Archiv für den Monat: Januar 2018

Strunzen mit Strava: Fitnesstracker verrät Militärbasen

Ich muss gestehen – anlässlich der letzten anstehenden Verlängerung meines Mobilfunkvertrages habe ich einmal etwas intensiver darüber nachgedacht, ob ich mir vielleicht eine iWatch zulegen soll. Und mich dann erstmal dagegen entschieden (erstens, weil ich gerade etwas Ebbe in der Kasse hatte; zweitens, weil die Eignung der doch recht dicken Uhr als Golf-Gadget am linken Handgelenk noch nicht so ganz erwiesen ist 🙂 …). Aber an sich sind Smartwatches und Fitness-Armbänder ja mittlerweile extrem beliebt: Da kann man halt checken, ob man sein „Bewegungs-Soll“ erfüllt hat.

Und herumstrunzen geht auch: Wenn man nämlich die Daten der Gadgets ins Netz hochlädt – und das ist ja praktisch bei allen Apps vorgesehen – dann können alle „Freunde“ staunen, wie fit und fleißig man ist. Wenn man allerdings einen etwas heiklen Job hat; Soldat oder Spion oder so – dann ist das mit dem herumstrunzen und Daten hochladen vielleicht doch keine allzu gute Idee. Natürlich – in den Zeiten von Google Earth oder anderen Satellitenkarten-Diensten sind die einstmals „geheimen“ Flecken auf der Erde, Militärbasen z.B., nicht mehr wirklich geheim. Wobei Google zumindest bei den Standorten von „Verbündeten“ einen „Sichtschutz“ drüberblendet, so dass Details wie Straßen, Wege, Landebahnen und Gebäude nicht mehr sichtbar sind.

The movements of soldiers within Bagram air base – the largest US military facility in Afghanistan Bild: Strava/BBC

Auf der „Heatmap“ der Fitness-App „Strava“ werden nun solche unter Umständen doch recht heiklen Details sehr schön erkennbar – vor allem in Ländern, in denen außer fremdem Militärpersonal sonst praktisch niemand mit einem Fitnessarmband einhertrabt. 🙂 Neben der reinen Jogging-Topologie der Areale lässt sich aus der Heatmap auch noch ablesen, ob denn an einem Standort (Botschaft z.B.) eher „tote Hose“ angesagt ist; oder ob da plötzlich viele junge, unternehmungslustige und fitte Männer (oder vielleicht auch Frauen…) für einen bevorstehenden Einsatz mit den Hufen scharren. An so etwas kann eigentlich eine verantwortliche Militär- oder Geheimdienstführung trotz aller moderner Offenheit keine rechte Freude haben.  🙂

Fitnesstracker verrät Militärbasen · Deutschlandfunk Nova

Deutschlandfunk Nova – Hielscher oder Haase vom 29.01.2018 (Moderation: Till Haase)

Nachklapp 30.01.2018: Das Pentagon lässt die Sicherheitsauswirkungen „prüfen“

Nachklapp 06.02.2018: Strava hat auch noch etwas „nachgebessert“…

Cyberwährungsbörse Coincheck gehackt, eine halbe Milliarde Dollar futsch

So richtig gut ist die Stimmung in der Cyberwährungswelt momentan ohnehin nicht, der Kurs des Platzhirschs Bitcoin ist  – zumindest von den Höchstständen im Dezember aus gesehen – gewaltig auf Talfahrt gegangen. In China droht die Stilllegung der Mining-Farmen mit ihrem absurden Stromverbrauch, in Südkorea ist Schluss mit dem schrankenlosen Cyber-Handel, und allerorten platzen Abzock-Modelle, die geldgierigen Ahnungslosen ganz ungerührt die Kohle aus der Tasche ziehen.

