AdBlock Plus und Flattr: Werbeblocker will Geld sammeln

Im Web hängt der Haussegen schief. Eigentlich schon ziemlich lange, aber inzwischen eskaliert die Sache. Einerseits sind nämlich mittlerweile sehr, sehr viele User mit einem Adblocker unterwegs. (Ich übrigens schon immer…) Und anderseits gibt es immer mehr Webseiten, die sagen: Liebe Leute, dann kommt ihr eben nicht mehr rein bei uns. Wir leben von der Werbung. Die bauen also einen Adblocker-Blocker ein. Und bitten dann “recht höflich”, ihre Seite auf die Whitelist zu setzen, zu entblocken. Oder alternativ etwas Geld springen zu lassen, für einen werbefreien Zugang hinter der Paywall.

Gegen beides gibt es natürlich aus Usersicht gute Gegenargumente: Abgesehen vom Nerv-Faktor erweist sich Werbung immer häufiger als Malware-Schleuder. Und bezahlen will man vielleicht für ein paar Lieblingsseiten. Aber garantiert nicht für alle, auf denen man mal sporadisch ein, zwei Artikel liest. Genau wie bei den guten alten gedruckten Zeitungen und Magazinen: Das eigene Budget für Information oder Unterhaltung ist halt auch begrenzt.

Gestern auf der Netzkonferenz re:publica gab es nun einen Vorschlag, der das Problem lösen könnte. Er kommt – ausgerechnet – vom führenden Adblock-Hersteller Eyeo, der ja bislang ein etwas sportliches Geschäftsmodell betreibt: Gegen einen kleinen Obolus können sich Werbetreibende auf die Whitelist “akzeptabler” Anzeigen setzen lassen. Das ist für manche schlicht Wegelagerei oder Schutzgelderpressung – andererseits installiert sich halt der User den Blocker und entscheidet auch ganz allein, was letzlich bei ihm durchkommt und was nicht. Bislang sind alle Klagen gegen Eyeo vor Gericht gescheitert. Aber wahrscheinlich würde die Firma  wohl auch lieber in Frieden ihr Geld verdienen. 🙂

Das neue Konzept ist also ein Angebot, das Kriegsbeil zu begraben – und mit im Boot ist ein alter Bekannter: Flattr. Einst als Hoffnungsträger gestartet, krebst der Bezahldienst nun recht kläglich daher. Zum einen ist vielen Usern die Schwelle “Anmelden, Budget einrichten und jeweils Artikel flattern” zu hoch, zum einen schreckt auch die Betreiber der Aufwand, überall auf Verdacht die Buttons einzurichten und sich anzumelden. Bei “FlattrPlus” würde der Bezahlvorgang automatisch ablaufen – und zwar nur dann, wenn ein Artikel auch wirklich gelesen wird und nicht nur kurz angeschaut. Angesichts der Userzahl, die per AdblockPlus ins Spiel kommen könnte, wäre das Ganze gar nicht mal absurd, sondern eine doch recht amtliche Hausnummer.

Bleiben halt noch so diverse Bedenken: Zum einen müsste Eyeo bzw. Flattr völlig transparent darlegen, wie die Datensammlung und -übermittlung abläuft. Wer sich einen Adblocker (und wahrscheinlich auch noch NoScript und Tracking-Blocker…) installiert, will garantiert nicht sein komplettes Surfverhalten irgendwo abliefern, auch wenn der Betreiber wie immer hoch und heilig Datenschutz verspricht. Zweitens: Wie viele User sind bereit, wieviel Kohle abzudrücken? Da bin ich relativ zuversichtlich – die Streaming-Modelle zeigen ja auch: Die Bereitschaft zur Fairness hängt vom aufgerufenen Preis ab. Und drittens: Werden sich die Anbieter mit dem bisherigen Erzfeind zusammenraufen? Warum nicht – es geht ja schließlich nicht um hehre Dogmen. Sondern nur um Geld. 🙂

AdBlock Plus und Flattr: Werbeblocker will Geld sammeln · DRadio Wissen

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 04.05.2016 (Moderation: Till Haase)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert