Schlagwort-Archive: Social Media

„Celebrate Pride“ – ein soziales Experiment bei Facebook?

Facebook hat zwar noch nicht die ganze Welt erobert – aber seine User geben schon eine statistisch gesehen ganz anständige Querschnittsgruppe eines Großteils der Menschheit ab; insofern eignen sich Facebook-Daten auch recht gut für soziologische Studien. In der Vergangenheit hat das Social Network bekanntlich sogar damit experimentiert, ob sich seine Nutzer von Freunden oder vom Nachrichtenstrom beeinflussen lassen – bei der „Celebrity Pride“-Aktion geht aber angeblich alles mit rechten Dingen zu; auch wenn manche Beobachter schon wieder einen neuen soziologischen Versuch wittern. Die Einfärbung der Profilbilder in den Regenbogenfarben ähnelt aber einer früheren Aktion mit einem eingeblendeten Gleich(heits)-Zeichen – und hier konnten Facebook-Forscher durchaus einen Unterschied zwischen einem politischen Statement (andere sprechen despektierlich lieber von Slacktivism…) und einem Jux-Hype feststellen. Offen bleibt allerdings die entscheidende Frage, ob sich „Freunde“ tatsächlich von anderen „Freunden“ beeinflussen lassen – oder ob die veränderten Profile lediglich dokumentieren, dass man eh einer Meinung war.

Arnold Schwarzenegger jedenfalls lässt sich von einem „Freund“ nicht sonderlich beeindrucken, der das Pride-Celebrating des zwar republikanischen, aber doch liberalen Ex-Gouverneurs nicht so recht mitfeiern mag: „Hasta la vista, Baby!“

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 29.6.2015

Tech-Firmen als Wegbereiter der Homo-Ehe

Es war eine knappe, aber historische Entscheidung des US-Supreme Court am Freitag – und seitdem prangen Firmen-Tweets, Webseiten und Social Media-Accounts in den Regenbogen-Farben. Das Silicon Valley feiert – die Entscheidung und auch sich selbst; denn schließlich sind Firmen wie Apple, Google, Facebook und Co. schon seit Jahren Vorbild und Verfechter der Gleichberechtigung von „LGBTQs“.

Einen gewissen Einfluss dürften die Big Player tatsächlich haben, sich allzu weit aus dem Fenster zu lehnen ist für sie hingegen auch wieder nicht opportun – sowohl für das inländische wie für das internationale Publikum. Und inmitten des aktuellen Jubels und der „Pride“-Feierlichkeiten kommt auch die altbekannte Kritik an Facebooks Zwang zum Klarnamen noch einmal auf den Tisch.

DRadio Wissen · Liveblog: Griechenland – Verzockt?

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 29.6.2015

Facebook soll Userdaten in Rache-Porno-Fall herausgeben

Dass sich Paare beim Sex selbst filmen, ist ja im Zeitalter von Smartphone und Selfies schon irgendwie Mainstream – und dass so etwas dann anschließend im Netz landet, ist auch nicht mehr so ganz neu. Nur passiert das ja in vielen Fällen unfreiwillig – entweder durch eine Hacking-Aktion, oder weil einer der Beteiligten das Filmchen hochlädt, um dem anderen zu schaden. In Holland gab es jetzt ein ziemlich aufsehenerregendes Gerichtsurteil in einem Rache-Porno-Fall: Ende Januar war ein einschlägiges Video über einen gefaketen Facebook-Account verbreitet worden. Das Social Network wurde nun dazu verdonnert, alle Informationen herauszurücken, die Aufschlüsse auf den Täter geben könnten. Angeblich hat Facebook aber nicht nur den Account und das Video, sondern auch die Anmelde-Daten komplett und restlos gelöscht. (Das Filmchen kursiert aber selbstverständlich längst und weiterhin in anderen Kanälen im Netz…) Kaum zu glauben angesichts dessen, was wir bislang so über das Unternehmen gelernt haben. Dass Facebook nun einen externen Experten auf seinen Servern noch einmal nachschauen lässt, dürfte allerdings noch unrealistischer sein als eine baldige Reaktion auf die anhängigen europäischen Datenschutz-Bedenken.

