Es ist so ähnlich wie beim grausamen Sony-Hack: Auch beim Seitensprung-Portal Ashley Madison sind die Hosen komplett unten. Nicht nur die der Kunden, sondern auch die der Betreiber; ihrer Geschäfts- wie ihrer privaten Email-Kommunikation.
Zu den schon am Wochenanfang einigermaßen happigen Konsequenzen des Hacks (Erpressungsversuche an die Adresse von enttarnten potentiellen Fremdgehern; es soll in der Folge sogar zu zwei Selbstmorden gekommen sein…) kam dann der Coup der Journalistin Annalee Newitz bei Gizmodo hinzu: Laut ihren Analysen der User-Datenbank waren praktisch überhaupt keine Frauen auf Ashley Madison unterwegs – das ganze Portal beruht offenbar auf mühsam erstellten Fake-Accounts und der systematischen Abzocke von testosterongeschwängerten Männern – die ja sowieso die altbekannten Ureinwohner des monetarisierbaren Webs sind („The Internet is for porn“) 🙂
Merke: Das Privacy-Versprechen eines Internet-Anbieters ist nur ein Versprechen. Das durch technische Inkompetenz oder eigene kriminelle Energie blitzschnell hinfällig werden kann. 😉
DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 28.8.2015 (Moderation: Thilo Jahn)
P.S. – Joel Biderman ist nicht mehr Chef von Ashley Madison bzw. der Mutterfirma Avid Life Media – die Nachfolgersuche kann sich das – wie es aussieht – Betrugs-Portal wahrscheinlich auch am besten gleich schenken 🙂
Bis zum 31.8. musste Googles Antwort auf das offizielle EU-Wettbewerbsverfahren eintreffen, jetzt haben die Juristen des Suchmaschinen-Riesen vier Tage früher „geliefert“. Und selbstverständlich ist trotz der zweimaligen Bitte um Fristverlängerung kein Hauch des Zweifels an der eigenen Position im Brief an die EU bzw. im Post auf dem Google-Blog ablesbar – die Vorwürfe seien völlig unbegründet; Google würde mitnichten den Wettbewerb behindern, sondern im Gegenteil die Verbraucherauswahl erweitern und die Geschäftsmöglichkeiten von Anbietern befördern.
Vor allem aber sei Google gar nicht Marktführer oder Monopolist im Bereich Preissuche/Webshop-Aggregatoren – und damit sei auch die ganze Diskussion um die Plazierung von Anzeigen hinfällig, argumentiert das Unternehmen einigermaßen plausibel. In der Tat ist die Rolle von Ebay und Amazon in dem Segment ja nicht ganz zu vernachlässigen 🙂
Auch wenn Google sicherlich nicht ein „Verbraucheranwalt“ ist – die Beschwerdeführer sind es auch nicht. Für den einigermaßen aufgeklärten User dürfte klar sein, dass Anzeigen nicht zwangsläufig zu den besten oder billigsten Produkten führen, dass es andere Preissuchmaschinen gibt und Verbrauchertests. Und auch die lassen sich über Google finden. 🙂
Ein ganz andere, viel heiklere Frage wäre, ob es in den algorithmischen Suchtreffern von Google Manipulationen gibt. Das wiederum wäre extrem schwer oder gar nicht aufzuspüren – aber darauf gibt es weder Hinweise, noch ist dies Thema im laufenden EU-Verfahren.
DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 28.8.2015 (Moderation: Thilo Jahn)
Das wäre so die Traum-Vision: Eine neue, aber jetzt auch wieder nicht vollkommen aus dem luftleeren Raum gezogene Webplattform lancieren, und die dann nach rund drei Jahren für schlappe 970 Millionen US-Dollar an einen Big Player verkaufen.
