Schlagwort-Archive: Politik

Wikileaks recycelt Material aus dem Sony-Hack

Seit Juni 2012 sitzt Julian Assange in der Botschaft Ecuadors in London – immer noch fürchtet er, wahrscheinlich nicht zu Unrecht, er könne im Anschluss an eine Befragung in Schweden wegen der dort anhängigen Vergewaltigungs-Vorwürfe an die USA ausgeliefert werden. Dort wiederum drohen ihm drastische Strafen wegen der Veröffentlichung von US-Geheimmaterial. Nun wird es wohl doch noch zu einer Vernehmung durch schwedische Staatsanwälte in London kommen – und passend zu dieser für Assange frohen Botschaft macht auch seine Whistleblower-Plattform Wikileaks wieder einmal Schlagzeilen.

Die erneute, diesmal „lesefreundlich aufbereitete“ Veröffentlichung von Material aus dem Sony-Hack Ende letzten Jahres bringt allerdings keinen neuen Erkenntnisgewinn. Auch ist Sony sicherlich kein handelnder Akteur im „geopolitischen Konflikt“ zwischen Nordkorea und den USA, wie Assange suggeriert – es sei denn, man wolle sich die Sichtweise Pjöngjangs zu eigen machen, der Satirefilm „The Interview“ sei ein kriegerischer Angriff.

Stattdessen gefährdet der Recycling-Leak tatsächlich noch einmal die Privatsphäre und Sicherheit der Sony-Beschäftigten, wie die Firma zu Recht beklagt. Kein Coup also diesmal, sondern eher ein Rohrkrepierer – der eigentlich nur dokumentiert, dass Wikileaks anscheinend kein relevantes Material mehr zugespielt bekommt.

DRadio Wissen · Liveblog: Konflikt zwischen China und dem Dalai Lama.

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 17.4.2015

Google droht ein EU-Strafverfahren

Für Google wird es eng – die neue EU-Kommission sieht zumindest in einigen Bereichen ein wettbewerbswidriges Verhalten des Suchmaschinen-Marktführers und Werbe-Giganten. Offenbar haben die Lobbying-Bemühungen von Akteuren wie der Axel-Springer-Gruppe sich ausgezahlt – wobei natürlich auch Google selbst politische Meinungspflege betreibt 🙂

Immerhin waren aber die Vorwürfe von Kommissarin Margrethe Vestager (wie sich dann nach der Sendung herausstellte) deutlich weniger umfassend als zunächst erwartet (bzw. von Google befürchtet…) – Google hat jetzt Zeit für eine Stellungnahme. Und danach schlägt die große Stunde der Anwälte – bis zu einer eventuellen endgültigen Entscheidung oder gar Strafzahlung kann die Netz- und Werbelandschaft schon wieder ganz anders aussehen als heute.

DRadio Wissen · Liveblog: Malta schummelt beim EU-Bio-Siegel.

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 15.04.2015

Berliner Datenschützer will XP-Behördenrechner abklemmen

Notwendigkeit oder Panikmache? Aus der Sicht von Alexander Dix, dem Berliner Datenschutzbeauftragten ist die Sache jedenfalls klar – mit dem endgültigen Auslaufen der von der Berliner Verwaltung teuer eingekauften Support-Verlängerung für die immer noch reichlich vorhandenen XP-Rechner drohen Hacking-Gefahren und damit Gefahren für die Daten der Berliner Bürger. Das Ganze ist ein kleines Behörden-Desaster in Zeitlupe und mit Ansage – vielleicht geben ja jetzt eventuell drohende Bußgelder den entscheidenden Ruck für klamme Etat-Bewirtschafter.

Privatanwender sollten ihre „alten Möhren“ erst recht einmal austauschen oder mit einer neueren Windows-Version updaten. Und wer gar nicht von XP lassen will, kann es ja in eine virtuelle Maschine stecken…

DRadio Wissen · Windows: Berliner Behörden arbeiten mit veralteten Betriebssystemen.

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 14.4.2015

Twitter als politisches Stimmungsbarometer

Dass Twitter eine äußerst beliebte Datenquelle für Meinungsforscher aller Couleur ist – sei es aus der Werbebranche, aus der Politik oder aus der Wissenschaft, das ist nichts neues.

