Manipulationsvorwürfe an Suchmaschinenbetreiber – sprich, zuallererst an die Adresse von Google – gibt es nicht gerade selten. Das ist mal mehr, mal weniger nachvollziehbar.
Eine ganz wichtige Rolle bei der ganzen Angelegenheit spielt ja auch der manipulierbare User selbst – der aus Bequemlichkeit nur die ersten zehn Treffer anschaut und aus analogen Zeiten die intuitive Gewissheit mitbringt: Was oft erwähnt wird, ist wichtig. Und was in einer Liste oben steht, ist das Beste. Das gilt dann ebenso für die Suche nach Urlaubszielen oder Kartoffelsalat wie für die Suche nach Politikern.
Unentschlossene Wähler (und das sind ja die ganz besonders wichtigen und umworbenen Wähler…) lassen sich offenbar allein schon durch die Reihenfolge von Suchmaschinentreffern beeinflussen, zu welcher Kandidatin oder welchem Kandidaten sie nach einer Netzrecherche tendieren. Wer also diese Reihenfolge manipuliert, kann Politik machen – und zwar ohne dass eine realistische Chance geben würde, die Manipulation zu bemerken oder nachzuweisen.
Wie stark das Beeinflussungspotential ist, hängt von einer Reihe von Faktoren ab – aber der Effekt ist statistisch signifikant, so das Fazit einer Studie von Robert Epstein und Ronald E. Robertson – und zwar im Laborversuch wie in „freier Wildbahn“; bei einem Real-Experiment während der Wahlen 2014 in Indien. Die Autoren fordern letztlich eine behördliche Kontrolle oder Regulierung von Suchmaschinen; im Klartext: von Google (obwohl der Name in der Studie nicht auftaucht…).
Da ist es nicht ganz unwichtig, auf die Tatsache hinzuweisen, dass Robert Epstein Google exakt seit 2012 „auf dem Kieker hat“ – damals hatte der Suchmaschinenriese Epsteins Website (wie sich im Nachhinein herausstellte, zu recht…) als mit Malware verseucht eingestuft und zeitweise quasi blockiert.
Studie zu Suchmaschinen – Google könnte Politik machen
Deutschlandfunk – Forschung aktuell vom 5.8.2015