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Justizminister Maas kritisiert Facebook

Wo verläuft die Grenze zwischen dumpfbackigem Gelaber, spätpubertärer Verbal-Kraftmeierei, völkischem Geraune und strafrechtlich relevanten Dingen wie „Volksverhetzung“ und Aufruf zu Gewalt? Mit dieser auch für deutsche Juristen nicht immer ganz einfach zu klärenden Frage sollte sich in Zukunft auch das US-Unternehmen Facebook intensiv beschäftigen, das fordert Bundesjustizminister Heiko Maas.

Und in Prinzip hat er ja auch recht damit: Wie in allen anderen rechtlichen Fragen kann sich das Social Network „eigentlich“ nicht damit herausreden, nach amerikanischem (oder einfach: nach eigenem 🙂 ) Rechtsverständnis handeln zu dürfen, wenn es denn in Europa und Deutschland geschäftlich tätig ist.

Rein praktisch gesehen dürfte die Einzelfall-Prüfung auf Rassismus oder Fremdenfeindlichkeit durch das Facebook-eigene „Community Operations Team“ allerdings sehr aufwendig werden. Denn die Sache ist heikel: Wenn Postings zu unrecht gelöscht oder Accounts voreilig gesperrt werden, ist der Aufschrei und die Negativ-PR schließlich auch gewaltig.

Letztlich ist alles eine Frage der personellen Kapazitäten – und einmal ganz ketzerisch angemerkt: Die deutsche Polizei bzw. Justiz könnte die angeblich so glasklaren Fälle ja auch selbst flächendeckend aufspüren und einer massiven und konsequenten Strafverfolgung unterziehen – dann dürfte bei der rechten Klientel die Tastatur deutlich ins Stocken kommen. Das deutsche Justiz- und Gerichtswesen allerdings auch 🙂

Bleibt zum Schluss die Frage, ob das Netz eigentlich den auch in der vordigitalen Welt immer schon vorhandenen, unausrottbaren Schwachsinn gefährlich befördert – oder ihn vielleicht nur viel greller und relevanter erscheinen lässt, als er in Wirklichkeit ist.

Heiko Maas vs. Facebook

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 27.8.2015

Suchmaschinen – Manipulation könnte Wahlen entscheiden

Manipulationsvorwürfe an Suchmaschinenbetreiber – sprich, zuallererst an die Adresse von Google – gibt es nicht gerade selten. Das ist mal mehr, mal weniger nachvollziehbar.

Eine ganz wichtige Rolle bei der ganzen Angelegenheit spielt ja auch der manipulierbare User selbst – der aus Bequemlichkeit nur die ersten zehn Treffer anschaut und aus analogen Zeiten die intuitive Gewissheit mitbringt: Was oft erwähnt wird, ist wichtig. Und was in einer Liste oben steht, ist das Beste. Das gilt dann ebenso für die Suche nach Urlaubszielen oder Kartoffelsalat wie für die Suche nach Politikern.

Unentschlossene Wähler (und das sind ja die ganz besonders wichtigen und umworbenen Wähler…) lassen sich offenbar allein schon durch die Reihenfolge von Suchmaschinentreffern beeinflussen, zu welcher Kandidatin oder welchem Kandidaten sie nach einer Netzrecherche tendieren. Wer also diese Reihenfolge manipuliert, kann Politik machen – und zwar ohne dass eine realistische Chance geben würde, die Manipulation zu bemerken oder nachzuweisen.

Wie stark das Beeinflussungspotential ist, hängt von einer Reihe von Faktoren ab – aber der Effekt ist statistisch signifikant, so das Fazit einer Studie von Robert Epstein und Ronald E. Robertson – und zwar im Laborversuch wie in „freier Wildbahn“; bei einem Real-Experiment während der Wahlen 2014 in Indien. Die Autoren fordern letztlich eine behördliche Kontrolle oder Regulierung von Suchmaschinen; im Klartext: von Google (obwohl der Name in der Studie nicht auftaucht…).

Da ist es nicht ganz unwichtig, auf die Tatsache hinzuweisen, dass Robert Epstein Google exakt seit 2012 „auf dem Kieker hat“ – damals hatte der Suchmaschinenriese Epsteins Website (wie sich im Nachhinein herausstellte, zu recht…) als mit Malware verseucht eingestuft und zeitweise quasi blockiert.

