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Teuflisch guter Phishing-Versuch von „bsi@ffpr.de“

Jetzt habt ihr mich doch fast drangekriegt. Mit einer maßgeschneiderten Email. Fehlerfrei formuliert. Persönliche Ansprache. Thematisch passend zu meinem beruflichen Interest-Profil (und auch noch inhaltlich passend zur teuflischen Absicht, wie feinsinnig…). Natürlich mit entsprechenden Links, auf die man nur noch sorglos draufklicken muss. Ich bring die Mail hier mal im Zitat – aber Achtung, bloß nirgendwo draufklicken!!!!

Sicherheitsrisiko: E-Zigarette als trojanisches Pferd kann Computervirus einschleusen

Bonn, 30. Mai 2016 – Pünktlich zum Weltnichtrauchertag am 31. Mai weist das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) darauf hin, dass das Rauchen einer E-Zigarette nicht nur für die Gesundheit, sondern auch für den Computer schädlich sein kann: Werden die E-Zigaretten per USB mit Computern verbunden, können diese zum Einfallstor von Schadprogrammen werden.

Die meisten Computernutzer wissen heute zumindest theoretisch über die größten Gefahrenquellen wie verseuchte E-Mails oder infizierte Websites Bescheid. Cyber-Kriminelle sind jedoch erfindungsreich und können selbst mit einer E-Zigarette einen Schadcode in einen Computer einschleusen. Der Einstiegspunkt ist dabei der USB-Anschluss. Denn eine E-Zigarette muss wie jedes elektrische Gerät von Zeit zu Zeit geladen werden. Dabei bietet sich aus Komfortgründen der USB-Port des Rechners an, da dieser nicht nur Daten übertragen, sondern auch Geräte mit Strom versorgen kann. Wird nun in einem Gerät mit USB-Stecker ein Mikrochip versteckt, der einen schädlichen Code enthält, kann dieser über den USB-Port direkt in den Rechner gelangen, und zwar ohne von einer Firewall aufgehalten zu werden. Dies gelingt vor allem dann, wenn das USB-Gerät vom Computer als Haupteingabegerät wie beispielsweise die Tastatur erkannt wird, da diese oft umfangreiche Zugriffsrechte besitzt.

Um sich vor dieser Angriffsart zu schützen, sollten Nutzer keine USB-Geräte unbekannter oder zweifelhafter Herkunft mit ihrem Computer verbinden. Das gilt für USB-Sticks ebenso wie für beliebte Schreibtisch-Gadgets wie Mini-Ventilatoren im Sommer oder eben die E-Zigarette. Um das Risiko einer Infektion zu vermeiden, empfiehlt es sich, ein USB-Ladegerät anzuschaffen, das einfach klassisch an die Steckdose angeschlossen wird – und den Computer nur mit wirklich vertrauenswürdigen Geräten zu verbinden.

Weitere Informationen zum Thema finden Sie unter:
https://www.bsi-fuer-buerger.de/BSIFB/DE/Risiken/Schadprogramme/Infektionsbeseitigung/infektionsbeseitigung_node.html
Pressekontakt:
Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik Pressestelle
Tel.: 0228-999582-5777
E-Mail: presse@bsi.bund.de <mailto:presse@bsi.bund.de>
Internet: www.bsi.bund.de <http://www.bsi.bund.de>
Kontakt BSI Themendienst:
Fink & Fuchs Public Relations AG
Berliner Straße 164
65205 Wiesbaden
Tel.: 0611 / 74 131 – 0
E-Mail: bsi@ffpr.de <mailto:bsi@ffpr.de>
Wenn Sie in Zukunft keine E-Mail-Nachrichten des BSI-Themendienstes erhalten möchten, teilen Sie uns das bitte mit, indem Sie hier <mailto:bitdefender@ffpr.de?subject=Abmelden>  klicken.

