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Follow-up-Modus: Alexa versteht mehrere Befehle hintereinander

OK; so richtig vom Hocker reißt einen der neue “Follow-Up”-Modus noch nicht; Alexa (und auch ihre Freundinnen Siri und Google Assistentin 🙂 …) kommen mit “richtigen” Mehrfachanfragen oder -befehlen immer noch nicht zurecht. Das logische UND oder ODER muss ja schließlich auch auf der Google-Eingabezeile noch durch Großbuchstaben herausgeschrieen werden – akustisch möchte man das besser nicht erleben. Aber so klein der Fortschritt auch sein mag – der Verzicht auf das zweite, dritte oder vierte ostentative “Alexa” ist schon eine ziemliche Erleichterung; außer man genießt es mangels realer Machtoptionen, ein schwarzes rundes Kästchen mit weiblicher Stimme dauer-herumzukommandieren.

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Wer mit den fünf Sekunden längerer “Lauschbereitschaft” (abgesehen jetzt mal von der Dauer-Lauschbereitschaft auf das Aufweck-Codewort…) ein Problem hat, kann die neue Option ausgeschaltet lassen – oder sollte sich wahrscheinlich das Kästchen erst gar nicht anschaffen. In diesem Sinne sind auch die Entdeckungen und Erkenntnisse der Verbraucherzentrale NRW jetzt nicht so richtig sensationell. Klar, die Dinger können sich verhören – die müssen ja auch sowohl ein kösch genuscheltes als auch ein berlinertes Kommando verstehen können, von einer deutlich artikulierenden 20jährigen wie auch vom 95jährigen Gebissträger. Und aus dem Audiosignal destilliert die sehr limitierte Offline-“Intelligenz” des Kästchens dann das “Alexa”, “Ok,Google” oder “Siri” heraus.

Dass das bei undeutlichen oder dem Codewort sehr ähnlichen Lautäußerungen dann schiefgehen kann, dazu konsultiert die Verbraucherzentrale am besten nächstens direkt Captain Obvious persönlich. Viel spannender sind natürlich die nicht naheliegenden Fehlinterpretationen; entweder durch zufällige Fingerprint-Ähnlichkeiten oder bewusst herbeigeführt durch “Adversarial examples”. Da ist so einiges denk- und machbar; auch hier wieder: Wer davor Angst hat, schafft sich so ein Kästchen besser nicht an. Den immer noch naheliegendsten Hack habe ich ja (ganz ehrlich, ohne dran zu denken!!) in der Sendung auch wieder mal gebracht: Einfach ein Sprachassistenten-Kommando im Radio ausstrahlen. 🙂

Follow-up-Modus: Alexa hört länger zu · Dlf Nova

Deutschlandfunk Nova – Hielscher oder Haase vom 12.03.2018 (Moderation: Till Haase)

Wieder mal neues vom Bundeshack

Nach dem totalen Informationschaos der letzten Woche, den (offenbar entweder teilweise unzutreffenden oder aber missverstandenen…) Durchsteck-Portiönchen nicht genannter “Sicherheitsexperten” und den eifrigen, aber wenig hilfreichen Einlassungen aus den Reihen der Politik gibt es nun wieder einmal eine neue Version, was sich eigentlich abgespielt haben könnte. Und weil in dieser neuen Version der FAS doch recht viele und auch ziemlich unspektakuläre Details genannt werden, die auch zu vorhergegangenen Statements passen (wie dem von T-Systems, der IVBB sei eigentlich “nicht direkt betroffen” gewesen…), würde ich einmal sagen: das klingt jetzt für mich ziemlich plausibel.

Malware-verseuchte Schulungsunterlagen aus der Bundesakademie für öffentliche Verwaltung, die dann von Behördenmitarbeitern heruntergeladen und auf ihrem Arbeitsplatzrechner geöffnet werden, das wäre ein ganz alltägliches Szenario. Natürlich bleiben noch allerhand Fragen offen. Wenn die Infektion in der Brühler Akademie schon vor zwei jahren passiert sein soll – warum ist das damals oder seit damals nicht aufgefallen? Steckt da Schlampigkeit, Fahrlässigkeit oder – im allerschlimmsten, aber doch sehr unwahrscheinlichen Fall – bewusste Sabotage dahinter? Da ist im Grunde alles denkbar; es wäre z.B. auch nicht das erste Mal, dass Schulungsrechner an einem kritischen Netz hängen, ein Schulungsteilnehmer seinen USB-Stick anschließt und “drin” ist.

