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Elite-Dating-App „Highblood“: Marketing-Gag oder rassistischer Schund?

Die Überschrift klang ja ganz interessant bei Medium.com: „Ein einziger Facebook-Post hat meinem Startup-Unternehmen weltweit virale Aufmerksamkeit gebracht.“ Schreibt Herbert Eng, Erfinder der Dating-App „Highblood“. Die virale Aufmerksamkeit war allerdings ein veritabler Shitstorm, auch wenn er bei seinem Lostreten, Mitte März, an mir vorübergegangen ist – trotz der durchaus zahlreichen und reputablen berichtenden Medien. Also: Konfliktscheu, pflegeleicht und politisch korrekt dürfe man nicht sein, wenn man als Firmengründer oder sonstwie öffentlich Aktiver eine maximale Resonanz erreichen wolle – da hat Eng ja so unrecht nicht; so funktionieren ja schließlich auch Boulevardzeitungen, Alt-Right-, Verschwörungstheorie- und Clickbait-Plattformen im Netz.

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Und diskriminierend sind Wisch-und-Weg-Apps wie Tinder ja per se, tatsächlich werden die allermeisten Menschen auch bei ihrer Partnersuche einer gewissen Präferenz folgen, die dann auch eine Präferenz für einen bestimmten optischen und u.U. ethnischen Phänotyp beinhalten kann – so irgendwie argumentiert Herbert Eng nicht ganz zu unrecht. Was Bildung und Einkommen angeht: Das gute alte „Elitepartner“ bei uns hier in Deutschland klang ja auch immer schon reichlich schräg, da kann man je nach persönlichem Humor und Skurrilitäts-Akzeptanzrate sagen – „ok, was soll’s“, oder eben „geht gar nicht“. Also die Publicity hat Herr Eng schon mal, den Shitstorm auch – ob „Highblood“ bei seiner Zielgruppe in Singapur auch wirklich auf zahlreichen und zahlungskräftigen Zuspruch treffen wird, das schauen wir noch mal in einem Jahr nach.

Elite-Dating-App „Highblood“: Marketing-Gag oder rassistischer Schund? · DRadio Wissen

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 11.04.2017 (Moderation: Till Haase)

Heikle Notoperation: YouTube schraubt am Algorithmus

Vor rund zehn Tagen ging die Sache los, und für „Netzchecker“ wie meine Kollegin Martina Schulte 🙂 war sofort klar: YouTube hat ein richtiges Problem. Da war nämlich großen Werbekunden aufgefallen, dass ihre schönen Produktclips (in denen teure Klamotten, schicke Autos oder saftige Burger ans Konsumentenvolk gebracht werden sollen…) vor Videos eingeblendet werden, die von Hasspredigern, Rechtsradikalen oder Verschwörungstheoretikern stammen. Seitdem der „Guardian“ darüber berichtet und selbst gesagt hatte „wir schalten keine Anzeigen mehr bei YouTube“, ist eine Lawine ins Rollen gekommen; immer mehr Werbetreibende haben ebenfalls die Zusammenarbeit mit YouTube gestoppt.

Jetzt reagiert das Unternehmen und schraubt massiv an den Algorithmen herum, wie und wo Werbeclips eingeblendet werden. Aber das führt auch wieder zu Irritationen – bei den Content-Produzenten, sprich den „YouTubern“ nämlich. Das Ganze ist ja ein Geben und Nehmen: ohne die Videoclip-Produzenten ist YouTube nichts. Und andererseits kann man als YouTube-„Star“ ungeahnte Kohle kassieren – und auch als Nicht-Star zumindest (je nach Klickzahlen…) einen kleinen, großen, marginalen oder eben doch wichtigen Finanzierungsbaustein für sein Anliegen generieren. Da sorgte ein Post eines YouTube-Community-Betreuers doch für einiges Aufsehen:

„Wenn ihr in den nächsten Wochen Fluktuationen in euren Einnahmen seht, dann könnte das daran liegen, dass wir gerade unser Anzeigensystem feintunen.“