Insofern überrascht an der Studie, die spanische Forscher im Fachblatt „Chaos“ vorstellen, gar nicht einmal so sehr das grundsätzliche Ergebnis, sondern eher dessen Deutlichkeit. Die Wissenschaftler haben anhand von Tweets rund um den Tod des ehemaligen Präsidenten von Venezuela, Hugo Chavez, das Ausmaß der politischen Polarisierung  und die geografische Verteilung des Stimmungsbildes nachverfolgt – die exakt die Aufteilung in wohlhabendere und ärmere Bevölkerungsschichten in Venezuelas Hauptstadt Caracas widerspiegelte.

Dass Twitter demnach als Warninstrument für drohende gewalttätige Auseinandersetzungen taugt, ist plausibel – ob man einer extremen Polarisierung der politischen Meinung aber wiederum per Social Network gegensteuern kann oder sollte, wie die Autoren spekulieren, das ist dann doch sehr fraglich. Sonst kommt  vielleicht noch so etwas dabei heraus. 🙂

DRadio Wissen · Liveblog: Todesstrafe, Doping, Tröglitz, Niklas.

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 1.4.2015

IT-Firmen protestieren gegen „Religionsfreiheitsgesetz“ in den USA

Die Meinungsfreiheit hat in den USA einen ganz besonders hohen Stellenwert, die Religionsfreiheit auch – momentan stehen allerdings die neuen „Religionsfreiheitsgesetze“, die in einer Reihe von US-Bundesstaaten eingeführt werden sollen, unter heftiger Kritik: Sie dienten in Wirklichkeit dazu, das vom US-Verfassungsgericht bestätigte Diskriminierungsverbot für Schwule und Lesben durch die Hintertür wieder auszuhebeln.

US-Tech-Firmen, allen voran Apple-Chef Tim Cook, versuchen mit einer Kombination von moralischem und wirtschaftlichem Druck gegen die Gesetze vorzugehen. Die Gegenseite wiegelt ab – es gehe nur um individuelle Gewissensnöte, die Befürchtungen über eine allzu extensive Auslegung der juristischen Formulierungen seien völlig übertrieben.

DRadio Wissen · Liveblog: Jemen, Nigeria, Frankreich

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 30.3.2015

Anhörung beim EuGH zu „Europe-versus-Facebook“

Es ist ein reichlich langer Weg, den Max Schrems zu gehen hat – von ersten eigenen Auskunftsersuchen an Facebook bis zur heutigen Anhörung vor dem EuGH hat sich nicht nur der Social-Media-Gigant aus den USA störrisch gezeigt, auch die zuständige Datenschutzbehörde in Irland musste zum Jagen getragen bzw. gescheucht werden bzw. ist nach wie vor unwillig, in der Verletzung des „Safe Habour“-Prinzips durch Facebook ein Problem zu sehen.

Andere bei der Anhörung beteiligten Staats- bzw. Datenschutzvertreter sehen die Sachlage allerdings genau wie Schrems – da könnte sich also durchaus etwas zusammenbrauen, was dann in Sachen Datenschutz eine grundsätzliche Nachjustierung des Verhältnisses zwischen der EU und den USA erfordern würde.

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 24.3.2015

Facebook sperrt Account von „Die Partei“ Hessen

Satire ist ja immer etwa schwierig zu erkennen, wenn man entweder nicht so ganz helle ist oder die Welt mit bestimmten sehr eindeutigen Kategorien einteilt – das trifft sowohl auf die Algorithmen von Internetfirmen oder Social Media-Anbietern zu als auch leider zuweilen auf das dort beschäftigte Personal.

Ob es nun wirklich die ironisch gefakte Erklärung für die Unterrichtsausfälle rund um die EZB-Blockupy-Randale in Frankfurt war oder irgendeine andere „Unstimmigkeit“, die zur Sperre der Hessen-„Partei“-Facebookseite führte, ist unklar.