Der nach bisherigem Ermittlungsstand ganz gezielte Zugriff auf einige wenige Dokumente lässt die Dimension des Vorfalls zunächst einmal viel weniger dramatisch erscheinen, als zunächst angenommen. Nur wer sagt, dass es nicht weitere, bislang unentdeckt verseuchte Dokumente, Rechner oder Netzwerkkomponenten gibt? Schon letzte Woche hatte man ja gehört, das BSI habe praktisch alle Kräfte im Dauereinsatz (und aus anderen Projekten abgezogen…), um hier etwas Licht ins Dunkel zu bekommen. Angesichts der offenbar knappen personellen Ressourcen ist man da ja schon fast froh, dass nicht alle laufenden Infiltrationsbemühungen der internationalen Cyber-Bösewichter gleichzeitig auffliegen – oder von “Sicherheitsexperten” durchgesteckt werden… 🙂

Deutschlandfunk Nova – Hielscher oder Haase vom 05.03.2018 (Moderation: Diane Hielscher)

Nachklapp 06.03.: Und wieder mal eine neue Version, diesmal wieder von der Süddeutschen (die ja auch schon letzte Woche zu den Erstmeldern gehörte, leider aber mit zum Teil falschen Informationen…). Der Artikel ist allerdings in weiten Passagen fürchterlich verschwurbelt und in den Details nebulös, vielleicht war der tippgebende Experte ja maskiert und hat nur undeutlich in das Whistleblower-Telefon der SZ hineingeflüstert.  🙂 Die Outlook-Geschichte (natürlich würde das auch mit einem anderen Mail-Client gehen…) würde aber immerhin erklären, wie eine Malware in einem ansonsten abgeschotteten Netzwerk mit ihren “Auftraggebern” “kommunizieren” kann. Wobei das eigentlich nur für den Input-Kanal (also Steuerungsbefehle…) richtig plausibel ist, da gab es übrigens auch schon ähnlich kreative Lösungen über Twitter-Messages. Eine rausgehende Mail hingegegen muss ja an jemand gerichtet sein, und da wird die Malware die abgegriffenen Infos eher nicht an turla@kreml.ru 🙂 geschickt haben können. Theoretisch könnten die Angreifer natürlich auch Zugriff auf den Mailaccount oder das System eines aus der Sicht des Behörden-Netzwerkes legitimen Mail-Empfängers haben und sich die Infos dann von dort aus weiterleiten. Ganz schön kompliziert. Wir bitten um weitere Aufklärung!

Hackerangriff auf Regierungsnetz: Super-GAU oder Bärenfalle? (Update)

Als wir heute morgen nach dem zu diesem Zeitpunkt verfügbaren Informationsstand über den Cyberangriff auf das Regierungsnetz “Informationsverbund Berlin-Bonn” (IVBB) berichtet haben, da sah ja alles nach einem recht deftigen erneuten Desaster aus – wieder einmal die russischen Freunde von der Gruppe APT28 alias “Fancy Bear” mitten in einem Top-heiklen Honigtopf deutscher Daten. Am Mittag dann die wundersame Wende – die Attacke liefe sogar noch, hieß es nun; aber deutsche Sicherheitsdienste hätten sie frühzeitig und umfassend erkannt und “den Angreifer” erstmal weiter am Honeypot naschen lassen, um seine Methoden und auch seine Herkunft niet- und nagelfest zu durchleuchten.

Und deswegen habe man auch den zuständigen Parlamentariern nichts sagen können; klar, sonst wär der Bär ja gewarnt worden (von den Linken bestimmt 🙂 …) Das ist eine Geschichte, die man jetzt mal so glauben kann oder auch nicht. Ich glaube zwar gern, dass man die Infektion eines oder einiger weniger Computer mitbekommen kann und diese dann eben auch “kontrolliert” oder “isoliert” weiterbetreibt. Wie die “Sicherheitskreise” aber sicher sein wollen, dass die APT28-Rasselbande nicht doch vielleicht unbemerkt auch noch in anderen Segmenten des Netzwerkes ihr Unwesen treibt, das ist mir einstweilen ein Rätsel.

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Das bleibt auf jeden Fall noch eine spannende Fortsetzungs-Geschichte. Und welche Seite hier einen großartigen Erfolg zu verzeichnen hat, da würde ich mich noch nicht ganz festlegen.

