Das Netz vergisst nichts, so heißt es oft – auch keine Peinlichkeiten. Und man braucht noch nicht einmal prominent zu sein, um die unliebsame Aufmerksamkeit der Spott-Meute zu erregen; manchmal wird selbst ein ganz privater Moment zu einem Web-Hype mit Milliarden-Klickzahlen, zum Auslöser eines epischen Gelächters. Dass also ein 14-jähriger Schüler wie das „Star Wars Kid“ Ghyslain Raza sein Netz-Trauma nicht mit einem sofortigen Gang in die Offensive, mit einem öffentlichen Lachen über sich selbst oder mit dem Hinweis auf die Peinlichkeiten anderer kontern kann, liegt auf der Hand.
Ein richtig gemütlicher Ort ist das Netz nicht für Leute, die Angst davor haben, dass über sie gelacht wird. Daran ändern auch die gelegentlichen Candy-Storms nichts, bei denen dann als Gegenreaktion zur Häme Mitleid, Aufmunterung und Solidarität über einen Peinlichkeits-Unglücksraben hereinbrechen. In der Masse aber ist das Internet-Volk doch wohl eher gehässig als gutmenschelnd – es ist halt zu schön, anonym abzulästern, wenn sich andere zum Narren machen. Und es lenkt so schön von eigenen Peinlichkeiten ab.
DRadio Wissen · Spott im Netz: Öffentliche Peinlichkeiten
DRadio Wissen – Redaktionskonferenz vom 13.5.2015