Es gibt ja so ein paar Phänomene in der IT-Welt, die kann man jetzt gut oder schlecht finden – oder versuchen, die eiskalt auszunutzen. Zum Beispiel werden seit zig Jahren Tintenstrahl-Drucker in einem bestimmten Marktsegment zu Spottpreisen und eigentlich weit unter ihrem realen Wert verkauft (also preis-subventioniert…), weil die Hersteller nicht mit den Geräten Geld verdienen wollen, sondern mit den Tintenpatronen, die dann wiederum (z.B. im Vergleich zu alternativen Anbietern…) sehr ambitioniert bepreist sind – oder reden wir doch mal Klartext: völlig überteuert. Das ist halt das berühmte Rockefeller-Prinzip.
Nachdem mal vor einiger Zeit mein Epson-Flachbettscanner rumgezickt hat und nicht mehr zuverlässig funktionierte, hab ich mir einen „Canon Pixma TR4650 Multifunktionsdrucker“ gekauft, für schlappe 68,56 €. Mit der perfiden Absicht, den wirklich nur als Scanner, nämlich als Einzugs-Scanner zu verwenden. Drucken und vielleicht teure Patronen von Canon kaufen wollte ich damit gar nicht. Soweit, so gut. Das Ding scannt ganz gut, manchmal verrutschen die eingezogenen Seiten so etwas – das ist kein High-Tech, aber für den Spottpreis absolut akzeptabel.
Jetzt vor kurzem spinnt plötzlich mein Brother-SW-Laserdrucker rum und druckt nicht. (hat möglicherweise was mit dem Update auf Windows 11 zu tun…) Ich brauch aber den Ausdruck sehr dringend, weil ich in wenigen Minuten bei DLF Nova auf Sendung gehe. Also drucke ich jetzt doch – zum allerersten Mal – mit dem Canon Pixma die Seiten des Scripts aus. Alles wunderbar, das sieht sogar viel kontrastreicher aus als mit der abgelutschten Toner-Patrone im Brother. Die Links am Schluss des Scriptes werden blau ausgedruckt, Korrekturen oder Redigier-Passagen rot – das ist nice, leert aber natürlich auch noch die Farb-Patrone.
Heute morgen wollte ich dann mal ganz schlau sein, den aus meiner Sicht unnötigen Farbzauber abschalten und die Farbpatrone schonen. (Eine Original-XL-Schwarz-Patrone von Canon hab ich sogar mittlerweile schon nachgekauft.) Ich wähle also in den Druck-Optionen (ganz tief im Menü versteckt…) den Farbdruck ab und drücke auf „Drucken“. Dann passierte erstmal nix, ich dachte „schon wieder Fehler“ – aber da war eine Warnmeldung. „Das Abschalten der Farboption kann zu einer verringerten Druck-Qualität führen.“ Ich so: „Ja, ja, ihr Abzocker, ihr wollt die Farbpatrone natürlich auch auslutschen, aber nicht mit mir.“ Und drück auf (trotzdem…) „OK“.
Daraufhin druckt mir die Canon-Kiste die zweite Seite, wo unten die farbigen Links drunter stehen, völlig ok in s/w aus. Und dann die erste Seite so (das Ding druckt „rückwärts“…):
„Hab ich doch gesagt, mit der von Dir gewählten Einstellung wirst Du Qualitäts-Probleme bekommen. Und einen höheren Tintenverbrauch, und jetzt musst Du dir das noch mal ausdrucken, Du Schlaumeier. Höhö, Du Schmock.“
Klarer Beweis: Canon hat schon KI, „Künstliche Intelligenz“ in seine Billig-Multifunktionsgeräte eingebaut, ohne das an die große Glocke zu hängen.
Aber warte nur, Du super-smarte Kiste. Das nächste Mal lösch ich die Links halt vorher oder formatiere die schwarz. Nicht mit mir. Nicht mit dem Computer-Super-Experten!!!
P.S. Es ist mir völlig bewusst bzw. fällt mir jetzt wieder ein, dass moderne Tintenstrahldrucker ggf. auch bei Schwarz Farbe beimischen. (Aus Qualitätsgründen, versteht sich…) Ist natürlich immer noch keine Erklärung für den Fehldruck oben.
Es gibt in der kulturellen Welt, in der ich mich verortet fühle, so ein paar Archetypen von unfassbarer, brutaler und jede Regeln missachtender Bösartigkeit. Pizarro in „Fidelio“; Scarpia in „Tosca“. Typen, die einfach gegen das Regime aufbegehrende „Rebellen“ einkerkern, foltern und ohne jegliche jurististische Legitimation „auf ewig“ in Straflager oder Verliese schicken. Oder eben da die Delinquenten einfach abmurksen, einfach töten – einfach aus dem dreckigen, feigen und menschenverachtenden Impuls heraus – der könnte mir gefährlich werden; und ich bin jetzt gerade in der Situation, den straflos abmurksen zu können.
Leider sind das aber keine kulturellen, historischen Archetypen – das ist leider immer noch die Realität. Wie man gerade am Tod von Alexei Navalny sieht. Am Vorabend seines Todes war er noch recht vital. Und hat bei der Zuschaltung zu einem neuen, wiederum völlig absurden Prozess mit feigen, vom Regime gekauften – bzw. eben wie die gesamte russische Bevölkerung verängstigten – Richtern einen kleinen Scherz gemacht. Am nächsten Tag war er dann plötzlich tot. Es raubt mir den Atem, ich bin so schockiert über diese Niederträchtigkeit.