Cyberkriminalität: Hackerangriff auf deutsches Regierungsnetz · Dlf Nova

Deutschlandfunk Nova – Hielscher oder Haase vom 01.03.2018 (Moderation: Till Haase)

P.S. – Jetzt soll plötzlich auch der IVBB gar nicht “direkt” betroffen gewesen sein – das ist ja dann echt eine schöne Ente, die uns Presseheinis und nebenbei auch den deutschen Bundestagsabgeordneten da gebraten worden ist. Zwischenfazit: Wir wissen gerade überhaupt nichts mehr gewisses, alles ist top-secret. Ich biete hier vorsichtshalber schon mal ein paar Alternativen an: Es waren die Chinesen. Die Nordkoreaner. Die Türken. Die Israelis. Eine Hobby-Hackerinnen-Truppe aus Winsen an der Luhe. Es war Anonymous.

P.S.2 – Ach nee, es “soll” Snake, nicht Fancy Bear gewesen sein. Jetzt passen meine schönen Wortspielereien mit der Bärenfalle und dem Honigtopf nicht mehr. Macht irgendwie heute alles keinen Spaß.

P.S.3 – Ich kann mich nicht erinnern, einen solch grausamen Desinformations- und Fake-News-Tag schon mal erlebt zu haben. Jetzt war auch noch ein Geheimnisverrat mit im Spiel (nämlich von dem Informanten, der den Käse der dpa bzw. der Süddeutschen gesteckt hat…). Und ganz offenbar haben halt die ganzen Politiker im Innenministerium bzw. den Kontrollgremien technisch keinen Schimmer und sondern irgendwelche Bullshit-Bruchstücke ab, die zur weiteren Verwirrung beitragen.

Nachklapp 02.03.2018 – Wir haben heute früh noch einmal ein Update gebracht – als kleine Momentaufnahme im andauernden Info-Nebel.

Hackerangriff: Informationschaos rund um den #Bundeshack · Dlf Nova

Deutschlandfunk Nova – Hielscher oder Haase vom 02.03.2018 (Moderation: Till Haase)

P.S.4 – hier kommt mal wieder ein neuer Erkenntnisstand; das hört sich jetzt schon etwas konkreter und plausibler an. Von dem “den Angriff hatten unsere Sicherheitsbehörden die ganze Zeit unter Kontrolle” kann ja wohl absolut nicht die Rede sein. Eine Formulierung wie “die Hacker griffen weltweit an” bei der Darstellung der derzeitigen 🙂 “exklusiven” Informationen von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung “aus Kreisen, die mit den Vorgängen vertraut sind” (die Informationen der dpa und der Süddeutschen am Mittwoch waren ja auch aus solchen “Kreisen”…) ist  (mit Verlaub, liebe Kollegen) auch Bullshit. “Weltweiter Angriff” klingt ja schon wieder nach Cyber-Armageddon. Bei angeblich nur 17 betroffenen Rechnern in Deutschland und einer Handvoll abgegriffener Dokumente würde ich stattdessen einfach (wie schon gestern in der ersten Sendung…) sagen: Da machen einfach ein paar Leute ihren täglichen Routine-Job und versuchen gezielt für sie interessante Informationen abzugreifen. Ganz normales Aufklärungs-Business 🙂 … Ach so; offenbar besteht ja auch noch Begriffs-Verwirrung zwischen dem mutmaßlich verwendeten Angriffs-Tool bzw. Trojaner (Snake/Uroburos/Turla) und der danach benannten Hackergruppe – theoretisch könnten natürlich auch APT28 oder die Hackergirls aus Winsen aus der Luhe oder Anonymous den Trojaner Snake/Uroburos/Turla verwendet haben. Aber das wird ganz bestimmt noch aufgeklärt, da bin ich völlig zuversichtlich.

Gendershades: Gesichtserkennung funktioniert nahezu perfekt – bei weißen Männern

Joy Buolamwini forscht am MIT über die sozialen Auswirkungen von Technologie; sie ist weiblich, sie ist schwarz, und sie hat definitiv eine gesellschaftspolitische Agenda. Sehr naheliegenderweise. Denn einerseits halten in immer mehr Lebensbereichen technische Verfahren Einzug, die bestimmte Aufgaben anscheinend (oder scheinbar…) besser als jeder Mensch bewältigen: Kreditscores berechnen, Hautkrebs diagnostizieren, weltmeisterlich Go spielen, Gesichter oder verdächtiges Verhalten erkennen.