Trojanisches Pferd raucht was

 

Nicht schlecht, was?? Trojanisches Pferd mit ner E-Zigarette, was? Hehe! Aber nicht mit mir, Brüder! Warum um alles in der Welt sollte das BSI Pressemitteilungen an einen Dienstleister auslagern, warum um alles in der Welt sollte die Mail nicht von presse@bsi.bund.de kommen (vielleicht sogar mit ner digitalen Signatur), sondern von einer obskuren PR-Agentur (mit einer zugegebenermaßen super-gefaketen und passenden Website, auf der die angeblichen Kunden aufgelistet sind…)? Aber die letzte Hürde habt ihr dann doch gerissen, da habt ihr euch dann doch verraten, Brüder! Abmelden vom BSI-Themendienst über die Emailadresse bitdefender@ffpr.de ? Ja klar! War echt ein guter Versuch. Aber nicht mit einem Computer-Vollprofi wie mir!! Outlook hat eure Phishing-Mail eh in den Spam-Ordner reingepackt.

Family-Tarif beim Streamen – Dumping auf Kosten der Musiker?

Es gibt schon Super-Schlaumeier mit super „Dealz“-Ideen. Wie wäre es hiermit: Einen philippinischen Spotify-Account anlegen, dort den Family-Tarif wählen. Kostet – den ortüblichen Einkommens- und Lebensverhältnissen angepasst – 194 Pesos. Umgerechnet 3,72 Euro. Bezahlt wird per extra eingerichtetem philippinischen Paypal-Konto. Dann das ganze hier mit fünf anderen Schlaumeiern sharen; mit einer gefakten Adresse, die man sich aus Google Maps holt. Macht monatlich 62 Cent pro Nase fürs Musikhören bis zum Abwinken – oder, wenn der Leit-Schlaumeier seinen Aufwand bezahlt haben will oder gar etwas am „Deal“ verdienen; vielleicht einen Euro.

Mit Fairness hat so ein Abo natürlich nicht mehr allzuviel zu tun, das ist vielmehr wegen des viel breiteren Katalogs und der Bequemlichkeit einfach besser als nur Klauen („Raubkopieren“ 🙂 ). Aber letztlich ist der Gedanke „die Musik ist mir etwas wert“ auch nur eines der vielen Motive beim Geschäftsmodell Streaming. Das Ganze ist eine labile Balance zwischen den Interessen der Produzenten, Zwischenhändler und Konsumenten – und jeder Player spielt nach eigenen Regeln. Und die werden wiederum zuweilen von anderen vorgegeben. Ob z.B. Spotify (und auch Netflix…) wirklich bewusst und aus freien Stücken auf Dumping setzt, wie Moritz Stückler bei t3n beklagt, das ist noch die Frage.

Denn – auch das erwähnt Stückler ja – die Preisvorgabe kommt von Apple, mit komfortablem Cash-Speck zur Querfinanzierung im Rücken. Da bleibt Spotify schlicht nichts anderes übrig, als nachzuziehen. Die Kundschaft ist höchst preissensibel, das Produkt sehr ähnlich und austauschbar. Und die mangelnde Kontrolle der Schlaumeier-Familys? Ist wahrscheinlich eine ganz schlichte Abwägung des Kosten-Nutzen-Aufwandes. Wenn jetzt die ganze Welt auf die Philippinen abwandert, dann gibt’s wahrscheinlich bald eine Kontrolle der IP-Nummer. Aber bei ein paar tausend Leuten mit aufwendiger Recherche, mit Sperre und anschließender Korrespondenz nachzuhaken, immer in der Gefahr, auch normale Kunden zu nerven oder fälschlich zu verdächtigen – das wäre nicht sehr attraktiv für Spotify. Die Schlaumeier sind halt eingepreist in der Gesamtkalkulation. Und ob die fair ist, das ist ja noch die offene andere Frage.

Aber die grundsätzliche Diagnose bei t3n stimmt natürlich – vor lauter Geiz kann man ein Produkt vor die Hunde gehen lassen. So wie das deutsche Schweinekotelett oder den Wasser- und Antibiotika-aufgepimpten Pangasius. Wem’s halt schmeckt 🙂 …

Dumpingpreis auf Kosten der Musiker? · DRadio Wissen

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 30.5.2016 (Moderation: Till Haase)

Papst Franziskus trifft sich mit YouTube-Stars

Die Zeiten, als das Internet für die katholische Kirche noch als Sündenpfuhl und Werkzeug des Teufels galt, die sind schon ein Weilchen vorbei: Spätestens seit Dezember 2012, als der Papst – damals noch „Wir sind Papst“-Benedikt XVI. – mit dem Twitter-Account @pontifex loslegte. Sein Nachfolger Franziskus macht da konsequent weiter: seit März ist er auf Instagram unterwegs. Und gestern hat sich das Oberhaupt der katholischen Kirche im Vatikan mit YouTube-Stars aus aller Herren Länder getroffen – eine knappe Stunde dauerte das Beisammensein, alle sollen viel Spaß gehabt haben.

