Archiv für den Monat: Mai 2015

Spott im Netz: Öffentliche Peinlichkeiten

Das Netz vergisst nichts, so heißt es oft – auch keine Peinlichkeiten. Und man braucht noch nicht einmal prominent zu sein, um die unliebsame Aufmerksamkeit der Spott-Meute zu erregen; manchmal wird selbst ein ganz privater Moment zu einem Web-Hype mit Milliarden-Klickzahlen, zum Auslöser eines epischen Gelächters. Dass also ein 14-jähriger Schüler wie das „Star Wars Kid“ Ghyslain Raza sein Netz-Trauma nicht mit einem sofortigen Gang in die Offensive, mit einem öffentlichen Lachen über sich selbst oder mit dem Hinweis auf die Peinlichkeiten anderer kontern kann, liegt auf der Hand.

Ein richtig gemütlicher Ort ist das Netz nicht für Leute, die Angst davor haben, dass über sie gelacht wird. Daran ändern auch die gelegentlichen Candy-Storms nichts, bei denen dann als Gegenreaktion zur Häme Mitleid, Aufmunterung und Solidarität über einen Peinlichkeits-Unglücksraben hereinbrechen. In der Masse aber ist das Internet-Volk doch wohl eher gehässig als gutmenschelnd – es ist halt zu schön, anonym abzulästern, wenn sich andere zum Narren machen. Und es lenkt so schön von eigenen Peinlichkeiten ab.

DRadio Wissen · Spott im Netz: Öffentliche Peinlichkeiten

DRadio Wissen – Redaktionskonferenz vom 13.5.2015

Live-Streaming: Diskussion um Smartphone-Apps Periscope und Meerkat

Für die einen sind es die perfekten Tools, Freunde und Follower ganz spontan und unkompliziert am „hier und jetzt“ teilhaben zu lassen – für die anderen sind es perfekte und nahezu unkontrollierbare „Video-Raubkopier-Apps“. Die Live-Streaming-Lösungen Meerkat und Periscope liegen gerade schwer im Trend, was vor allem bei Twitter freudige Hoffnung auf dringend benötigte zusätzliche Werbeerlöse auslöst.

Bei den allseits unpopulären „Rechteinhabern“ von bewegtem Bildmaterial ist die Begeisterung sehr viel geringer – im Grunde droht eine Wiederauflage des Streits aus der Anfangszeit von YouTube, und im Grunde ist auch keine andere Kompromisslösung denkbar als bei YouTube. Die Content-Produzenten müssen an den Erlösen beteiligt werden und/oder wirksame Instrumente zum Blocken oder Löschen von unliebsamen Inhalten bekommen – und drittens versuchen, bei der Durchsetzung ihrer Rechte nicht übers Ziel hinauszuschießen.

Wie übrigens der Popularitätskampf zwischen Meerkat und Periscope ausgeht, ist noch nicht endgültig entschieden – auch wenn das Original schon ein paar heftige Wirkungstreffer von seinem Nachahmer einstecken musste.

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DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 7.5.2015

ZDF stellt Browser-Plug-In „Lobby-Radar“ vor

Im Weltbild von Vielen ist auch Deutschland eine Bananenrepublik: „Die da oben“ sind korrupt und käuflich und geben nur allzu gern den Einflüsterungen, den Geldscheinen oder den Pöstchen-Angeboten der allgegenwärtigen Lobbyisten nach.

Ganz so schlimm sieht die Realität wohl nicht aus – aber natürlich gibt es Beziehungen, Beeinflussungen und Abhängigkeiten. Und im Gegenzug Dokumentationsvorschriften, die Transparenz bringen sollen – Abgeordnete müssen ihre Einkünfte und beruflichen Aktivitäten offenlegen, Parteispenden werden penibel dokumentiert. Aber diese Angaben stehen irgendwo verstreut und vergraben – kein Mensch hat auf Anhieb den Überblick. Die Website und das Browser-Plugin „Lobby-Radar“ bereiten die verfügbaren Informationen und das Beziehungsgeflecht zwischen Personen, Parteien und Institutionen optisch auf – wer mit eingeschaltetem Plug-In einen Nachrichtenartikel liest, bekommt zusätzliche Links und Info-Boxen in den Text eingeblendet.

An sich eine gute Idee, die technisch freilich nicht ganz neu und auch nicht ganz auf der Höhe ist: Zum einen verlangsamt das Plug-In das Surfen erheblich, weil die jeweils angesteuerte Seite erst auf dem Lobby-Radar-Server „gelesen“ und mit der Datenbank abgeglichen werden muss. Zum anderen erfolgt das offenbar lediglich per Namensgleichheit und nicht per semantischer Analyse – und so bekommt man auch in einem Artikel über den legendären Mittelstürmer Gerd Müller die Daten und Verbindungen des Bundesministers Gerd Müller eingeblendet.

Ähnliche Fehltreffer dürfte das Tool dann auch bei Parteispendern oder Lobbyisten produzieren –  vielleicht bekommt Lobby-Radar da sogar mal Post vom Rechtsanwalt.

DRadio Wissen –  Liveblog: Schöner warten

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 6.5.2015