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Wohnungsdurchsuchung nach Hassposting bei Facebook

Der Facebook-Account „Berlin wehrt sich“ ist nach wie vor online, wenn auch mittlerweile unter heftigem Protest-Gegenwind.  Der 26jährige Benjamin S. sammelt dort seit geraumer Zeit News-Fundstücke, vorwiegend aus Berliner Online-Medien – und zwar zum Thema Flüchtlinge und Ausländer. Er kommentiert viele Postings kurz mit hetzerischen Anmerkungen – wobei er es trotz der Kürze schafft, noch massenhaft Rechtschreib- und Grammatikfehler unterzubringen. Ein hochgebildeter, intelligenter Muster-Deutscher halt,  wie so viele seiner Gesinnungsgenossen.

Mit seiner Zeile zum Bild des ertrunkenen kurdischen kleinen Jungen „Wir trauern nicht, sondern wir feiern es“ hat der rechte Hohlkopf den Bogen jetzt etwas überspannt – nach diversen Strafanzeigen, u.a. auch von seiten der Berliner Zeitung, ist ihm am Samstag morgen die Polizei in die Bude eingerückt und hat Computer und Mobiltelefone erst  einmal beschlagnahmt – im Raum stehen Volksverhetzung und das Verunglimpfen von Verstorbenen.

Facebook hat nach massiver mehrmaliger Intervention das fragliche Posting gelöscht, ob dies allerdings auch nach einer Beschwerde einer „normalen Einzelperson“ so passiert wäre, ist die Frage. Nach wie vor kann bezweifelt werden, ob das Social Network personell und von der inhaltlichen Kompetenz her ausreichend ausgestattet ist, um der digitalen Sudelei Schranken zu setzen. Und nach wie vor scheint eine gute alte Strafanzeige der bessere Weg zu sein als ein Appell an die „Gemeinschaftsrichtlinien“.

Hass mit Konsequenzen

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 7.9.2015 (Moderation: Marlis Schaum)

Neues Internet-Gesetz in Russland: Geht es um Datenschutz oder um Zensur?

Die russische Presse und die russischen TV- und Radiokanäle hat Präsident Vladimir Putin, bekanntlich ein lupenreiner Demokrat, ganz gut im Griff: Die meisten Zeitungen und Sender gehören kremlnahen Akteuren, und wenn eine Schlagzeile oder Sendung allzu kritisch oder vorwitzig ausfällt, dann wird eben die Chefredaktion ausgetauscht; oder die Steuerfahnder rücken mit irgendeinem Vorwurf an und machen den Laden erst mal dicht. Das Internet unter Kontrolle zu bekommen, mit seinen ganzen internationalen Akteuren, das ist da schon deutlich schwieriger.

Vor diesem Hintergrund fällt es etwas schwer zu glauben, dass das am 1. September in Kraft getretene neue Internet-Gesetz nur zu Datenschutzzwecken dienen soll – von seinem Inhalt her ist es allerdings nicht allzu weit entfernt von ähnlichen EU-Vorschriften: Daten, die russische Bürger betreffen, sollen nämlich zukünftig auf russischem Boden gespeichert werden müssen. Das würde dann Netz-Akteure dazu zwingen, entsprechende lokale Rechen- oder Cloudzentren zu errichten, die dann unter Kontrolle der russischen Aufsichtsbehörde für Medien- und Telekommunikation Roskomnadzor stehen würden.

Laut russischen Experten ist das Gesetz allerdings sehr schwammig formuliert – die Big Player Google, Facebook und Twitter versuchen gerade auszuloten, ob und wie stark sie betroffen sind. Und der juristische Grauzustand könnte sogar gewollt sein – um das Gesetz bei Bedarf dann plötzlich streng anwenden zu können, vermuten die Kritiker. Andererseits dreht Russland ja auch bislang schon notfalls den Hahn zu, wenn der Regierung Inhalte nicht passen.

Beim Guardian und bei Bloomberg, die über das neue Gesetz berichten, wird jetzt noch einmal Putins Spruch aus dem letzten Jahr zitiert, wonach das Internet ja letztlich „ein CIA-Projekt“ sei. Wahrscheinlich hegt der russische Präsident eine Art Hassliebe: Einerseits mag er sich mit der US-Dominanz im Netz nicht abfinden; das ist ja noch nicht einmal völlig abwegig. Und andererseits braucht er das Netz selbst zur Meinungsmache – über seine Medienkanäle und über seine Social-Media-Trollfabriken.