Da passt natürlich die Nachricht von einem erneuten Cyberbörsen-Superhack (wieder mal in Japan…) mit rekordverdächtiger Schadenssumme wie die Faust aufs Auge; ein deftiger Schlag ins Cyber-Kontor :), wie es ein früherer Kollege immer so schön formuliert hat. Wie der Hack genau abgelaufen ist, darüber werden wie in der nähsten Zeit vielleicht noch näheres erfahren. Aber nahezu sensationell: Die Betreiber von Coincheck stellen eine Entschädigung ihrer Kunden in Aussicht, immerhin 90% der Schadenssumme wollen sie wiedergutmachen – aus „Rücklagen“.

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Donnerwetter – das Cyberbörsen-Betreiben scheint ja noch lukrativer zu sein als das Zocken mit den Währungen selbst.  Ob das Versprechen auch eingehalten wird; da bin ich aber mal sehr gespannt.

Hack auf Cyberwährungsbörse Coincheck: 400 Millionen Euro in Kryptowährung gestohlen

Deutschlandfunk Nova – Hielscher oder Haase vom 29.01.2018 (Moderation: Till Haase)

P.S. Die entwendeten 523 Millionen XEM sind ja natürlich und tröstlicherweise noch irgendwie in der NEM-Blockchain sichtbar – mittlerweile versuchen der oder die Hacker aber wohl, die halbe Milliarde etwas zu stückeln 🙂

P.S. 2 Die japanische Finanzaufsicht hat jetzt auch mal bei Coincheck vorbeigeschaut und einen umfassenden Bericht zu dem Desaster angefordert.

Bluetooth: „Aus“ heißt bei Android nicht zwingend auch „aus“

An sich ist das mit der Geo-Lokalisation bei Smartphones eine tolle Sache. Ich erinnere mich noch sehr gut an ein Abi-Treff mit meinen ehemaligen Schul-Kameradinnen und -Kameraden im tiefsten Süden von Bochum, Richtung Ruhr; eine geradezu idyllische, ländliche Gegend. Ich steige aus dem Bus aus, irgendwo in der Wallachei – über mir Sternenhimmel, um mich herum Dunkelheit. Und irgendwo in dieser Dunkelheit, so in ca. zwei Kilometer Entfernung ist die Gaststätte, wo wir uns treffen. Ich schalte mein Google Maps an und mache ein paar Probeschritte – und der blaue Punkt bewegt sich in die richtige Richtung.

So weit, so gut. Das Ganze funktioniert ja per GPS, oder in etwas bevölkerten Gegenden auch per WLAN-Triangulation – und innerhalb von Gebäuden auch per Bluetooth. Dort, wo die Satelliten-Sicht weg ist und auch der WLAN-Empfang u.U. mau – da gibt es ganz tolle Konzepte: In Museen etwa haben die Exponate jeweils einen Transponder, ein Beacon – und mit der passenden App bekomme ich dann die jeweilige Erklärung für das Kunstwerk auf mein Smartphone. Oder ich latsche an einem Modeketten-Laden vorbei und bekomme spontan einen Gutschein gepusht. Oder ich bin im Supermarkt und stehe vor den Radieschen, und mein Smartphone sagt mir: Radieschen sind gesund und gerade zufällig runtergesetzt.

Bild: ibeacontrends.com

Na ja. Wie toll man diese individuelle, ortsbezogene Ansprache findet – das sei mal dahingestellt. Aber wenn man entsprechende Protokolle mt Ortungs- oder auch sonstigem Privacy-Potential ausschaltet, dann will man doch eigentlich auch, dass die wirklich aus sind. Ist aber nicht der Fall. Dass Android-Geräte noch mehr nach Hause telefonieren als Apple-Devices, war klar – der Werbe- und Suchmaschinengigant verdient über Nutzerdaten, Apple über den Gerätepreis. Bislang jedenfalls. Zur Ehrenrettung von Google: Die erweiterte oder „genauere“ Ortsbestimmung muss man als Nutzer erst mal explizit abnicken („Opt-In“), naheliegenderweise in einer App wie Google Maps oder Google Assist.