Ausgesprochene Gangsta-Rapper mit einer inkompatiblen Diktion waren nicht eingeladen – aber die Gäste waren auch keinesfalls Special-Interest-Hallelujah-Blogger, sondern eine ganz am Mainstream angelehnte Mischung; z.B. aber auch mit Rassismus-konträrem Hintergrund. Aber selbst für das Thema „Beauty“ hatte der Pontifex eine integrierende Interpretation: Das zu predigen und zu verbreiten, habe doch zumindest eine anti-agressive Wirkung. Auch ein virtuelles Angebot sei besser als gar keines, so Franziskus – das passt ja in gewisser Weise zum Thema „Glauben“ insgesamt 🙂 …

Was das direkte Social-Media-Erleben betrift – Franziskus ist da ganz offen: Er selbst surft weder im Netz herum noch verbringt er seine Zeit vor der Glotze. Sehr vernünftig. Insofern ist es bei ihm wie bei anderen Profis – da twittern und instagrammen PR-Schergen unter seinem Account. Ein Tweet wie „Pray for me“ ist also auch kein Zeichen einer Krebserkrankung oder einer akuten moralischen Anfechtung, sondern referiert einfach auf das Pontifikats-Motto von Franziskus. Gut, dass nicht schon die komplette Transzendenz bei Mark Zuckerberg gelandet ist 🙂 …

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 30.05.2016 (Moderation: Till Haase)

The DAO: Venture-Crowdfunding mit Attitüde

So eine normale Firma ist ja eine ziemlich autoritäre Angelegenheit – da hat ein Vorstand das Sagen, meist handelt es sich um einen Mann oder ein paar Männer, und die werden für das „Sagen-wo’s-langgeht“ recht anständig bis recht unanständig (gut…) bezahlt. Wenn der Laden läuft (tatsächlich oder vermeintlich…), dann gibt’s noch mehr Geld („Bonus“), aber auch die Aktionäre und Kunden freuen sich. Wenn die Geschäfte oder Produkte floppen, dann bekommt der Vorstand den Laufpass (meist aber mit üppiger Abfindung…), die Aktionäre und Kunden sind sauer, im schlimmsten Fall geht die Firma Pleite.

Aber warum muss eigentlich alles in die Hand eines Einzelnen oder eines kleinen Führungsteams liegen? Jetzt gibt es – im Netz, wo sonst – einen radikalen Gegenentwurf: „The DAO“. Die Abkürzung steht für „Dezentrale autonome Organisation“. Und was darunter konkret zu verstehen ist, das kann man noch mit jeder Menge Phantasie füllen: Das Wirtschaftssystem der Zukunft, die Transformation des Kapitalismus? Eine Nerd-Venturekapitalfirma? Auf jeden Fall jetzt schon das bislang erfolgreichste Crowdfundingprojekt der Geschichte. Das gerade einmal dabei ist, sich erste Strukturen zu verschaffen.

Wie sich „The DAO“ schlägt, wenn sie aus ihrer dezentralen autonomen Virtualität heraus erst einmal intensiven Kontakt mit der lokalen und von althergebrachten Schwächen, Vorschriften und Begierden geprägten realen Welt aufgenommen hat, das ist noch die Frage. Die Willensbildung durch Crowd und Algorithmen ist ja auch erfahrungsgemäß in der Praxis auch nicht so einfach wie in der Theorie („Liquid Democracy“). Und ob eine dezentrale, autonome Gruppe überhaupt (dazu noch per Geldbeutel…) per se bessere Entscheidungen trifft als ein einsamer Leithammel, das wurde auch noch nicht empirisch nachgewiesen. Aber vielleicht ist ja bei „The DAO“ auch einfach (ein Stück weit…) schon der Weg das Ziel.

