforderte Erpressungsgeld unverzüglich zu zahlen.

Ich hatte die Story bei Fefe gesehen, und die Sache mit den eingeschlossenen Gästen kam mir sofort spanisch vor. Natürlich muss sich bei einer Codekarten-Schließanlage in jedem denkbaren Havariefall (Stromausfall, Feuer…) die Zimmertür von innen mit dem Drehknopf öffnen lassen – aber ok, wer weiß, was Hersteller von modernen Gadgets alles verbocken. Die verlinkte Website und die sonstigen Fundstellen fielen aber alle in die Kategorie „Quelle von journalistisch fragwürdigem Wert“, um das mal vorsichtig auszudrücken. Erst auf der „wer-weiß-wievielten“ Folgeseite bei Google kam dann mal ein vernünftiger Treffer – der ORF hatte schon vor einer Woche berichtet; und da war von eingeschlossenen Gästen nicht die Rede.

Daraufhin habe ich einmal selbst beim „Seehotel Jägerwirt“ angerufen und wurde auch gleich zum Chef Christoph Brandstätter durchgestellt.

Ich glaub, das ist a bisserl die stille Post der Presse – es war niemand eingeschlossen, es konnten auch alle Gäste in ihre Zimmer hinein. Eigentlich hat es der Gast gar nicht bemerkt, die meisten Gäste haben es dann aus der Presse erfahren. Es ist so, dass die Computer unten waren und dass wir keine neue Schlüssel ausstellen konnten für anreisende Gäste.

Die Code-Türschlösser im Seehotel Jägerwirt funktionieren jedenfalls so, wie sie sollen und müssen:

Von innen kommt man immer raus. Das ist ja auch feuerpolizeilich so vorgeschrieben.

Unangenehmerweise waren durch die Verschlüsselung aber auch das Kassensystem und die aktuellen Reservierungen betroffen – Brandstätter entschloss sich also, die geforderten 1500 Euro per Bitcoin-Transfer zu „überweisen“. Wonach der Erpresser „freundlicherweise“ die Hotel-IT wieder entsperrte.

Weil so viele Kollegen gesagt haben „Ist mir auch schon passiert“, haben wir uns bewusst dazu entschieden, dass wir damit an die Presse gehen. Dass das Ding so groß wird, damit haben wir nicht gerechnet.

Screenshot vom 29.01.2017, 15.34 Uhr

Bei „Russia Today“ war beispielsweise gleich einmal von 1,5 Millionen Euro Lösegeld die Rede; zur Erheiterung von Christoph Brandstätter:

Wenn ich 1,5 Millionen übrig hätte für Schutzgelderpressung, dann würde ich wahrscheinlich was anderes machen (lacht…) zum Geldverdienen (lacht…) …

Mittlerweile hat RT eine Korrektur gebracht – vermutlich war die um den Faktor 1000 erhöhte Summe eine „Lost in Translation“-Panne (bekanntlich benutzt man im Englischen beim Schreiben von höherstelligen Geldsummen ein Komma, wo im Deutschen ein Punkt steht…). Neben einigen verbliebenen sprachlichen Holprigkeiten 🙂 ist allerdings die Artikelüberschrift und Bildunterschrift z.Z. immer noch falsch. Fefe hat übrigens inzwischen seinem Blogeintrag auch ein Update verpasst.

​​Das Geschäft mit dem Hack · DRadio Wissen

DRadio Wissen – Hielscher oder Haase vom 30.01.2017 (Moderation: Till Haase)

Google gibt die fünf Finalisten für den Lunar X-Wettbewerb bekannt

Gute nachbarliche Beziehungen muss man pflegen. Und das haben wir eigentlich ganz schön schleifen lassen seit einiger Zeit, unser Verhältnis zu unserem nächsten Kumpel im All, dem Mond. Wir Menschen waren zuletzt 1972 oben, danach haben wir eine Reihe von Sonden in seine Umlaufbahn geschickt und irgendwann auf die Oberfläche crashen lassen. Immerhin, die Chinesen haben 2013 mal wieder eine weiche Landung hinbekommen und einen Mondrover mit dem schönen Namen „Jadehase“ abgesetzt. Aber jetzt in diesem Jahr soll da richtig was abgehen, nämlich ein Mondrover-Wettrennen. Nun hat Google die fünf Finalisten des „Lunar X-Prize“ bekanntgegeben – und leider ist unser deutsches Team „Part Time Scientists“ draußen.