Wie ist das passiert? Ist da ein Scherge, ein Lagerleiter oder ein Geheimdienst-Mitarbeiter am Freitag morgen auf Alexei Navalny zugekommen und hat gesagt: Das war es jetzt, jetzt wirst Du sterben? Haben sie ihm noch mal Gift gespritzt oder im Essen verabreicht? Haben sie ihn einfach beim Rundgang im Gefängnishof zusammengeschlagen und danach „innere Blutungen“ festgestellt? Die Leiche ist ja momentan noch nicht freigegeben, da müssen erst noch die Beweisspuren abklingen.
Aber klar- auf all diese Fragen werden wir sicherlich kompetente, authentische Antworten von unseren lupenrein demokratischen russischen Freunden bekommen. Wenn völlig überraschenderweise nicht: Fahrt zur Hölle, dreckige Wixer! Baumelt am Laternenpfahl wie ein gewisser Diktatoren-Kumpel in Rumänien. Wir haben gestern angestoßen auf das baldmögliche und möglichst schmerzhafte Verrecken von allen Typen, die für den Tod von Alexei Nawalny verantwortlich sind. Als Befehlshaber, als Ausführende.
Das sind aber leider alles nur wohlfeile Rache- und Empörungs-Reflexe. Den gelernten und insofern auch unverbesserlichen Geheimdienst-Killer Herrn Putin wird das nicht jucken, und einen rächenden oder gerechten Gott gibt es ja auch leider nicht; soweit mal meine persönliche Einschätzung.
Wobei das ja noch das furchtbarste ist: Herr Putin ist ja wenigstens noch geistig zurechnungsfähig – ein zwar moralisch verkommener Mensch, aber ein rationaler und intelligenter, wenn auch mit kleinen historischen Interpretations-Eigenwilligkeiten; nicht so ganz auf der Höhe eines satisfaktionsfähigen politisch-historischen Diskurses. Das alles leider im Gegensatz zum völlig debilen, lippenschürzenden und moralisch mindestens ebenso verkommenen Herrn Trump…
Es ist also alles völlig hoffnungslos. Insofern mal was ganz schlichtes, weltliches. Das Statement eines Mannes. Eines charismatischen Mannes. Keines lupenreinen, geheimdienst-verseuchten Feiglings, der sich hinter Leibwächtern und gefaketen Unterstützern verschanzt und alle abmurkst, die ihm gefährlich werden könnten.
Das ist eine auf den ersten Blick sehr nett, aber in Wirklichkeit völlig beknackt formulierte Schlagzeile. Sie stammt (natürlich!) von den geschätzten Ex-KollegInnen von Spiegel.de – die mich hoffentlich deswegen nicht abmahnen oder verklagen. Was aber auch nicht funktionieren würde, weil ich die Clickbait-Headline 🙂 ja hier jetzt einordne und kommentiere und mit einer Menge eigenem investigativem Content garniere. 😊
Also „Baerbocks Digitaldetektive“ – das sind offenbar ungenannte „Experten im Auftrag des Auswärtigen Amts“, die über „spezielle Software“ verfügen, mit der sich Fake-Accounts bei X, früher mal Twitter, aufspüren und identifizieren lassen. Und die Baerbockschen Digitaldetektive haben – hoffentlich gut bezahlt – ein Desinformations-Netz auf X aufgespürt und aufgedeckt, über das die üblichen Verdächtigen – russische Trolle – wieder mal unsere schöne freiheitlich-demokratische Grundordnung in ihren Grundfesten zu erschüttern versuchen.
Dimitri N. arbeitet in einer russischen Troll-Farm und versucht, die freiheitlich-demokratische Grundordnung durch Postings in Elon Musks Social Network „X“ zu untergraben (Bild: privat)
Das habe ich heute morgen bei Tagesschau.de gelesen und bei der Faz. Die Berichte dort sind allerdings etwas mau in Bezug auf etwaige Details, über die verwendete „Spezial-Software“ und über etwaige Belege (zum Beispiel Screenshots von identifizierten Accounts samt ihren Postings…), mit denen ich als Fachjournalist oder mit denen auch die geneigte Öffentlichkeit den Sachverhalt nachvollziehen könnte. Das ist insofern erklärlich, als die Berichte auch nur auf den Artikel bei spiegel.de verweisen – der allerdings hinter einer Paywall steckt.
Ich unterhalte als freier Journalist mit Schwerpunkt Wissenschaft und Computer verschiedene Presse-Abos: Faz, Zeit, New York Times, Washington Post, Guardian, Wired, c’t, Mac&I und Übermedien – Spiegel ist jetzt leider nicht dabei; da ist für meinen Fachbereich normalerweise nicht so viel genuin unverzichtbar neues zu lesen. Insofern hab ich heute morgen mal eine Anfrage an das Auswärtige Amt gestellt:
Guten Morgen liebe KollegInnen,
ich habe gerade bei Tagesschau.de und Faz.net https://www.tagesschau.de/inland/desinformation-kampagne-russland-100.html die Geschichte mit der Kampagne gelesen. So wie sie da steht, ist sie ja reichlich dünn und nicht nachvollziehbar/nachprüfbar – wie Sie sicherlich wissen, gibt es ja durchaus Diskussionen darüber, wie zuverlässig sich Fake-Accounts bei X von „echten“ unterscheiden lassen.
Gibt es insofern von Ihnen noch irgendwelche näheren Informationen dazu („vertrauliche Analyse“) oder gab es die nur exklusiv für die Kollegen vom Spiegel hinter deren Paywall oder steht in deren Artikel auch nicht viel mehr drin?
Ich nehme zwar an, dass wir irgendwo im DLF auch noch einen SPON-Zugang haben, nur komme ich als da freier Mitarbeiter nicht ohne weiteres dran. Privat kann ich auch beim besten Willen nicht alle Medien abonnieren. Und so wäre jetzt mein Reflex – „da soll es also was gegeben haben“, nähere Infos sind aber nur (vielleicht…) hinter einer Paywall – dann hake ich das mal ab.
