Bei den Grimme-Online-Awards war ja „Checkpoint“ vom Berliner Tagesspiegel – um den sich dort der Chefredakteur kümmert – einer der Preisträger. Und irgendwie scheinen solche kuratierten, von Hand zusammengetragenen Netz-Newsletter gerade global wieder schwer im Trend zu sein – jetzt kommt nämlich plötzlich auch Twitter mit so einem neuen kuratierten Echtzeit-Projekt namens „Lightning“ daher. Dabei galt doch eigentlich bei den ganzen Social Media das Motto: Die User bestimmen selbst, was sie für wichtig halten – eben indem sie anderen Usern folgen oder die „liken“.
Daran wird sich zwar wahrscheinlich auch grundsätzlich nichts ändern – gerade hat ja Facebook eine Funktion neu eingeführt, mit der User bestimmte Inhalte an die Top-Position ihrer Newsstream-Liste setzen können. Und die Betreiber bekommen natürlich auch schon allein durch das Leseverhalten ihrer Klientel mit, was „gefällt“ und was nicht.
Twitter hat ein spezifisches Problem mit der – aus Sicht des Unternehmens – etwas laxen tatsächlichen Nutzungsintensität seiner User. Mit dem neuen – von Menschenhand, nicht von Algorithmen – kuratierten Newsletter geht der Dienst ein erhebliches Risiko ein, die User zu nerven, die ganz bewusst selbst entscheiden wollen, was da auf ihrem Smartphone-Display erscheint und was nicht.
Aber vielleicht wollen die Leute ja auch einfach stärker an der Hand genommen werden? Apple hat quasi ein ähnliches Konzept – und ist direkt mit der Big-Player-Überheblichkeit ins Fettnäpfchen getreten. Natürlich wollen Blogbetreiber mit RSS-Feeds gelesen und weiterverbreitet werden – aber doch bitte nicht mit dem Ansatz: „Wenn Sie nicht ausdrücklich widersprechen, gehören Ihre Inhalte ab sofort uns“ 🙂 …
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DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 19.6.2015