Archiv für den Monat: April 2015

NSA will Krypto-Schlüssel aufteilen

Es passt einfach nicht zusammen: Einzelpersonen und Firmen wollen ihre Daten – gerade nach den Erkenntnissen aus den Snowden-Enthüllungen – vor neugierigen Blicken schützen, Geheimdienste und Behörden wollen eine Chance haben, Straftätern und Terroristen digital auf die Spur zu kommen. Da hört sich der Vorschlag von NSA-Chef Michael Rogers auf den ersten Blick gar nicht einmal unplausibel an: Man könnte doch den Zugangsschlüssel für kryptografisch geschützte Daten oder Kommunikationskanäle aufteilen und bei verschiedenen Institutionen hinterlegen – so dass also keine Seite einzeln und heimlich auf das Material Zugriff hätte, sondern nur alle zusammen in einem regulierten Verfahren.

Dumm nur, dass die Dienste in der Vergangenheit jedwedes Vertrauen darin zerstört haben, sie würden sich im Zweifelsfall an die gesetzlichen Vorgaben halten. Rein technisch gesehen schafft jede Komplexitätserweiterung bei Kryptografie neue potentielle Fehlerquellen – und vor allem – niemand könnte “wirklich böse Buben” dazu zwingen, die Verfahren mit Gemeinschaftsschlüssel zu nutzen. So bleibt wiederum nur der Verdacht, der NSA-Vorschlag ziele letztlich auf die technisch unbedarftere Masse der User, den digitalen Normalbürger.

DRadio Wissen · Liveblog: Miese Bedingungen in der Kleintierzucht

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 14.4.2015

Berliner Datenschützer will XP-Behördenrechner abklemmen

Notwendigkeit oder Panikmache? Aus der Sicht von Alexander Dix, dem Berliner Datenschutzbeauftragten ist die Sache jedenfalls klar – mit dem endgültigen Auslaufen der von der Berliner Verwaltung teuer eingekauften Support-Verlängerung für die immer noch reichlich vorhandenen XP-Rechner drohen Hacking-Gefahren und damit Gefahren für die Daten der Berliner Bürger. Das Ganze ist ein kleines Behörden-Desaster in Zeitlupe und mit Ansage – vielleicht geben ja jetzt eventuell drohende Bußgelder den entscheidenden Ruck für klamme Etat-Bewirtschafter.

Privatanwender sollten ihre “alten Möhren” erst recht einmal austauschen oder mit einer neueren Windows-Version updaten. Und wer gar nicht von XP lassen will, kann es ja in eine virtuelle Maschine stecken…

DRadio Wissen · Windows: Berliner Behörden arbeiten mit veralteten Betriebssystemen.

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 14.4.2015

3D-Scan kann biologisches Alter ermitteln

Ob es hauptsächlich an der genetischen Ausstattung liegt oder aber an den Lebensumständen, das ist noch nicht endgültig erforscht – fest steht jedenfalls: Das chronologische Alter, das im Personalausweis verzeichnet steht, und das biologische Alter, der tatsächliche “Erhaltungszustand” einer Person können weit auseinander liegen. Anders gesagt: Manche Leute altern schneller, manche langsamer als ihre Mitmenschen.

Und anscheinend ist das auch ganz schlicht und ergreifend im Gesicht zuverlässig ablesbar – die inneren Werte und die geistige Fitness in allen Ehren: Chinesische Wissenschaftler konnten die intuitive Vermutung jetzt mit Computerunterstützung bestätigen. Ein einfacher 3D-Scan reicht offenbar für eine recht treffsichere Abschätzung des “wahren”, des biologischen Alters einer Person. Das ist nützlich für maßgeschneiderte medizinische Behandlungen, macht aber auch möglicherweise eine andere Branche hellhörig, vermutet die Studienleiterin Prof. Jing-Dong Han:

“Als ich darüber mit meinen Freunden gesprochen habe, haben die gesagt – das ist natürlich interessant für Versicherungen, die können damit Zuschläge oder Nachlässe kalkulieren – ich weiß nicht, ob das gut oder schlecht ist.”

Zumindest könnte ja das nunmehr wissenschaftlich bestätigte Motto “Man ist so alt, wie man aussieht” Schönheitschirurgen als Werbeaussage dienen – nur leider kann ja die durchs Messer modifizierte Gesichtsgeometrie zwar die intuitive und sicher auch evolutionär verankerte Alters-Abschätzung anderer Menschen (und eventuell die des 3D-Scanners…) täuschen, nicht aber wirklich zu einem längeren Leben verhelfen…

Aussehen – Biologisches Alter ins Gesicht geschrieben.

Deutschlandfunk – Forschung aktuell vom 2.4.2015

Facebooks klebrige Tracking-Cookies

Cookies – die kleinen Textdateien, die beim Besuch von Webseiten im Browsercache landen bzw. auf den Computern der Nutzer abgespeichert werden – sind erst einmal nichts schlimmes. Sie dienen dazu, einen User wiederzuerkennen, der dann z.B. einmal vorgenommene Konfigurations-Einstellungen nicht neu einrichten muss.

Und eigentlich dürfen Cookies nur von der Website wieder ausgelesen werden, von der sie stammen. Das sinnvolle Prinzip wird schon seit langem durch Werbenetzwerke ausgehebelt, die einen Surfer auf allen Webseiten wiedererkennen können, auf denen Anzeigen aus ihrem Pool platziert sind – mit diesen Tracking-Cookies lassen sich User also quasi quer durch Netz verfolgen, um festzustellen, wofür sie sich denn so alles interessieren.

Mal abgesehen davon, dass es mittlerweile noch viel ausgebufftere Wiedererkennungsverfahren gibt – dass Facebook offenbar die beim Besuch seiner Seiten gesetzten Cookies auf allen Webseiten wieder ausliest, die einen Like-Button eingebaut haben, das verstößt eindeutig gegen europäische Datenschutzbestimmungen. Sagt ein Gutachten, das die belgische Datenschutzbehörde in Auftrag gegeben hat.

Facebook bemängelt “Ungenauigkeiten” in dem Bericht, verrät aber bislang nicht, worin diese denn bestehen sollen.

DRadio Wissen · Facebook: Auch Nichts-User werden verfolgt.

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 1.4.2015

Twitter als politisches Stimmungsbarometer

Dass Twitter eine äußerst beliebte Datenquelle für Meinungsforscher aller Couleur ist – sei es aus der Werbebranche, aus der Politik oder aus der Wissenschaft, das ist nichts neues.

Insofern überrascht an der Studie, die spanische Forscher im Fachblatt “Chaos” vorstellen, gar nicht einmal so sehr das grundsätzliche Ergebnis, sondern eher dessen Deutlichkeit. Die Wissenschaftler haben anhand von Tweets rund um den Tod des ehemaligen Präsidenten von Venezuela, Hugo Chavez, das Ausmaß der politischen Polarisierung  und die geografische Verteilung des Stimmungsbildes nachverfolgt – die exakt die Aufteilung in wohlhabendere und ärmere Bevölkerungsschichten in Venezuelas Hauptstadt Caracas widerspiegelte.

Dass Twitter demnach als Warninstrument für drohende gewalttätige Auseinandersetzungen taugt, ist plausibel – ob man einer extremen Polarisierung der politischen Meinung aber wiederum per Social Network gegensteuern kann oder sollte, wie die Autoren spekulieren, das ist dann doch sehr fraglich. Sonst kommt  vielleicht noch so etwas dabei heraus. 🙂

DRadio Wissen · Liveblog: Todesstrafe, Doping, Tröglitz, Niklas.

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 1.4.2015