Mit freundlichen Grüßen,
Michael Gessat
Am Abend habe ich eine Antwort bekommen – die stellvertretende Sprecherin Kathrin Deschauer habe sich „in der heutigen Regierungspressekonferenz“ dazu geäußert, insofern verweise man „an dieser Stelle“ auf deren Äußerungen. Dann hab ich mir natürlich die PK angeschaut. Hier ist mal die Stelle im Kanal des geschätzten naiven Kollegen – keine Ahnung, warum Google mir das als ersten Treffer geliefert hat…
Hier auch mal das Transkript der Anfrage, der Nachfrage und der Antworten von Frau Deschauer:
Dann, Herr Kuhn.
Eine Frage an das Auswärtige Amt bezüglich des Spiegelberichts, wonach Ihr Haus und Experten aus Ihrem Haus eine russische Desinformationskampagne entdeckt hätten, mit bis zu 50.000 beteiligten Konten. Vielleicht können Sie uns ein bisschen was zu den Details sagen. Da ist von einer Software die Rede. Welche Software würde wurde für die Analyse verwendet? Welche Indizien und Beweise gibt es, dass es eine koordinierte Kampagne ist? Und welche Indizien oder Beweise gibt es, dass diese Kampagne aus Russland gesteuert wird?
(Deschauer) Also wir handhaben das ja hier grundsätzlich so, dass wir Medienberichterstattung nicht kommentieren. Das würde ich in dem Fall auch nicht machen. Insofern möchte ich ganz grundsätzlich etwas sagen und kann auch ganz grundsätzlich etwas sagen, einordnen zu Desinformationen, Desinformationskampagnen und auch zur Bedeutung, die diese für Regierungshandeln haben kann. Der Desinformation ist sicher zu einem globalen Bedrohungsfaktor geworden. Sie wird von denjenigen eingesetzt, die unsere Werte nicht teilen und teilweise auch gezielt eingesetzt, um Gesellschaften zu destabilisieren. Und das gilt nicht nur für Deutschland oder westliche Demokratien. Das ist auch weltweit zu beobachten. Und beispielsweise gibt es nicht authentische Plattformen, Profile, die Desinformation verbreiten. Das können Bildkacheln sein, das können kurze Videos sein, es können online links sein. Das sind einige Beispiele, die wir grundsätzlich beobachten können. Und genau das würde ich jetzt für den Moment dabei belassen.
Nachfrage: Wir sind uns hier wahrscheinlich einig, dass oder vielleicht sind wir doch nicht, dass das nicht vom Heuwagen gefallen ist. Die Informationen, die der Spiegel da hat und im Jahr 2023 (Anmerkung der Redaktion – ok, wir haben sogar schon 2024…) so was über die Medien zu lancieren, falls es so sein sollte, ist auch etwas intransparent in dem Sinne, um Desinformation entgegenzuwirken. Zu diesem, ob es dieses Netzwerk gibt, hilft ja Transparenz am besten. Deswegen frage ich Sie noch mal: Welche Indizien oder Beweise gibt es in diesem Fall, dass es sich um eine koordinierte Kampagne handelt? Und welche Indizien oder Beweise gibt es, dass diese Kampagne aus Russland gesteuert wurde?
(Deschauer) Ich würde es dabei belassen, dass ich den Medienbericht nicht kommentiere, auch wenn ich ihr Interesse verstehen kann. Aber das handhaben wir hier so und ich würde es auch dabei belassen, dass wir aus Sicherheitsgründen es, verstehen Sie hoffentlich, nicht in Details einsteigen können, sondern ich kann Ihnen hier die Bedeutung der wirklich, der Desinformation als Einfallstor für Manipulationen in westliche Demokratien und Gesellschaften weltweit beschreiben. Das habe ich getan und bitte um Verständnis.
Ich habe daraufhin eine weitere Mail an die Pressestelle des AA geschrieben:
Liebe Frau W….,
vielen Dank für Ihre Antwort. Ich habe mir jetzt die Äußerungen Ihrer stellvertretenden Sprecherin in der Regierungspressekonferenz angehört. … Ich möchte mal betonen – ich bin ein ganz seriöser, staatstragender 🙂 öffentlich-rechtlicher Journalist. Das Phänomen der Sockenpuppen-Farmen und Desinformation aus russischen Quellen ist mir völlig vertraut, daran zweifle ich natürlich auch nicht und darüber habe ich oft berichtet. Die Frage ist nur trotzdem grundsätzlich, welche angeblichen oder vermeintlichen Fake- oder „Bot“-Accounts in Social Media tatsächlich Fake-Accounts sind – denn dabei gibt es – das kann ich als Fachjournalist und Netz-Experte sagen – bei Laien und leider auch unkritischen Medien-Kollegen falsche Vorstellungen. Insofern sind die Fragen des Kollegen Kuhn in der PK absolut berechtigt. Sie haben ja auch eine gewaltige politische Brisanz – wenn nämlich ein gewisser Teil der vermeintlichen Fake-Accounts oder -Postings authentisch wäre oder eben tatsächlich von deutschen Social-Media-Teilnehmern stammen würden, dann hätten wir ja ein viel größeres Problem 🙂 …
Der Kollege hat also absolut recht mit seiner Anmerkung, dass Sie als AA hier größtmögliche Transparenz über ihre Studie schaffen sollten. Ich muss ganz ehrlich sagen, die Äußerungen Ihrer Kollegin Deschauer sind vor diesem Hintergrund absolut ärgerlich und kontraproduktiv. Sie stechen erst Informationen an ein Presseorgan (Spiegel) hinter einer Paywall durch und weigern sich dann, die „Medienberichte“ zu kommentieren, die sie selbst lanciert haben?? Das kann ja wohl nicht wahr sein.