Studie zu Suchmaschinen – Google könnte Politik machen

Deutschlandfunk – Forschung aktuell vom 5.8.2015

Steckt China hinter DDOS-Angriff auf Telegram?

Fest steht – seit Freitag steht der Messenger der in Berlin ansässigen Firma Telegram unter Beschuss aus dem Netz; genauer gesagt richtet sich die massive DDOS-Attacke gegen die Firmenserver im Asia-Pacific-Raum. Dahinter stecken könnten gewöhnliche Kriminelle mit dem Erpressungs-Geschäftsmodell, theoretisch die Konkurrenz – oder aber auch die chinesische Regierung bzw. deren Handlanger.

Immerhin kommen da gerade so einige passende Umstände zusammen – am Wochenende hat es eine Verhör- bzw. Verhaftungswelle gegen chinesische Menschenrechtsanwälte gegeben, in einer chinesischen Zeitung wurde Telegram explizit als „regierungsfeindliches und illegales Software-Werkzeug“ genannt. Aber wie immer gibt es natürlich keine Beweise für die nicht ganz unplausiblen Vermutungen.

Und nicht zur Ehrenrettung der chinesischen Regierung, sondern nur zur Justierung der Perspektive: Auch Ermittlungsbehörden in „freien Demokratien“ wie Deutschland oder den USA sind ja die nicht-ausschnüffelbaren, End-zu End-verschlüsselten Messenger ein gewaltiger Dorn im Auge. Sind eben ein Werkzeug für Kriminelle. Oder so.

Liveblog: DRadio Wissen · Liveblog: Griechenland, LeFloid, Wasserqualität

DRadio Wissen – Schaum oder Haase  vom 14.7.2015

GCHQ hat Amnesty International ausspioniert

Besonders überraschend war die offizielle Bestätigung eigentlich nicht mehr – ja, der britische Geheimdienst GCHQ hat die Menschenrechtsorganisation Amnesty International überwacht und ausspioniert und dabei gegen das Gesetz verstoßen. Aber wohlgemerkt – nicht die eigentliche Schnüffelaktion war (zumindest nach Auffassung der britischen Regierung…) illegal, sondern nur das Überschreiten der Speicherfrist für die abgeschnorchelten Daten. Und wenn das alles so grundsätzlich in schönster Ordnung ist, dann braucht man sich natürlich auch nicht über eine kleine Panne bei der Geheimdienst-Aufsichtsbehörde IPT (Investigatory Powers Tribunal) großartig aufzuregen.

Hauptsache, bei den Schlapphüten selbst verrutscht nicht auch mal einer in der Liste – etwa bei einem Anti-Terror-Drohnen-Einsatz 😉

Liveblog: Du bist, was Du schwitzt

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 3.7.2015

„Celebrate Pride“ – ein soziales Experiment bei Facebook?

Facebook hat zwar noch nicht die ganze Welt erobert – aber seine User geben schon eine statistisch gesehen ganz anständige Querschnittsgruppe eines Großteils der Menschheit ab; insofern eignen sich Facebook-Daten auch recht gut für soziologische Studien. In der Vergangenheit hat das Social Network bekanntlich sogar damit experimentiert, ob sich seine Nutzer von Freunden oder vom Nachrichtenstrom beeinflussen lassen – bei der „Celebrity Pride“-Aktion geht aber angeblich alles mit rechten Dingen zu; auch wenn manche Beobachter schon wieder einen neuen soziologischen Versuch wittern. Die Einfärbung der Profilbilder in den Regenbogenfarben ähnelt aber einer früheren Aktion mit einem eingeblendeten Gleich(heits)-Zeichen – und hier konnten Facebook-Forscher durchaus einen Unterschied zwischen einem politischen Statement (andere sprechen despektierlich lieber von Slacktivism…) und einem Jux-Hype feststellen. Offen bleibt allerdings die entscheidende Frage, ob sich „Freunde“ tatsächlich von anderen „Freunden“ beeinflussen lassen – oder ob die veränderten Profile lediglich dokumentieren, dass man eh einer Meinung war.