Bei manchen YouTubern waren die angesprochenen „Fluktuationen“ und Algorithmus-Veränderungen offenbar auch schon direkt spürbar: Es gab Beschwerden von Transgender-Aktivisten und Leuten, die Gewalt gegen Frauen thematisieren, dass ihre Videos keine Werbeeinblendung mehr bekommen, obwohl sie nicht gegen die YouTube-Guidelines verstoßen. Außerdem kursierten Gerüchte, wonach YouTube generell nichts mehr an Channels mit weniger als 25.000 Abonnenten ausschütten wolle. Falsch, so die Reaktion von  YouTube, und in dem Post des Community-Betreuers heißt es:

„Wenn Du glaubst, dass dein Video zu Unrecht de-monetarisiert wurde, klicke auf das gelbe Dollar-Icon im Video-Manager.“

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In dem Fall verspricht YouTube also eine manuelle Überprüfung. Auch YouTube-Chefin Susan Wojcicki ist in Berlin im Gespräch mit der Wirtschaftswoche-Chefredakteurin Miriam Meckel noch einmal auf das Problem „Werbe-Boykott“, aber auch auf die Vorwürfe z.B. aus der LBGT-Richtung eingegangen, ihre Inhalte würden nun zensiert – das sei keine Absicht gewesen. Aber eines ist klar: Bei der Gratwanderung von YouTube zwischen Werbe-Boykott und Neujustierung der Ausschüttungs-Algorithmen steht gewaltig etwas auf dem Spiel: Laut Wirtschaftswoche haben YouTube und der Google-Mutterkonzern Alphabet in der letzten Woche 26 Milliarden Dollar Börsenwert verloren – die Boykott-Diskussion dürfte da der maßgebliche Faktor gewesen sein.

Und dann war da auch noch am Mittwoch in der NYT ein höchst interessanter Bericht: Das Bankhaus JP Morgan Chase hatte – ausgelöst von der aktuellen Debatte – seine Werbestrategie einmal „testweise“ umgestellt. Bislang hatte die Bank ihre Anzeigen auf rund 400.000 Webseiten pro Monat plaziert, also nach der als „State-of-the art“ geltenden Schrotschuss-Methode. Nun hatte man die Werbeaktivitäten auf nur noch 5000 ausgesuchte Webseiten konzentriert. Und siehe da – der Effekt, also das Verhältnis Klickrate zu Kosten war gleichgeblieben. Fefe – auch er durchaus ein „Netzchecker“ 🙂  – hat das ja direkt richtig eingeordnet:

„Ooooh, das könnte ein Blutbad von biblischen Ausmaßen werden. Wenn das Schule macht, dann wird niemand mehr Werbung bei kleineren Sites oder gar Nicht-Superstar-Youtube-Kanälen machen wollen. Da könnte ein ganzes Ökosystem wegbrechen.“

Youtube: Schwierige Reaktion auf Werbung neben Hasspredigern · DRadio Wissen

DRadio Wissen – Hielscher oder Haase vom 31.03.2017 (Moderation: Till Haase)

P.S. 07.04.2017: „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.“ YouTube hat selbstverständlich auch niemals die Absicht gehabt, Channels mit weniger als 25.000 Abonnenten von den Werbe-Ausschüttungen auszuschließen. Sondern nur Channels mit weniger als 10.000 Views. 🙂 (Ganz ehrlich gesagt – das ist aus meiner Sicht auch o.k. so…)

Alles extrem schwierig halt, die Sache mit der Online-Werbung 🙂

Bahnhofsbox: Lebensmittel, Pakete und Wäsche in Schließfach abholen

Wir alle sind pausenlos unterwegs, permanent gestresst und unter Zeitdruck – eigentlich ist schon fast ein Wunder, dass wir nicht schon völlig verlottert und verhungert den Kampf mit dem Alltag verloren haben. Aber ok – immerhin können wir ja mittlerweile praktisch alles im Internet kaufen und uns sehr schnell bringen lassen. Klamotten, Klopapier oder Kaviar. Das einzige Problem – wohin soll die Lieferung gehen? Zuhause sind wir erst spät abends wieder. Zum Arbeitsplatz geht es schlecht, in der Uni gar nicht. Ab jetzt gibt’s eine neue Lösung: Zum Bahnhof, in die Bahnhofsbox.