The Dao: Crowdfunding-Projekt zum Mitbestimmen · DRadio Wissen

(DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 17.05.2016 (Moderation: Thilo Jahn)

AdBlock Plus und Flattr: Werbeblocker will Geld sammeln

Im Web hängt der Haussegen schief. Eigentlich schon ziemlich lange, aber inzwischen eskaliert die Sache. Einerseits sind nämlich mittlerweile sehr, sehr viele User mit einem Adblocker unterwegs. (Ich übrigens schon immer…) Und anderseits gibt es immer mehr Webseiten, die sagen: Liebe Leute, dann kommt ihr eben nicht mehr rein bei uns. Wir leben von der Werbung. Die bauen also einen Adblocker-Blocker ein. Und bitten dann „recht höflich“, ihre Seite auf die Whitelist zu setzen, zu entblocken. Oder alternativ etwas Geld springen zu lassen, für einen werbefreien Zugang hinter der Paywall.

Gegen beides gibt es natürlich aus Usersicht gute Gegenargumente: Abgesehen vom Nerv-Faktor erweist sich Werbung immer häufiger als Malware-Schleuder. Und bezahlen will man vielleicht für ein paar Lieblingsseiten. Aber garantiert nicht für alle, auf denen man mal sporadisch ein, zwei Artikel liest. Genau wie bei den guten alten gedruckten Zeitungen und Magazinen: Das eigene Budget für Information oder Unterhaltung ist halt auch begrenzt.

Gestern auf der Netzkonferenz re:publica gab es nun einen Vorschlag, der das Problem lösen könnte. Er kommt – ausgerechnet – vom führenden Adblock-Hersteller Eyeo, der ja bislang ein etwas sportliches Geschäftsmodell betreibt: Gegen einen kleinen Obolus können sich Werbetreibende auf die Whitelist „akzeptabler“ Anzeigen setzen lassen. Das ist für manche schlicht Wegelagerei oder Schutzgelderpressung – andererseits installiert sich halt der User den Blocker und entscheidet auch ganz allein, was letzlich bei ihm durchkommt und was nicht. Bislang sind alle Klagen gegen Eyeo vor Gericht gescheitert. Aber wahrscheinlich würde die Firma  wohl auch lieber in Frieden ihr Geld verdienen. 🙂

Das neue Konzept ist also ein Angebot, das Kriegsbeil zu begraben – und mit im Boot ist ein alter Bekannter: Flattr. Einst als Hoffnungsträger gestartet, krebst der Bezahldienst nun recht kläglich daher. Zum einen ist vielen Usern die Schwelle „Anmelden, Budget einrichten und jeweils Artikel flattern“ zu hoch, zum einen schreckt auch die Betreiber der Aufwand, überall auf Verdacht die Buttons einzurichten und sich anzumelden. Bei „FlattrPlus“ würde der Bezahlvorgang automatisch ablaufen – und zwar nur dann, wenn ein Artikel auch wirklich gelesen wird und nicht nur kurz angeschaut. Angesichts der Userzahl, die per AdblockPlus ins Spiel kommen könnte, wäre das Ganze gar nicht mal absurd, sondern eine doch recht amtliche Hausnummer.

Bleiben halt noch so diverse Bedenken: Zum einen müsste Eyeo bzw. Flattr völlig transparent darlegen, wie die Datensammlung und -übermittlung abläuft. Wer sich einen Adblocker (und wahrscheinlich auch noch NoScript und Tracking-Blocker…) installiert, will garantiert nicht sein komplettes Surfverhalten irgendwo abliefern, auch wenn der Betreiber wie immer hoch und heilig Datenschutz verspricht. Zweitens: Wie viele User sind bereit, wieviel Kohle abzudrücken? Da bin ich relativ zuversichtlich – die Streaming-Modelle zeigen ja auch: Die Bereitschaft zur Fairness hängt vom aufgerufenen Preis ab. Und drittens: Werden sich die Anbieter mit dem bisherigen Erzfeind zusammenraufen? Warum nicht – es geht ja schließlich nicht um hehre Dogmen. Sondern nur um Geld. 🙂

AdBlock Plus und Flattr: Werbeblocker will Geld sammeln · DRadio Wissen

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 04.05.2016 (Moderation: Till Haase)

Dringender Rat an Windows-Nutzer: QuickTime deinstallieren!