So lief das vor genau einem Jahr bei Twitch – den Zuschlag erhielt damals Amazon, nicht der Mitinteressent Google. Aber selbst programmieren geht ja auch – jetzt müssen nur noch die Player und die Glotzer neu akquiriert oder aber abgeworben werden 🙂 …
(Computer-Games-unaffinen Zeitgenossen ist ja vielleicht nicht so ganz klar, warum man anderen Leuten vor dem Monitor sitzend über das Netz beim Computer-Game spielen zugucken sollte – statt einfach selbst zu spielen. Dafür gibt’s aber jede Menge Argumente: Erst einmal sind moderne Games gar nicht so einfach zu spielen – bis man die Virtuosität von Profi-Gamern erreicht, ist etwas Üben angesagt…
Und dann haben die Streaming-Channels weiteren Mehrwert; die eingeblendete Player-Webcam z.B.: Entweder schaut man da attraktiven Brünetten und ihren emotionalen Erregungen beim Horror-Schocker „Until Dawn“ zu; oder abgebrühten Zynikern im Late-Night-Style, die sich anders, aber ebenso unterhaltsam am Leid der hingemetzelten virtuellen Teenager ergötzen… 🙁 )
Das Ganze ist nach wie vor sehr trendy. Und dank der Monetarisierung per Werbung (und zu einem geringerem Teil auch per Abo-Gebühr…) steckt da viel finanzielle Musik drin. Und das dürfte wohl auch dazu führen, dass das momentan in Deutschland noch geblockte Live-Streaming bald ebenso wie in den USA oder Großbritannien funktionieren wird.
Wo verläuft die Grenze zwischen dumpfbackigem Gelaber, spätpubertärer Verbal-Kraftmeierei, völkischem Geraune und strafrechtlich relevanten Dingen wie „Volksverhetzung“ und Aufruf zu Gewalt? Mit dieser auch für deutsche Juristen nicht immer ganz einfach zu klärenden Frage sollte sich in Zukunft auch das US-Unternehmen Facebook intensiv beschäftigen, das fordert Bundesjustizminister Heiko Maas.
Und in Prinzip hat er ja auch recht damit: Wie in allen anderen rechtlichen Fragen kann sich das Social Network „eigentlich“ nicht damit herausreden, nach amerikanischem (oder einfach: nach eigenem 🙂 ) Rechtsverständnis handeln zu dürfen, wenn es denn in Europa und Deutschland geschäftlich tätig ist.
Rein praktisch gesehen dürfte die Einzelfall-Prüfung auf Rassismus oder Fremdenfeindlichkeit durch das Facebook-eigene „Community Operations Team“ allerdings sehr aufwendig werden. Denn die Sache ist heikel: Wenn Postings zu unrecht gelöscht oder Accounts voreilig gesperrt werden, ist der Aufschrei und die Negativ-PR schließlich auch gewaltig.
Letztlich ist alles eine Frage der personellen Kapazitäten – und einmal ganz ketzerisch angemerkt: Die deutsche Polizei bzw. Justiz könnte die angeblich so glasklaren Fälle ja auch selbst flächendeckend aufspüren und einer massiven und konsequenten Strafverfolgung unterziehen – dann dürfte bei der rechten Klientel die Tastatur deutlich ins Stocken kommen. Das deutsche Justiz- und Gerichtswesen allerdings auch 🙂
Bleibt zum Schluss die Frage, ob das Netz eigentlich den auch in der vordigitalen Welt immer schon vorhandenen, unausrottbaren Schwachsinn gefährlich befördert – oder ihn vielleicht nur viel greller und relevanter erscheinen lässt, als er in Wirklichkeit ist.
So richtig Klartext reden, wenn man etwas verbockt hat – das ist ja bei Firmen und höheren Chargen in Firmen traditionellerweise verboten. Stattdessen wird dann eine schlechte Nachricht oder das nicht mehr zu umgehende Eingeständnis eines Scheiterns in blumige, semantisch positiv anmutende Formulierungen verpackt. Und die Mitarbeiter bzw. die Beobachter machen ihre Kreuzchen auf ihrem Bullshit-Bingo-Zettel.
Säuselt Bradley Horowitz, bei Google für Streams, Photo und Sharing zuständig. Und trotzdem – der Mann hat vielleicht auch recht mit seiner positiv formulierten Vision für den (zumindest zahlenmäßig…) chancenlosen Konkurrenten zu Facebook: Google+ hat eine andere User-Klientel als Facebook, und es nutzt im Grunde auch nichts, dem Social Network unwillige Zwangsrekrutierte hinzuzufügen.
Zwar wäre im Sinne der Werbe-Vermarktungsmöglichkeit ein Google+-Account noch aussagekräftiger gewesen – aber auch wenn der „normale“ (nicht durchsuchbare…) Google-Account zukünftig Dreh- und Angelpunkt der Google-Nutzung wird, hat der Konzern noch genügend Informationen über seine User.
Und obwohl Google grundsätzlich nicht zimperlich ist, gescheiterte Experimente zu beenden – Google+ ist noch nicht tot.
„Schmeiß dein Android-Handy in den Müll!“ titelt die britische Tech-Website „The Register“ – und das ist vielleicht etwas übertrieben, aber auch nur etwas.