Das Konzept ist natürlich ganz ähnlich zu den Paketboxen der Post – auch hier geht es um eine alternative Zustellmöglichkeit für alle, die tagsüber nicht zuhause sind. Die Bahnhofsbox zielt aber offenbar ganz stark auf spontane Bestellungen und Lieferungen, die wirklich in allerkürzester Zeit abgewickelt werden. Wo es also nicht um einen Tag, sondern um ein paar Stunden geht – und besonders im Fokus stehen da Lebensmittel. Beim Projektstart in Stuttgart ist Edeka der Partner – die Preise sollen weitgehend normal sein, und tatsächlich sind dann auch für Waren mit Kühlungsbedarf entsprechende Liefer- bzw. Abholboxen vorhanden – die Frischhaltekette wird garantiert.

 

Copyright: Deutsche Bahn AG / Stefanie Elsner

Bleiben noch ein paar Fragen, die ein Sprecher der Bahn freundlicherweise beantwortet hat:

Was ist die konkrete Motivation für die Bahn, also im Klartext: Gibt es auch eine finanzielle Kompensation ggf. in der Vertragsgestaltung mit dem Geschäftspartner Edeka?
Unser primäres Ziel ist, unseren Kunden mit der Bahnhofsbox einen neuen attraktiven Service anzubieten und damit den Aufenthalt auf den Bahnhöfen insbesondere für Pendler aufzuwerten. Diesen Service werden wir mit den Pilotprojekten in Stuttgart und Berlin testen – vorerst mit dem Partner EDEKA. Erst mit den resultierenden Erkenntnissen zur Marktakzeptanz werden wir Themen wie die Vertragsgestaltung mit Partnern für die Bahnhofsbox finalisieren.

Damit zusammenhängend – sind eigentlich irgendwelche Gebühren vorgesehen für die Szenarien, die unabhängig von der Lebensmittellieferung angedacht bzw. vorgestellt wurden – bei denen es ja noch nicht einmal zwangsläufig ein Geschäftsinteresse oder einen Umsatz geben würde (Schlüssel abholen etc.)?

Wir sind aktuell mit einer Vielzahl potenzieller Partner im Gespräch und entwickeln die jeweiligen Nutzungsmöglichkeiten. Diese sind sehr unterschiedlich. Allerdings haben die Partner in allen Fällen insbesondere deshalb ein Interesse an der Nutzung der Bahnhofsbox, da sich für den Dienstleister oder Händler dadurch einerseits eine Serviceaufwertung für den Kunden und andererseits ein optimierter weil gebündelter Lieferprozess ergibt. Insofern erfolgt die Erhebung einer angemessenen Transaktionsgebühr für die Nutzung der Bahnhofsbox in den bisherigen Gesprächen mit potenziellen Partnern im gegenseitigen Konsens.

Wäre es auch denkbar, in der Box Pakete zur Abholung durch Post und andere Paketdienste zu hinterlegen (z.B. Rücksendungen)?

Prinzipiell sind wir für alle Anwendungsfälle offen, die unseren Kunden das Leben vereinfachen. Im Rahmen der Pilotprojekte wird das Kundenverhalten und die Marktakzeptanz der Bahnhofsbox getestet – vorerst mit dem Partner EDEKA. Sind diese erfolgreich, werden weitere Bahnhofsboxen an ausgewählten Standorten in Deutschland installiert. Das Potenzial ist groß, denn das Konzept kann grundsätzlich an 5.400 Bahnhöfen in Deutschland umgesetzt werden. Auch weitere Nutzungsformen wie die Übergabe von gereinigter Wäsche, von Autoschlüsseln durch Mietwagenfirmen oder die Hinterlegung von online bestellten Paketen sind geplant.