Arnold Schwarzenegger jedenfalls lässt sich von einem „Freund“ nicht sonderlich beeindrucken, der das Pride-Celebrating des zwar republikanischen, aber doch liberalen Ex-Gouverneurs nicht so recht mitfeiern mag: „Hasta la vista, Baby!“

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 29.6.2015

Tech-Firmen als Wegbereiter der Homo-Ehe

Es war eine knappe, aber historische Entscheidung des US-Supreme Court am Freitag – und seitdem prangen Firmen-Tweets, Webseiten und Social Media-Accounts in den Regenbogen-Farben. Das Silicon Valley feiert – die Entscheidung und auch sich selbst; denn schließlich sind Firmen wie Apple, Google, Facebook und Co. schon seit Jahren Vorbild und Verfechter der Gleichberechtigung von „LGBTQs“.

Einen gewissen Einfluss dürften die Big Player tatsächlich haben, sich allzu weit aus dem Fenster zu lehnen ist für sie hingegen auch wieder nicht opportun – sowohl für das inländische wie für das internationale Publikum. Und inmitten des aktuellen Jubels und der „Pride“-Feierlichkeiten kommt auch die altbekannte Kritik an Facebooks Zwang zum Klarnamen noch einmal auf den Tisch.

DRadio Wissen · Liveblog: Griechenland – Verzockt?

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 29.6.2015

Heftige (und teilweise überzogene…) Kritik an Bellingcat-Analyse

Die Investigativ-Plattform Bellingcat.com hat sich schon diverse Male mit den Vorgängen im Osten der Ukraine beschäftigt – zum Beispiel mit der Frage, ob russische Truppen im Land sind, vor allem aber auch mit dem immer noch ungeklärten Rätsel, wer eigentlich für den Abschuss von Flug MH17 verantwortlich ist. In der Analyse vom 31.5. ging es um eine Pressekonferenz, die das russische Verteidigungsministerium im Juli 2014 abgehalten hatte. Damals wurden Satellitenaufnahmen präsentiert, die Indizien oder Beweise dafür liefern sollten, dass ukrainische BUK-Flugabwehrsysteme beim Abschuss vor Ort waren.

Das Ergebnis der Bellingcat-Analyse fällt eindeutig aus: Die bei der PK vorgeführten Fotos seien manipuliert bzw. gefälscht gewesen. Genauso griff das auch die internationale Presse auf (zumindest die westliche 🙂 ) – die Website gilt als eine zuverlässige und tiefschürfende Quelle.

Im Netz gab es allerdings schon einen Tag später Zweifel an der Stichhaltigkeit der Untersuchung – und zwar ausgerechnet vom Programmierer der Software, die Bellingcat für die forensische Fotoanalyse nutzt. Am 3.6. fasste der Medienjournalist Stefan Niggemeier die wesentlichen Kritikpunkte in seinem Blog zusammen:

a) die Aussage von Bellingcat, die Fotos seien nachträglich mit Photoshop bearbeitet, würde nichts beweisen, das sei etwa schon zum Beschneiden und Betexten des Fotos normal.

b) Bellingcat habe bei der eigentlichen forensischen Analyse der Fotos falsche Schlüsse gezogen.

c) Die Datumsangaben auf den Google Earth-Bildern, die Bellingcat als Referenz verwendet seien unzuverlässig und also nicht beweiskräftig.

Inzwischen war auch Spiegel Online den Kritikpunkten auf der Spur, veröffentlichte ebenfalls am 3.6. ein Interview mit dem Hamburger Foto-Forensiker Jens Kriese und fügte dem ursprünglichen Artikel über die Bellingcat-Analyse  ein „Update“ hinzu, das über die aufgetauchte Kritik informiert.

So weit, so (journalistisch) vorbildlich. Ich bin allerdings ein wenig im Zweifel, ob die Kollegen und der von SPON befragte Experte das Bellingcat-PDF wirklich komplett und aufmerksam gelesen haben – und nicht nur die Zusammenfassungs-Passagen. Da steht zwar tatsächlich mehrmals der Satz „das Foto wurde mit Adobe Photoshop digital modifiziert“ – das ist aber keineswegs in dem Sinne zu verstehen, als hätte Bellingcat hier „modifiziert“ und „manipuliert“ schon gleichgesetzt. Sollte die folgende Passage im Interview mit Jens Kriese nicht durch eine redaktionelle Kürzung zustandegekommen sein, ist sie regelrecht skandalös:

SPIEGEL ONLINE: Bellingcat kommt zu dem Schluss, dass sie (Anm.: die Satellitenaufnahme) mit Photoshop bearbeitet wurde.