P.S.: Wir wollen selbstverständlich keine Panik schüren: Mittlerweile hat „The Register“ die Schlagzeile nämlich leicht modifiziert: „Du hast ein Android-Smartphone? Zerschlag es mit dem Hammer – und zwar sofort!“ 🙂
Das Problem besteht offenbar darin, dass die Android-Softwarebibliothek „Stagefright“ von alleine damit beginnt, eine eingetroffene Video-Nachricht zu verarbeiten – um eine Vorschau zu erstellen. Dabei führt sie anscheinend auch etwaigen enthaltenen Schadcode aus.
Je nach Android-Version, Gerät und installierten Apps reichen die Konsequenzen von „übel“ bis „katastrophal“. Bei Altgeräten hat der Schadcode bzw. der Angreifer volle Kontrolle über die Kommunikation und die Daten, in jedem Fall aber bekommt die Malware Zugriff auf das Mikrofon, die Kamera und etwaige eingesteckte Speicherkarten.
Der Entdecker hat die Lücke vor geraumer Zeit an Google gemeldet, zusammen mit einem Patch-Vorschlag. Das Unternehmen hat das Problem bestätigt, auch das Android-Update ist fertig und kann verteilt werden. Aber nur die Besitzer von Nexus-Geräten erhalten den Bugfix direkt von Google – andere Hersteller brauchen traditionellerweise erheblich länger, ihre modifizierten Android-Versionen auf den neuesten Stand zu bringen. Und für Altgeräte gibt es gar keinen Support und keine Updates mehr. Im Klartext – die Stagefright-Lücke bleibt hier auf, die Geräte sind potentiell mobile Abhörwanzen für jeden interessierten Hacker.
Einzige Abhilfe: Eine alternative Android-Version installieren; das ist allerdings nichts für einen Normalverbraucher. Oder beim Mobilfunkbetreiber den MMS-Versand blockieren lassen – wenn der diese Wahlmöglichkeit zulässt, ohne dabei gleichzeitig den kompletten Internetzugang abzuklemmen.
Mittlerweile mehren sich aber in den Foren die Stimmen, die die Provider in der Mitverantwortung sehen. Denn der Schadcode kommt über die Mobilfunknetze an die Mobilfunknutzer, die ihre Geräte teilweise von ihrem Provider gekauft haben.
Obwohl Entdecker Joshua Drake die Einzelheiten erst nächste Woche auf der BlackHat-Konferenz offenlegt – die Angriffe, die Exploits drohen ab sofort. Die alternative Android-Distribution CyanogenMod hat das Problem nämlich bereits „gefixt“ – aus dem vorher-nachher-Vergleich können Fachleute nun die Details der Sicherheitslücke herauslesen.
Wenn nicht alles täuscht, ist StageFright tatsächlich eine Bedrohung von außergewöhnlicher Dimension. Mit keiner anderen Sicherheitslücke ist es so einfach und unaufwendig, zufällige oder eben auch ganz gezielt ausgesuchte „Opfer“ anzugreifen. Die Handy-Nummern stehen auf jeder Website; mal eben eine verseuchte MMS schicken – und im Zweifelsfall: Bingo. 🙁
Kim Kardashian – abgesehen von ihrer etwas fragwürdigen Celebrity-Legitimation – hat 33 Millionen Follower bei Twitter. Das ist schon ein bisschen Holz und sorgt vielleicht auch dafür, dass auf Support-Anfragen nicht Paul Popel vom Standard-Team antwortet, sondern Twitter-Chef Jack Dorsey persönlich.
Ob allerdings das Anliegen des US-amerikanischen Reality-TV-Rolemodels wirklich ganz oben auf der Agenda von Twitter stehen sollte, ist eine klärungsbedürftige Frage – natürlich geht es Leuten wie Kim Kardashian nicht um das Ausbügeln von Rechtschreibfehlern, sondern um das Ausbügeln von peinlichem Bullshit.
Mit einem Sicherheitsnetz für Leute mit Tweet-Diarrhoe tut Twitter möglicherweise „Stars“ und Politikern einen Gefallen – nicht aber seiner breiten User-Masse. Keine gute Idee also, das Tweet-editieren.
Sonst – so das berechtigte Argument von Techcrunch – würde Twitter genauso unspannend wie Pseudo-Live-TV-Shows in den USA – wo alles mit ein paar Sekunden Verzögerung gesendet wird und Fachkräfte im Hintergrund darauf lauern, ein „Fuck“ auszupiepsen oder die Kamera rasch wegzuschwenken.
