Ad-Blocker auf Mobilgeräten: Fehlanzeige

Die Diskussion um Werbeblocker ist ein Dauerbrenner – vor kurzem hat ja Eyeo, Anbieter des weit verbreiteten „AdBlockPlus“ wieder mal einen juristischen Sieg einfahren können. Andererseits haben verschiedene Content-Anbieter, u.a. auch Spiegel Online, offenbar „erfolgreich“ nachgerüstet – wer die Seiten mit AdBlockPlus oder auch einem Adblocker auf dem iPad ansteuert, wird nun praktisch auf allen Artikeln mit einem Anti-Blocker-Nagscreen zur Wieder-Zulassung der Anzeigen-Herrlichkeit aufgefordert. Eine ganz, ganz schwierige Kosten-Nutzen-Rechnung…

Auf Mobilgeräten spricht eigentlich noch mehr als am Desktop für das Blocken: der Platz auf dem Display ist knapp, vor allem aber verlangsamt Werbung signifikant den Seitenaufbau und verbrät das meist limitierte Daten-Kontingent des Users. Als Apple mit iOS 9 und den 64-Bit-Geräten erstmals Werbeblocker im App Store zuließ, sahen weite Kreise der Werbeindustrie und der Content-Anbieter den Untergang des Abendlandes kommen. Ausgerechnet die zahlungskräftigste Klientel sollte sich ausklinken können?

Nun stellt sich heraus – Pustekuchen, Werbeblocker spielen auch Mobilgeräten praktisch keine Rolle; jedenfalls wenn man der „gut unterrichteten“ Quelle von „The Register“ folgen will. Offenbar sind die Leute doch zu faul, zu geizig, oder selbst mit den paar Einstellungen zu überfordert, sich einen AdBlocker zu installieren. Selbst die, die einen haben, nutzen den offenbar nicht konsequent. Da könnten ja eigentlich bei Werbeindustrie und Content-Anbietern die Champagnerkorken knallen. Aber noch mal Pustekuchen. Klick-Betrug ist wohl inzwischen auch so sehr Mainstream, dass alle theoretisch schönen Werbe-Bilanzen katastrophal verhagelt werden.

Laut dem von „The Register“ zitierten Experten sind 43% der Ad-Impressions, also der Klicks betrügerisch: Das sind eben keine Menschen, die sich für ein Produkt interessieren, sondern Bots oder Klickfarmen. Der Schaden – der die Anzeigen-Verkäufer wie Google schwer trifft, vor allem aber natürlich die Anzeigen-Schalter, soll im laufenden Jahr 2017 ein Volumen von 16 Milliarden Dollar erreichen; es gibt allerdings auch etwas vorsichtigere Schätzungen. Google ist jedenfalls unter Zugzwang und erstattet den geprellten Kunden ihren Schaden – und versucht selbst, Klickbetrüger durch bessere Algorithmen effektiver zu entlarven.

Vielleicht ist aber auch das ganze Mainstream-Finanzierungsmodell des Internets: Mist.

Deutschlandfunk Nova – Hielscher oder Haase vom 28.08.2017 (Moderation: Till Haase)

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