Dass in Software Fehler drin sein können, ist nichts Neues. Dass bestimmte Fehler, bestimmte Sicherheitslücken dazu führen können, dass man sich beim Surfen im Netz Schadsoftware einfängt oder im schlimmsten Fall der Rechner gehackt wird, ist auch normal und ein Dauerthema. Und deswegen muss man halt möglichst regelmäßig nach Updates Ausschau halten – und die dann auch installieren. Dumm nur, wenn es für eine ziemlich verbreitete Software keine Updates mehr gibt – und  gleichzeitig (mindestens…) zwei happige Sicherheitslücken wie ein Scheunentor offenstehen.

Genau das ist der Fall gerade bei QuickTime, dem Multimedia-Codecpaket von Apple. Und deswegen lautet jetzt auf einer Vielzahl von Tech-Webseiten die ganz klare Parole: Windows-Nutzer sollten QuickTime deinstallieren – und zwar sofort. Auch das Department of Homeland Security hat diese Empfehlung gestern verbreitet, nachdem die Sicherheitsfirma Trend Micro in einem Blogartikel auf die Lücken und den fehlenden Support von Apple hingewiesen hatte.

Screenshot 2016-04-15

Dass der Konzern sein „Kind“ offenbar auf der Windows-Plattform schon lange nicht mehr liebt und jetzt völlig aufgegeben hat, ist ja eine legitime Entscheidung – nur dann sollte Apple zumindest auch Verantwortung übernehmen und Klartext reden – und die jetzt potentiell gefährliche Waisen-Software nicht mehr kommentarlos auf der Website oder per Apple-Update zum Download anbieten. Von diesem Verbreitungsweg einmal abgesehen – am ehesten werden Anwender QuickTime auf ihren PCs haben, die sich mit Audio- und Videobearbeitung beschäftigen. Und möglicherweise gibt es bei einer Deinstallation Fehlermeldungen, oder manche ältere Programme laufen gar nicht mehr. Das ist dann eine Nutzen-Risiko-Abwägung. Notfalls bzw. sicherheitshalber kann man das alte Zeug ja auch in einer virtuellen Maschine weiterbetreiben…

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 15.04.2016 (Moderation: Till Haase)

Nachklapp 18.04.2016 – Gerade Multimedia-Programme von Adobe setzten bislang auf QuickTime als Unterbau – das Unternehmen hat nun angekündigt, diese Abhängigkeiten demnächst durch Updates zu beseitigen.

Computerspieler optimieren Quantenphysik-Modellierung

In letzter Zeit sah es ja etwas schlecht aus für „Homo sapiens“ im epischen Duell „Mensch gegen Maschine“ – da bringt ein Artikel in der jüngsten Ausgabe von „Nature“ wieder reichlich Labsal auf unser angeknackstes Selbstvertrauen: Menschliche Computerspieler schneiden bei einem komplizierten Problem aus der Quantenphysik besser ab als ausgefeilte Algorithmen in Hochleistungsrechnern. Und das, ohne auch nur den Schimmer einer Ahnung von verschränkten Teilchen, Tunneleffekten und Nicht-Lokalitäten zu haben.

„Quantum Moves“ gibt es in einer Windows- und einer MacOsX-Version, kostenlos herunterzuladen auf der Webseite www.scienceathome.org – aber besser spielt man das Spiel auf einem Android- oder Apple-Tablet. Denn um die schwappende Flüssigkeit in einem beweglichen Wellental schnell und sicher in den Zielbereich zu transportieren, braucht man ein ruhiges Händchen. Das scheinbar schlichte Geschicklichkeitsspiel ist in Wirklichkeit eine sehr realistisch nachgebildete Physik-Modellierung, wenn auch um den Faktor 30.000 zeitlich verlangsamt.

Screenshot aus dem Computerspiel "Quantum Moves"

Screenshot aus dem Computerspiel „Quantum Moves“

Ob nicht schon in Kürze neuronale Netze a la Alpha Go unsere intuitiv ausgeführten und trotzdem offenbar ziemlich performanten „Pi-mal-Daumen“ (bzw. hier Pi-mal-Zeigefinger…) – Operationen nachahmen und wiederum optimieren können, das ist noch eine andere Frage. 🙂

Quantenzocker – Computerspieler optimieren Quantenphysik-Modellierung

Deutschlandfunk – Forschung aktuell vom 14.04.2016 (Moderation: Uli Blumenthal)