Ganz klar – die Idee, obwohl nicht vollkommen neu, hat Potential: Naheliegenderweise eben für alle Bahnpendler, und das sind ja nicht so ganz wenige… Die Anlieferung an die Bahnhofsbox soll laut Bahn auch ökologische Vorteile bringen – nämlich überflüssige Wegstrecken bei Kunden und Lieferanten (etwa durch Fehlfahrten und Mehrfach-Zustellung…) vermeiden.

Bahnhofsbox: Lebensmittel, Pakete und Wäsche in Schließfach abholen · DRadio Wissen

DRadioWissen – Hielscher oder Haase vom 31.03.2017 (Moderation: Till Haase)

Steckt Nordkorea hinter Cyber-Attacken auf Banken?

Trotz aller anderen Skurrilitäten zur Zeit in der Weltpolitik – Nordkorea ist nach wie vor nicht zu toppen. Beherrscht wird das Land in dritter Generation von einer Diktator-Familiendynastie; Machthaber Kim Jong Un räumt dabei auch widerspenstige, gefährliche oder abtrünnige Verwandte per Hinrichtung oder Mordanschlag aus dem Weg. Ökonomische Kontakte hat das Land eigentlich nur nach China und – in einer Sonderwirtschaftszone – zum Nachbarn Südkorea. Ab und zu lässt sich das Land bzw. die Führungsclique angebliche Gesprächsbereitschaft mit ein paar Tonnen Reis bezahlen.

Die Bevölkerung lebt in der Mehrzahl unter prekären Umständen und einer abgeschotteten Welt – andererseits verfügt das Land angeblich oder tatsächlich über die Fähigkeit zum atomaren Schlag. Und auch im Internet tummelt sich zumindest ein kleiner Kreis von nordkoreanischen Akteuren sehr emsig, und das mit einem sehr einleuchtenden Ziel: Laut einem Bericht der New York Times versucht Nordkorea mit einer Vielzahl von Cyberangriffen auf das internationale Bankensystem, zu Geld zu kommen – und das gleich in ganz großem Stil.

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Wie immer bei Hacking-Attacken, erst recht bei solchen von staatlichen und fachlich versierten Akteuren: Die Urheberschaft lässt sich praktisch nie ganz eindeutig beweisen. Aber natürlich ist das Kohle abgreifen übers Netz (oder zumindest der Versuch…) um so naheliegender, je mehr es an praktikablen und legalen anderen Einnahmemöglichkeiten im eigenen Land fehlt und je höher das Wohlstandsgefälle zu den Opfern oder Melkkühen ist – das gilt für die Cyber-Freibeuter aus Russland und anderen „Ostblock“-Staaten genauso wie für die talentierten Web-Bankräuber aus der Truppe des Herrn mit der problematischen Frisur.

DRadio Wissen · Nordkorea: Cyber-Attacken auf Banken

DRadio Wissen – Hielscher oder Haase vom 27.03.2017 (Moderation: Till Haase)

Cyber-Ganove zockt 100 Millionen Dollar mit dem „Chef-Trick“ ab

Im Netz sind jede Menge Gauner unterwegs, die auf schnelle und leichte Kohle aus sind – da sprechen wir ja schon öfter drüber. Manche klinken sich beim Onlinebanking ein, manche lassen sich Ware mit gehackten Kreditkartendaten schicken, manche verschlüsseln Festplatten und erpressen einen dann. Alles sehr ärgerlich, aber vom finanziellen Schaden her meist noch so im drei, vier oder fünfstelligen Bereich. Es geht aber auch richtig groß, richtig episch. Sagen wir mal 100 Millionen Dollar. So etwas oberhalb dieser Summe hat nämlich ein Betrüger aus Litauen abgezockt, und zwar mit der sogenannten „Chef-Masche“.