Wir Menschen tendieren dazu, den Algorithmen oder der “Künstlichen Intelligenz” Objektivität zuzubilligen. Ein Computer hat doch schließlich keine Vorurteile. Stimmt – aber die Menschen, die ihn programmieren; oder die moderne “Maschinenlern-Verfahren” oder “neuronale Netze” mit Daten füttern und trainieren. Dabei klingt bei “Vorurteil” oder “Voreingenommenheit” oder “Tendenz” – im Englischen spricht man ja hier von “Bias” – schon etwas wie Absicht oder eine verquere Weltsicht mit.  Ich denke aber, dass “Bias” meist einfach durch ganz  (für die Betroffenen natürlich nicht…) “harmlose” Gedankenlosigkeit in die Welt kommt. Beziehungsweise in die vermeintlich “objektive” Technik.

Das Problem ist – für digitale Verhältnisse – uralt: 2010 machten asiatische Nutzer einer Digitalkamera eine verstörende Erfahrung: der “smarte” Portrait-Assistent des Fotoapparates wollte sie gar nicht knipsen, sondern gab eine launige Warnung von sich: “Na, blinzelt da etwa jemand?” Nein, die ins Visier genommenen hatten einfach die normale asiatische Augenform; aber der Gesichtserkennungsalgorithmus der Kamera war offenbar vorwiegend mit “westlichen” (“caucasian”) Testbildern trainert worden. Es handelte sich um die Nikon Coolpix S630; das Produkt eines japanischen Herstellers 🙂 …

Bild: Joy Buolamwini/TED /Guardian

Dass im Jahr 2018 (oder 2017, wo die die Tests stattfanden…) drei Gesichtserkennungs-Softwaremodule von namhaften Herstellern ganz offenbar immer noch auf einer völlig unausgewogenen Trainingsbilder-Suite beruhen und dementsprechend bei weißen Männern exzellente, bei schwarzen Frauen dagegen miserable Ergebnisse liefern, das ist natürlich extrem peinlich. IBM wird in Kürze eine neue Version veröffentlichen, die genau wie die Testsuite des MIT auf einer möglichst ausgewogenen Bildermischung aufbaut. Angeblich erzielt diese neue Version ganz erheblich bessere Ergebnisse. Und auch Microsoft hat signalisiert, man nehme das “Bias”-Problem sehr ernst und werde keine Ausgaben scheuen, es zu beheben.

Wenn man Experten fragt: Die im MIT-Paper getesteten “Gender Classification”-Module spielen eigentlich bei zeitgemäßer Gesichtserkennungs-Software gar keine Rolle mehr. Dort werden nämlich neuronale Netze verwendet; und bei denen macht einfach die Vielfalt, die Qualität und die Quantität der Trainingsbilder den entscheidenden Unterschied: Google, Facebook und auch die chinesische Suchmaschine Baidu sind da “state-of-the art”. Die “Big Player” trainieren ihre Systeme mit tausenden von Bildern einer Person; und mit Bildern von Millionen oder gar Milliarden von Personen. Dagegen sind die Test- oder Trainingssuiten von mittelständischen “Sicherheitsfirmen” oder auch die als Alternative zu vorhandenen Benchmarks vorgeschlagene Testsuite der MIT-Forscher ein Witz.

Aber natürlich ist das MIT-Paper bzw. die “GenderShades”-Initiative ohnehin eher paradigmatisch zu verstehen: Der “Bias”-Effekt durch unausgewogene Trainingsdaten steckt ohne jeden Zweifel auch in zig bereits im Alltag eingesetzen Gesichtserkennungs-“Sicherheitslösungen” ; die werden aber als angeblich “objektiv” wahrgenommen oder dargestellt. Die Agenda von Joy Buolamwini ist also eindeutig berechtigt.

Deutschlandfunk – Computer und Kommunikation vom 17.02.2018 (Moderation: Manfred Kloiber)

Der Bock als Gärtner: Google schaltet Werbefilter in Chrome scharf

Die absolute Netz-Sensation; das Sägen am eigenen Ast, der Wandel des Wichtigsten der Big Player des Internets vom Saulus zum Paulus, der vollkommene Paradigmenwechsel: “Die Nutzererfahrung ist wichtiger als Werbeeinnahmen” (dieses wunder, wunderschöne Statement von Googles Vizepräsident Rahul Roy-Chowdhury werde ich mir in meine Klobrille schnitzen, das gelobe ich hiermit feierlich…) – nun gut, diese absolute Sensation war ja seit einem Jahr angekündigt gewesen. So dass eigentlich alle Beteiligten und Betroffenen genug Zeit hatten, sich mit dem heute “scharfgeschalteten” Chrome-Werbeblocker zu arrangieren.