Die angeführten „Sicherheitsgründe“ für eine Nicht-Information (bzw. eine nicht nachvollziehbar exklusive Information an ein einzelnes Presseorgan…) bei einem allgemein bekannten und nun wirklich auch nicht geheimdienst-verdächtigen Phänomen in öffentlichen Netzwerken sind auch – Entschuldigung – lächerlich.
Ich bin einigermaßen empört. Wir reden hier von „Desinformation“. Dagegen brauchen wir völlig transparente Information – falls Sie das noch nicht ganz gecheckt haben. Und falls Sie noch nicht ganz gecheckt haben, wie völlig kontraproduktiv rumschwurbeln und Informations-Zurückhalten und Intransparenz sind. Genau das wird – mit Bezug auf uns öffentlich-rechtliche Sender, aber auch mit Bezug auf Sie in der Regierung – von den Demokratie-Zweiflern und -Gegnern als Argument für die angebliche „Verschwörung“ und staatliche Manipulation angeführt. In den Social Media übrigens. Nicht von Fake-Accounts übrigens.
Mit freundlichen Grüßen,
Michael Gessat
Ich kann nur noch mal resümieren – wenn man als Vertreter eines „Diktatur“-Narrativs unterwegs ist, oder eben zu den Russen-Trollen gehört – dann braucht man nur die Passage aus der Regierungskonferenz und die transparenz-verweigernden, Worthülsen-produzierenden Statements der unfroh dreinschauenden Sprecherin des AAs rauszuschneiden. Und hat den „perfekten“ „Beweis“, dass die Berichte über die angebliche russische Desinformations-Kampagne „natürlich“ Fake und Propaganda der amerika-hörigen Bundesregierung sind.
Das wär echt extrem hilfreich, wenn die Super-Checker in der Bundesregierung samt ihren Super-Experten mal so ganz einfache Kommunikations-Mechanismen checken würden. Super-bezahlte Beratungs-Auträge nehme ich als freier Mitarbeiter des öffentlich-rechtlichen Rundfunks übrigens immer gerne entgegen. 🙂
Es gab ja mal irgendwann so einen Film, wo es um ein unmoralisches Angebot ging. Damals ein erotisches/sexuelles Angebot, und dann auch noch mit einem „Verführer“ oder eben vielmehr die „Prostitutions-Summe-Bezahler“, der in Gestalt von Robert Redford auch noch ausgesprochen gut aussah. Da ging es um eine Million Dollar, und es gab eben ein Riesen-moralisches Dilemma.
Der derzeitige Machthaber in Saudi-Arabien, der „Kronprinz“ Mohammed bin Salman bin Abdulaziz Al Saud sieht nicht so gut aus wie Robert Redford; nach meiner bescheidenen, natürlich völlig unseriösen Küchen-Psychologie-Einschätzung sogar eher wie ein Psychopath – das wird so ein bisschen gedeckt von den „Säuberungen“ in der saudi-arabischen Herrscher-Familie, wo eben so manche etwaige Konkurrenten von „MBS“ irgendwie abgemurkst worden sind.
Das wird auch sehr stark gedeckt vom unseligen Schicksal von Jamal Kashoggi, dem etwas widerspenstigen saudi-arabischen Journalisten, der regime-kritisch u.a. für die Washington Post geschrieben hat. Deren Eigentümer Jeff Bezos ja übrigens auch höchstwahrscheinlich von MBS abgehört worden ist. Aber ok. Jamal Kashoggi ist mal unter irgendwelchen Vorwänden in das Saudi-Arabische Konsulat in Istanbul gelockt worden, und dann haben ihn die da drin extra zuvor angereiste Schergen von MBS abgeschlachtet und zerstückelt.
Team „Jamal Khashoggi“ vielleicht?
Die Reststücke haben die Schlächter irgendwo beseitigt, da ist auch noch irgendein Double aus der Botschaft rausmarschiert. Irgendwann gab es nach massiven Vorwürfen – auch mit Belegen vom US-Geheimdienst; die Türkei war auch etwas angepisst – einen Prozess in Saudi-Arabien. Das sind irgendwelche subalternen Schergen verurteilt worden bzw. haben mit der Familie von Jamal Kashoggi einen Deal abgeschlossen. Und offiziell wusste der sehr machtbewusste/paranoide, die eigene Familie killende Kronprinz natürlich nix davon.
Also alles bestens. Nach etwas Abklingzeit wurden die Kontakte zum erstmal kurz verfemten Schurken-Staat Saudi-Arabien wieder aufgenommen. Weil die ja leider eben so wahnwitzig viel Kohle haben, die in Form von Öl aus dem Boden raussprudelt. Und diese wahnwitzige, völlig unproblematisch raussprudelnde Kohle nutzt der saubere Herr MBS eben auch – völlig ungeniert eingestanden – für Sports-Washing. Also für die Strategie, mit dem „Sponsoring“ – in Wirklichkeit mit dem völlig unmoralischen „Kaufen“ ganzer Sportarten positive PR für Saudi-Arabien zu machen.
Klar – zur „Kaufen“-Strategie gehören immer auch auch korrupte Leute, die sich kaufen lassen. Im Fall des Golfsports waren das zunächst überwiegend abgehalfterte und eben nicht mehr so richtig konkurrenzfähige Alt-Stars, die dem Ruf des saudischen Scheckhefts erlagen. Dann aber leider unfassbarerweise auch die Funktionäre der PGA-Tour, mit dem Ober-Verräter Jay Monahan, der nach monatelangem Widerstand gegen die saudische LIV-Tour plötzlich eine Kooperation vereinbarte. Die Konditionen: Völlig unklar. Die eigene korrupte Bezahlung: Ziemlich klar.
Trotzdem gurkte die LIV-Tour erstmal mit ihren Fancy-Bedingungen (kein Cut, keine Qualifizierung; insofern folgerichtig auch keine Weltranglisten-Punkte…) so rum, ein paar Leute kamen auch wieder zurück zur PGA/Ega-Tour. Und dann jetzt der Kracher: Jon Rahm wechselt zur LIV-Tour.
Das ist so furchtbar, so niederschmetternd. So verachtenswert und infam. Jon Rahm ist ein fantastischer Spieler. Weltranglisten-Erster. Multi-Multi-Multi-Millionär. Mit Preisgeldern und Sponsoren-Geldern. Und dieser Mann lässt sich kaufen. Für 300 oder 400 oder 500 Millionen Dollar. Klar, das ist eine Menge Geld. Aber der von so vielen Fans angebetete Mann braucht das doch gar nicht. (Zusätzlich…) Seine hübsche Frau hat garantiert genug anzuziehen, seine Kinder haben genug Kohle für ihr späteres Studium.
Jon Rahm kann also – im Gegensatz zu irgendwelchen abgehalferten Kollegen, und erst recht im Gegensatz zu irgendwelchen lächerlich bezahlten LET-Golferinnen – überlegen: Brauch ich die zusätzliche Kohle, und zu welchen Konditionen bekomme ich die denn? Und dass er das dann mit dem perfiden, gekauften Schurken Greg Norman tatsächlich macht und dann irgendwas rumlabert von neuen Herausforderungen und Captain-Rollen – das ist niederschmetternd und abartig. Jon Rahm ist nun eine „Persona non grata“, ein Verräter, der sich perfide verkauft hat an saudische Geld-Scheißer und Diktatoren und Mörder.
Ich erwarte nun von allen Sponsoren von Jon Rahm – Callaway, Rolex, Mercedes-Benz, Santander, TravisMathew, Blue Yonder, Maestro Dobel, Silverleaf Club – dass sie das Sponsor-Verhältnis auflösen. Ich werde keine Produkte mehr kaufen, die einen Unterstützer bzw. Nutznießer des saudi-arabischen Diktators promoten. Wollen Sie sich gemein machen mit einem islamistischen Diktator, der einerseits eine angebliche Öffnung seines Landes promotet, andererseits Regimegegner abschlachtet, Frauen unterdrückt und Kritiker in Social Media für Jahrzehnte ins Gefängnis wirft?
Liebe Sponsoren – bei euch geht es doch eh in Wirklichkeit nicht um Moral und Werte und den „Spirit of the Game“. Aber wenn sich jemand verkauft, prostituiert an die Seite des Bösen – dann müsstet ihr das doch irgendwie so mitbekommen und registrieren. Und abchecken, ob das für euer Geschäftsinteresse gut ist. Und das ist es garantiert nicht.
Es gibt ja in den letzten Jahren eine sehr stark erhöhte Sensibilität für Verletzungen der individuellen Befindlichkeit. Studenten und Studentinnen und StudentX reagieren empfindlich auf möglicherweise „verstörende“ Inhalte in uralten Schmökern von politisch inkorrekten Autoren wie Shakespeare; Kniegriffe von prominenten Fernsehmoderatoren werden nicht mehr akzeptiert usw. usf.
Ich will das auch alles gar nicht ins Lächerliche ziehen – natürlich haben Bewegungen wie #metoo und diverse andere Outings wichtige Impulse reingebracht in völlig abartige Strukturen; in Kirche, Sport-, Unterhaltungs- und Kunstbusiness, die bis dato nie hinterfragt worden sind. Das Ganze schlägt nur nach meinem Eindruck auch regelmäßig in lächerliche Über-Reaktionen hinaus. Aber mal zu meiner eigenen Betroffenheit.
Ich habe heute dieses Schreiben vom ADAC bekommen:
Ich habe nur eben leider keinen Partner – weil ich nicht schwul bin. Und leider aber auch keine Partnerin. Wenn ich so eine Ansprache erhalte – dann bin ich ganz ehrlich gesagt etwas angepisst. Weil die Ansprache – ja eh nur aus einem schnöden wirtschaftlichen Interesse heraus – impliziert und voraussetzt, ich müsse eine Partnerin haben. Weil: Ist ja total normal. Und wenn ich die nicht habe, dann habe ich ja offenbar irgendwas verbockt. Und bin unnormal.
Liebe Werbe-Heinis – ihr habt bestimmt alle einen Partner oder eine Partnerin. Herzlichen Glückwunsch. Ist bestimmt immer auch eine super-geile Beziehung. Da kann man schon mal den Versicherungs-Schutz ausweiten zu einem günstigen Preis. Aber vielleicht nehmt ihr das mal zur Kenntnis, die Partner-losen sind auch eine ziemlich relevante Gruppe auf dieser Welt. Zahlenmäßig garantiert noch viel relevanter als irgendwelche spezielle Gender- und Sexualbesonderheits-Betroffene.
Ich habe dazu mal eine kleine Mail an die Initiatoren geschrieben:
Liebe Pappnasen –
Ich habe am Samstag euer – na ja, einigermaßen lustiges – Flugblatt in meinem Briefkasten in Marienburg, am Südpark 23 vorgefunden. Nachdem ich gerade von meiner Arbeit im DLF zurückgekommen bin.
Jetzt kann ich natürlich euer Flugblatt als allgemeinen Denkanstoß auffassen – wobei ich mich natürlich dann fragen müsste – warum bekomme ich das denn in meinen Briefkasten? Oder als posthumen Hinweis auf eure Demo in Marienburg – da werden vermutlich hunderttausende durch unseren Ortsteil gezogen sein. 🙂 Leider habe ich das nicht mitbekommen, weil ich da gerade weg war wegen Arbeit.
Oder ich könnte euer Flugblatt vielleicht auch als Beschuldigung oder Anschiss auffassen. Ganz ehrlich gesagt – diesen kleinen intuitiven Eindruck habe ich gerade.