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 2.9.2015 (Moderation: Till Haase)

Google Chrome blockt Flash-Ads

Es mag ja etwas grausam klingen, wenn alle Welt auf einem kleinen Stückchen Software herumtrampelt, das einstmals so überaus beliebt war, zumindest bei Werbetreibenden 🙂 – weil damit erst so richtig Leben in unser Web hineinkam. Herrlich zuckende und pulsierende Banner, Laufschriften und Promo-Filmchen. Und bei Leuten mit speziellen Interessen; bei gewöhnlichen Cyberkriminellen oder staatlichen Hackern, da war diese Software auch sehr beliebt, weil sie dauernd wieder ein neues Hintertürchen in die Rechner von Usern sämtlicher Betriebssysteme eröffnete. Das wiederum minderte die Beliebtheit der Software bei den Leuten ohne diese speziellen Interessen.

Die Rede ist selbstverständlich von Adobe Flash, das mit dem neuen Chrome-Release einen weiteren zumindest auf längere Sicht tödlichen Stich verpasst bekommt – von Google als „Stromsparmaßnahme“ annonciert. Ein gewisses Geschäftsinteresse könnte dabei auch noch eine Rolle spielen – aber egal: Der Mutter aller Exploits wird niemand hinterherweinen. Bis auf die Hacker natürlich.

DRadio WIssen – Schaum oder Haase vom 2.9.2015 (Moderation: Till Haase)

Wie präsidiabel ist Kanye West?

Pop-Popularität ist ja – siehe Donald Trump oder Arnold Schwarzenegger oder einst Ronald Reagan – schon einmal eine ganz gute Ausgangsbasis, um in den USA im Rennen für einen Gouverneurs- oder gar Präsidentenposten wahrgenommen zu werden. Ob die Ankündigung von Rapper Kanye West bei den Video Music Awards, 2020 antreten zu wollen, wirklich ernstgemeint oder ernstzunehmen ist, darüber gab es am Montag dann viele Spekulationen und Betrachtungen – auch wieder teils ernst gemeint, teils nicht.

Auf jeden Fall hat die ausführliche Rede und speziell dann die „Präsidenten-Passage“ zu neuen Twitter-Rekorden geführt, wie Wired schreibt. Im Laufe des Tages trendeten danach auch die Verballhornungs-Tweets, teils mit Seitenhieb auf Wests nicht minder populäre Gattin. 🙂

Eine ganz emotionsfreie und objektive Analyse kam dann aber von Watson, dem IBM-Supercomputer. Der kann nämlich nicht nur beim Jeopardy-Duell siegen und medizinische DIagnosen erstellen, sondern auch Menschen auf ihr „Big-Five“-Psychoprofil hin einschätzen. Kanye West performt da in manchen Bereichen („Glaubwürdigkeit, Emotionalität“) ganz gut, beim Punkt „Pflichtbewusstsein“ oder „Verläßlichkeit“ hapert es aber offenbar ziemlich, so das Elektronengehirn.

In jedem Fall ist der Künstler politisch keinesfalls völlig unbeleckt, berichtet der Guardian – Kanye West sympathisiert mit den US-Demokraten und unterstützt diese auch materiell – obwohl auch Vertreter der Republikaner keine Scheu haben, dem Rapper einen Wechsel ins andere Lager anzubieten. Also „Kanye West for President„? So ganz mag man das irgendwie noch nicht so ganz glauben – im Zweifelsfall empfiehlt sich vielleicht eine erneute Konsultation von Watson. Auch der wird bis 2020 seine Weisheit noch weiter ausgebaut haben.

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 1.9.2015 (Moderation: Till Haase)

Ashley Madison nennt Gizmodo-Bericht fehlerhaft, Gizmodo legt nach

Die Kundendatenbank gehackt, die Geschäftsemails und der Programmcode frei im Netz verfügbar, der Chef zurückgetreten und der ganze Betrieb als Chatbot-Abzocke enttarnt – spätestens nach den Veröffentlichungen von Annalee Newitz bei Gizmodo Ende letzter Woche konnte man den ganzen Laden Ashley Madison eigentlich nur noch für einen nicht mehr sanierbaren Totalschaden halten.