Blocker? Na ja, sagen wir mal Filter. Oder besser: Filter light. Chrome blockt ab jetzt die allerschlimmste, allernervigste Werbung (nicht verschiebbare oder bildschirmfüllende Anzeigen, nicht wegklickbare Anzeigen mit Countdown, sofort losplärrende Videos etc.). Das, was die “Coalition for better Ads“ für “bessere” oder akzeptable Werbung hält, kommt weiterhin durch. In der “Böcke als Gärtner”-Koalition haben sich so gute Freunde wie eben Google und der Axel-Springer-Verlag zusammengefunden, die sich ja ansonsten – übrigens wegen des gleichen Themas “Werbung und Kohle machen im Internet” bis aufs Messer bekriegen 🙂

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Aber die Ober-Ober-Schurken sind halt die Hersteller von Ad-Blockern – die ja ihrerseits auch teilweise wiederum “sportliche” Geschäftsmodelle haben und irgendwie mit “akzeptabler” Werbung (und einem gebührenpflichtigen “Whitelisting”…) Kohle machen wollen. Zum Glück hat der geneigte Internet-Surfer bis jetzt noch die Wahl: Einen Browser mit einem Pseudo-Werbefilter verwenden, der eigentlich nur die Mainstream-User davon abhalten will, einen “richtigen” Blocker zu installieren? Einen Werbeblocker verwenden, der gar nicht mehr richtig funktioniert (weil er offenbar mit den Adblock-Gegenmaßnahmen etwa bei Spiegel Online und Süddeutsche nicht mehr klarkommt…), dafür aber “eigentlich” und auf sehr diskussionsträchtige Weise am Werbe-Geschäftsmodell teilhaben will?

Ich surfe nach wie vor mit Firefox und NoScript und mittlerweile mit uBlock. Ich habe gerade als vorwiegend für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk tätiger Journalist großes Verständnis für die nicht “beitragsfinanzierten” Kollegen und den “Mitbewerb” – aber die Werbung im Netz ist für mich “nicht akzeptabel”. Aus optischen Gründen, aus Relevanzgründen, aus Privacy- und Securitygründen. Für eine Reihe von Online-Angeboten habe ich ein Abo gebucht. Und, wie ich ja schon vorgeschlagen habe, und wie das die Website Salon.com jetzt nach unzähligen halbseidenen oder betrügerischen Vorgängern ausprobiert: En Bezahlmodell mit Crypto-Währung-Schürfen halte ich für eine gute und faire Idee.

An alle Effizienz- und Klima-Bedenkenträger: Der ganze Werbe-Scheiß verbrät auch gigantische Kollateral-Ressourcen 🙂 …

Google: Schönere Werbung mit Chrome · Dlf Nova

Deutschlandfunk Nova – Hielscher oder Haase vom 15.02.2018 (Moderation: Till Haase)

US-Gericht: Private Facebook-Posts können Beweismittel sein

Es soll ja immer noch ein paar letzte Mohikaner auf der Welt geben, die Facebook nicht benutzen (ich zum Beispiel…), weil sie nicht ihre komplette Privatsphäre an Herrn Zuckerberg und die weltweite Werbe-Industrie rausrücken wollen. (Und dann gibt’s natürlich noch die junge Generation, die ihre Privatsphäre lieber woanders rausrückt…) Aber die Datenschutz- und Privacy-Bedenken sind selbstverständlich völlig übertrieben, da geht Facebook selbst ja in seiner immer noch laufenden Anzeigen-Kampagne ganz offensiv mit um.

„Keine Ahnung, wer meine Posts oder Bilder zu sehen bekommt.” – „Kontrolliere, wer was sieht.“

Soll heißen – was auf privat gesetzt wird, bleibt ja auch privat (abgesehen für Facebook selbst und die Werbeheini-Truppe dahinter 🙂 ); wer meine Postings, Messages oder Fotos zu sehen bekommt, das kann ich ja selbst bestimmen. Von wegen, sagt das Berufungsgericht der Vereinigten Staaten in einem schon recht lange laufenden Rechtsstreit. Wenn Informationen oder Kommunikationsdaten “relevant” sind für ein Gerichtsverfahren , dann können sie auch als Beweismittel herangezogen werden. Und dann muss ich (oder Facebook…) sie herausrücken.