Nur mal zu eurer Info: Da seid ihr bei mir ganz falsch. Ich wohne hier zur Miete. Zu einer sehr hohen Miete, die ich allerdings auch mit Arbeit verdiene. Ich habe kein geerbtes Vermögen, bin nicht mit goldenen Löffeln im Mund geboren, muss selber putzen und das Klo reinigen, esse keinen Kaviar, bin Gewerkschaftsmitglied und habe keinen SUV, sondern nur einen ganz kleinen schnuckeligen Mini, mit dem ich auch nur ab und zu Golfturnieren fahre. Unter 10.000km pro Jahr. Ansonsten Fahrrad. Früher bin ich immer Bahn gefahren, aber die ist einfach nur Scheiße.
Dass es in Marienburg leerstehende Häuser gibt, ist mir auch klar. Die hab ich in der Scheiß-Corona-Zeit sozusagen mal selbst entdeckt, als ich hier rumgelatscht bin. Danach hab ich mich auch mal informiert und eben genau diese Geschichten erfahren, dass da Erbstreitigkeiten vorliegen – teilweise aber auch Schwierigkeiten bei den Erben, die notwendigen Sanierungskosten zu stemmen.
Das ist irgendwie suboptimal – aber eure Suggestion, eine Lösung hier könnte irgendwie substantiell zur Lösung irgendwelcher Wohnungsprobleme in Köln beitragen – die ist doch völlig absurd und Banane. Wenn diese Häuser irgendwie wieder saniert und belebt werden, dann werden da garantiert keine Sozialwohnungen entstehen. Auch vom Platz her werden da bestenfalls ein paar wenige Wohnungen möglich sein – der Effekt auf das generelle Problem wird also marginal sein.
Und dann komme ich mal gerne – obwohl eben nicht mit goldenen Löffeln geboren, Mieter und Arbeiter und Journalist und Gewerkschaftler auf eure tolle Agenda zurück: Ich könnte euer tolles, einigermaßen lustiges Flugblatt ziemlich easy mal variieren auf die „unverschuldet und vermeintlich arme“ Klientel. Die in der sozialen Hängematte. (Mir ist total klar, dass das bei vielen Leuten nicht zutrifft. Bei vielen aber eben doch.) Viele eurer Programmpunkte kann man da direkt unverändert stehen lassen. („Arbeiten, und zwar selber.“ / Spülen, waschen, kloputzen, staubsaugen./Es muss nicht immer Kaviar sein./ Tausche geliehenen Ferrari zum Wettrennen-Fahren und Fußgänger-Killen gegen ÖPNV/ Dan-ke, tei-len, wir“) Zu eurer zweiten, auch einigermaßen witzigen Seite fällt mir auch entsprechend was ein, ich habe gerade nur keinen Bock, das grafisch umzusetzen, weil ich morgen früh wieder arbeiten muss.
Fazit – ihr seid echt etwas; oder vielmehr sogar sehr naiv, so eine Sozialkritik hier mit plakativem „witzigem“ Sozialneid in ein Wohnviertel reinzutragen.
Bei der grundsätzlichen Problematik bin ich ganz d’accord. Klar gibt es ein gesellschaftliches Problem. Aber nicht nur eines von „unverdient Reichen“.
Lg,
Michael Gessat – leider kein Kapitalist…
P.S. Die Mail an die Pappnasen an die unter Kontakt angegebene Kontakt-Adresse ist zurückgekommen, ich probiere jetzt mal die zweite. Ich bin ja zum Glück kein Rechtsanwalt, sonst würde ich euch schon direkt kostenpflichtig abmahnen. 😛
Fehler: You currently have access to a subset of Twitter API v2 endpoints and limited v1.1 endpoints (e.g. media post, oauth) only. If you need access to this endpoint, you may need a different access level. You can learn more here: https://developer.twitter.com/en/portal/product
Irgendwie denkt man ja: so mitten in der Stadt, oder sagen wir mal am südlichen Rand der Stadt – da hat man mit irgendwelchen Auswirkungen oder Wundern der Natur nicht so wahnsinnig viel zu tun. Stimmt aber gar nicht. Wir haben jetzt ja gerade seit ein, zwei Wochen wirklich stabil schönes Wetter und hohe Temperaturen. Das macht sich in meiner Dachgeschoss-Wohnung deutlich bemerkbar. (Gottlob kümmert sich ja jetzt unser Bundesgesundheitsminister auch um das Problem.)
Mein Lösungsansatz in langen Jahren: Relativ locker oder gar nicht bekleidet hier rumsitzen im Arbeitszimmer. Und zweitens: Die Fenster aufmachen. Auflassen. Durchzug erzeugen, unterstützt von einem Ventilator. Das permanent offene Fenster führt nun allerdings zu einer zunächst unverhofften; inzwischen regelmäßigen Begegnung mit der Natur. Ganz am Anfang, vor Jahren, hab das überhaupt nicht gerafft.
Da kam in gewissen Abständen so ein sirrendes Geräusch irgendwo aus meinem Bücherregal, wie ein durchbrennendes elektronisches Bauteil. Ganz genau zu orten war das nicht. Aber dann nach näherem Hinhören doch nicht mechanisch, sondern eher organisch – ein Insekt. Und dazu passte dann auch, dass da eine Wespe immer in mein Zimmer reinflog und wieder rausflog. Was erstmal nicht so spektakulär war – am Dach vor meinem Fenster war/ist eh ein Wespennest. Manchmal tauchen auch Hornissen auf, die ja bekanntlich wiederum die Wespen fressen.
Aber die in meinem Zimmer war keine gewöhnliche Wespe, sondern irgendwie so ein sehr schlankes, irgendwie auch eher fliegenhaftes Exemplar. Die flog offenbar immer wieder zu dieser erst mal gar nicht identifizierten Stelle im Bücherregal, und dann wieder zum Fenster hinaus. Und wenn das mal zu war, versuchte sie eifrig und immer wieder eifrig von außen reinzukommen. Oder wenn sie drin war und das Fenster zu, rauszukommen.