Stimmt nicht, sagt Ashley Madison nun selbst. Wir leben noch, es kommen sogar eifrig neue Kunden hinzu, und zwar auch zahlreiche Frauen. Die Schlussfolgerungen, die Newitz aus der gehackten Datenbank gezogen habe, seien falsch.

Nachdem die einschlägigen Tech-Websites das Statement des Seitensprungportals mit ironischem Kopfschütteln referiert hatten, meldete sich dann Annalee Newitz erneut ausführlich zu Wort.

Ashley Madison habe recht, so das EIngeständnis am Anfang – in der Tat seien ihre Annahmen über den verschwindend geringen Anteil von weiblichen Kunden auf dem Portal eine Fehlinterpretation gewesen. Die geleakten Datensätze sind nämlich offenbar nicht vollständig – und sie geben offenbar auch gar nicht die Aktivitäten menschlicher Kunden des Portals wieder, sondern die geradezu monströsen Aktivitäten der Fake-Profile, der Chatbots.

Hierzu liefert Newitz zahllose weitere Details, teilweise aus dem Quelltext des Portal-Programmcodes. Es bleibt also dabei; das Geschäftsmodell von Ashley Madison beruht im wesentlichen auf dem Anlocken und kostenverursachendem „bei-der-Stange-halten“ 🙂 der seitensprungwilligen männlichen Kunden durch gefakte Kontakt“partnerinnen“. EIne Abzockerbude, bei der ulkigerweise nur eine einzige Gruppe von der Chatbot-Anmache unbehelligt blieb und damit eine realistische Chance auf einen realen Flirt hatte: Lesbische Frauen.

DRadio Wissen  – Schaum oder Haase vom 1.9.2015 (Moderation: Till Haase)

11 Jahre Haft für 17jährigen wegen pro-IS-Tweets und Blogeinträgen

Die berüchtigten „Enthauptungsvideos“ sind sozusagen nur die Spitze des Eisbergs: Das Netz und die Social Media spielen eine kaum zu unterschätzende Rolle für islamistische Terrorgruppen wie Al Kaida oder Islamischer Staat – zum einen für die interne Kommunikation und Koordination, vor allem aber auch, um neue Unterstützer oder gar Mitkämpfer anzulocken und anzuwerben. Entsprechend aufmerksam verfolgen Ermittlungsbehörden und Geheimdienste das Treiben. Und entsprechend hart reagiert die Justiz – jedenfalls in den USA, wo am Freitag ein Gericht einen 17jährigen zu 11 Jahren und vier Monaten Haft verurteilt hat.

Ali Shukri Amin hatte ein Blog und einen Twitter-Account mit 4000 Followern betrieben – und dort zum einen das Vorgehen und die Ziele des „Islamischen Staates“ gutgeheißen und dann zum anderen den IS-Kämpfern – oder Sympathisanten auch technische Tipps oder Ratschläge gegeben.

Das waren nun allerdings nicht geheime oder schwer zugängliche Anleitungen zum Waffen- oder Bombenbau, sondern allgemein bekannte und überall frei zugängliche Informationen zum Einsatz von Verschlüsselungs- und Anonymisierungssoftware oder zur Verwendung von Bitcoins – ob sich daraus wirklich eine „materielle Unterstützung“ einer Terror-Organisation ableiten lässt, das bezweifeln auch amerikanische Beobachter. Eine weitere Frage ist, ob die Propaganda-Postings des im Alter von zwei Jahren in die USA gekommenen, Berichten zufolge hoch intelligenten Teenagers nicht vielleicht als fehlgeleitete Identitätssuche verbucht werden sollten oder sogar unter das Recht auf freie Meinungsäußerung fallen.

Die Staatsanwaltschaft sieht jedenfalls keinen Unterschied zwischen Tweets und tödlichen Schüssen:

„Das heutige Urteil demonstriert, dass jene, die Social Media als Werkzeug verwenden, um dem IS Unterstützung und Hilfsmittel zukommen zu lassen, mit der gleichen Entschlossenheit identifiziert und strafrechtlich verfolgt werden wie jene, die sich dem IS als Kämpfer anschließen.“

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 31.8.2015 (Moderation: Till Haase)

Wie haltbar ist Dieter Gorny als Digitalbeauftragter?