Bei aller Skurrilität – der Vorfall zeigt auch ganz nüchtern betrachtet wieder einmal, dass man als Kunde letztlich weitgehend machtlos ist, wenn Facebook willkürlich irgendwelche Entscheidungen trifft – ob die Plattform also wirklich der richtige Ort ist für politisch Engagierte, ist fraglich. Zumindest stehen alle Investitionen in den dortigen Webauftritt und natürlich auch das vermeintlich geldwerte Freunde&Follower-Kapital auf fortwährend wackeligem Boden.

DRadio Wissen · Deutsch-griechische Beziehungen – Willkommen, Alexis!

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 23.3.2015

P.S. Mark Zuckerberg hat „dem Druck der Staße nachgegeben“ – die Seite ist wieder online 🙂

Brauchen wir den Dschihad-Filter für soziale Netzwerke?

Sascha Pallenberg ist sauer: Twitter schlägt alternativ zum Solidaritäts-Hashtag mit den Opfern der Terroranschläge von Paris #JeSuisCharlie #JeSuisKouachi vor. Auch die Solidarisierung mit den Attentätern ist offenbar zumindest in gewissen Kreisen sehr trendy.

Und bekanntermaßen gibt es auch bei Facebook und YouTube die einschlägigen Filmchen, bei denen weißgekleidete Typen mit Strickkäppchen und Zauselbärten den Zeigefinger recken und die gottgefällige Abschlachtung von Ungläubigen, Juden, Christen, Jesiden; oder auch von Moslems; Sunniten oder Schiiten postulieren – das letztere je nach theologischer Geschmacksrichtung bzw. Finanzierung aus Saudi-Arabien oder aber im Gegenteil aus dem Iran.

Das alles ist natürlich ein attraktives Angebot für geistig verwirrte und sozial gescheiterte: Eben war man noch ein kleines, unbedeutendes und kriminelles Arschloch in irgendeinem Knast – schon ist man ein erhabener Rächer des Propheten.

Sollten die von US-amerikanischen Unternehmen betriebenen Plattformen nicht einfach den islamistischen Eiferern den Saft abdrehen, die Postings und Accounts postwendend löschen, so wie das ja auch ansonsten bei denen passiert, die – horribile dictu – Fotos einer weiblichen Brust posten? Eine gewisse Rolle spielt da das ganz spezielle und weitgefasste amerikanische Verständnis von Meinungsfreiheit.

Aber auch bei uns in Europa  – die Meinungsfreiheit würde natürlich bei einer restriktiveren Handhabung oder Überwachung in sozialen Netzwerken in Gefahr geraten. Wer entscheidet, was noch ein legitimes Posting einer religiösen Gruppe ist, und was schon Aufruf zur Gewalt? Ein Algorithmus? Menschen? Droht als Kehrseite der beabsichtigten Terrorabwehr nicht Massenüberwachung und Zensur? Sascha Pallenberg kann letztlich auch nur ein Resümee ziehen: „Es ist eine verdammte Zwickmühle.“

Und wahrscheinlich steckt sogar Kalkül hinter der relativ „entspannten“ Haltung der Social Networks, extremistische Postings nicht schärfer zu bekämpfen: Schließlich liefern die Aktivitäten der Eiferer auf den Standardplattformen Polizei und Geheimdiensten eine optimale Beobachtungsgrundlage, die man tunlichst nicht abschaltet – es ist schon vorgekommen, dass Gotteskrieger ihre Geo-Koordinaten beim Tweeten versehentlich mitgeschickt haben. Das erleichtert dann das Drohnenprogrammieren…

DRadio Wissen · Internet: Brauchen wir den Dschihad-Filter.

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 15.1.2015

Sony-Hacker drohen mit Terror gegen Filmkomödie

Der Wahnsinn rund um den Sony-Hack ist komplett und von der virtuellen Welt (mit allen schon ausreichend gravierenden und peinlichen Datenschutz-Aspekten; die juristischen Drohungen von Sony gegen die Leaks veröffentlichenden Webseiten sind ja mittlerweile von einer vielversprechenden Klage ehemaliger Sony-Mitarbeiter gegen ihren schlampigen Arbeitgeber getoppt worden…) in die reale hinübergewechselt:

Nach Terror-Drohungen gegen Kinos, die den Nordkorea und seinen bizarren Diktator verhohnepiepelnden Film „The Interview“ spielen wollten, ist zunächst die New Yorker Premiere abgesagt worden – mittlerweile hat Sony den gesamten für die Weihnachtstage angesetzten Filmstart gecancelt.