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Nun ging es in dem anhängigen Rechtsstreit keineswegs um Schwerstkriminalität, Amoklauf oder Terrorismus. Sondern um einen Sturz vom Pferd (eine fachkundige Kollegin merkt hierzu an: Wer runterfällt, ist meist selbst schuld 🙂 …), um eine Schadensersatzforderung an den Pferdeeigner und um den Verdacht, die angeblich Geschädigte könnte die reklamierten Langzeit-Folgen übertreiben oder nur vortäuschen. Wie immer auch der Streit in der Sache ausgeht – den Claim aus den Anzeigen von Facebook können wir getrost dort hinstecken, wo Werbeversprechen hingehören.

Immerhin; etwas Facebook-Privacy haben die gestrengen US-Richter ja dann doch noch für angemessen gehalten: Sollten sich unter den “privat” geposteten Fotos solche mit nackter Haut und unter den Nachrichten solche mit “romantic encounters”, mit Liebes-Bezug befinden – die bleiben dem skeptischen und zahlungsunwilligen Pferde-Eigner dann doch verborgen. 🙂

USA: Private Facebook-Posts als Beweismittel · Dlf Nova

Deutschlandfunk Nova – Hielscher oder Haase vom 15.02.2018 (Moderation: Till Haase)

Cyberwährungsbörse Coincheck gehackt, eine halbe Milliarde Dollar futsch

So richtig gut ist die Stimmung in der Cyberwährungswelt momentan ohnehin nicht, der Kurs des Platzhirschs Bitcoin ist  – zumindest von den Höchstständen im Dezember aus gesehen – gewaltig auf Talfahrt gegangen. In China droht die Stilllegung der Mining-Farmen mit ihrem absurden Stromverbrauch, in Südkorea ist Schluss mit dem schrankenlosen Cyber-Handel, und allerorten platzen Abzock-Modelle, die geldgierigen Ahnungslosen ganz ungerührt die Kohle aus der Tasche ziehen.

Da passt natürlich die Nachricht von einem erneuten Cyberbörsen-Superhack (wieder mal in Japan…) mit rekordverdächtiger Schadenssumme wie die Faust aufs Auge; ein deftiger Schlag ins Cyber-Kontor :), wie es ein früherer Kollege immer so schön formuliert hat. Wie der Hack genau abgelaufen ist, darüber werden wie in der nähsten Zeit vielleicht noch näheres erfahren. Aber nahezu sensationell: Die Betreiber von Coincheck stellen eine Entschädigung ihrer Kunden in Aussicht, immerhin 90% der Schadenssumme wollen sie wiedergutmachen – aus “Rücklagen”.

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Donnerwetter – das Cyberbörsen-Betreiben scheint ja noch lukrativer zu sein als das Zocken mit den Währungen selbst.  Ob das Versprechen auch eingehalten wird; da bin ich aber mal sehr gespannt.

Hack auf Cyberwährungsbörse Coincheck: 400 Millionen Euro in Kryptowährung gestohlen

Deutschlandfunk Nova – Hielscher oder Haase vom 29.01.2018 (Moderation: Till Haase)

P.S. Die entwendeten 523 Millionen XEM sind ja natürlich und tröstlicherweise noch irgendwie in der NEM-Blockchain sichtbar – mittlerweile versuchen der oder die Hacker aber wohl, die halbe Milliarde etwas zu stückeln 🙂

P.S. 2 Die japanische Finanzaufsicht hat jetzt auch mal bei Coincheck vorbeigeschaut und einen umfassenden Bericht zu dem Desaster angefordert.

Rassismus-Vorwürfe gegen Kunst-App

Es war nur ein kleines Update  – aber das hat dafür gesorgt, dass letzte Woche in den USA die „Arts and Culture“-App von Google plötzlich ganz oben in den Download-Charts war. Mit der kann man die Museumsbestände aus aller Welt durchstöbern, rund 1 Millionen Kunstwerke, Fotografien und sonstige Objekte, die Google digitalisiert hat. Und als kleinen Stöber-Anreiz gab es nun in der App eine neue Funktion: Man lädt ein Selfie von sich hoch, und bekommt dann per Gesichtserkennung ein Portrait angezeigt, einen Gemäldeausschnitt mit einer Person, die einem ähnlich sieht. An sich also eine lustige Sache – bei den Usern kam das gut an.