Whatsapp: Sichere Verschlüsselung jetzt für alle Inhalte und alle Geräte

Ein bisschen sichere Verschlüsselung gab es bei Whatsapp ja schon seit einem Weilchen. Und weil die End-to-End-Kryptografie von Moxie Marlinspike ja zwar technisch tadellos konzipiert, aber eben nur lückenhaft umgesetzt war, hatten sich User bei der Messenger-Konkurrenz umgeschaut, wenn sie vertraulich kommunizieren wollten. Ab sofort ist aber auch beim Marktführer ein Komplettpaket unter der Haube – Textnachrichten und Gruppenchats, Bilder, Filme und Sprache sind nur noch vom erwünschten Gesprächspartner zu entschlüsseln, nicht aber von Behörden, Geheimdiensten. Und übrigens auch nicht von Whatsapp oder Facebook selbst.

Womit ja schon das weitere Stichwort genannt wäre, warum man bislang eher mit Alternativ-Produkten geliebäugelt hatte. Aber die rund eine Milliarden Whatsapp-User sind eine Hausnummer, an der man schlecht vorbeikommt: Der Messenger in seiner neuen Version ist auf einen Schlag das meistverbreitete End-to-End-Verschlüsselungstool auf dem Planeten. Und zwar eines, das nicht nur Experten, sondern auch blutige Laien verwenden können – App-Update installieren, gegebenfalls das Gerät neu starten – fertig. Wohlgemerkt: Vertraulich sind ab jetzt die Kommunikationsinhalte. Mit wem man gechattet oder telefoniert hat, lässt sich auch weiterhin nachvollziehen.

Wenn Behörden (oder wer auch immer…) das Smartphone und damit den privaten Schlüssel des Gesprächspartners in die Finger bekommen, dann wars das natürlich auch mit der Geheimhaltung. Aber es geht ja gar nicht um Top-Secret-Szenarien. Sondern um eine sehr einfache und sehr praktikable und angesichts der Userzahl sehr relevante Antwort auf die „anlasslose“ Komplettüberwachung unserer gesamten Kommunikation. Für die berechtigten Anliegen der Behörden gibt es vielleicht nach wie vor auch noch fokussiertere Methoden; sei es mit High-Tech oder „guter alter Ermittlungsarbeit“…

DRadio Wissen · Whatsapp-Verschlüsselung: Kommunikation mit dem Messenger-Dienst ist sicher

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 06.04.2016 (Moderation: Till Haase)

Panama Papers: Crowd-Recherche erwünscht, aber mit mauen Chancen…

Ich will nicht sagen, dass es völlig chancenlos ist, ein Jahr Recherchevorsprung von professionellen Journalisten aufholen zu wollen. Weil natürlich die Ressourcen von Profis auch wiederum sehr klar begrenzt sind: Wir arbeiten halt, von ein bisschen gelegentlicher Selbstausbeutung abgesehen, für Geld. Und welches Budget da für die Aufarbeitung der Panama Papers vorhanden war, kann man von außen nicht beurteilen. Aber wahrscheinlich haben sich die Kollegen die „interessanten“ Einträge im Mossack-Fonseca-Material schon ziemlich genau angeschaut.

Die Crowd im Netz könnte nun theoretisch noch einmal mit einer verteilten, aber um Größenordnungen höheren „Manpower“ ans Werk gehen. Die Einstiegshürden sind gering, der Datenbestand beim „International Consortium of Investigative Journalists“ (ICIJ) ist sortiert, verknüpft und grafisch aufbereitet. (Nachklapp: Dabei bleibt der Zugriff auf Namen, Adressen und deren Querverbindungen beschränkt – anders als ich das am Montag morgen zunächst angenommen hatte, betrifft auch die Downloadoption nur diese „Metadaten“ und nicht etwa die detaillierten Dokumente aus den „Kundenordnern“ selbst. Das soll auch so bleiben; laut Süddeutscher Zeitung wolle man nicht zum „verlängerten Arm der Staatsanwaltschaft“ werden.) Nur für sich allein genommen sind die geleakten Mossack-Fonseca-Einträge ja bestenfalls „interessant“, aber – so steht es auch immer auf der ICIJ-Website – noch kein Hinweis auf eine illegale Aktivität. Und ich wage zu bezweifeln, ob sich allzuviele dieser Einträge dann vielleicht in Kombination mit frei durchsuchbaren Web-Inhalten zu einem belastbaren Beweis für eine solche illegale Handlung ergänzen lassen.

