Im Weltbild von Vielen ist auch Deutschland eine Bananenrepublik: „Die da oben“ sind korrupt und käuflich und geben nur allzu gern den Einflüsterungen, den Geldscheinen oder den Pöstchen-Angeboten der allgegenwärtigen Lobbyisten nach.
Ganz so schlimm sieht die Realität wohl nicht aus – aber natürlich gibt es Beziehungen, Beeinflussungen und Abhängigkeiten. Und im Gegenzug Dokumentationsvorschriften, die Transparenz bringen sollen – Abgeordnete müssen ihre Einkünfte und beruflichen Aktivitäten offenlegen, Parteispenden werden penibel dokumentiert. Aber diese Angaben stehen irgendwo verstreut und vergraben – kein Mensch hat auf Anhieb den Überblick. Die Website und das Browser-Plugin „Lobby-Radar“ bereiten die verfügbaren Informationen und das Beziehungsgeflecht zwischen Personen, Parteien und Institutionen optisch auf – wer mit eingeschaltetem Plug-In einen Nachrichtenartikel liest, bekommt zusätzliche Links und Info-Boxen in den Text eingeblendet.
An sich eine gute Idee, die technisch freilich nicht ganz neu und auch nicht ganz auf der Höhe ist: Zum einen verlangsamt das Plug-In das Surfen erheblich, weil die jeweils angesteuerte Seite erst auf dem Lobby-Radar-Server „gelesen“ und mit der Datenbank abgeglichen werden muss. Zum anderen erfolgt das offenbar lediglich per Namensgleichheit und nicht per semantischer Analyse – und so bekommt man auch in einem Artikel über den legendären Mittelstürmer Gerd Müller die Daten und Verbindungen des Bundesministers Gerd Müller eingeblendet.
Ähnliche Fehltreffer dürfte das Tool dann auch bei Parteispendern oder Lobbyisten produzieren – vielleicht bekommt Lobby-Radar da sogar mal Post vom Rechtsanwalt.
DRadio Wissen – Liveblog: Schöner warten
DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 6.5.2015