Alexei Navalny ist tot

Es gibt in der kulturellen Welt, in der ich mich verortet fühle, so ein paar Archetypen von unfassbarer, brutaler und jede Regeln missachtender Bösartigkeit. Pizarro in „Fidelio“; Scarpia in „Tosca“. Typen, die einfach gegen das Regime aufbegehrende „Rebellen“ einkerkern, foltern und ohne jegliche jurististische Legitimation „auf ewig“ in Straflager oder Verliese schicken. Oder eben da die Delinquenten einfach abmurksen, einfach töten – einfach aus dem dreckigen, feigen und menschenverachtenden Impuls heraus – der könnte mir gefährlich werden; und ich bin jetzt gerade in der Situation, den straflos abmurksen zu können.

Leider sind das aber keine kulturellen, historischen Archetypen – das ist leider immer noch die Realität. Wie man gerade am Tod von Alexei Navalny sieht. Am Vorabend seines Todes war er noch recht vital. Und hat bei der Zuschaltung zu einem neuen, wiederum völlig absurden Prozess mit feigen, vom Regime gekauften – bzw. eben wie die gesamte russische Bevölkerung  verängstigten –  Richtern einen kleinen Scherz gemacht. Am nächsten Tag war er dann plötzlich tot. Es raubt mir den Atem, ich bin so schockiert über diese Niederträchtigkeit.

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Wie ist das passiert? Ist da ein Scherge, ein Lagerleiter oder ein Geheimdienst-Mitarbeiter am Freitag morgen auf Alexei Navalny zugekommen und hat gesagt: Das war es jetzt, jetzt wirst Du sterben? Haben sie ihm noch mal Gift gespritzt oder im Essen verabreicht? Haben sie ihn einfach beim Rundgang im Gefängnishof zusammengeschlagen und danach „innere Blutungen“ festgestellt? Die Leiche ist ja momentan noch nicht freigegeben, da müssen erst noch die Beweisspuren abklingen.

Aber klar- auf all diese Fragen werden wir sicherlich kompetente, authentische Antworten von unseren lupenrein demokratischen russischen Freunden bekommen. Wenn völlig überraschenderweise nicht:  Fahrt zur Hölle, dreckige Wixer! Baumelt am Laternenpfahl wie ein gewisser Diktatoren-Kumpel in Rumänien. Wir haben gestern angestoßen auf das baldmögliche und möglichst schmerzhafte Verrecken von allen Typen, die für den Tod von Alexei Nawalny verantwortlich sind. Als Befehlshaber, als Ausführende.

Das sind aber leider alles nur wohlfeile Rache- und Empörungs-Reflexe. Den gelernten und insofern auch unverbesserlichen Geheimdienst-Killer Herrn Putin wird das nicht jucken, und einen rächenden oder gerechten Gott gibt es ja auch leider nicht; soweit mal meine persönliche Einschätzung.

Wobei das ja noch das furchtbarste ist: Herr Putin ist ja wenigstens noch geistig zurechnungsfähig – ein zwar moralisch verkommener Mensch, aber ein rationaler und intelligenter, wenn auch mit kleinen historischen Interpretations-Eigenwilligkeiten; nicht so ganz auf der Höhe eines satisfaktionsfähigen politisch-historischen Diskurses. Das alles leider im Gegensatz zum völlig debilen, lippenschürzenden und moralisch mindestens ebenso verkommenen Herrn Trump…

Es ist also alles völlig hoffnungslos. Insofern mal was ganz schlichtes, weltliches. Das Statement eines Mannes. Eines charismatischen Mannes. Keines lupenreinen, geheimdienst-verseuchten Feiglings, der sich hinter Leibwächtern und gefaketen Unterstützern verschanzt und alle abmurkst, die ihm gefährlich werden könnten.

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