Jedenfalls für Gelegenheits-Detektive dürften die Chancen eher schlecht stehen. Wer natürlich nach bestimmten Namen sucht und über diese Personen oder Firmen auch weitergehende Informationen aus anderen Quellen hat, für den ist die Recherche in der ICIJ-Datenbank möglicherweise doch lohnend. Vielleicht packt ja noch der eine oder andere Bankmitarbeiter, Buchhalter oder Steuerberater aus: Whistleblower sind auf der Website ausdrücklich willkommen. Eine Zielgruppe sitzt allerdings wahrscheinlich seit Montag früh mit leuchtenden Augen am Rechner: Die Finanzbeamten in aller Herren Länder. Könnte ja sein, dass der ganze Offshore-Zauber doch am Ende etwas mit Steuerhinterziehung zu tun hat 🙂 …

DRadio Wissen · Panama Papers: Der größte Leak der Geschichte

DRadio WIssen – Schaum oder Haase vom 04.04.2016 (Moderation: Till Haase)

Terroranschläge in Brüssel: Facebook aktiviert Safety Check, Netz-Fakes & der ganz normale Irrsinn bei Twitter

Ungefähr drei Stunden hatte sich Facebook Zeit gelassen und dann doch nach inzwischen drängenden User-Nachfragen Safety Check aktiviert – wie auch schon nach den Anschlägen in Paris im November 2015. Ursprünglich war das Feature ja für eine Lebenszeichen-Rückmeldung nach Naturkatastrophen konzipiert worden – und auch dieses Mal kann, wer Lust hat, die treffliche Frage in den Cyberraum stellen, welche Kriterien das Social Network heranzieht, die Sonderfunktion scharf zu schalten – ist es die Opferzahl oder der Ort des Geschehens und damit womöglich die Anzahl „westlicher“ Opfer?

Zu berechtigten und deplatzierten, ideologischen, idiotischen oder idealistischen Netz-Äußerungen aus der Hüfte gab die Terrorserie in der belgischen Hauptstadt wieder einmal reichlich Anlass. Dabei macht es – mit Verlaub – keinen großen Unterschied auf der Dämlichkeits-Skala, ob man einen Massenmord reflexartig instrumentalisiert, oder ob man reflexartig die tatsächliche oder angebliche Instrumentalisierung eines Massenmordes heftiger beklagt als den Massenmord selbst. Oder der Urheberin einer angeblichen oder tatsächlichen Instrumentalisierung mal eben den Tod wünscht. (So geschehen in einer persönlichen Twitter-Message eines „Künstlers“ an die AfD-Politikerin Beatrix von Storch…)

Aus hiesiger (westlicher…) Perspektive nimmt man zwar die hiesigen, schon hinreichend aufgeladenen Twitter-Kontroversen zur Kenntnis, kaum aber die fundamental andere Sichtweise vieler Social-Media-Nutzer, die mit dem „IS“ sympathisieren. „Die Welt trauert mit Brüssel“ stimmt eben so nicht; wer die westlichen Staaten als „Kreuzfahrernationen“ und Moslemschlächter wahrnimmt, für den sind die Terroranschläge ein Grund zum Jubel.

In quasi eigener Sache: Was den Wert von Netzquellen für die journalistische Arbeit betrifft, zeigten sich wieder einmal die zwei Seiten der Medaille: Da fiel die belgische Nachrichtenagentur VRT auf einen Fake herein – und mit ihr nachfolgende Online-Medien.

Andererseits dauerte es bis zum späten Mittag, bis deutsche Agenturen das Dementi bzw. die Klarstellung des belgischen Energieversorgers Electrabel „entdeckt“ hatten, das schon sehr früh auf der Twitter-Seite nachzulesen gewesen wäre – stattdessen hatten die Meldungen über die „Evakuierung“ des Atomkraftwerks Tihange für zusätzliche Unruhe, zusätzliche reflexartige oder berechtigte Diskussionen und einen weiteren trendenden Hashtag gesorgt…

Die ersten gefälschten Videos im Umlauf · DRadio Wissen

DRadio Wissen – Grünstreifen vom 22.03.2016 (Moderation: Thilo Jahn)