Bei den weißen Usern 🙁 . Denn schnell stellte sich heraus: Der Selfie-Ähnlichkeitscheck bringt jede Menge gute, manchmal wirklich frappierend ähnliche Ergebnisse – wenn man weiß ist. Bei Schwarzen, Asiaten oder Latinos, bei „People of Color“ also, ist offenbar der Pool an „passenden“ Bildern sehr viel geringer. Damit sind auch “richtig gute” Ähnlichkeiten viel seltener; und was noch schlechter ankam: Die zurückgelieferten Portraits zeigen überproportional oft Personen, die unterwürfig, exotisiert oder im Fall von Frauen sexualisiert dargestellt sind.

Ist die “Arts and Culture” also rassistisch? Google; peinlich berührt, hat natürlich sofort auf diese Vorwürfe reagiert: Nein – die App zeige halt das, was in führenden Museen vorhanden sei; und das wiederum reflektiere selbstverständlich die Verhältnisse der jeweiligen Epochen.

Historische Kunstwerke bilden die Diversität der Welt oft nicht ab. Wir bemühen uns sehr, mehr Kunstwerke online zu bringen, die diese Diversität zeigen.

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Über den Komplex “Kunst” contra “Political Correctness” (bzw. “neue Empfindsamkeit” von angehuschten, angeblich verunsicherten Nachwuchs-Menschlein 🙂 …)  kann man ja endlos diskutieren. Shakespeare ist total verstörend und uncorrect. Die kleinen Penisse an den Statuen von Michelangelo eigentlich auch. Die Nymphen in englischen Gemälden auch. Ok, ok. “Kunst” hat immer auch schon gewisse andere Bedürfnisse befriedigt, bevor das Internet der Menschheit die universelle Porno-Verfügbarkeit geschenkt hat 🙂 …  Ok, ok – es gibt natürlich auch noch so latent echt etwas “schwierige” Künstler wie Balthus.

Das klassische Porträt, der weibliche Akt, vorwiegend exerziert an adoleszierenden jungen Mädchen.

Genau. Der weibliche Akt. Exerziert. An “adoleszierenden” (=minderjährigen…) jungen Mädchen. Da weiß ich jetzt auch nicht mehr so recht. Auf jeden Fall: Die eigenen moralischen Parameter sind halt zeitbedingt. Vielleicht besser als bei früheren Generationen. Vielleicht auch nicht.

Deutschlandfunk Nova – Hielscher oder Haase vom 22.01.2018 (Moderation: Thilo Jahn)

Endlich: Super-Initiative der EU-Kommission gegen Fake-News

Es herrscht Unsicherheit in diesem unserem Land. Seit den Wahlen ist schon viel Zeit verstrichen, und immer noch gibt es keine neue Regierung. Irgendwie wird Angela Merkel in Berlin weiterhin eine Rolle spielen und Horst Seehofer auch; in München oder Berlin; den ganz genauen Zeitpunkt oder Umfang der Rollen kann man noch nicht einschätzen – es gibt da vielerlei nachvollziehbare Motivationen, Absichten und strategische Erwägungen. Ein paar der beteiligten Politiker stechen zuweilen Informationen an die Medien durch. Ganz schlimm.

Die Medien selbst sind selbstverständlich auch korrumpiert und fremdgesteuert; insofern steht natürlich ein furchtbares Unwort und Unding im Raum. Es heißt: “Fake News”. Aber was sind eigentlich “Fake News”? – diese bange Frage wird seit Monaten von vielen besorgten Mitbürgerinnen und Mitbürgern an mich herangetragen. Erst mal die Entwarnung: Wenn Sie sich eh nicht für Nachrichten interessieren bzw. für das, was so in der Welt passiert, dann sind auch “Fake News” für Sie völlig unschädlich. Weil, die bekommen Sie gar nicht mit.

http://gty.im/866387852

 

Wenn Sie aber über irgendwelche Social-Media-Kanäle mit Nachrichten bzw. einem Nachrichten-Stream versorgt werden, dann haben Sie ein Problem. OK – Facebook mildert das ja gerade zugunsten von problemlosen Cat-Content ab. Aber ansonsten: Fake-News sind Definitionssache. Der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, Donald Trump, hat da eine sehr überzeugende Argumentations-Schablone. Aber mit der gibt sich die notorisch linksradikale EU-Kommission natürlich nicht zufrieden.

“Bekämpfung von Falschmeldungen im Netz”, und das auch noch durch ein “Expertenheer” (wieso hat man mich da nicht gefragt???) ? 🙂 Die Fake-News löschen; zwangslöschen? Ja!! Oder zumindest ganz soft Gegenhalten mit super-verlässlichen Gegen-Qualitätsnachrichten? Auch eine grandiose Idee. Genauso wie die angepeilten “Bildungsmaßnahmen”. Die minderbemittelten Schwachmaten müssen doch endlich mal kommuniziert bekommen, dass sie halt minderbemittltelte Schwachmaten sind.

