Mein Freund und Golfkumpel Alu Kessebohm ist tot

Ich bin ja „Wochentagsspielberechtigter“ auf dem schönen Platz des Marienburger Golfclubs, und da habe ich Alu Kessebohm kennengelernt. Ein begeisterter Golfer mit schon etwas mehr Erfahrung als ich. Wir haben oft und regelmäßig zusammen gespielt – gerne am Donnerstag morgen, bevor sich die „Senioren“ auf die Runde gemacht haben. Meistens sind wir so kurz vor 10 Uhr los – Alu war regelmäßig „zu früh“ da, weit vor unserer Verabredung. Weil er die Unwägbarkeiten seiner Hinfahrt von Hürth abpuffern wollte. 🙂 Ich wollte eigentlich immer noch vorher kurz auf die Range gehen, aber wenn Alu da schon stand, haben wir natürlich sofort losgelegt…

Und nach der 9-Loch-Runde (in seltenen Fällen haben wir noch mal die ersten vier Löcher drangehängt…) haben wir uns dann auf die Terrasse gesetzt im Restaurant des MGC und erstmal zwei „Golfer“ bestellt. Und schon mal die Karte studiert – Essen gab es ja erst ab 12 Uhr. Und dann haben wir da gegessen, und Alu hat immer ein bisschen mit der netten Kellnerin geflirtet. Und wir saßen da und haben uns gefreut, wie schön das war. Die Aussicht. Die Tatsache, dass wir da in dem schönen Club spielen können und danach schön gemütlich und lecker essen.

Ausblick vom Restaurant auf den Platz

Alu war etwas älter als ich (Jahrgang 1957) – er hat mich immer „mein Jung“ genannt – und hatte ein sehr gutes Auskommen. Er hatte bei RWE gearbeitet und eine gute Rente und Betriebsrente. Die einzige kleine Trübung in seinem Leben war eigentlich, dass gerade noch eine sehr spät eingegangene Ehe wieder sehr schnell in die Binsen gegangen war und er jetzt mit den Unterhalts- und Scheidungsformalitäten etwas Stress hatte. Aber das war mehr so eine kleine Lektion in später Lebensweisheit – ansonsten hat sich Alu seines Lebens erfreut. Und auf die kommenden, weiterhin sehr komfortablen Jahre gefreut.

Im Herbst bis Frühjahr 2020/2021, beim Lockdown, als auch völlig wahnwitzigerweise die Golfplätze geschlossen waren, da sind wir regelmäßig spazieren gegangen im Kölner Grüngürtel. Um rauszukommen aus der Wohnung, um uns etwas zu bewegen, um etwas Kontakt zu anderen Menschen zu haben. Ich bin da hingefahren zu ihm nach Hürth, und dann haben wir die Runde gemacht; über die Autobahnbrücke, mal so rum, mal so rum, vorbei am Geißbockheim. Und wir haben viel gesprochen, über Sachen, die man im Leben verbockt. Über Alkohol, über Frauen.

Im Herbst 2021 kam dann der Schlag – bei Alu wurde Kehlkopfkrebs diagnostiziert. Ich hab mir da das eine oder andere bei gedacht – schließlich ist Alkohol einer der Standard-Risikofaktoren. Da stand eine Operation auf dem Programm – mit ohnehin schon gravierenden Konsequenzen wie Verlust der Stimme. Die Frage war aber natürlich – hatte der Krebs schon gestreut? Alu hat dann die Operation erst mal gut überstanden. Danach ging die Chemo los. Die – so hat er mir das geschrieben – hat ihn „fertig gemacht“. Wir haben am Jahresende 2021 zum letzten Mal gesprochen.

Dann hab ich mehrmals SMS geschickt – und keine Antwort mehr erhalten. Und heute bekomm ich eine Nachricht von Alus Neffen – Alu ist bereits am 5.1.2022 gestorben.

Ich trauere um meinen Freund und Golfkumpel Alu. Ich wünschte, wir hätten noch ein paar Bälle weiter in die Binsen oder aber aufs Fairway schlagen können. Ich wünschte, Du hättest die Neueröffnung im MGC miterlebt. Ich wünschte, wir hätten noch ein paar Jährchen auf der Terrasse zusammen gesessen und Du hättest mit der netten Kellnerin flirten können. Mach’s gut, mein Freund und Kumpel. Ich werde Dich nicht vergessen.

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