Welche genaue Unterart bei mir ihr Unwesen treibt, weiß ich natürlich nicht – sachdienliche Hinweise nehme ich gerne entgegen…
Irgendwann hatte ich dann entdeckt, was die da im Regal getrieben bzw. vielmehr gebaut hatte – ein Gefäß, eine Art Kokon aus Lehm. Ich hatte das damals beim ersten Mal angeschaut und dann geöffnet – und war Zeuge eines Dramas: Da war eine kleine tote Wespe drin – aber auch irgendwelche Spinnen. Offenbar war die arme Wespe von den Spinnen aufgefressen worden. Pustekuchen. ich hab das dann mal gegoogelt und gelernt – das ist genau anders rum. Die Töpferwespe baut einen Brut-Kokon aus Lehm, legt darin ein Ei ab und fängt dann bestimmte kleine Spinnen, lähmt die mit einem Stich und packt die als lebendige Nahrung für die sich entwickelnde Larve in den Ton-Kokon.
Wenn alles glatt läuft, frisst die sich entwickelnde Wespe die gelähmten Spinnen, öffnet im Frühjahr das Ton-Gefäß und fliegt in die Welt hinein. Hat bei mir – aus welchen Gründen auch immer – bislang offenbar eher nicht geklappt. Weil das Fenster zu ist, weil die Biester vielleicht vorher austrocknen – keine Ahnung. Jetzt ist also aber trotzdem wieder eine neue Mutter-Wespe bei mir am Werk. Keine Ahnung, ob die von ihrer Mutter oder auf der Töpfer-Wespen-Schule gelernt hat – flieg mal in das Arbeitszimmer von Michael Gessat rein, und dann irgendwo ins Regal – da ist ein Top-Standort.
Das Biest ist auf jeden Fall sehr hartnäckig und zielstrebig. Wenn mein Fenster mal zu ist, dann schwirrt sie draußen vorwurfsvoll rum und schmeißt sich verständnislos gegen die Scheibe. Bis ich die wieder aufmache. Ich überleg immer – was denkt die eigentlich dabei? Die hat offenbar einen ganz genauen Handlungs- und Orts-Plan, und plötzlich knallt die gegen was durchsichtiges festes? Was wäre eigentlich, wenn ich ihr den Kokon/das Ton-Gefäß wegnehme – baut die dann ungerührt ein neues, oder ist die verzweifelt und traumatisiert?
Das sind keine abstrakten Überlegungen. Schon Aristoteles hat sich ja über Schlupfwespen und ihr in Jahrmillionen entwickeltes und erprobtes Fortpflanzungs-Schema Gedanken gemacht, im Mittelalter und bei Charles Darwin war das sogar – nachvollziehbar – Anlass für Theodizee-Spekulationen. Insofern überlege ich ja auch – soll ich die Wespe promoten und schützen, oder der Einhalt gebieten und damit ihren armen unschuldigen Spinnen-Opfern nutzen? Aber wer weiß, was die wiederum fressen.
Es ist so schwer. Und so unfassbar komplex. Dass so ein kleines Tierchen, das wir gar nicht ernsthaft wahrnehmen, ein so ausgekügeltes Verhaltensmuster einprogrammiert hat und das gegen alle Widrigkeiten umsetzt – dass das wiederum, wie bei den anderen Schlupf- oder parasitären Wespen, so ausgeklügelt oder eben einfach über Jahrmillionen evolutiv optimiert an das Leben und Sterben anderer „Wirts“-Arten angepasst ist – das zeigt doch einfach: ???
Keine Ahnung. Dass das Leben unfassbar komplex und selbst-austarierend funktioniert. Ohne einen Gott übrigens, das ist so meine bescheidene Einschätzung. Vielleicht gibt es auch Szenarien, wo so ein System zusammenbrechen kann. Vielleicht bei einer extern ausgelösten Katastrophe wie einem Asteroiden-Einschlag.. Aber ansonsten ist das sehr stabil. Nicht nach menschlichen Maßstäben, aber nach Maßstäben des Lebens.
Ich lass die Töpferwespe mal weiterbauen.
P.S. Kleider- und Nahrungsmittel-Motten werden aber bei mir trotz aller philosophischen bzw. naturkundlichen Überlegungen gnadenlos gekillt. Und Mücken, falls ich die erwische.
Ich bin ja ein großer Freund von billigen oder vielmehr preiswerten, pragmatischen Lösungen. Wie etwa mein wunderbares Chromebook. Letztens habe ich mal eine Werbung von Pearl reinbekommen (richtig, die Firma, die immer noch mit Appellen an die niedersten Triebe ihrer logischerweise zu 99% männlichen und nerdig-verpeilten Kundschaft unterwegs ist 🙂 )
Ein refurbished Office-PC, offenbar eben ein in riesigen Stückzahlen eingesetzter und jetzt wieder aufbereiteter Leasing-Rückläufer aus Firmen. Das Angebot gibt es immer noch – ich bekomme hier übrigens keine Werbe-Tantiemen 🙂 – ein Fujitsu Esprimo D956 mit 8GB Hauptspeicher, 256GB-SSD der Firma „Innovation“ und – jetzt kommts: Windows 11 Home.
Für 179,99 Euro. Das klingt gut, ich hab das Ding bestellt – und kurz danach realisiert: der Prozessor „Intel Core i5-6500, 4x 3,2 GHz“ steht ja gar nicht auf der Kompatibilitäts-Liste von Microsoft. Eigentlich sollte sich Windows 11 auf der Kiste nicht installieren lassen. Oder nur mit Registry-Tricks. Oder vielleicht frisch installieren lassen, aber eben doch „eigentlich“ nicht unterstützt – und als Konsequenz: Bei einem kommenden Update von Windows 11 könnte der PC bzw. das Windows das Update verweigern.