Kriese: Eine Fehlinterpretation. Sie sagen: Die Metadaten zeigen, dass die Bilder mit Photoshop bearbeitet wurden. Daraus folge, dass es wohl die Wolken waren, die eingefügt wurden, um etwas zu verschleiern. In Wahrheit beweist der Hinweis auf Photoshop in den Metadaten nichts. Mit irgendeinem Programm mussten die Russen das Satellitenbild ja für die Präsentation bearbeiten.

In Wirklichkeit hat Bellingcat die von Kriese hier behauptete naive Schlussfolgerung überhaupt nicht gezogen. Die Mitarbeiter der Plattform sind zwar Laien, wie Kriese feststellt, sicher aber keine Vollidioten. Im PDF wird einfach die Photoshop-Nutzung als schlichte forensische Tatsache aus den jeweiligen Metadaten der unter die Lupe genommenen Bilder referiert – natürlich ist das auch für Bellingcat zunächst etwas völlig wertfreies und normales; auf Seite 30 in der deutschen Version wird im Gegenteil z.B. als Besonderheit erwähnt, dass das Bild „5-analytics“ keine Angaben zum Bildverarbeitungsprogramm in den Metadaten hat (obwohl auch dieses Bild selbstverständlich bearbeitet ist…).

Der nächste Kritikpunkt ist hingegen stichhaltiger – auch wenn Bellingcat die Ergebnisse der forensischen Analysesoftware vielleicht etwas weniger ahnungslos interpretiert als Stefan Niggemeier zu Beginn seines Artikels andeutet (Bellingcat unterscheidet nämlich zwischen „plausiblen“ Veränderungen in der Bildstruktur und „unplausiblen“  – das haben z.B. manche Kollegen in der Berichterstattung gar nicht mitbekommen und referieren über „plausible“ Veränderungen, als hielte Bellingcat die für Fälschungsindizien…). Das Problem ist aber grundsätzlicher Natur: Die von FotoForensic visualisierte ELA-Analyse erlaubt eben als statistisches Verfahren überhaupt keine derartig eindeutigen Aussagen, wie sie Bellingcat zumindest in den zugespitzten Zusammenfassungen trifft (in der Einzelanalyse ist ja immerhin noch oft von „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ etc. die Rede) – das sagt der FotoForensic-Programmierer Neil Krawetz; das bestätigt auch Jakob Hasse vom Forensik-Unternehmen dence GmbH:

Bei dieser Analysemethode ist die Interpretation recht schwierig, bzw. das visuelle Bild, das man erhält, kann auf verschiedene Weise interpretiert werden. Und besonders bei schon nachbearbeitetem Bildmaterial muss man da sehr vorsichtig sein, was die Aussagekraft angeht. … Man muss wissen, wie das Bild entstanden ist, was es eigentlich darstellt, wie die Analyse eigentlich arbeitet, um verstehen zu können, welche Schlüsse man daraus ziehen kann.

Hasse sieht auch innerhalb des Berichtes Inkonsistenzen – auf jeden Fall hätte Bellingcat auf den Unsicherheitsfaktor bei der Interpretation hinweisen müssen.

Punkt c) – die Datierung mittels Google Earth: Stefan Niggemeier hat grundsätzlich recht, die Datumsangaben bei Google Earth sind nicht so exakt zu nehmen, wie es auf den ersten Blick aussieht. Vollkommen willkürlich sind sie aber auch nicht, sondern geben z.B. bei aus mehreren Einzelstücken zusammenmontierten Karten die Spannbreite von frühestem und spätestem Aufnahmezeitpunkt an. In der Bellingcat-Analyse wird aber nicht nur die Datierung, sondern ein weiterer Faktor, nämlich die jahreszeitliche Vegetation (die mit der Datierung übereinstimmt) zur Ermittlung der chronologischen Reihenfolge genutzt – das ist m.E. schon recht plausibel. Aber trotzdem, das betont auch Jakob Hasse – eine wirklich „verlässliche Referenz“ mit Beweischarakter wären nur die Originalfotos z.B. der Militärs – nur werden die nie veröffentlicht, um dem „Gegner“ nicht die eigenen Kapazitäten zu verraten. Auch hier ist also richtig: Bellingcat hätte diese prinzipielle Problematik deutlicher herausstellen sollen.