DRadio Wissen · Liveblog: Europaspiele in Baku

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 26.06.2015

Twitter bringt „Lightning“ – der Trend geht zum kuratierten Newsletter

Bei den Grimme-Online-Awards war ja „Checkpoint“ vom Berliner Tagesspiegel – um den sich dort der Chefredakteur kümmert – einer der Preisträger. Und irgendwie scheinen solche kuratierten, von Hand zusammengetragenen Netz-Newsletter gerade global wieder schwer im Trend zu sein – jetzt kommt nämlich plötzlich auch Twitter mit so einem neuen kuratierten Echtzeit-Projekt namens „Lightning“ daher. Dabei galt doch eigentlich bei den ganzen Social Media das Motto: Die User bestimmen selbst, was sie für wichtig halten – eben indem sie anderen Usern folgen oder die „liken“.

Daran wird sich zwar wahrscheinlich auch grundsätzlich nichts ändern – gerade hat ja Facebook eine Funktion neu eingeführt, mit der User bestimmte Inhalte an die Top-Position ihrer Newsstream-Liste setzen können. Und die Betreiber bekommen natürlich auch schon allein durch das Leseverhalten ihrer Klientel mit, was „gefällt“ und was nicht.

Twitter hat ein spezifisches Problem mit der – aus Sicht des Unternehmens – etwas laxen tatsächlichen Nutzungsintensität seiner User. Mit dem neuen – von Menschenhand, nicht von Algorithmen – kuratierten Newsletter geht der Dienst ein erhebliches Risiko ein, die User zu nerven, die ganz bewusst selbst entscheiden wollen, was da auf ihrem Smartphone-Display erscheint und was nicht.

Aber vielleicht wollen die Leute ja auch einfach stärker an der Hand genommen werden? Apple hat quasi ein ähnliches Konzept – und ist direkt mit der Big-Player-Überheblichkeit ins Fettnäpfchen getreten. Natürlich wollen Blogbetreiber mit RSS-Feeds gelesen und weiterverbreitet werden – aber doch bitte nicht mit dem Ansatz: „Wenn Sie nicht ausdrücklich widersprechen, gehören Ihre Inhalte ab sofort uns“ 🙂 …

DRadio Wissen · Liveblog: Spielemesse E3, Weltyogatag, Julian Assange

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 19.6.2015

Kinder-Demütigung und „verstörende“ Baby-Videos im Netz

Dass Eltern ihren Kindern Dinge antun, die sie ihnen eigentlich nicht antun sollten, das ist wahrscheinlich immer schon so gewesen und wird wahrscheinlich auch immer so bleiben – die Spannbreite reicht ja da von schlimmsten Misshandlungen oder Missbrauch bis hin zu „eigentlich gutgemeinten“, aber vielleicht doch suboptimalen Erziehungsversuchen. Relativ neu ist nur, dass wir jetzt alle dabei zusehen dürfen – wenn wir nämlich die entsprechenden Videoclips bei YouTube oder in den Social Media anklicken.

Ob die zumindest sehr rustikale Baby-Badeaktion im Wassereimer, die wahrscheinlich in Kanada stattgefunden hat und zurzeit für große Aufregung sorgt, tatsächlich eine aggressive oder gar kriminelle Handlung ist, vermag ich nicht zu entscheiden – die Polizei in Toronto ist zumindest besorgt, hat aber vorerst die „Urheber“ nicht ermitteln können.

Die britische Kinderschutzorganisation NSPCC hat jedenfalls Facebook aufgefordert, das Video zu löschen – das Social Network weigert sich, weil der Clip nicht gegen die Facebook-Richtlinien verstoße, hat dem Video aber immerhin jetzt den Warnhinweis „Achtung, verstörender Inhalt“ vorangestellt.