Aber trotzdem ist das „Buetooth-an trotz Bluetooth-aus“ eine unangenehme Überraschung oder sogar Irreführung. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Bluetooth: Aus heißt bei Android nicht zwingend auch aus · Deutschlandfunk Nova

DLF Nova – Hielscher oder Haase vom 25.01.2018 (Moderation: Thilo Jahn)

Elektronische Gesundheitskarte: IT-Desaster oder Hängepartie mit glücklichem Ende?

Bekanntlich bekommen wir in Deutschland seit geraumer Zeit nichts mehr auf die Reihe. Jedenfalls kein Großprojekt. Ein paar Beispiele gefällig? Der Flughafen Berlin. Als nächster Kandidat in der Pipeline: Stuttgart 21. Die Hubschrauber und U-Boote bei der Bundeswehr. (Oder eigentlich alles.) Dann die IT-Kracher: Toll Collect. Der Bundestrojaner. DE-Mail. Das gesicherte Anwaltspostfach. Und natürlich; mit schon epischer Anlauf- bzw. Erprobungsphase: Die Elektronische Gesundheitskarte.

Die ist so ein typisches Beispiel für eine geplante Neuerung, von der praktisch alle betroffen sind, bei der viel auf dem Spiel steht, bei der viel schiefgehen kann und bei der man gern möglichst alles richtig machen will. Und bei der es von vornherein jede Menge Leute gibt, denen die ganze Sache sowieso überhaupt nicht in den Kram passt. Bei der Gesundheitskarte sind das u.a. die Ärzte, die in ihren Praxen investieren müssen und sich mit herumzickenden Kartenlese-Terminals und lebensfremden Sicherheitskonzepten (das grenzdemente Mütterlein oder die bildungsferne Patientin aus Anatolien wissen natürlich ihre PIN nicht… Alle anderen: dito 🙂 ) herumschlagen müssen.

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Und von wegen Sicherheit: Natürlich gibt es bei einem Konzept, das die zentrale Speicherung höchst sensibler, für potentielle Angreifer höchst wertvoller Daten vorsieht, Datenschutzbedenken. Nur – dass an sich recht unverdächtige Personen wie der ehemalige Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar der Gesundheitskarte an sich ein ganz gutes Zeugnis ausstellt, das deutet doch darauf hin, dass dieses Konzept trotz aller Bedenken vielleicht doch weit besser und sicherer ist, als der Status Quo. Momentan nämlich werden Arztbriefe und heikelste Information völlig ungeschützt und unverschlüsselt in der Gegend herumgeschickt, per ganz normaler Mail. Oder Post.

Auch Experten wie Matteo Cagnazzo vom Institut für Internet-Sicherheit sehen bei der Gesundheitskarte keine konkrete oder konzeptionelle Schwachstelle – aber natürlich: Die Technologie, möglicherweise auch die Kryptografie auf dem Karten-Chip ist durch die jahrelange Verzögerung nicht mehr unbedingt Stand der Technik. Ob die Konnektor-Boxen z.B. gegen die neu bekannt gewordenen IT-Super-GAU-Szenarien Meltdown und Spectre anfällig sind, ist bislang völlig offen. Und „Security by Obscurity“ (also die Weigerung der Betreibergesellschaft Gematik, die verwendeten Komponenten zu dokumentieren bzw. unabhängigen Fachleuten für Sicherheitsaudits zur Verfügung zu stellen…) war noch nie eine gute Idee.

Aber dennoch: Es kann eigentlich nicht sein, dass wir in Deutschland, Stand 2018, nicht allmählich einen zu vertretenden Übergang von einer analogen bzw. Wildwuchs-digitalen Patientendatenverwaltung zu einem zeitgemäßen System hinbekommen. Von daher bin ich in diesem Fall mal ausnahmsweise optimistisch. Und ausnahmsweise nicht im Lager der Bedenkenträger.