Die „Chef-Masche“ ist eine spezielle Kombination von Phishing-Mails und Social Engineering: Beim Phishing soll ja der Mailempfänger zu einer Aktion verleitet werden; im simpelsten Fall, auf einen Link zu klicken oder ein Dokument zu öffnen. Beim Chef-Trick soll der Empfänger – typischerweise jetzt ein Angestellter/eine Angestellte im Rechnungswesen bei einer Firma – dazu verleitet werden, eine Rechnung zu begleichen und Kohle zu überweisen.

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Und das funktioniert vielleicht sogar eher bei jungen, hippen Unternehmen, bei denen es insgesamt etwas formloser und flapsiger zugeht. Die Polizei geht angesichts des erheblichen Peinlichkeitsfaktors bzw. Reputationsschadens von einer signifikanten Dunkelziffer aus – manchmal lässt sich aber auch der Canossa-Gang an die Öffentlichkeit nicht vermeiden.

Ein insgesamt „nettes“ Geschäftsmodell – bei dem natürlich analog zu den recht reizvollen Abzock-Möglichkeiten auch recht amtliche Strafen und Gefängnisaufenthalte im Spiel sind. Das Ganze ist halt eine ganz nüchterne Kosten-Nutzen-Abwägung: No risk, no fun.

DRadio Wissen – Hielscher oder Haase vom 23.03.2017 (Moderation: Diane Hielscher)

Börsengang: Snap(chat) veröffentlicht Geschäftszahlen – Top oder Flop?

Snapchat, oder genauer gesagt, die Firma dahinter, Snap, will an die Börse. Das wissen wir schon seit einem Weilchen. Und seit einem Weilchen konnten wir, die Tech- und die Finanz-Welt darüber spekulieren, ob die Aktie ein Erfolg wird oder ein voraussehbarer Flop – die gleichen Fragen haben wir uns ja schon bei Google gestellt, bei Facebook oder bei Twitter. Da spielt natürlich die Hoffnung und die Phantasie immer die Hauptrolle – aber auch die nackten, blanken Geschäftszahlen. Und genau die hat Snap nun erstmals herausgerückt, das war ja vor dem Börsengang nicht zu umgehen.

Aber die Interpretation bleibt natürlich genauso auf wackeliger Basis wie in den historischen Beispielen zuvor. Sind 160 Millionen DAUs, „daily active User“ gut oder nicht? Ist es gut oder schlecht für die potentiellen Werbekunden, das die Snapchat-Klientel sehr jung ist; möglicherweise noch nicht allzu viel Kohle hat und beim snapchatten kackend auf dem Klo sitzt? Dass sie Sexting-Bildchen austauscht, statt sich für den Kommerz-Shit der Snapchat ohnehin nicht mehr raffenden Werbeheinis zu interessieren – wobei; hier mal der absolute Super-Geheimtipp – bei Snapchat gibt es eh nix zu raffen.

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Das ist halt eine Plattform, auf der Vater und Mutter und Opa und Oma mangels Verständnis im Gegensatz zu Facebook noch nicht unterwegs sind und ihre Kiddies nicht nerven – deswegen ist Snapchat gerade verhältnismäßig cool. Andererseits bedeutet das Nichtchecken der Kiddies über Bilder, die eben doch gar nicht wirklich nach ein paar Sekunden verschwinden und die Verwirrung darüber, ob bescheuerte Werbeeinblendungen und das Abgreifen sämtlicher Aktivitäten eigentlich tolerabel sind, auch gar nix – die Pubertät ist halt eine legitime Phase des Wahnsinns. Schön. dass ein, zwei Leute das im Milliardenbereich monetarisieren können, während sie gleichzeitig irrwitzig Kohle verbrennen.

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Aber wie immer schon zugegeben – bei Google und Facebook lag ich ja auch daneben mit meiner Bedenkenträger-Prognose. Bei Twitter aber nicht.

DRadio Wissen – Hielscher oder Haase vom 03.0.2017 (Moderation: Till Haase)

Resident Evil 7: Denuvo-Kopierschutz geknackt

​Der Denuvo-Kopierschutz ist eigentlich „State of the Art“. Doch beim potentiellen Blockbuster-Titel „Resident Evil 7: Biohazard“ …

Die Axt im Haus ersetzt den Zimmermann. Quelle: Capcom Press Kit.