Als Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel Ende März seinen guten Bekannten Dieter Gorny, seines Zeichens Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Musikindustrie (BVMI), zum „Beauftragten für kreative und digitale Ökonomie“ ernannte, da gab es manch einen kritischen Kommentar. Der Cheflobbyist der Musikbranche ist bislang bekannt für seine eindeutigen Positionen z.B. in Sachen Urheberrecht – was wiederum bei netz-/kulturpolitisch anders aufgestellten Gruppen wie das berühmte rote Tuch wirkt.

Der Politiker Malte Spitz von den Grünen hat sich nun im Rahmen des Informationsfreiheitsgesetzes (IFG) die detaillierten Vorgänge rund um die Gorny-Bestellung vom BMWi zusenden lassen und das PDF mittlerweile auch auf seiner Website veröffentlicht. Für ihn ist Gorny als Digitalbeauftragter nun nicht länger haltbar. Das Ministerium habe nicht etwa einen geeigneten Kandidaten für ein vorab umrissenes Tätigkeitsfeld gesucht, Gorny habe sich dieses vielmehr selbst entworfen – und auch praktisch seinen Arbeitsvertrag selbst geschrieben.

Diese Neuigkeiten (die Spitz merkwürdigerweise ein paar Wochen bis zur jetzigen parallelen Veröffentlichung im Spiegel für sich behielt…) hören sich zunächst bedenklich an – letztlich scheint das Ganze aber eher ein Sturm im Wasserglas als ein Skandal zu sein.

Denn schließlich ist Gornys Tätigkeit ehrenamtlich, vollkommen unentgeltlich und – wie aus den Dokumenten hervorgeht – so vage umrissen, dass im Grunde nicht viel konkretes mehr als der schön klingende Titel und der Prestigefaktor gelegentlicher Auftritte in der Rolle übrigbleibt.

Am interessantesten in dem von Malte Spitz vorgelegten Dokument sind eigentlich die Einblicke in die Bürokratie-Maschine einer Behörde: Die Spitzenbeamten bemühen sich redlich, eifrig und am Schluss auch erfolgreich, die inhaltliche Nullnummer in eine juristisch niet- und nagelfeste Form zu bringen.

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 31.8.2015 (Moderation: Till Haase)

Seitensprungportal Ashley Madison – ein kompletter Betrugsfall ?

Es ist so ähnlich wie beim grausamen Sony-Hack: Auch beim Seitensprung-Portal Ashley Madison sind die Hosen komplett unten. Nicht nur die der Kunden, sondern auch die der Betreiber; ihrer Geschäfts- wie ihrer privaten Email-Kommunikation.

Zu den schon am Wochenanfang einigermaßen happigen Konsequenzen des Hacks (Erpressungsversuche an die Adresse von enttarnten potentiellen Fremdgehern; es soll in der Folge sogar zu zwei Selbstmorden gekommen sein…) kam dann der Coup der Journalistin Annalee Newitz bei Gizmodo hinzu: Laut ihren Analysen der User-Datenbank waren praktisch überhaupt keine Frauen auf Ashley Madison unterwegs – das ganze Portal beruht offenbar auf mühsam erstellten Fake-Accounts und der systematischen Abzocke von testosterongeschwängerten Männern – die ja sowieso die altbekannten Ureinwohner des monetarisierbaren Webs sind („The Internet is for porn“) 🙂

Ulkigerweise ist wenigstens der Chef von Ashley Madison ein realer und nicht nur MöchtegernBetrüger – aber auch die übrigen Ertappten machen jetzt eifrig und teilweise öffentlich Kotau.