Elektronische Gesundheitskarte – Potenzial nicht ausgeschöpft · Deutschlandfunk Nova

DLF Nova – Grünstreifen vom 24.01.2018 (Moderation: Sebastian Sonntag)

Rassismus-Vorwürfe gegen Kunst-App

Es war nur ein kleines Update  – aber das hat dafür gesorgt, dass letzte Woche in den USA die „Arts and Culture“-App von Google plötzlich ganz oben in den Download-Charts war. Mit der kann man die Museumsbestände aus aller Welt durchstöbern, rund 1 Millionen Kunstwerke, Fotografien und sonstige Objekte, die Google digitalisiert hat. Und als kleinen Stöber-Anreiz gab es nun in der App eine neue Funktion: Man lädt ein Selfie von sich hoch, und bekommt dann per Gesichtserkennung ein Portrait angezeigt, einen Gemäldeausschnitt mit einer Person, die einem ähnlich sieht. An sich also eine lustige Sache – bei den Usern kam das gut an.

Bei den weißen Usern 🙁 . Denn schnell stellte sich heraus: Der Selfie-Ähnlichkeitscheck bringt jede Menge gute, manchmal wirklich frappierend ähnliche Ergebnisse – wenn man weiß ist. Bei Schwarzen, Asiaten oder Latinos, bei „People of Color“ also, ist offenbar der Pool an „passenden“ Bildern sehr viel geringer. Damit sind auch „richtig gute“ Ähnlichkeiten viel seltener; und was noch schlechter ankam: Die zurückgelieferten Portraits zeigen überproportional oft Personen, die unterwürfig, exotisiert oder im Fall von Frauen sexualisiert dargestellt sind.

Ist die „Arts and Culture“ also rassistisch? Google; peinlich berührt, hat natürlich sofort auf diese Vorwürfe reagiert: Nein – die App zeige halt das, was in führenden Museen vorhanden sei; und das wiederum reflektiere selbstverständlich die Verhältnisse der jeweiligen Epochen.

Historische Kunstwerke bilden die Diversität der Welt oft nicht ab. Wir bemühen uns sehr, mehr Kunstwerke online zu bringen, die diese Diversität zeigen.

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Über den Komplex „Kunst“ contra „Political Correctness“ (bzw. „neue Empfindsamkeit“ von angehuschten, angeblich verunsicherten Nachwuchs-Menschlein 🙂 …)  kann man ja endlos diskutieren. Shakespeare ist total verstörend und uncorrect. Die kleinen Penisse an den Statuen von Michelangelo eigentlich auch. Die Nymphen in englischen Gemälden auch. Ok, ok. „Kunst“ hat immer auch schon gewisse andere Bedürfnisse befriedigt, bevor das Internet der Menschheit die universelle Porno-Verfügbarkeit geschenkt hat 🙂 …  Ok, ok – es gibt natürlich auch noch so latent echt etwas „schwierige“ Künstler wie Balthus.

Das klassische Porträt, der weibliche Akt, vorwiegend exerziert an adoleszierenden jungen Mädchen.

Genau. Der weibliche Akt. Exerziert. An „adoleszierenden“ (=minderjährigen…) jungen Mädchen. Da weiß ich jetzt auch nicht mehr so recht. Auf jeden Fall: Die eigenen moralischen Parameter sind halt zeitbedingt. Vielleicht besser als bei früheren Generationen. Vielleicht auch nicht.

Deutschlandfunk Nova – Hielscher oder Haase vom 22.01.2018 (Moderation: Thilo Jahn)

Endlich: Super-Initiative der EU-Kommission gegen Fake-News

Es herrscht Unsicherheit in diesem unserem Land. Seit den Wahlen ist schon viel Zeit verstrichen, und immer noch gibt es keine neue Regierung. Irgendwie wird Angela Merkel in Berlin weiterhin eine Rolle spielen und Horst Seehofer auch; in München oder Berlin; den ganz genauen Zeitpunkt oder Umfang der Rollen kann man noch nicht einschätzen – es gibt da vielerlei nachvollziehbare Motivationen, Absichten und strategische Erwägungen. Ein paar der beteiligten Politiker stechen zuweilen Informationen an die Medien durch. Ganz schlimm.