…wurde er jetzt schon eine Woche nach Veröffentlichung geknackt. Das ist noch nicht zwangsläufig der Weltuntergang für den Spielepublisher Capcom und für den – bei Gamern naturgemäß nicht so beliebten – Schutzsoftwarehersteller. Aber schon der berühmte – um mal die Lieblingsformulierung eines legendären Wirtschaftsjournalisten zu zitieren – „Schlag ins Kontor“. 🙂

Kopierschutz geknackt · DRadio Wissen

DRadio Wissen – Hielscher oder Haase vom 01.02.2017 (Moderation: Till Haase)

Nachklapp 02.02.2017: Denuvo hat inzwischen kurz Stellung genommen: Man wolle natürlich wie immer das Produkt weiterverbessern und aus dem Crack lernen. Dass der Schutz für eine Woche gehalten habe, sei aber für den Spielehersteller immer noch besser, als direkt am Erscheinungstag raubkopiert zu werden.

Facebook, Google, Apple, Microsoft: Last-Minute-Korb für NSA-Untersuchungsausschuss

Dass ein Untersuchungsausschuss des höchsten deutschen Volkssouveräns, des Deutschen Bundestages, nicht so ganz für voll genommen wird – das ist, um der Wahrheit die Ehre zu geben, nicht wirklich neu. Bei vielen Sujets geht es ja um Parteipolitisches oder um Parteipolitiker – da ist dann die „angeklagte“ (aber auch gleichzeitig teilnehmende…) Seite eh der Meinung, die ganze Veranstaltung sei eine Farce. Dann gibt es Herrschaften wie den „mein Name ist Hase“-Ex-VW-Vorstand Winterkorn, die die Statik des hohen Hauses durch Balkenbiegen strapazieren. Und (Ex-)Geheimdienst-Chefs, die die Welt halt eh etwas anders sehen als der Rest der Menschheit.

Dass die geladenen Mark Zuckerberg (Facebook), Brad Smith (Microsoft), Eric Schmidt (vormals Google, nunmehr Alphabet) und Tim Cook (Apple) da komplett in trauter Runde anrücken, als Zeugen oder zumindest „Anhörpersonen“, das kann doch wirklich niemand ernsthaft angenommen haben. (Oder dass zumindest ihre „General Counsels“ kommen? Na ja, vielleicht.) Nachdem sich die Herren bis zum fristgemäßen 12. Januar nicht geräuspert hatten und die Hotelbuchungen ja offenbar auch nicht vorlagen, war die Sache doch wohl endgültig klar.

Aber auch wenn der „Last-Minute-Korb“ dann in Wirklichkeit ein Last-Week-Korb war – die Chuzpe der Unternehmen ist schon beachtlich. Dass mal eine Presseanfrage von kleinen Krauter-Journalisten wie mir nicht beantwortet wird, ist ja klar. Dass man eine popelige Klage von hergelaufenen österreichischen Jura-Studenten abperlen lässt, bis der EuGH die Sache bestätigt, auch klar. Und so komische Abgeordnete sollen sich auch mal nicht so aufplustern.

Die Arschloch-Palme gebührt ja, wenn die Pressemitteilung des Bundestages korrekt und vollständig ist, Apple. Die haben sich gleich mal überhaupt nicht zurückgemeldet. Da wäre es jetzt eigentlich die angemessene Reaktion der Parlamentarier, all ihre iPhones und iPads in einer Aufschrei-Plenarsitzung öffentlich kleinzuhacken.