In der Registry sind keine der bekannten Umgehungs-Einträge zu finden. Auf meine Nachfrage hat mir Pearl heute geantwortet:
Sehr geehrter Herr Gessat,
auf Ihre Frage teilen wir Ihnen gerne das Folgende mit:
Ein Problem mit Updates ist uns bei diesem Gerät nicht bekannt.
Windows 11 kann ohne Einschränkungen verwendet werden.
Für weitere Fragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
Ok, da bin ich mal gespannt. Diese Formulierung mit „ist uns nicht bekannt“ heißt ja normalerweise nur „wir haben nicht die geringste Ahnung“. Aber vielleicht rudert Microsoft hier ja doch schon zurück und hat zumindest für OEM- oder Refurbished-Anbieter die Kompatibilitäts-Einschränkungen gelockert?
Der PC ist übrigens super und empfehlenswert. Er ist – wie sich nach dem sekundenschnellen Öffnen zeigt – sauber aufgebaut (mit einem einzigen Kabel nämlich zur SSD…), läuft völlig lautlos und ist für reine Office-Aufgaben ausreichend. Natürlich hätte man für zehn Euro mehr eine SSD mit doppelter Kapazität einbauen können – aber ok. Hauptspeicher lässt sich problemlos nachrüsten – es sind nur zwei von vier Slots belegt. Was eine etwaige schnellere Grafikkarte statt der On-Board-Lösung angeht – eher nicht; denn das Gehäuse hat nur eine Slim-Bauhöhe.
Aber für meinen Einsatzzweck – ein Spiegel meines Haupt-PCs mit den wichtigsten Programmen, auf dem ich im Fall eines GAUs sofort weiterarbeiten kann – dafür ist die Kiste bestens geeignet.
Computer-Betriebssysteme sind ja so ein bisschen Glaubenssache. Windows: Klar, der Platzhirsch. Funktioniert, und es gibt unzählige Programme für alles. Wer sein Windows einigermaßen aktuell hält und regelmäßig updatet, der hat auch mit Malware recht wenig Probleme. Der hauseigene „Defender“ reicht eigentlich aus, und wenn man nicht auf Phishing-Mails reinfällt, dann geht das.
Windows – das wahre Bild!!!
MacOSX: Ist auch wirklich nice und schick. Die Hardware ist eben signifikant teurer, aber dafür ist das Malware-Risiko noch mal deutlich geringer. Es gibt theoretisch Mac-Schadsoftware, aber faktisch braucht man noch nicht mal einen Virenscanner. Das Privacy-Konzept – im Wechselspiel mit iOS – ist recht gut. Also für alle Leute mit genügend Kohle: Apple bietet vielleicht das schickste und komfortabelste Konzept. Es gibt nicht so ein umfassendes Programm-Angebot wie bei Windows, aber die Windows-Programme lassen sich notfalls per Emulator einbinden.
Linux: Das ist ok und gratis und sicher – auch da ist das Malware-Risiko nahezu null. Die Oberfläche und der Workflow hinken immer noch hinter Windows und MacOSX hinterher, da gibt es keinen Zweifel. Die Einrichtung, speziell in Multi-Boot-Umgebungen kann tricky sein – das ist möglicherweise nicht die Schuld von Linux, sondern die der anderen Hersteller – aber es ist trotzdem so. Linux ist nach wie vor das System der Bastler und Checker – aber eben: sehr sicher und auch auf nicht mehr aktueller Hardware performant.
Und dann gibt es noch Chrome. Ich hab das lange Zeit überhaupt nicht in Erwägung gezogen. Das ist ja irgendwie kein „richtiges“ Betriebssystem, sondern nur ein Browser-Betriebssystem, wo eben alles nur online funktioniert, der größte Teil eben im Browser. Aber das stimmt ja so nicht. Chrome ist weitgehend Android. Also ein Betriebssystem, das weitgehend dem eines Android-Smartphones oder -Tablets entspricht. Chrome greift auf den Android/Google-AppStore zurück und damit eben auf die Apps, die es dort gibt.
Und das sind ja sehr viele. Vom Sparkassen- und Depot-Zugang über Steuererklärung über Wetter bis hin zur Tankstellen-Suche. Die Office-Funktionalität ist in den entsprechenden Apps abgedeckt, inklusive Videokonferenz. Der Zugang zum Intranet des Arbeitgebers: Terminal-Zugang z.B. über VMWare – und danach sieht das Chromebook halt aus wie ein Windows-PC. Dazu kommen die gleichen Benefits wie bei MacOSX oder Linux – ein Malware-Befall ist extrem unwahrscheinlich.
Und die Geräte kosten halt praktisch nichts, die sind auch mit 64 GB Speicher relativ spartanisch ausgestattet – aber für das Cloud- oder Terminal-Konzept reichen die vollkommen aus. Als erstes hatte ich mir ein 14-Zoll-Chromebook von Acer beim Amazon Prime Day „geschossen“ für 120 € – das hat jetzt mein Neffe. Lautlos, Akku-Laufzeit 12,5 Stunden. Ein ähnliches kurz gebrauchtes Gerät für 130 € bei eBay habe ich für eine Freundin besorgt, und ich selbst habe mir ein 15-Zoll-Modell mit Touchscreen, Vorführmodell bei MediaMarkt für ebenfalls 130 € gekauft.
In der täglichen Performance ist das absolut auf dem Level eines sehr viel teureren 15-Zoll-Windows-Notebooks. Von den Apple-Preisen für Airbooks etc. wollen wir mal gar nicht reden. Ok, ein bisschen Vertrauen zu Google muss man natürlich haben. Wie alle Android-Nutzer:innen…