Die Medien selbst sind selbstverständlich auch korrumpiert und fremdgesteuert; insofern steht natürlich ein furchtbares Unwort und Unding im Raum. Es heißt: „Fake News“. Aber was sind eigentlich „Fake News“? – diese bange Frage wird seit Monaten von vielen besorgten Mitbürgerinnen und Mitbürgern an mich herangetragen. Erst mal die Entwarnung: Wenn Sie sich eh nicht für Nachrichten interessieren bzw. für das, was so in der Welt passiert, dann sind auch „Fake News“ für Sie völlig unschädlich. Weil, die bekommen Sie gar nicht mit.

http://gty.im/866387852

 

Wenn Sie aber über irgendwelche Social-Media-Kanäle mit Nachrichten bzw. einem Nachrichten-Stream versorgt werden, dann haben Sie ein Problem. OK – Facebook mildert das ja gerade zugunsten von problemlosen Cat-Content ab. Aber ansonsten: Fake-News sind Definitionssache. Der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, Donald Trump, hat da eine sehr überzeugende Argumentations-Schablone. Aber mit der gibt sich die notorisch linksradikale EU-Kommission natürlich nicht zufrieden.

„Bekämpfung von Falschmeldungen im Netz“, und das auch noch durch ein „Expertenheer“ (wieso hat man mich da nicht gefragt???) ? 🙂 Die Fake-News löschen; zwangslöschen? Ja!! Oder zumindest ganz soft Gegenhalten mit super-verlässlichen Gegen-Qualitätsnachrichten? Auch eine grandiose Idee. Genauso wie die angepeilten „Bildungsmaßnahmen“. Die minderbemittelten Schwachmaten müssen doch endlich mal kommuniziert bekommen, dass sie halt minderbemittltelte Schwachmaten sind.

Ach so, die BILD-Zeitung ist gar keine Zeitung, sondern ein Fake-News-Propaganda-Vehikel?  Und das schon seit Jahrzehnten? Das sind ja Fake-News, mit denen man sich weiß Gott nicht auseinandersetzen muss und will. Aber was sage ich denn – beginnen Sie doch Ihre Welt-Recherche einfach auf Twitter; da wird Ihnen geholfen.

 

 

Ihr Kredit ist nicht da. Lockvogel-„angebote“ bzw. Verarsche bei smava.de

Liebe Leute bei smava.de: Ich brauche eigentlich nicht ganz dringend einen Kredit über lumpige 1.000 Euro. Oder sagen wir mal so: ein (über einen Zeitraum von drei Jahren rückzuzahlender… 🙂 ) Betrag in dieser doch recht überschaubaren Höhe würde meine finanzielle Situation nicht allzu wesentlich verändern, wie immer die auch sein mag. Ich habe auch glücklicherweise sowohl höhere andererweitige Kreditlinien als auch anderweitig anzapfbare Rück-/Anlagen. Der einzige Grund, warum ich schon im August 2017 mal auf euer „Angebot“ „Kredit zu Minuszinsen“ reagiert habe, war ja mein Interesse als Journalist und als Aufsichtsrat einer von Nullzinsen betroffenen Pensionskasse. 🙂

Würde ich wirklich ausnahmsweise als Privatperson auch einmal „umgekehrt“ von der Sparer-Enteignungs-Strategie der Herren Draghi und Schäuble profitieren? Meine Zins-, Anlage- und Rentenverluste und die aller übrigen Betroffenen ein ganz klein wenig relativieren können? Welch verlockende Hoffnung!

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Super-1a-Enten, so gut wie echt.

