Archiv für den Monat: Oktober 2020

Wie sozialkompatibel ist die Pestdoktor-Maske wirklich??

Ich muss ja ganz ehrlich sagen – ich drödel so seit geraumer Zeit mit einer Mischung aus Depression und Wut herum. Depression mal aufgrund meiner genuinen Veranlagung; getriggert durch den monatelangen Anblick von Corona-Masken-Fressen in Bus, Bahn und bei sonstigen Gelegenheiten. So richtig kleidsam ist das Utensil bei wirklich niemandem. Zusammen mit Kopfbedeckungen oder Sonnenbrillen kommen wir schon in Richtung Tschador – mit den entsprechenden Beklemmungen.

Wut mal beim Beobachten von Zeitgenossen auf öffentlichen Straßen und Plätzen – meilenweit kein anderer Mensch in Sichtweite oder gar auf 1,5-Meter-Abstand; beim aneinander-vorübergehen sprechen wir gerade mal von einem Sekunden-Kontakt – wovor habt ihr Angst?? Die armen Mitmenschen zu infizieren und gnadenlos zu töten?? Dann bleibt doch bei Symptomen zuhause. Selbst infiziert zu werden und rettungslos zu sterben? Da hilft eine normale Maske leider nicht allzuviel weiter. Aber an der normalen frischen Luft ist die Konzentration der zu 0,0…% tödlichen Viren jetzt eher nicht so existenzgefährdend.

Das alles ist irre – oder irrationales Voodoo. Da fühlen sich manche jetzt vielleicht besser mit der Maske auf freier Flur. Ein Aluhut oder ein Corona-Geweih schützt euch allerdings genau so sicher. Oder noch viel schöner – eine Pestmaske. Ein immerhin schon historisch einigermaßen verortetes Utensil – trotz aller Bedenken, ob es dergleichen wirklich überhaupt gegeben hat. Ganz klar, eine Pestmaske bedeckt Mund und Nase. Ob die allerdings wirklich Corona-kompatibel ist, ist die Frage. Schlechter als ein lächerliches Halstuch, das mal eben so pro Forma über den Mund gezogen wird, ist die Pestmaske sicherlich nicht.

Und optisch um Lichtjahre weiterführender.

 

PacMan

Rezension aus Deutschland vom 24. Oktober 2020

Farbe: SchwarzVerifizierter Kauf

Finden Sie heraus, wie Sie mit Amazon Einkommen generieren könnten

Einkommen generieren würde ich total gerne. Vor allem ohne Arbeit. Von daher bin ich bei einem Angebot wie diesem eigentlich sofort dabei.

Die Schmalzbacke mit den hochgegelten Haaren huldigt offenbar gerade dem fliegenden Spaghetti-Monster; oder der internationalen Abzocker-Vereinigung e.V. Klar, zur Investition in Amazon-Aktien ist natürlich ein umfassendes, logischerweise auch nicht ganz kostenfreies Training erforderlich. Und selbstverständlich gibt es bei Amazon-Aktien eine Garantie darauf, dass die auch noch ab jetzt immer weiter steigen; und zwar überproportional zu anderen Aktien.

Die sind nämlich erstens schon sehr gestiegen in letzter Zeit, und zweitens ist Jeff Bezos verdammt reich. Wer von Ihnen allerdings noch einmal viel smarter ist und erkennt – die Amazon-Aktie ist ja schon sehr gestiegen und ihr Potential ist allmählich ausgereizt – und wer dann noch zusätzlich erkennt:  Bei Wirecard ist noch ein schöner Turnaround drin – für den oder die hab ich noch ein schönes Angebot. Ich guck noch mal nach meinem Haargel und dem Headset. Und dann kontaktieren Sie mich vertrauensvoll.

Bitte etwas mehr Sorgfalt, Drecks-Scammer!!

Ich hab das ja schon öfter hier geschrieben – ich habe ein gewisses Verständnis für unterprivilegierte arme Menschen in irgendwelchen Schrott-  unterprivilegierten Ländern, deren einzige Chance (von ehrlicher Arbeit abgesehen…) darin besteht, reichere Leute in privilegierten Ländern mit Scam-Dreck übers Netz abzuzocken. Aber so geht es doch echt nicht:

“Wir müssen Ihren Service noch sicherer machen.” Klar. Ihr Wixer.

