Dass Eltern ihren Kindern Dinge antun, die sie ihnen eigentlich nicht antun sollten, das ist wahrscheinlich immer schon so gewesen und wird wahrscheinlich auch immer so bleiben – die Spannbreite reicht ja da von schlimmsten Misshandlungen oder Missbrauch bis hin zu “eigentlich gutgemeinten”, aber vielleicht doch suboptimalen Erziehungsversuchen. Relativ neu ist nur, dass wir jetzt alle dabei zusehen dürfen – wenn wir nämlich die entsprechenden Videoclips bei YouTube oder in den Social Media anklicken.
Ob die zumindest sehr rustikale Baby-Badeaktion im Wassereimer, die wahrscheinlich in Kanada stattgefunden hat und zurzeit für große Aufregung sorgt, tatsächlich eine aggressive oder gar kriminelle Handlung ist, vermag ich nicht zu entscheiden – die Polizei in Toronto ist zumindest besorgt, hat aber vorerst die “Urheber” nicht ermitteln können.
Die britische Kinderschutzorganisation NSPCC hat jedenfalls Facebook aufgefordert, das Video zu löschen – das Social Network weigert sich, weil der Clip nicht gegen die Facebook-Richtlinien verstoße, hat dem Video aber immerhin jetzt den Warnhinweis “Achtung, verstörender Inhalt” vorangestellt.
Verstörend sind auch die “Shaming-Videos”, die manche Eltern anscheinend für eine gute Idee halten, ihre aufmüpfige Brut zu disziplinieren. Da wird entweder die Prügelstrafe oder eine Haar-Schur vor laufender Kamera vollzogen – und danach wandert das Filmchen ins Netz, wo dann wohl andere minderbemittelte Erwachsene Beifall spenden sollen. Vor allem hat das Ganze natürlich den Zweck, das Kind vor seinen Mitschülern und Freunden zu demütigen. Absolut keine gute Idee – das war die Botschaft von Wayman Gresham aus Florida in seinem Clip von letzter Woche. Und wie zur traurigen Bestätigung passt da die Nachricht vom Suizid eines 13jährigen Mädchens aus Tacoma.
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DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 5.6.2015