DRadio Wissen · US-IT-Giganten meiden NSA-Untersuchungsausschuss: „Das Gehabe von Monopolisten“

DRadio Wissen – Hielscher oder Haase vom 20.01.2017 (Moderation: Till Haase)

Prügelei der Schmuddelkinder: Bild verklagt Focus.de wegen Content-Klau

Das ist ja hier mein privates Blog, deswegen mal im Klartext: Bild (und Bild.de und Bild plus…) ist ein widerlicher, erbärmlicher Schund, produziert von irgendwelchen Vollzynikern oder Arschlöchern oder Irren. Und Focus.de ist Clickbait-Scheiße. Da passt es natürlich allerbestens, dass ein ehemaliger Bild-„Journalist“ jetzt Focus.de leitet und ungeniert und möglicherweise mit der genretypischen gegelten Geschmeidigkeit genau haarscharf auf der Borderline der juristischen Interpretationsbandbreite den „Content“ („Fakten, Fakten, Fakten“) seines ehemaligen Arbeitgeber klaut, Entschuldigung, zitiert.

Wie sich die Schmuddel-Rasselbande bei Twitter beharkt, ist schon zum Schreien komisch; wenn die Vorstandsherren im gedeckten Tuch erst allen Ernstes ihrem wichtigsten Traffic-Lieferanten Google den schnöden Raub ihres hehren geistigen Eigentums vorwerfen und einen Schwachsinn wie das Leistungsschutzgesetz durch-lobbyieren, danach aber trotz ihrer Fantasy-VG wieder einknicken nach der Google-Drohung, ihre Schrott-Seiten rauszukicken; wie sie bzw. ihre Schmuddel-Schergen sich dann wieder gegenseitig die Klüten klauen, Entschuldigung, zitieren bzw. wie sie selbst geklauten (z.B. aus Facebook-Profilen…) oder witwengeschüttelten „Content“ an Schwachmaten verhökern wollen, das spottet jeder Beschreibung.

Eigentlich passt da doch so eine Klage überhaupt nicht, das ist doch gar nicht Boulevard-Style. Wie wärs denn mal mit einer Aussprache, einer Klärung so richtig unter Männern, die Bild-Bandidos gegen die Focus.de-Angels? Da hätten wir wenigstens eine schöne Schlagzeile am nächsten Tag.

Zitat oder Content-Klau? · DRadio Wissen

DRadio Wissen – Hielscher oder Haase vom 19.01.2017 (Moderation: Till Haase)

Hacker der Verkehrsbetriebe San Francisco selbst gehackt

Wer anderen dauernd eine Grube gräbt, als Profi-Hacker, Ransomware-Verbreiter und Erpresser seinen Lebensunterhalt verdient (und das gar nicht schlecht…), der sollte doch bei seinem eigenen Email-Account auch etwas Sicherheitsbewusstsein an den Tag legen. Und keine „richtigen“ Antworten auf die Passwort-Rücksetz-Sicherheitsfragen angeben. Und diese Antworten nicht bei mehreren Accounts verwenden. Und vielleicht so etwas wie 2-Way-Verification nutzen; vorausgesetzt, Yandex.com bietet das an.

Der Hack des Hackers zeigt: Cyber-Ganoverei ist recht einträglich – wie wir auch bislang schon wussten, ist es halt oft doch die preiswerteste Möglichkeit für betroffene Opfer, auf die Forderung des Erpressers einzugehen (der hier auch noch netterweise gegen einen kleinen Add-On-Obolus die Sicherheitslücke verriet, über die er hereinspaziert war – ok, die Firmen könnten sich natürlich auch eine kompetente IT-Abteilung leisten; aber die wird ja gern von BWL-Vollcheckern wegrationalisiert 🙂 )

Zweitens: Auch die Hacker und Ganoven selbst sind auch nur fehlbare Menschen (das sieht man ja auch beim versehentlich glimpflich verlaufenen Telekom-Router-Armageddon…). Drittens: Die Leute nerven wirklich mittlerweile tierisch. Für „Alireza“ ist schon ein sehr hübsches Zellchen reserviert, sollte er mal auf die Idee kommen, in die USA oder ein dorthin auslieferndes Land zu reisen. Im Iran lässt sich die Kohle doch gar nicht sachgemäß ausgeben. Oder vielleicht doch?

DRadio Wissen – Hielscher oder Haase vom 30.11.2016 (Moderation: Diane Hielscher)