Bei aller berechtigten Kritik: Dass Bellingcat sich mit der Analyse grundsätzlich unglaubwürdig gemacht hat, sehe ich nicht so. Immerhin versucht das Team, eine Recherchearbeit zu leisten, die leider etwa im öffentlich-rechtlichen Rundfunk und in der deutschen Presse so gut wie nie stattfindet – weil ja alles schnell und billig gehen muss. Da bin ich übrigens wieder bei Stefan Niggemeier und dessen Medienschelte angelangt: Offenbar liest man eben eher eine pointierte Zusammenfassung als einen kompletten, komplizierten Text – und dann wird der Artikel „herausgehauen“. Wer aber die Bellingcat-Truppe für eine Laienspielschar hält, der braucht ja als Sender oder als Medienhaus „bloß“ ein bisschen Kohle in die Hand zu nehmen und die Sache dann selbst besser machen. 🙂

Zum Schluss noch mal Jakob Hasse:

Ich finde es prinzipiell einen guten Ansatz, dass man sich überlegt, kann man technische Verfahren verwenden, um öffentliches Material aus öffentlichen Quellen zu untersuchen. Es ist auch ein guter Ansatz, Tools bereitzustellen, um das erstmal zu ermöglichen. Man muss halt aufpassen, die Interpretation ist halt für so ein schwieriges Material nicht immer einfach. Da hilft vielleicht, wenn man noch einmal den Forensiker anruft, der dann noch einmal versucht zu erklären, wo die Herausforderung liegt in der Einschätzung des Bildes.

DRadioWissenLiveblog 4.6.2015

DradioWissen – Schaum oder Haase vom 4.6.2015

P.S. Ich habe in der Live-Sendung den Namen meines Gesprächspartners Jakob Hasse von der dence GmbH mehrmals und nachhaltig „verhunzt“ – dafür hier ein herzliches „Sorry“!

P.S. 2 (5.6.2015) – Bellingcat hat mittlerweile auf einen der Kritikpunkte reagiert – auch in der Datierungsfrage der Google-Earth-Bilder sind die Mitarbeiter der Plattform keineswegs völlig naiv…

ZDF stellt Browser-Plug-In „Lobby-Radar“ vor

Im Weltbild von Vielen ist auch Deutschland eine Bananenrepublik: „Die da oben“ sind korrupt und käuflich und geben nur allzu gern den Einflüsterungen, den Geldscheinen oder den Pöstchen-Angeboten der allgegenwärtigen Lobbyisten nach.

Ganz so schlimm sieht die Realität wohl nicht aus – aber natürlich gibt es Beziehungen, Beeinflussungen und Abhängigkeiten. Und im Gegenzug Dokumentationsvorschriften, die Transparenz bringen sollen – Abgeordnete müssen ihre Einkünfte und beruflichen Aktivitäten offenlegen, Parteispenden werden penibel dokumentiert. Aber diese Angaben stehen irgendwo verstreut und vergraben – kein Mensch hat auf Anhieb den Überblick. Die Website und das Browser-Plugin „Lobby-Radar“ bereiten die verfügbaren Informationen und das Beziehungsgeflecht zwischen Personen, Parteien und Institutionen optisch auf – wer mit eingeschaltetem Plug-In einen Nachrichtenartikel liest, bekommt zusätzliche Links und Info-Boxen in den Text eingeblendet.

An sich eine gute Idee, die technisch freilich nicht ganz neu und auch nicht ganz auf der Höhe ist: Zum einen verlangsamt das Plug-In das Surfen erheblich, weil die jeweils angesteuerte Seite erst auf dem Lobby-Radar-Server „gelesen“ und mit der Datenbank abgeglichen werden muss. Zum anderen erfolgt das offenbar lediglich per Namensgleichheit und nicht per semantischer Analyse – und so bekommt man auch in einem Artikel über den legendären Mittelstürmer Gerd Müller die Daten und Verbindungen des Bundesministers Gerd Müller eingeblendet.