Einerseits nimmt man die sich selbst „Guardians of Peace“ nennenden Hacker aufgrund ihres koordinierten Vorgehens einigermaßen ernst – andererseits kann ja jederzeit jeder x-beliebige Idiot und jede x-beliebige idiotische Diktatur irgendwelche aufgeplusterten Drohungen irgendwo hin absondern. Wenn man sich davon allen Ernstes beeindrucken lässt, kann man den geregelten Demokratie- und Meinungsfreiheitsbetrieb ja gleich mal prophylaktisch einstellen.

Nachklapp 19.12.2014: Jetzt ist das Ganze tatsächlich eine Staatsaffäre – die USA und Präsident Barack Obama beschuldigen Nordkorea offiziell, hinter dem Hack und den Terrordrohungen zu stehen.

Vielleicht wäre es ja am besten, Sony Pictures würde den Film ( das Angebot von Paulo Coelho ist ja gut gemeint, aber vielleicht etwas unterfinanziert 🙂 ) einfach allgemein im Netz freigeben – dagegen könnten dann auch irgendwelche x-beliebigen Arschlöcher keinen sinnvollen Gegenangriff mehr starten… Außer natürlich das weltumspannende Armageddon in die Wege zu leiten… 🙂 Juche!

DRadio Wissen · Liveblog: Terrororganisationen, Stalker, Pegida, Simpsons.

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 17.12.2014

Bellingcat.com legt Bericht zu möglichem MH17-Abschuss vor

Liegt die Wahrheit offen im Netz? Das ist jedenfalls der Ansatzpunkt der Investigativplattform Bellingcat.com – und in der Tat protokollieren ja in jeder Minute abertausende Menschen, was in ihrer Umgebung passiert, mit Fotos, Videos und Tweets. Mal ganz nebenbei, mal sehr gezielt. Dazu kommen die „professionellen“ Nachrichtenquellen, die ihr Material auch praktisch alle ins Netz stellen, dazu kommen Geo-Informationsdienste wie Google Maps – und aus all dem kann dann ein sehr detailliertes, aussagekräftiges Bild entstehen. Mit frei verfügbaren Netzquellen und dem passenden Know-How bei der Auswertung lassen sich Indizien zu hinreichend beweiskräftigen Schlussfolgerungen verdichten – oder aber Fälschungen und Desinformation entlarven.

Die offizielle internationale Untersuchungskommission zum Absturz von MH17 hat gerade mitgeteilt, sie wolle ihre Ermittlungen bis August 2015 verlängern. Aber seit dem Tag der Katastrophe kursieren zwei Erklärungen – prorussische Separatisten haben die Maschine mit einer von einem Buk-Flugabwehrsystem abgeschossenen Rakete vom Himmel geholt; und zwar wahrscheinlich „versehentlich“. Oder – so die russische Version – ein ukrainisches Kampfflugzeug ist für den Abschuss verantwortlich. Auch versehentlich, oder absichtlich, um den Abschuss den Separatisten in die Schuhe zu schieben, oder (die tollkühnste Variante…) im Glauben, die Präsidentenmaschine von Vladimir Putin zu treffen…

Bellingcat.com liefert jetzt starke Belege dafür, dass den Separatisten zum Zeitpunkt des Abschusses definitiv ein Buk-System zur Verfügung stand – und dass dieses System definitiv aus russischen Beständen stammt. Nach dem MH17-Abschuss fehlte zudem mindestens eine Rakete auf diesem System. Ein endgültige Klärung der Schuldfrage ist das allerdings immer noch nicht.

Nach der Veröffentlichung des Berichts begannen wieder die altbekannten, zum größten Teil völlig unqualifizierten Sockenpuppen-Kommentare im Netz heißzulaufen. Das ändert aber nichts daran, dass die Methoden von Bellingcat.com transparent dokumentiert und rational nachvollziehbar sind – und übrigens auch ausreichen, um Propaganda-Fälschungen in russischen Medien im Handumdrehen als solche zu entlarven.

DRadio Wissen · G20-Treffen: Wachstum trotz Krise.

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 14.11.2014