Zugegeben – nicht alles, was bei Twitter so Sekunde für Sekunde rund um den Erdball abgesondert wird, ist inhaltlich und stilistisch wertvoll. Um das mal so ganz vorsichtig auszudrücken. Andererseits – wer dann doch mal einen gelungenen und geistreichen Gedanken in die Welt gesetzt hat, geschliffen, poliert und passgenau in den maximal 140 Zeichen – die oder der freut sich dann ja natürlich, wenn andere Leute den toll finden. Und retweeten. Sehr viel geringer ist hingegen die Freude, wenn der Geistesblitz von anderen als vermeintlich eigener Tweet „recycelt“ wird. Dagegen kann man sich allerdings zur Wehr setzen, genau das hat jetzt in den USA eine Autorin gemacht.
Olga Lexell heißt sie, ist „freelance writer“, also freiberufliche Autorin, und laut einem weiteren erklärenden Tweet von ihr lebt sie auch u.a. vom Witze- oder Gagschreiben. Twitter ist sozusagen ein Experimentierfeld für sie – das heisst aber nicht, dass ihre Experimente auch „gemein- oder vogelfrei“ sind…
Und Olga Lexell findet es nicht witzig, wenn Bots ihre Inhalte oder Geistesblitze einfach klauen.
Ob das ganze selbst erfundene oder aber geklaute Twittern z.B. in Deutschland juristisch gesehen überhaupt die Schwelle einer urheberrechtlichtlichen „Schöpfungshöhe“ überschreitet, ist umstritten. Aber wahrscheinlich auch irrelevant – Twitter kann das in seinen AGB-Regeln nach eigenem Gusto festlegen.
Patente dienen dem Schutz von Erfindungsgeist und aufwendiger Forschungsarbeit – dagegen hat auch niemand etwas. Patent-Trolle hingegen sind Leute oder Firmen, die gar nicht vorhaben, ein erteiltes (oder aus irgendeiner obskuren Konkursmasse eingekauftes…) Schutzrecht jemals in ein Produkt umzusetzen. Sondern die vielmehr darauf lauern, bis andere Leute oder Firmen auf die gleiche (meist auch sehr simple…) Idee gekommen sind, investiert haben und am Markt loslegen – und dann werden die Anwälte in Gang gesetzt mit typischerweise absurd hohen Lizenzforderungen.
Um noch mal auf die Sache mit der haptischen Partner-Kontaktierung zurückzukommen – ob Herr Sandvick eigentlich auch schon Apple ins Visier genommen hat? Da überträgt ja die iWatch auf Wunsch den Herzschlag des Trägers oder der Trägerin übers Netz. Klarer Fall von (wenn auch zart romantischem…) Teledildonics. 😉
Als in Jugendzeiten so ansatzweise ambitionierter Schachspieler kenne ich die ungläubige Frage: „Das soll Sport sein??“
Und die Antwort lautet schlicht: Ja. Wenn man für eine Wettkampfdisziplin Talent und vor allem ein paar Stunden tägliches Training braucht, um dann in einem Turnier unter hohem Leistungsdruck und vor Publikum auf hohem Niveau performen zu können, dann ist das Sport. Pistolenschützen, Golfer oder Eiscurler haben schließlich auch keine völlige körperliche Verausgabung als Legitimation nötig.
Beim Schach gibt es seit geraumer Zeit Dopingkontrollen, obwohl noch nicht einmal klar ist, welche Substanz eigentlich hier „förderlich“ sein könnte….(Rauchen darf man schon lange nicht mehr, Kaffee trinken allerdings nach wie vor 🙂 )
Beim eSport, also dem organisierten Computerspielen auf höchstem Niveau greift aber offenbar ein nicht geringer Teil der Akteure routinemäßig zu Amphetaminen wie „Adderall“, um visuelle Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit in den langen Stunden der Shooter- oder Sportsimulations-Konkurrenzen zu fokussieren.
Damit soll jetzt Schluss sein – und die gleiche Ernsthaftigkeit Einzug halten wie bei anderen Profi-Sportarten. Im übrigen haben die Pillen der Gamer genauso heftige Nebenwirkungen wie die der Bodybuilder oder Radfahrer, somit ist das Ganze also „grundsätzlich“ sehr im Interesse der Beteiligten. Wenn sich alle dran halten, bzw. wenn die Dopingkontrollen wirksam und die Strafen für Ertappte ausreichend abschreckend ausfallen.