Ähnliche Fehltreffer dürfte das Tool dann auch bei Parteispendern oder Lobbyisten produzieren –  vielleicht bekommt Lobby-Radar da sogar mal Post vom Rechtsanwalt.

DRadio Wissen –  Liveblog: Schöner warten

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 6.5.2015

Hacker lesen Obamas Email mit

Dass es die IT des Weißen Hauses böse erwischt hat, wissen wir schon seit über einer Woche. Jetzt bringt die New York Times weitere Details, auf was denn die Hacker – vermutlich von Russland aus operierend – so alles zugreifen konnten. Auf Barack Obamas Emails nämlich zum Beispiel; zwar nicht auf die als geheim klassifizierten, aber auf die alltägliche Kommunikation mit den Mitarbeitern. Das kann peinlich sein, sicherheitsrelevant ist es allemal.

Während der Vorfall also wieder einmal nachdrücklich zeigt, wie wissbegierig und einfallsreich Schnüffler aus aller Welt sind, reist Obamas neuer Cyber-Sicherheitsbeauftragter Ashton B. Carter ins Silicon Valley, um die dortigen Tech-Firmen davon zu überzeugen, doch bitte eine Hinter- Vorder- oder Seitentür in ihren Verschlüsselungs-Produkten offenzulassen. Für die Good Guys, die eigenen Dienste und Behörden – versteht sich.

Bei den IT-Security-Experten auf der RSA-Konferenz letzte Woche stieß das Ansinnen jedenfalls auf harsche Ablehnung – jeder absichtlich eingebaute Sondereingang in eine Kryptografielösung schafft Fehlerquellen, untergräbt das Vertrauen in das Produkt und kann letztlich auch von den „falschen“ Leuten ausgenutzt werden.

DRadio Wissen · Liveblog: Erdbeben in Nepal

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 27.04.2015

Stadtverwaltung per Twitter

Einen Social-Media-Account hat heutzutage fast jede Behörde. Fragt sich nur, ob der vorwiegend der Eigenpräsentation dient oder tatsächlich als „richtiger“ Kommunikationskanal vorgesehen ist. Im spanischen Kleinstädtchen Jun ist letzteres definitiv der Fall, und zwar schon seit 2011. Seitdem twittern die Bürger dort ihre Beschwerden, Unfallmeldungen, Anfragen oder Anregungen an die Stadt; der Bürgermeister oder die Polizei antworten über das gleiche Medium – und auch der Elektriker, der im städtischen Auftrag eine ausgefallene Straßenlampe repariert hat, dokumentiert die Mängelbehebung per Kurznachricht „an alle“.

Die entscheidende Voraussetzung für die „ernsthafte“ Kommunikation zwischen Stadt und Bürgern: die Einwohner von Jun haben ihre Twitter-Accounts im Rathaus verifizieren lassen; sie sind nicht anonym unterwegs. 😉

Alles in Sachen Transparenz, Effizienz und Geschwindigkeit fast zu schön, um wahr zu sein. Die Frage ist eben nur, ob so ein Modell auch in größerem Maßstab funktionieren könnte. Forscher des MIT haben nun anhand der Twitter-Historie der Einwohner von Jun versucht, das zu klären.

Ein ganz eindeutiges Ergebnis haben sie noch nicht, aber sie sind optimistisch, dass ähnliches in der Tat auch in Großstädten funktionieren könnte. Auf jeden Fall bestätigt ihre Analyse wieder einmal frühere Untersuchungen von Twitter-Kommunikationsstrukturen: Es kommt vor allem auf die Super-Nodes, auf die besonders eifrigen und von der Community geschätzten Tweet-Multiplikatoren an. Im Falle von Jun ist dies zu allererst der Bürgermeister selbst, ein eindeutiger Digitalisierungs-Freak und Twitter-Fan, überregional bekannt und mit mehr Followern unterwegs als sein Kollege aus New York.

DRadio Wissen · Liveblog: Mittelmeer.

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 20.4.2015