Verstörend sind auch die „Shaming-Videos“, die manche Eltern anscheinend für eine gute Idee halten, ihre aufmüpfige Brut zu disziplinieren. Da wird entweder die Prügelstrafe oder eine Haar-Schur vor laufender Kamera vollzogen – und danach wandert das Filmchen ins Netz, wo dann wohl andere minderbemittelte Erwachsene Beifall spenden sollen. Vor allem hat das Ganze natürlich den Zweck, das Kind vor seinen Mitschülern und Freunden zu demütigen. Absolut keine gute Idee – das war die Botschaft von Wayman Gresham aus Florida in seinem Clip von letzter Woche. Und wie zur traurigen Bestätigung passt da die Nachricht vom Suizid eines 13jährigen Mädchens aus Tacoma.

Liveblog: Zehntausende gegen Merkel und Co

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 5.6.2015

Facebook führt PGP-Verschlüsselung ein

Facebook und PGP-Verschlüsselung – das klingt zunächst einmal wie die berühmte Promotion des Bocks zum Gärtner. In der Tat ist schwer vorstellbar, was an Statusmails an die User geheimhaltungsbedürftig sein könnte (wo doch im Profil normalerweise die Hose heruntergelassen wird…) – aber dass ein Facebook-Account eine recht vertrauenswürdige Quelle für einen öffentlichen PGP-Key wäre, dagegen ist eigentlich seriöserweise nichts einzuwenden.

Intern will das Social Network natürlich weiter die Daten seiner Mitglieder (und auch seiner Nicht-Mitglieder…) abgreifen – aber zumindest nach außen hin liefert es durchaus ernstzunehmende Privacy-Implementierungen (wie etwa auch bei WhatsApp die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, momentan zumindest in der Android-Kommunikation…). Allerdings ist fraglich, ob ausgerechnet die Facebook-Freunde jetzt plötzlich damit anfangen, ihre Emails kryptografisch abzusichern… 🙂

DRadio Wissen · Liveblog: Protest gegen G7-Gipfel

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 2.6.2015

Live-Streaming: Diskussion um Smartphone-Apps Periscope und Meerkat

Für die einen sind es die perfekten Tools, Freunde und Follower ganz spontan und unkompliziert am „hier und jetzt“ teilhaben zu lassen – für die anderen sind es perfekte und nahezu unkontrollierbare „Video-Raubkopier-Apps“. Die Live-Streaming-Lösungen Meerkat und Periscope liegen gerade schwer im Trend, was vor allem bei Twitter freudige Hoffnung auf dringend benötigte zusätzliche Werbeerlöse auslöst.

Bei den allseits unpopulären „Rechteinhabern“ von bewegtem Bildmaterial ist die Begeisterung sehr viel geringer – im Grunde droht eine Wiederauflage des Streits aus der Anfangszeit von YouTube, und im Grunde ist auch keine andere Kompromisslösung denkbar als bei YouTube. Die Content-Produzenten müssen an den Erlösen beteiligt werden und/oder wirksame Instrumente zum Blocken oder Löschen von unliebsamen Inhalten bekommen – und drittens versuchen, bei der Durchsetzung ihrer Rechte nicht übers Ziel hinauszuschießen.

Wie übrigens der Popularitätskampf zwischen Meerkat und Periscope ausgeht, ist noch nicht endgültig entschieden – auch wenn das Original schon ein paar heftige Wirkungstreffer von seinem Nachahmer einstecken musste.

DRadio Wissen · Live-Streaming: Diskussion um Smartphone-Apps Periscope und Meerkat

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 7.5.2015

Buzzfeed macht den Bullshit-Faktencheck

Je skurriler und sensationsheischender eine Überschrift, eine News daher kommt, umso schneller verbreitet sie sich im Netz und in den Social Media – und all die vielen Klicks zahlen sich dann letztlich in barer Münze aus. Nach diesem Prinzip funktionieren die Boulevard-, Gossip- und Buzz-Portale mit ihren 10-Dinge-über-Sex-mit-dem-Ex-die-du-wissen-solltest-Ranglisten und über einsame Chinesen mit am Bein angebundenen Wirsingen. Buzzfeed, selbst in der Branche unterwegs, hat nun einmal den Faktencheck bei einer Story-Agentur gemacht – und wirft Central European News (CEN) vor, eine Bullshit-Schmiede zu sein.

Alles aufgebauschte Einzelfälle; antwortet CEN, und sieht in den Vorwürfen eine geschäftsschädigende Attacke durch einen Marktkonkurrenten.

