Schach-WM 2016: Spannend für den Kopf – warum auch Unentschieden nicht langweilig sein muss

Ganz klar: Wer die Regeln von Schach nicht kennt; oder vielleicht auch noch ein klein wenig tiefer in die Welt des Denksports Nummer eins (zumindest in der westlichen Hemisphäre…) eingedrungen ist, wird wenig Spannung beim aktuellen WM-Match zwischen Weltmeister Magnus Carlsen und Herausforderer Sergei Karjakin empfinden – trotz der diesmal ziemlich intensiven medialen Abdeckung (die sozusagen umgekehrt proportional ist zum diesmal etwas mageren Preisfonds. In den Vorjahren kamen die einst höheren Millionen-Summen aber auch gerne aus der Privat- Staatsschatulle von autokratisch agierenden Fantasy-Staatslenkern und Weltschachverbands-Präsidenten 🙂 …)

Wer die Regeln von American Football oder von Cricket nicht kennt, wundert sich ja auch, was die Akteure auf dem Platz eigentlich machen, außer zusammenzuprallen oder mit komisch geformten Prügeln komisch geformte Bälle durch die Gegend zu dreschen. Und wie gesagt – wer die Schachregeln nicht kennt, oder wer eine Aufmerksamkeitsspanne von  höchstens einer Aktion pro 20 Sekunden hat, braucht sich nicht mit dem “Spiel der Könige” zu beschäftigen. Aber ab dieser Schwelle ist klar: Beim Schach sind Unentschieden (Remis) zwar weniger spektakulär als entschiedene Partien. Aber beim Schach kommt es halt (wie im richtigen Leben…) nicht nur auf das nackte Endresultat an, sondern auch darauf, wie dieses denn zustandegekommen ist.

Die bisherigen Remis-Partien im aktuellen Match waren ja nicht etwa “keine-Lust”-Veranstaltungen, sondern drückten eher aus, dass die beiden Kontrahenten sich halt recht ebenbürtig sind. Kein Wunder bei einem Blick auf die bisherigen Begegnungen und die Platzierung in der Weltrangliste; ganz oben wird die Luft eben etwas dünner. Ein Trost nach dem bisherigen Verlauf auch für Ungeduldige: Einen potentiell endlosen Match-Verlauf a la Karpov gegen Kortchnoi wird es in diesem WM-Wettkampf nicht geben – die Regeln sehen bei einem eventuellen Gleichstand nach 12 Partien einen Tie-Break aus Schnellschach-, dann aus Blitzschachpartien vor.

Und wenn es dann immer noch unentschieden steht, bringt eine “Sudden-Death-Partie” die endgültige Entscheidung: Bei einem Remis auch im allerletzten Spiel hat am Ende Schwarz gewonnen (ausgleichende Gerechtigkeit; weil Weiß mit dem Recht auf den ersten Zug einen winzigen, aber existenten “Anzugsvorteil” hat…) Bis dahin ist ja noch etwas Zeit – mal sehen, ob einer der beiden Kontrahenten noch einen entscheidenden Geistesblitz auf Lager hat…

DRadio Wissen · Schach: Spannend für den Kopf

DRadio Wissen – Redaktionskonferenz vom 21.11.2016 (Moderation: Thilo Jahn)

Nachklapp 22.11.2016 – Da haben wir den Salat, kaum haben wir über “zu viele” Remispartien gesprochen, schon will Magnus Carlsen mit dem Kopf durch die Wand und verliert die achte Partie. 😉

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