Dass – liebe Leute bei smava – Ihr Minuszinsen-„Angebot“ eh nur ein Gimmick ist, dass Sie bzw. die eventuell anbietende Bank (falls es die überhaupt gibt… ) die Minuszinsen selbstverständlich nur als Werbegag auf einen Mini-Kreditbetrag von 1000,- und damit in peinlich streng limitierter Höhe ausloben, war mir schon klar. Trotzdem wäre der Mechanismus „Minuszinsen“ doch etwas schönes/lustiges und eventuell berichtenswertes gewesen; obwohl die angeblich „geschenkte“ Summe natürlich lächerlich gering war und im Vergleich zur herkömmlichen Marketing-/Datenabgreif-/Kundenneugewinnungsprämie weit unterhalb etwa der bei Eröffnung eines neuen Online-Depots lag.

Ich hatte dann im letzten Jahr bei meinem ersten Test-Antrag einigermaßen realistische Angaben zu meinen Lebensumständen und Einkommensverhältnissen gemacht. Und die sehen eigentlich in Relation zu einer Kreditsumme von 1000,- Euro ganz solide aus. 🙂 Der Minuszinsen-Kredit wurde mir allerdings nicht angeboten: stattdessen irgendwelche Alternativen zu 1,95%, oder 3%, oder noch sehr viel höheren Zinsen für sehr viel höhere Kreditsummen. („Darfs auch ein bisschen mehr sein?“)

Mir ist natürlich schmerzlich bewusst, dass ich als Selbstständiger/Freiberufler trotz bestem Schufa-Score bei Kreditvergabe-Algorithmen ein Manko habe: Zu den Algorithmen bzw. deren Programmierern hat sich noch nicht rumgesprochen, dass auch sogenannte „Festanstellungen“ keine lebenslängliche oder auch nur sehr viel kurzfristigere Einkommens-Garantie mehr bedeuten. Auch bei Banken übrigens nicht. Geschenkt.

Ich habe das Kapitel smava.de dann erstmal abgehakt, für einen lustigen Draghi-Bericht hat es ja nicht gereicht. Aber natürlich hat mich das Unternehmen auch weiterhin mit regelmäßigen, dringlichen und gutgemeinten Angeboten über eine Kreditsumme von 1000,- bedacht. 🙂 Heute war es dann wieder soweit. Minuszinsen!! Jetzt aber wirklich. Ich zahle weniger zurück, als ich geliehen habe. Versprochen. (Oder nicht?) Jetzt aber wirklich. Hurra!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das mit der „keine Zweckbindung“ ist mir ganz wichtig. Ich will die Sore nämlich versaufen und/oder verhu… OK. Ich habe dann vorhin noch einmal wieder meine (glaube ich..) in Relation zu einem mickrigen Kredit von 1000,- 🙂 recht hinreichenden Lebensumstände und Einkommensverhältnisse eingetragen, um mir das großartige „Angebot“ sofort zu sichern (mehr als die mickrigen 1000,- gibt es auch diesmal schon als theoretisches Versprechen bzw. Werbe-Gimmick nicht; bei niedrigeren (!!) oder höheren Kreditanfragen erscheinen direkt andere, höhere Konditionen…).

Und natürlich: Auch diesmal bekomme ich den versprochenen Minuszinsen-Kredit und das „geschenkte Geld“ nicht – stattdessen ein „Angebot“ von der Barclays-Bank mit einem Zinssatz von 6,49% (alles klar, solche Renditen sind heutzutage normalerweise nur mit Cyberwährungen drin. Aber versuchen kann man es ja mal 🙂 ); die Postbank als zweiter Anbieter braucht noch etwas länger zum Kalkulieren. Haha. Lasst mal stecken, Leute. Das Porto für die Snailmail könnt ihr euch sparen. Super-Deal. Tadschikistan bestes Land der Welt 🙂 .

Mein Fazit: Die Werbung und das „Angebot“ von smava.de waren und sind weiterhin Bullshit und Lockvogel-Mist. Es gibt noch nicht einmal eine Neu-Kunden-Werbe-Aktion im üblichen oder wenigstens sehr knauserigen Rahmen, sondern nur irreführende/verarschende Mails und nix dahinter. Auch viele Grüße.