Erneuerte euren Scam-Dreck mal etwas sorgfältiger.

Freundliche Grüße. Herzlich.

Rassismus, Kolonialismus und die Neubewertung von historischen Denkmustern

Ich hab heute wieder einmal einen Beitrag beim Deutschlandfunk online gestellt, der sich mit Kolonialismus und Rassismus in einer bestimmten Zeitepoche beschäftigt – nämlich der Blüte des Handels mit “Kolonialwaren” und ihrer Weiterverarbeitung in der Hansestadt Hamburg. Es gibt da zur Zeit eine Ausstellung im “Museum der Arbeit”, in der beleuchtet und gezeigt wird: Der Wohlstand der “ehrbaren Kaufleute” und der ganzen Stadt beruhte nicht zuletzt auf ausbeuterischen Mechanismen – die Zeche zahlte die indigene Bevölkerung in den “Kolonien”.

So weit, so richtig. Was ich nur immer wieder so intuitiv empfinde – dass tendenziell bei der Bewertung der aus heutiger Sicht rassistischen, ausbeuterischen und kolonialistischen Denk- und Handlungsweisen heutige, also ahistorische Maßstäbe angelegt werden. Klar, wenn man heutzutage etwas von der Minderwertigkeit des “Negers” nachliest, dann klingt das völlig abartig und absurd. Damals – wie etwa zur Zeit der im Artikel zitierten Zeitungspassagen war das allerdings nicht so.

Und ich sage mal ganz ketzerisch – dass sich “Weiße” und weiße Eroberer den Indigenen und “Negern” überlegen fühlten, das hatte ja objektive Gründe. Denn gemessen an Organisationsgrad, Produktivität, technischem Know-How, technischer Ausstattung und nicht zuletzt militärischer Schlagkraft waren die “Weißen” ja fast immer auch überlegen – von Paradoxien wie der Eroberung von sehr wohl organisierten und strukturierten Reichen wie der der Inka und Azteken durch ein Häuflein Konquistadoren jetzt einmal abgesehen… (die Menschenopfer der Inka und Azteken waren übrigens aus heutiger Sicht auch irgendwie nicht ok…)

Ob die “zivilisatorisch” fortgeschrittenen Kulturen jetzt auch qualitativ fortgeschritten waren oder sind; ob ein Leben eines ehrbaren Hamburger Kaufmanns dem eines vermeintlich “Wilden” in einer sehr rudimentären Lebensgemeinschaft tatsächlich qualitativ überlegen war – das ist eine berechtigte, aber auch schon wieder eine ziemlich moderne “romantische” Überlegung. Natürlich war es aus der damaligen Perspektive überlegen, und wohl zu einem nicht geringen Anteil auch aus der Perspektive der damals “Unterlegenen”.

Auch die Römer fühlten sich aus ziemlich gleichen Motiven heraus den “barbarischen” Germanen überlegen, die dann teilweise diese überlegene Kultur durchaus annahmen (“Arminius/Hermann”), andererseits wiederum sich dagegen auflehnten. Haben wir (bzw. die Italiener…) schon einmal den Rassismus und Kolonialismus der Römer gegenüber den Germanen “aufgearbeitet”? Und so war es die ganze Menschheitsgeschichte hindurch.

Furchtbare Sachen allerorts und allerzeiten – grausame Hinrichtungen, Feldzüge, Sklaverei, Hexenverbrennungen, religiöser Fanatismus; Frauenunterdrückung (von anderen Gender-Varianten jetzt einmal gar nicht zu reden…), Antisemitismus – ein Armageddon der politischen Unkorrektheit. Aus heutiger Perspektive. Ab welchem Zeitpunkt soll/muss man das eigentlich korrigieren, welche Statuen muss man beschmieren oder stürzen? Die von Leopold II. von Belgien, die von Bismarck oder auch die von Kaiser Augustus? Welche Bilder muss man zerstören, welche Bücher verbrennen?

