Archiv für den Monat: Januar 2020

England macht den Abmarsch. Mein Mini Cabrio ist da.

Es ist Brexit-Day. Das Inselvolk mit den so liebenswert schrulligen Traditionen (deftiges Frühstück, Linksverkehr, Pfund) und der so sympathisch einfach zu erlernenden (bzw. zu radebrechenden…) Sprache verabschiedet sich aus der EU. Das ist traurig. Weil England bzw. Großbritannien natürlich ganz fundamental zu Europa gehört. Und irgendwie, trotz aller vielleicht sogar nachvollziehbarer Kritikpunkte, hat die EU ein gutes und notwendiges Werk vollbracht: Nämlich die zwischen den europäischen Staaten immer noch bestehenden Vorbehalte und Animositäten auszubügeln, trotz aller kulturellen und historischen Zusammengehörigkeit.

Im Zweifelsfall eben durch zentralistische und bürokratische Regeln und Vorschriften, über die sich dann alle Betroffenen gleichermaßen aufregen können. Freude, schöner Götterfunke! 🙂

Aber ok – eine kleine, eine winzige Mehrheit (die vielleicht gar keine Mehrheit war…) hat bei einem (Troll-manipuliertem…) Referendum, das von mutwilligen Politikern eingetütet worden ist (in völliger Fehlspekulation bzw. kalt lächelnder Zielstrebigkeit…), eine Entscheidung getroffen. So funktioniert (oder funktioniert vielleicht auch nicht…) Demokratie.

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Für mich persönlich ist der Brexit auch einigermaßen tragisch. Da schlagen nicht nur die zahlreichen (unbezahlten…) journalistischen Versuche zu Buche, zu verstehen oder gar erklären zu können, was “Backstop” bedeutet. 🙂 Viel dramatischer ist für mich natürlich der Wegfall der relativ günstigen Einkaufsmöglichkeiten für Golf-Equipment. Das war bislang vergleichsweise billig, bei englischen Händlern Schläger, Klamotten oder Bälle zu bestellen. Erst recht, nachdem die Briten aufgrund der Brexit-Erwartungen ihren Pfund-Kurs geschrottet hatten 🙂

Und nun? Was wird mit Umrechnungskursen, Versandkosten und ggf. Zollgebühren? Das sieht echt nicht gut aus; bei aller Sympathie für das Golf-Mutterland 🙂 Aber ok; eigentlich bin ich eh für die nächste Zeit ausreichend versorgt. Und wenn England jetzt prohibitiv teuer wird, dann fahr ich eben nach Irland zum Golfen 🙂 Aber meine Grundsympathie ist ja da. (Natürlich auch wegen der vermeintlich leichten Sprache…) Und deswegen hab ich mir eben auch ein Mini Cabrio gekauft. Um damit mal (ab und zu…) zu Golfturnieren hier im Umland von Köln zu fahren – mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist das nämlich zwar möglich, aber teilweise etwas sehr aufwendig.

Die Karre hab ich ausgerechnet heute; am Brexit-Day abgeholt. Ein eigentlich doch recht britisches Auto, mit einem sehr eigenwilligen Design und Fahrverhalten. Seit geraumer Zeit gehört Mini ja zu BMW; auch das kann man nun aufgrund der englisch-deutschen Geschichte problematisieren oder auch nicht – immerhin haben wir denen das regierende Königshaus gestellt 🙂 Über die ganze Konstellation kann man bestimmt Jahre und Jahrzehnte trefflich nachsinnen. Auf jeden Fall hab ich als überzeugter Europäer bei meiner Karre selbstredend das aufpreispflichtige “LED-Licht-Paket” genommen. Mit britischen, jetzt aus der zurückbleibenden EU-Perspektive verdammt nostalgischen Rückleuchten.

Tschüss dann! Ich komm aber trotzdem gern mal nach St. Andrews.

Unfassbar dreiste Abzocke? Regionale EnergieWerke GmbH

Das hier aus einem Leserbrief in der aktuellen Finanztest-Ausgabe 2/2020 zieht einem so ziemlich die Socken aus:

Auf der ersten Seite dick eine super-tolle Preissenkung in Höhe von  0,01 Cent pro kWh, auf der zweiten Seite eine Preiserhöhung von 39,96€ jährlich auf 35€ monatlich, also völlig absurde 420€ jährlich – extra versteckt bzw. schwerer lesbar gemacht durch die ausgeschriebenen Ziffern. Klar, weil die saubere Firma ja “kontinuierlich in die Qualität unserer Dienstleistungen, reibungslose Abläufe und kundenorientierte Serviceleistungen” investiert.

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“Meine Damen, meine Herren – ich erwarte ihre Vorschläge für unser diesjähriges Kundenanschreiben!”

Wie gesagt, so etwas unfassbar dreistes hab ich schon lange nicht mehr gelesen. Ich kann da ähnlich wie bei Enkeltrick-Betrügern oder Online-Verschlüsselungs-Cyberganoven etc. nur staunen: Wie können solche Typen morgens noch in den Spiegel gucken, ohne dass ihnen die Ravioli vom Vortag wieder hochkommen? Wobei ja eindeutig Kriminelle noch wenigstens mit offenen Karten und einem angemessenen Einsatz spielen – wenn sie erwischt werden, landen Sie im Knast. An der Borderline der Legalität herumlavierende Sportsfreunde fühlen sich hingegen bei ausreichender moralischer Verrottung als ganz normale Geschäftsleute – zur Untermauerung dieses Eindrucks nach außen hin und für ihr in-den-Spiegel-schau-Problem tragen sie daher auch gern Anzug und Krawatte 🙂  (Cum-Ex 🙂 … )

Aber apropos juristischer Einordnung: Bei Online-Verbrauchergeschäften hat der Gesetzgeber ja mittlerweile dafür gesorgt, die Abzock-Versuche etwas zu erschweren. Da muss dann die komplette Summe deutlich genannt werden, inklusive aller Gebühren und Versicherungsleistungen, und der Kunde muss dann auf einen klaren Button klicken: “Jetzt zahlungskräftig bestellen”. Es kann doch wohl nicht wahr sein, dass eine Preiserhöhung wie oben abgebildet, in der die Verteuerung ganz eindeutig und absichtsvoll verschleiert wird, rechtwirksam sein kann, wenn der Kunde nicht sofort und ausdrücklich widerspricht. (Nebenbei, wie will denn das Unternehmen überhaupt nachweisen, dass der Schrieb dem Kunden tatsächlich zugegangen ist?)

Also, ich hoffe mal, dass das juristisch nicht haltbar sein würde (wobei nur ein Bruchteil von Kunden, die die Erhöhung wie geplant überlesen haben, den Rechtsweg einschreiten wird – auch das gehört natürlich wiederum zur Kalkulation der ganzen Masche dazu…). Ich hoffe das sehr – sonst müsste ich wieder mit dem Herumbrüllen anfangen wie in der ersten Version dieses Textes 🙂