Aber auch wenn die abstrusen Geschichten vielleicht nicht ganz wahr sind, sondern nur hübsch erfunden – den meisten Konsumenten dürfte das letztlich egal sein. Bullshit ist es ja eh – pardon, Unterhaltung.

DRadio Wissen · Clickbait: Buzzfeed macht den Faktencheck

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 27.04.2015

Stadtverwaltung per Twitter

Einen Social-Media-Account hat heutzutage fast jede Behörde. Fragt sich nur, ob der vorwiegend der Eigenpräsentation dient oder tatsächlich als „richtiger“ Kommunikationskanal vorgesehen ist. Im spanischen Kleinstädtchen Jun ist letzteres definitiv der Fall, und zwar schon seit 2011. Seitdem twittern die Bürger dort ihre Beschwerden, Unfallmeldungen, Anfragen oder Anregungen an die Stadt; der Bürgermeister oder die Polizei antworten über das gleiche Medium – und auch der Elektriker, der im städtischen Auftrag eine ausgefallene Straßenlampe repariert hat, dokumentiert die Mängelbehebung per Kurznachricht „an alle“.

Die entscheidende Voraussetzung für die „ernsthafte“ Kommunikation zwischen Stadt und Bürgern: die Einwohner von Jun haben ihre Twitter-Accounts im Rathaus verifizieren lassen; sie sind nicht anonym unterwegs. 😉

Alles in Sachen Transparenz, Effizienz und Geschwindigkeit fast zu schön, um wahr zu sein. Die Frage ist eben nur, ob so ein Modell auch in größerem Maßstab funktionieren könnte. Forscher des MIT haben nun anhand der Twitter-Historie der Einwohner von Jun versucht, das zu klären.

Ein ganz eindeutiges Ergebnis haben sie noch nicht, aber sie sind optimistisch, dass ähnliches in der Tat auch in Großstädten funktionieren könnte. Auf jeden Fall bestätigt ihre Analyse wieder einmal frühere Untersuchungen von Twitter-Kommunikationsstrukturen: Es kommt vor allem auf die Super-Nodes, auf die besonders eifrigen und von der Community geschätzten Tweet-Multiplikatoren an. Im Falle von Jun ist dies zu allererst der Bürgermeister selbst, ein eindeutiger Digitalisierungs-Freak und Twitter-Fan, überregional bekannt und mit mehr Followern unterwegs als sein Kollege aus New York.

DRadio Wissen · Liveblog: Mittelmeer.

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 20.4.2015

Interaktives-Web-TV: Do not Track

Ein Projekt, dass über die Gefahren des Identitäts-Trackings und den völligen Verlust der Privatsphäre im Netz aufklären will – bei dem man aber, um aufgeklärt zu werden, erst einmal jede Menge private (Netz-)Daten preisgeben muss. Klingt paradox, ist aber es aber dann doch nicht. Bei der nur im Web laufenden Dokureihe „Do not Track„, koproduziert von Arte, vom BR und dem National Filmboard of Canada, bekommt jede(r) Zuschauer(in) etwas anderes zu sehen – das, was nämlich jeweils eigene der Browser verrät oder was man der Website über die eigenen Lieblingsseiten, Handynutzung oder Social Media-Accounts mitteilt, wird „on the fly“ in die Präsentation eingebaut.

Am Ende jeder der etwa 7-8 Minuten langen Episoden bekommt man Tipps, wie man sich gegen das soeben angesprochene Privacy-Problem zur Wehr setzen kann. Wer sich allerdings schon ein wenig mit der Materie beschäftigt hat, erfährt wenig neues – auch die interaktiven Elemente sind zumindest in den bis jetzt freigeschalteten ersten zwei Folgen letztlich recht sparsam dosiert. Und natürlich kann einen die „Do not Track“-Website als öffentlich-rechtliche Unternehmung auch nicht so schamlos ausspähen wie die realen Tracking-Sünder oder eine richtig bösartige Hacking-Seite.

DRadio Wissen · Liveblog: Malta schummelt beim EU-Bio-Siegel.

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 15.4.2015