Ach so, die BILD-Zeitung ist gar keine Zeitung, sondern ein Fake-News-Propaganda-Vehikel?  Und das schon seit Jahrzehnten? Das sind ja Fake-News, mit denen man sich weiß Gott nicht auseinandersetzen muss und will. Aber was sage ich denn – beginnen Sie doch Ihre Welt-Recherche einfach auf Twitter; da wird Ihnen geholfen.

 

 

Lukrative Firmen-Umbenennungen: Irgendwas mit Blockchain und Bitcoin

Geldverdienen, reich werden ist ganz einfach. Mit Cyber-Währungen, das habe ich ja schon seit einem Weilchen propagiert. Oder mit Trittbrettfahrer-Aktionen. Einfach mal das eigene Business umbennnen. (Börsennotierung ist natürlich optimal, auch wenn da bislang und wahrscheinlich auch jetzt oder in der Zukunft nur ein paar Freunde, Verwandte oder man selbst den Kurs bewegen 🙂 ) Aber nichts gegen einen seriösen Hersteller von Eistee (ein überteuertes Blasen-Produkt 🙂 ) und Limonade.

Das Schürfen oder Minen von Cyber-Währung ist aber schon lange kein Selbstläufer mehr – insofern ist es also nach den Regeln der herkömmlichen ökonomischen Weisheit sehr fraglich, warum man in einen absoluten Newcomer und Keine-Ahnung-Haber in Sachen Cyberwährung investieren sollte.

Aber da gibt es ja noch mehr Fragebedarf. Kollegen von mir sind z.B. bei einem Arbitrage-Bot eingestiegen, dessen Betreiber die Kursdifferenzen bei verschiedenen Cyberwährungs-Börsen ausnutzen will und da soundsoviel Rendite pro Tag verspricht. Kolleginnen überlegen, signifikante Beträge in bislang eher unterbelichtete Cyberwährungen wie IOTA zu investieren. Mein generelles Statement auf Basis der ökonomischen Logik: “There is no free lunch.” Wenn es irgendwo einen risikolosen Weg geben würde, Kohle zu scheffeln, dann würden den sehr schnell sehr viele Leute identifizieren und nutzen.

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Jede Abweichung von einer normalen, “risikolosen Rendite” (wobei der Begriff “risikolos” lustigerweise seit dem Lehman-Crash und der Euro-Krise etwas Federn gelassen hat…) bedeutet: Für die Mehr-Performance steigt auch das Risiko. Im Fall von Bitcoin: Da gibt es viele Argumente, warum das Konzept tragfähig ist. Aber bei den irrwitzigen Kurssteigerungen sind auch irrwitzige Kursabstürze drin. Wer das nicht verkraften kann, für den ist das natürlich nix. Hier sollte man wirklich nur “Spielgeld” investieren, dessen Verlust einem nicht die Existenz gefährdet.

Und andererseits: Das Geflenne von offiziellen Bedenkenträgern kann ich auch schon nicht mehr hören. Bitcoin und Konsorten sind nicht sicher. Stimmt, Euro, Dollar und Gold auch nicht, Im schlimmsten Fall droht ein Totalverlust. Stimmt, bei Euro, Dollar und Gold auch. Ich würde mal empfehlen: Nicht alle Eier in das gleiche Körbchen legen. 🙂 Aber wer jeweils nach einem Bitcoin-Absturz gekauft hat, hat bislang Top-Resultate erzielt – immer sind die vorab erzielten Höchststände kurze Zeit später wieder errecht worden.

Die realistischste Gefahr für den Bitcoin-Kurs besteht bislang darin, dass ein paar Früheinsteiger-Hanseln einen Großteil der Cyberwährung besitzen. Immerhin – seit der Einführung von Derivaten und Futures gibt es für die einen ziemlich eleganten Weg, da kursschonend Kasse zu machen 🙂

Aber wie gesagt – wer die Achterbahn nicht erträgt, ist hier völlig falsch und sollte lieber auf 0,1%ige Anleihen setzen. Der aktuelle Absturz (Bitcoin-Kurs runter auf 10.500…) hat natürlich auch die Kurse unserer schönen Limonaden-Abstauber-Firmen lädiert – aber es geht ja schon wieder aufwärts 🙂 …

Deutschlandfunk Nova – Hielscher oder Haase vom 22.12.2017 (Moderation: Till Haase)