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Eine ganz heikle Frage. Klar – irgendein Denkmal, das mal Anfang des 20. Jahrhunderts den damals herrschenden Zeitgeist transportierte, wirkt heute auf die Nachfahren der damals vom Abgebildeten abgeschlachteten als reine Provokation. Aber auch das wirkt ja so nicht bis in alle Ewigkeit – von Attacken deutscher oder französischer Urlauber in Rom auf die Hinterbliebenschaften des römischen Reiches habe ich noch nichts gehört…

Und das zeigt ja eigentlich schon, worum es in Wirklichkeit geht: Dass es in der Geschichte immer und immer wieder Denkweisen und Handlungen gegeben hat, die nach heutigen Maßstäben unverzeihlich sind, ist unstrittig. Nur – diese heutigen Maßstäbe gab es damals nicht, und ob unsere heutigen Maßstäbe auch in fünfhundert oder tausend Jahren noch gültig sind, ist noch mal eine andere Frage. Klar ist nur – nach heutigen Maßstäben und in der Welt, in der wir heute leben, gibt es keinen Platz mehr für Diskriminierungen und Denkmuster, die aus lange, oder eben noch nicht so lange vergangenen Epochen stammen.

Es ist aus meiner Sicht ahistorisch und letzlich arrogant, an Menschen in vergangenen Epochen die Maßstäbe anzulegen, die heute gelten. Wie hätten wir uns denn in einem entsprechenden Umfeld verhalten? Es macht nicht viel Sinn, einen Hamburger Kaufmann aus dem späten 19. oder frühen 20. Jahrhundert als “rassistisch” zu titulieren – weil halt damals praktisch alle Menschen in Europa “rassistisch” waren. Trotzdem ist es natürlich wertvoll, auf die Absurdität der damaligen Konstellation – aus heutiger Sicht – hinzuweisen.

Und vielleicht sollten wir noch mehr Augenmerk auf diejenigen ganz wenigen Menschen richten, die auch in ihrem historischen Umfeld Einspruch erhoben haben gegen den Mainstream – gegen die Versklavung der “Indianer” oder “Neger”, gegen Hexenverbrennung und gegen Antisemitismus.

Rassistisch sind natürlich heute diejenigen, die den historischen Wandel und den Perspektivwechsel nicht mitbekommen haben, und die immer noch den Überlegenheitsanspruch ihrer Großväter oder Urgroßväter fortführen wollen. Dafür gibt es eigentlich nur eine ziemlich einfache Erklärung: Dummheit. Oder/und ein vermeintlicher oder berechtigter Minderwertigkeits-Komplex 🙂

Das Coronasünder-Petzportal der Stadt Essen ist definitiv keine gute Idee

Hyperventilieren ist ja nie hilfreich, in Corona-Zeiten schon gar nicht. Die Stadt Essen hat sich ein wunderschönes Onlineformular zum “Melden eines Verstoßes gegen die Coronaschutz-Verordnung” zusammengebastelt, das soll der “Kanalisierung von Informationen” dienen, die das Essener Ordnungsamt “sonst telefonisch oder per Email erhält“. So, so. Interessanterweise ist das Formular wohl schon quasi seit Beginn der Pandemie online – bekannt geworden ist es aber erst vor kurzem durch einen Facebook-Post des FDP-Politikers und Bundestags-Vizepräsidenten Wolfgang Kubicki.

Dummerweise kann man auf dem apart gestalteten Formular mit der praktischen Verstoß-Auswahlbox (in der allen Ernstes der “Verstoß gegen das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung” , aber auch ein “sonstiger unzulässiger Sachverhalt, z.B. Friseurtätigkeit, Nagelstudio etc.” aufgelistet sind…) die Denunziation, pardon, die Meldung aus nicht-niederen Beweggründen auch anonym absetzen. Spätestens seit dem Kubicki-Post und dem anschließenden Shitstorm ist das Formular jetzt auch hinreichend “beworben” und bekannt.

Die anonyme Melde-Möglichkeit ist nicht nur rechtlich fragwürdig (wie auch die Möglichkeit zum Foto hochladen…), sondern vor allem auch etwas dämlich kontraproduktiv. Ich habe mal – selbstverständlich nur zu journalistischen Demonstrationszwecken – eine Fake-Meldung erstellt. So, wie das ja jetzt jeder Denunziant, Spaßvogel oder sogar Corona-Verharmloser machen kann – notfalls sogar automatisiert. Ich frage mich gerade wirklich, wie lange die Stadt Essen den Quatsch noch online stehen lassen will – andere Städte habe ja bereits ihre Erfahrungen gesammelt.