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Über die „Teilzeitwissenschaftler“ hatten wir ja gerade bei DRadio Wissen ausführlich berichtet – das Team und sein Mond-Rover haben auch keinesfalls das Handtuch geschmissen – aber für die Deadline des vom Suchmaschinenriesen finanzierten Preises hat es jetzt doch nicht gereicht. Lieber in Ruhe auf dem Erdtrabanten eintreffen, als bei einem unter Zeitdruck improvisierten Raketenstart pulverisiert zu werden – das war wohl die Devise der „Part Time Scientists“. Was die Google-Kohle angeht, bleibt die Geschichte bis kurz vor Jahres-Ultimo spannend – aber die wirklich „wichtigen Schritte für die Menschheit“ haben natürlich mit schnödem Mammon eh nichts zu tun 🙂 …

DRadio Wissen – Hielscher oder Haase vom 25.01.2017 (Moderation: Diane Hielscher)

China verschärft Regeln für VPN-Verbindungen, Android-VPN-Apps unsicher

China will zu einer Internet-Supermacht werden, sagt der chinesische Staatspräsident Xi Jinping. In der Tat sind chinesische Firmen schon ein wichtiger Player in der IT-Branche, egal ob es um die Produktion von Smartphones und anderer Hardware geht oder um Internet-Dienstleistungen oder Software-Programmierung. Andererseits passt der chinesischen Regierung ja ganz und gar nicht, dass es im Netz freien Zugang zu Informationen gibt und vertrauliche Kommunikation – und deswegen gibt es bekanntlich die „Great Firewall“, die große Mauer zwischen chinesischen Usern und dem Rest des Internets. Die Regierung will die Mauer jetzt „noch besser“ abdichten – ab sofort müssen alle VPN-Anbieter im Land eine staatliche Genehmigung beantragen, um ihre Dienste fortführen zu können – oder eben auch eher nicht.

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Was Anbieter im Ausland betrifft, war das Ganze ja eh immer schon ein Katz-und-Maus-Spiel; vor oder während wichtiger Ereignisse – etwa wenn der Volkskongress zusammenkommt oder sich etwas in der Führungsriege der Partei tut, wird die VPN-Blockade besonders streng durchgesetzt, außerhalb solcher kritischer Zeiträume kann eine „getunnelte“ Verbindung ins unzensierte Netz auch wieder besser funktionieren.

Auch die User in China haben natürlich ein paar Wahlmöglichkeiten, wie sie VPN denn konkret nutzen möchten – peinlich ist natürlich, wenn auf dem meist verwendeten Betriebssystem für mobile Geräte, Android also, die Mehrzahl der VPN-Apps gefährlicher Schrott ist. Und genau dies ist laut einer Untersuchung von Wissenschaftlern der „University of New South Wales“ und der „University of Berkeley“ der Fall: Die Forscher haben 283 VPN-Apps für Android untersucht – 18% davon haben überhaupt nicht verschlüsselt, 84% die Vertraulichkeit der User gefährdet, und 38% haben den Anwendern sogar gezielt Malware untergejubelt.

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Merkwürdigerweise ist das Paper der Wissenschaftler in der Presse anscheinend gar nicht aufgegriffen worden. Bei dem Ergebnis ist die Vermutung, dass hinter dem Android-VPN-GAU nicht nur „gewöhnliche Kriminelle“, sondern auch interessierte staatliche Stellen stecken, „so abwegig“ nicht. 🙂 Ich selbst, das gebe ich gern zu, bin ja eh ein wenig skeptisch in Bezug auf das Android-Universum 🙂 …

DRadio Wissen – Hielscher oder Haase vom 25.01.2017 (Moderation: Diane Hielscher)