P.S. (Wenn Sie wollen, schenke ich Ihnen 6 Euro. Har,har, reingefallen! Natürlich nicht. War nur eine kleine Verarsche. Har-har-har!!!)

P.S. und Nachtrag 18.01.2018: Ich habe heute per Snailmail 🙂 das Angebot bzw. den vorgefertigten Kreditvertrag von barclaycard erhalten. Der ist mit allen Schikanen ausgestattet, u.a. mit einem „Sicherheitspaket“, für das ich mich angeblich schon „zusätzlich entschieden“ haben soll. Das ist mir nicht erinnerlich – welches Kraut raucht ihr eigentlich bzw. in welchem Paralleluniversum seid ihr unterwegs? Ich melde mich bei smava.de auf eine Werbegag-Aktion, bei der ich 6 Euro „gewinnen“ kann, im Gegenzug zur Preisgabe meiner Daten. Und von euch bekomme ich allen Ernstes ein „Angebot“, bei dem ich euch für einen lächerlichen, lumpigen, wegen eures Werbe-Geizes eben auf diese Summe limitierten Kreditbetrag von 1000,- Euro zusätzlich zur Rückzahlung der Kreditsumme 197,90 Euro rüberschieben soll? Ich dokumentiere hier einmal das Formular:

Der Kredit-Zinssatz ist natürlich eh schon völlig überzogen angesichts der momentanen Zentralbank-Konditionen. Und das „Sicherheitspaket“ hebelt das Ganze in stratosphärische Regionen. Mal eben zur Aufklärung vielleicht etwas verunsicherter Zeitgenossen: Im Zinssatz (ggf. in Ihrem individuellen Zinssatz) einer Bank ist das Ausfallrisiko eines Kredites bzw. einer Anlage bereits eingepreist. Was mit dem Kredit nach Ihrem unvorhergesehenen/vorzeitigen Tod passiert, sollte Ihre Sorge nicht sein. Sie sind dann nämlich tot. 🙂 Und Ihre eventuellen Erben werden mit den eventuellen Abzügen einer noch nicht komplett zurückgezahlten Schuld von ursprünglich 1000,- schon zurechtkommen – oder Ihr miserables, lächerliches Mini- bzw. Minus-„Erbe“ eben einfach ausschlagen.

Auch ein eventueller Verlust des Arbeitsplatzes ist in Ihren individuellen Kreditkonditionen schon eingepreist – genau deswegen gibt es ja die Nachfragen im Kreditantrag, und genau deswegen bekommen halt Beamte eher einen Kredit zu günstigen Bedingungen; und selbstständige Freiberufler eher nicht. Aber das „Sicherheitspaket“ ist halt nicht ein „Sicherheitspaket“ für Sie, sondern stattdessen und unverschämterweise ein zusätzliches, doppeltes für die Bank. Und von daher kommen da eben auch, gemessen am aktuellen tatsächlichen Zinsniveau, abenteuerliche Renditen von 20% für 1000,- über eine Laufzeit von drei Jahren heraus. Wenn den Kreditvertrags-Scheiß einer unterschreibt. Ich mache das jedenfalls nicht; zumal ich ja erfreulicherweise über weitere Kreditlinien verfüge 🙂 …

Was mir echt nicht ganz klar ist – wieso geht so ein offensichtlich bekloppter Abzocker-Scheiß überhaupt raus; per Snailmail/Post, was ja wiederum Kosten verursacht? (Hoffentlich insgesamt oberhalb von 6,- Euro…) Wieso gibt es da nicht noch irgendeine Plausibilitäts-Kontrolle? Wahrscheinlich, weil es sich nicht lohnt. Der algorithmische Wahnsinn ist halt wahnsinnig. Aber liefert trotzdem noch eine insgesamt positive Performance ab. Kollateralschäden sind halt  – eingepreist. 🙂