Gerade mal drei Wochen ist es her, da hat sich die „Rebellen-Währung“ Bitcoin Cash abgespalten vom Platzhirsch der Cyberwährungsbranche. Nach einer kurzen Kursexplosion lag die Notierung dann geradezu verdächtig stabil bei rund 300 Dollar – aber jetzt war dann wieder mal die nächste Explosion fällig; der Kurs des Bitcoin Classic hatte ja auch schon wieder unfassbar zugelegt. Das alles ist Wahnsinn, und eben auch nicht Wahnsinn: Marktwirtschaft halt.
Ganz offenbar gibt es eben an mehreren Cyberwährungsbörsen eine ausreichende Anzahl von Leuten, die bereit sind, Bitcoin Cash nun zu höheren Kursen zu kaufen. Dafür gibt es verschiedene Gründe: Immer mehr Handelsplattformen unterstützen die Rebellen-Währung jetzt doch, die Transaktionszahlen und -volumina steigen. Für die mächtige Fraktion der Miner ist beim gestiegenen Kurs das Bitcoin Cash-Schürfen sogar attraktiver als das Errechnen der klassischen Cyber-Münze, und es gibt wieder eine gute Nachricht in Richtung allgemeiner Akzeptanz: Ein ehemaliger Vermögensverwalter der Harvard Universität plant, einen Cyberwährungs-Hedgefond aufzulegen – wo also auch Leute in Bitcoin und Konsorten investieren könnten, die sich mit der technischen Materie unmittelbar nicht beschäftigen wollen.
Da Bitcoin Cash genauso gut funktioniert wie Bitcoin, dürfte auch schlicht ein psychologischer Aspekt eine Rolle spielen: Der Unterschied zwischen „billigem“ und „teurem“ Kurs der beiden Rivalen. Und möglicherweise gibt es noch eine äußerst freudige Botschaft für all die Bitcoin-Besitzer, die ihre Reichtümer auf einer Plattform gelagert hatten, die Bitcoin Cash nicht unterstützt hatte. Bei so viel Jubel-Nachrichten ein kleiner Wermutstropfen: Online-Einkäufe mitt Bitcoin sind viel weniger anonym als gedacht, das zeigt eine Studie der Princeton University – der ganz normale Tracking-Wahnsinn ist schuld. Letzte Woche hatten andere Wissenschaftler schon gezeigt, dass sich per Bitcoin bezahlte Menschenhandel- bzw. Kindersex-Anzeigen ebenfalls mit dem Kassenbuch der Cyberwährung, der Blockchain abgleichen lassen.
Deutschlandfunk Nova – Hielscher oder Haase vom 21.08.2017 (Moderation: Thilo Jahn)