Bis zur Mitte der vergangenen Woche sah es so aus, als müsste Werner Koch, der Programmierer der freien Verschlüsselungssoftware GnuPG das Handtuch werfen – nach der Einstellung von staatlichen Fördermitteln und einer mau angelaufenen Crowdfunding-Kampagne hatte das Entwicklerteam in der g10code-GmbH die Nase voll davon, trotz bescheidener Eigengehälter in einer Dauer-Finanzmisere dahinzuwerkeln. Erst ein Hilferuf bei ProPublica öffnete dann plötzlich die Geldschleusen der Community und auch einiger Big Player – was zum einen das prinzipielle Good-Will-Potential für wichtige freie Softwareprojekte zeigt, andererseits aber auch die Trägheit der Masse.
Getrübt wurde die Freude durch zwei Rants des Bloggers Fefe, der selbst Programmierer und IT-Sicherheitsdienstleister ist. Seine Kernthesen: Software erst gratis verteilen und im Nachhinein „herumheulen“ sei nicht in Ordnung – und vor allem sei der Code von GnuPG schlecht gewartet, Kritik und Verbesserungsvorschläge aus der Community würden von Werner Koch abgeblockt. In einem Artikel bei ArsTechnica kritisiert auch ein US-Kryptografieprofessor die Softwarequalität und hält ein externes Code-Auditing für dringend notwendig.
Von außen lässt sich schwer sagen, wie berechtigt diese Kritik ist. Aber gewisse Zirkelschlüsse sind natürlich nicht zu übersehen: Erst lässt man es sehr entspannt und ohne allzu großen Spenden-Enthusiasmus zu, dass fundamentale und höchst sicherheitskritische Softwarekomponenten von Einzelpersonen oder Kleinst-Teams entwickelt und gepflegt werden. Und dann wundert man sich, dass dabei möglicherweile Fehler gemacht werden.
Das Sprichwort „There is no free lunch“ gilt offensichtlich auch für freie Software.
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DRadioWissen – Schaum oder Haase vom 9.2.2015