Wissenschaftler warnen: Entsperr-Geste bei Androidgeräten lässt sich „hacken“

Wissenschaftler von der Uni Lancaster haben ein Programm entwickelt, mit dem Diebe, böse Kollegen oder eifersüchtige Partner einen per Geste gesicherten Lockscreen, die Sperrfunktion von Android-Smartphones oder Tablets unbefugt aushebeln können. Dazu müssen sie allerdings zuvor einmal filmen, wie der rechtmäßige User sein Gerät entsperrt. Wer jetzt spontan denkt „so what?“, liegt daneben – mit „filmen“ ist selbstverständlich keine freie Sicht auf den Bildschirm und Finger gemeint. Das Ganze funktioniert vielmehr auch dann, wenn das Gerät gedreht, gekippt und abgewandt ist, solange die grundsätzliche Bewegung der Hand erkennbar bleibt.

The popular Pattern Lock system used to secure millions of Android phones can be cracked within just five attempts — and more complicated patterns are the easiest to crack, security experts reveal. Credit: Lancaster University

Anschließend setzt der Algorithmus die registrierten Bewegungen in Beziehung zur relativen Position des Gerätes – und erstellt eine Liste mit plausiblen Entsperrmustern, nach Wahrscheinlichkeit geordnet. Hilfreich ist dabei, dass die Punktmatrix beim Lockscreen die Anzahl der möglichen Varianten beschränkt, und paradoxerweise lassen sich komplizierte Gesten (die ja an sich einen besseren Schutz gegen das einfache Ausprobieren bieten…) sogar leichter „entschlüsseln“ als einfache. Auch wenn nicht jeder potentielle Dieb, böse Kollege oder eifersüchtige Partner sofort mit der Methode operieren wird – das Verfahren ist auf jeden Fall weit weniger aufwendig und daher plausibler als das Fingerabdruck-nachmachen vom Selfie-Foto 🙂 …

DRadio Wissen · Android-Smartphones: Wie Taschendiebe die Entsperrung knacken

DRadio Wissen – Hielscher oder Haase vom 24.01.2017 (Moderation: Diane Hielscher)

Die „Chan Zuckerberg Initiative“ kauft Wissenschafts-Suchmaschine Meta

Es gibt ja manche Menschen, die haben das sprichwörtliche Problem, dass sie nicht wissen, wohin mit ihrem Geld. Weil es eben so wahnsinnig viel ist. Warren Buffet, dann auch Bill und Melinda Gates – und eben auch Mark Zuckerberg und seine Frau Priscilla Chan. Allen gerade aufgezählten gemeinsam ist, dass sie ihre Milliarden – oder zumindest einen sehr erklecklichen Teil davon – wieder unter die Leute bringen wollen, und zwar zu wohltätigen Zwecken. Genauso wie die Gates-Stiftung, die sich bekanntlich den Kampf gegen Malaria auf die Fahnen geschrieben hat, nimmt auch die „Chan Zuckerberg Initiative“ Krankheiten ins Visier, die bislang schwer oder gar nicht heilbar sind – Priscilla Chan ist ja selbst Kinderärztin und insofern „vom Fach“.

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Die erste Firmenübernahme ihrer Stiftung fällt auf den ersten Blick ins Fach des Facebook-Gründers – aber Meta, 2014 unter dem Namen ScienceScape als Startup gegründet, ist keine normale Suchmaschine. Wenn nämlich Wissenschaftler oder Studenten nach wissenschaftlichen Fachartikeln suchen, haben sie zwei Probleme: Zum einen ist ein großer Teil gar nicht offen, kostenfrei verfügbar im Netz. Trotz des Trends zum „Open Access“-Modell ist das Publizieren und das fachliche Begutachten, das Peer-Review-Verfahren, immer noch eine Domäne von Wissenschaftsverlagen und ihren Fachzeitungen wie „Science“ oder „Nature“. Ein Artikel, der nicht offen im Netz steht, kann aber typischerweise auch nicht von einer normalen Suchmaschine wie Google indexiert werden.

Das zweite Problem für einen Forscher oder Studenten – mit welchen Begriffen oder Wortkombinationen soll er oder sie eigentlich suchen? Meta setzt hier auf eine gar nicht einmal exklusive Idee: Ein KI-Algorithmus soll die Artikel aufarbeiten, semantisch katalogisieren, die Künstliche Intelligenz soll quasi „verstehen“, worum es in dem Artikel geht. Das würde dann auch umfassen, Querverbindungen zu erkennen und durchsuchbar zu machen – wenn also eine Arbeit eine Vorläuferarbeit zitiert, darauf aufbaut, einen Forschungsstand fortentwickelt oder vielleicht auch ältere Publikationen widerlegt.

Nach dem Kauf durch die Chan-Zuckerberg-Stiftung kann Meta auf die ursprünglich geplanten kostenpflichtigen Optionen verzichten – die Suchmaschine wird also Wissenschaftlern und Studenten kostenfrei zur Verfügung stehen.

DRadio Wissen – Hielscher oder Haase vom 24.01.2017 (Moderation: Diane Hielscher)

Donald Trump übernimmt Twitter-Account @potus – mit kleinen Pannen und „Alternative Facts“

Donald Trump ist der neue Herr im Weißen Haus, und er setzt da gleich vom ersten Moment an eigene Akzente, um das einmal sehr vorsichtig zu formulieren. Die Befehlsgewalt und den Atomkoffer hat er von seinem Vorgänger übernommen, natürlich. Aber die schöne Kinderschaukel, die die Obamas ihren Töchtern 2009 auf den Rasen gestellt hatten, die wollte Trump nicht geschenkt haben und stehen lassen, obwohl sein Sohn Barron William ja mit 10 Jahren eigentlich noch im besten Schaukelalter ist. Den schönen Twitteraccount @potus „President of the United States“, den hat er wiederum gern genommen, obwohl er ja selbst schon einen anderen schönen hat; @realdonaldtrump.

Praktischerweise durfte er die vorhandenen rund 14 Millionen Follower von @potus auch übernehmen, obwohl die ja nicht zwangsläufig Trump-Fans sind. Aber vielleicht interessieren die sich „grundsätzlich“ für das, was der US-Präsident von sich gibt – so ungefähr war wohl die Überlegung bei der „Transition“ des offiziellen Accounts. Die alten Follower und die alten Tweets hat Twitter übrigens unter @potus44 quasi archiviert – und wer Trump als Präsident nun absolut nicht mehr folgen mag (dafür gibt es einige gute Gründe…), muss aktiv „entfolgen“. Wenn das mal im richtigen Leben genauso einfach wäre wie auf Twitter!

Trumps neuer Social-Media-Manager Dan Scavino kennt sich bestens aus im Spannungsfeld zwischen Fakten und Verschwörungstheorien, Trumps neuer Pressesprecher Sean Spicer…

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…landete direkt zu Beginn seiner sicherlich glorreichen Karriere „unter dem Bus“ ; und Trumps „Beraterin“ und PR-Chefin Kellyann Conway kreierte gleich einmal ohne großes Zucken im Gesicht den epischen Memealternative Facts„.

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https://twitter.com/MerriamWebster/status/823221915171061760

Schwierig zu sagen, wer von beiden am ehesten und würdigsten mit „Baghdad Bob“ alias Muhammad as-Sahhaf konkurrieren kann.

Nun könnte man den ersten Auftritt der Trump-Vasallen ja als peinlichen Fehlstart von Dilettanten abheften – möglicherweise ist die Sache aber bereits viel grauenvoller; möglicherweise ist die Desinformation schon Teil einer Umdeutung der Wirklichkeit nach dem Vorbild von Trumps bestem Kumpel Vladimir Putin. Und wenn man Donald vor dem Ehrenmal der „gefallenen“ CIA-Mitarbeiter etwas über den „Krieg“ mit den Medien schwafeln hört, in dem „wir“, also er sich befindet, dann denkt man natürlich an Trumps zweiten besten Kumpel Recep Tayyip Erdoğan, der ja nicht nur einen ähnlichen gediegenen Geschmack hat, was die Einrichtung von Palästen oder Penthäusern betrifft, sondern in seiner schönen Türkei auch schon mal das durchexerziert, was Trump mit der renitenten US-Lügenpresse nun ebenfalls gerne durchexerzieren möchte.

Sein potentiell dritter bester Kumpel Kim Jong-Un hat da ziemlich ähnliche Vorstellungen und auch eine ähnlich problematische Frisur; allerdings ist Trump in Bezug auf asiatische Staatslenker doch wiederum bislang etwas skeptisch.

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Da muss man mal abwarten, wie sich die Sym- oder Antipathien letztlich einrenken. Bei Twitter ist das ja so ähnlich und vielleicht deshalb auch viel weniger dramatisch, als all die riesigen Zahlen suggerieren:  Wahrscheinlich haben die Trump-Follower und die Trump-Hasser gar keine Schnittmenge; das Fact-Faking und das Lügen-Aufdecken oder -verhohnepiepeln laufen auf unterschiedlichen Channeln. Und die Politiker-Accounts sind eh eine Einbahnstraße. Übrigens: Ich selbst komme doch auch schon nicht dazu, die Tweets von denen zu lesen, denen ich folge.  🙂 Und die Fake-Bots, die mir folgen, lesen mich natürlich schon erst recht nicht.

Ein Start mit Pannen · DRadio Wissen

DRadio Wissen – Hielscher oder Haase vom 23.01.2017 (Moderation: Diane Hielscher)

Donald Trump braucht ein neues Handy. Eigentlich.

Manchmal werden Albträume wahr. Ein smarter, intelligenter, emotional authentischer und sportlich gutaussehender Mensch verlässt das Amt des „mächtigsten Mannes der Welt“ (auch wenn die tatsächliche Bilanz nach acht Jahren ernüchternd mager ausfällt, haut einen der Kontrast unfassbar aus den Latschen…) und ein unappetitlicher, infantiler, narzisstischer, rachsüchtiger, sexistischer und höchstwahrscheinlich intellektuell noch unterhalb der Bush-Grenze (* s.u.) daherschrammender Fatzke mit orangem Haupthaar übernimmt.

Ein ernster Tag für uns alle, ein ernster Tag aber auch für Donald Trump selbst. Zum einen stellt sich die Frage „wie bedient man eigentlich diesen komischen Atom-Koffer, wo ich doch schon meinen Videorekorder nicht programmieren kann“.

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Aber noch viel schlimmer: Der Reality-Darsteller und 45. US-Präsident muss „eigentlich“ sein Smartphone abgeben, auf dem er doch permanent und manisch herumtwittert. Weil Smartphones bekanntlich unsicher sind. Und speziell Android-Smartphones der Sicherheits-SuperGAU – ok, ein Modell aus Südkorea ist immer noch besser als eins aus China.

Aber vielleicht ist das vermeintliche Security-Problem bei Donald Trump erstmals gar keins. Der Mann ändert ja eh täglich seine Meinungen, Positionen, Drohungen oder Versprechungen. Was soll man da groß abhören und analysieren? Dem @realDonaldTrump folgen reicht ja völlig.

DRadio Wissen · US-Präsident muss sein Handy abgeben: Weg mit dem Trump-Phone

DRadio Wissen – Hielscher oder Haase vom 20.01.2017 (Moderation: Till Haase)

(*) Anmerkung 03.03.2017 – Ich nehme das zurück. Bush ist doch gar nicht so übel, wie ich dachte. Kommt eben immer auf den Vergleichsmaßstab an.

Facebook, Google, Apple, Microsoft: Last-Minute-Korb für NSA-Untersuchungsausschuss

Dass ein Untersuchungsausschuss des höchsten deutschen Volkssouveräns, des Deutschen Bundestages, nicht so ganz für voll genommen wird – das ist, um der Wahrheit die Ehre zu geben, nicht wirklich neu. Bei vielen Sujets geht es ja um Parteipolitisches oder um Parteipolitiker – da ist dann die „angeklagte“ (aber auch gleichzeitig teilnehmende…) Seite eh der Meinung, die ganze Veranstaltung sei eine Farce. Dann gibt es Herrschaften wie den „mein Name ist Hase“-Ex-VW-Vorstand Winterkorn, die die Statik des hohen Hauses durch Balkenbiegen strapazieren. Und (Ex-)Geheimdienst-Chefs, die die Welt halt eh etwas anders sehen als der Rest der Menschheit.

Dass die geladenen Mark Zuckerberg (Facebook), Brad Smith (Microsoft), Eric Schmidt (vormals Google, nunmehr Alphabet) und Tim Cook (Apple) da komplett in trauter Runde anrücken, als Zeugen oder zumindest „Anhörpersonen“, das kann doch wirklich niemand ernsthaft angenommen haben. (Oder dass zumindest ihre „General Counsels“ kommen? Na ja, vielleicht.) Nachdem sich die Herren bis zum fristgemäßen 12. Januar nicht geräuspert hatten und die Hotelbuchungen ja offenbar auch nicht vorlagen, war die Sache doch wohl endgültig klar.

Aber auch wenn der „Last-Minute-Korb“ dann in Wirklichkeit ein Last-Week-Korb war – die Chuzpe der Unternehmen ist schon beachtlich. Dass mal eine Presseanfrage von kleinen Krauter-Journalisten wie mir nicht beantwortet wird, ist ja klar. Dass man eine popelige Klage von hergelaufenen österreichischen Jura-Studenten abperlen lässt, bis der EuGH die Sache bestätigt, auch klar. Und so komische Abgeordnete sollen sich auch mal nicht so aufplustern.

Die Arschloch-Palme gebührt ja, wenn die Pressemitteilung des Bundestages korrekt und vollständig ist, Apple. Die haben sich gleich mal überhaupt nicht zurückgemeldet. Da wäre es jetzt eigentlich die angemessene Reaktion der Parlamentarier, all ihre iPhones und iPads in einer Aufschrei-Plenarsitzung öffentlich kleinzuhacken.

DRadio Wissen · US-IT-Giganten meiden NSA-Untersuchungsausschuss: „Das Gehabe von Monopolisten“

DRadio Wissen – Hielscher oder Haase vom 20.01.2017 (Moderation: Till Haase)

Prügelei der Schmuddelkinder: Bild verklagt Focus.de wegen Content-Klau

Das ist ja hier mein privates Blog, deswegen mal im Klartext: Bild (und Bild.de und Bild plus…) ist ein widerlicher, erbärmlicher Schund, produziert von irgendwelchen Vollzynikern oder Arschlöchern oder Irren. Und Focus.de ist Clickbait-Scheiße. Da passt es natürlich allerbestens, dass ein ehemaliger Bild-„Journalist“ jetzt Focus.de leitet und ungeniert und möglicherweise mit der genretypischen gegelten Geschmeidigkeit genau haarscharf auf der Borderline der juristischen Interpretationsbandbreite den „Content“ („Fakten, Fakten, Fakten“) seines ehemaligen Arbeitgeber klaut, Entschuldigung, zitiert.

Wie sich die Schmuddel-Rasselbande bei Twitter beharkt, ist schon zum Schreien komisch; wenn die Vorstandsherren im gedeckten Tuch erst allen Ernstes ihrem wichtigsten Traffic-Lieferanten Google den schnöden Raub ihres hehren geistigen Eigentums vorwerfen und einen Schwachsinn wie das Leistungsschutzgesetz durch-lobbyieren, danach aber trotz ihrer Fantasy-VG wieder einknicken nach der Google-Drohung, ihre Schrott-Seiten rauszukicken; wie sie bzw. ihre Schmuddel-Schergen sich dann wieder gegenseitig die Klüten klauen, Entschuldigung, zitieren bzw. wie sie selbst geklauten (z.B. aus Facebook-Profilen…) oder witwengeschüttelten „Content“ an Schwachmaten verhökern wollen, das spottet jeder Beschreibung.

Eigentlich passt da doch so eine Klage überhaupt nicht, das ist doch gar nicht Boulevard-Style. Wie wärs denn mal mit einer Aussprache, einer Klärung so richtig unter Männern, die Bild-Bandidos gegen die Focus.de-Angels? Da hätten wir wenigstens eine schöne Schlagzeile am nächsten Tag.

Zitat oder Content-Klau? · DRadio Wissen

DRadio Wissen – Hielscher oder Haase vom 19.01.2017 (Moderation: Till Haase)