Merke: Das Privacy-Versprechen eines Internet-Anbieters ist nur ein Versprechen. Das durch technische Inkompetenz oder eigene kriminelle Energie blitzschnell hinfällig werden kann. 😉

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 28.8.2015 (Moderation: Thilo Jahn)

P.S.  – Joel Biderman ist nicht mehr Chef von Ashley Madison bzw. der Mutterfirma Avid Life Media – die Nachfolgersuche kann sich das – wie es aussieht – Betrugs-Portal wahrscheinlich auch am besten gleich schenken 🙂

Google antwortet auf EU-Vorwürfe

Bis zum 31.8. musste Googles Antwort auf das offizielle EU-Wettbewerbsverfahren eintreffen, jetzt haben die Juristen des Suchmaschinen-Riesen vier Tage früher „geliefert“. Und selbstverständlich ist trotz der zweimaligen Bitte um Fristverlängerung kein Hauch des Zweifels an der eigenen Position im Brief an die EU bzw. im Post auf dem Google-Blog ablesbar – die Vorwürfe seien völlig unbegründet; Google würde mitnichten den Wettbewerb behindern, sondern im Gegenteil die Verbraucherauswahl erweitern und die Geschäftsmöglichkeiten von Anbietern befördern.

Vor allem aber sei Google gar nicht Marktführer oder Monopolist im Bereich Preissuche/Webshop-Aggregatoren – und damit sei auch die ganze Diskussion um die Plazierung von Anzeigen hinfällig, argumentiert das Unternehmen einigermaßen plausibel. In der Tat ist die Rolle von Ebay und Amazon in dem Segment ja nicht ganz zu vernachlässigen 🙂

Auch wenn Google sicherlich nicht ein „Verbraucheranwalt“ ist – die Beschwerdeführer sind es auch nicht. Für den einigermaßen aufgeklärten User dürfte klar sein, dass Anzeigen nicht zwangsläufig zu den besten oder billigsten Produkten führen, dass es andere Preissuchmaschinen gibt und Verbrauchertests. Und auch die lassen sich über Google finden. 🙂

Ein ganz andere, viel heiklere Frage wäre, ob es in den algorithmischen Suchtreffern von Google Manipulationen gibt. Das wiederum wäre extrem schwer oder gar nicht aufzuspüren – aber darauf gibt es weder Hinweise, noch ist dies Thema im laufenden EU-Verfahren.

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 28.8.2015 (Moderation: Thilo Jahn)

YouTube Gaming macht Twitch Konkurrenz

Das wäre so die Traum-Vision: Eine neue, aber jetzt auch wieder nicht vollkommen aus dem luftleeren Raum gezogene Webplattform lancieren, und die dann nach rund drei Jahren für schlappe 970 Millionen US-Dollar an einen Big Player verkaufen.

So lief das vor genau einem Jahr bei Twitch – den Zuschlag erhielt damals Amazon, nicht der Mitinteressent Google. Aber selbst programmieren geht ja auch – jetzt müssen nur noch die Player und die Glotzer neu akquiriert oder aber abgeworben werden 🙂 …

(Computer-Games-unaffinen Zeitgenossen ist ja vielleicht nicht so ganz klar, warum man anderen Leuten vor dem Monitor sitzend über das Netz beim Computer-Game spielen zugucken sollte – statt einfach selbst zu spielen. Dafür gibt’s aber jede Menge Argumente: Erst einmal sind moderne Games gar nicht so einfach zu spielen – bis man die Virtuosität von Profi-Gamern erreicht, ist etwas Üben angesagt…

Und dann haben die Streaming-Channels weiteren Mehrwert; die eingeblendete Player-Webcam z.B.: Entweder schaut man da attraktiven Brünetten und ihren emotionalen Erregungen beim Horror-Schocker „Until Dawn“ zu; oder abgebrühten Zynikern im Late-Night-Style, die sich anders, aber ebenso unterhaltsam am Leid der hingemetzelten virtuellen Teenager ergötzen… 🙁 )

Das Ganze ist nach wie vor sehr trendy. Und dank der Monetarisierung per Werbung (und zu einem geringerem Teil auch per Abo-Gebühr…) steckt da viel finanzielle Musik drin. Und das dürfte wohl auch dazu führen, dass das momentan in Deutschland noch geblockte Live-Streaming bald ebenso wie in den USA oder Großbritannien funktionieren wird.

Fazit: YouTube Gaming ist eine Twitch-Kopie – nur technisch und optisch etwas aufgehübscht, sagen die Tech-Websites. Amazon hat also möglicherweise ein Problem – oder den marktwirtschaftlich willkommenen „Mitbewerber“   😉

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 27.08.2015

Nachklapp: Das anderen-zugucken-Prinzip hat noch mehr Potential, zeigt US-Comedian Jimmy Kimmel: