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„Auroragold“ – NSA spioniert Mobilfunkbetreiber und Mobilfunkstandards aus

Die kreativen Köpfe bei der NSA haben sich wieder einmal einen schönen Namen für ein (aus Sicht des Geheimdienstes…) schönes Projekt ausgedacht. Ziel von „Auragold“ war bzw. ist es, Einblicke in die technischen Details von Mobilfunkstandards zu bekommen. Und dazu wurden an die 1300 Mailaccounts von Tech-Experten bei Mobilfunkprovidern oder in der GSM Association geknackt und überwacht, deckt das Portal „The Intercept“ unter Rückgriff auf Snowden-Dokumente auf. Der deutsche IT-Sicherheitsexperte und Fachmann für Mobilfunkverschlüsselungsstandards, Karsten Nohl: „Die NSA scheint zwei Ziele zu verfolgen, zumindest nach Selbstbekunden aus dem jetzt öffentlich gewordenen Material: Man will zum einen Mobilfunkstandards bewusst schwächen, zum anderen existierende Mobilfunkstandards knacken; Belege sind nur für letzteres konkret geworden.“ Mit anderen Worten, ein bewusstes Einschleusen von Sicherheitslücken in Verschlüsselungsverfahren seitens des Geheimdienstes, so wie das in den Dokumenten angedeutet wird, ist durchaus denkbar, aber noch nicht bewiesen. Momentan ist also nicht völlig klar, welche Standards noch als sicher gelten können und welche kompromittiert sind. Auf jeden Fall hat die NSA sich schon seit Jahren auf Verfahren wie etwa A5/3 vorbereitet, die z.B. in Deutschland gerade mit hohem finanziellen Aufwand eingeführt werden – in Prinzip also für die Katz… Einen kleinen Trost hat Nohl, der seit geraumer Zeit auf die Schwächen und die Angreifbarkeit der GSM-Standards hinweist, immerhin noch übrig: Der Rechenaufwand bzw. die Kosten für einen Code-Knack-Computer sind noch so hoch, dass eine flächendeckende Handy-Überwachung derzeit kein realistisches Szenario ist.

DRadio Wissen · Liveblog: Bahncard.

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 5.12.2014

TV-Doku: Nicht viel neues über Googles Macht

„Die geheime Macht von Google“ – das war der Titel einer TV-Doku, die am 1.12. im ersten Programm lief. So ganz viel Geheimes oder Neues hat sich mir beim Anschauen allerdings nicht erschlossen. Googles Suchergebnisse sind nicht „objektiv“ – stimmt, aber das war auch schon vor neun Jahren klar, als ich auch mal ein Feature zu dem Thema gemacht habe. 🙂

Die im Film als „Ankläger“ auftretenden „Internetunternehmer“ haben Probleme mit dem Giganten, die zwar individuell nachvollziehbar sind, von denen aber reichlich unklar ist, ob sie auch für die Masse der Netz- und Googleuser ebenfalls ein Problem sind: Der eine verkauft bzw. lizensiert Landkarten-Infos, und hat durch Google Maps eine übermächtige Konkurrenz bekommen. Das ist traurig für ihn, aber die Masse der Anwender freut sich natürlich, dass sie nicht mehr für ein auf einem Blog eingeblendetes Wegbeschreibungs-Schnipselchen abgemahnt und zur Kasse gebeten werden. Vielleicht sind die Google Maps auch dazu noch einfach hübscher als seine 😉 – die Frage ist halt, ob es eine ewige Weiterbestands-Garantie für einmal erfolgreich gewesene Geschäftsmodelle gibt.

Der zweite Unternehmer beklagt, seine Anzeigen würden gegenüber den von Google selbst geschalteten benachteiligt – das ist natürlich aus Kunden- oder Usersicht eine recht spezielle Diskussion, denn die allermeisten Leute interessieren sich ja eh nicht für die Werbung oder empfinden die sogar als störend – und wenn man dann doch gezielt nach einem Produkt sucht, dann wird man seine Kaufentscheidung vielleicht nicht an der Reihenfolge der oben rechts angezeigten Bildchen festmachen, sondern eher eine Recherche in einer Preissuchmaschine in Betracht ziehen. Außerdem beklagt der Mann, sein Ranking in der algorithmischen Suche sei nach einer Änderung des Google-Algorithmus plötzlich schlechter geworden. Möglicherweise war sein Ranking im Vergleich zu seiner tatsächlichen Relevanz aber vorher auch „zu gut“, soll heißen, durch Suchmaschinenoptimierer (SEOs) nach oben manipuliert worden? Die SEO-Aktivitäten und Manipulations- und Spam-Aktivitäten sind natürlich auch seit jeher der Grund, warum der Google-Suchalgorithmus niemals völlig transparent offengelegt werden kann.

Dass eine Lehrerin, die offenbar auch mit ihren Schülern über Computer und Netz spricht, von der Sammlung der eigenen Daten bei Google Dashboard überrascht ist (wo man die Historie ja auch wieder löschen kann…) – na ja… Dass ihre Schülerinnen die Schuhwerbung oben rechts auf der Googleseite angeblich nicht als Werbung erkennen bzw. unterscheiden können (von was eigentlich, von einem Lexikonartikel oder einer Foto-Doku ???), das ist schon eine geistige Bankrotterklärung 🙁

So bleibt eigentlich nur die Feststellung wie schon in der Diskussion im EU-Parlament letzte Woche: Google hat mittlerweile eine Monopolstellung, und damit die Pflicht, die Konkurrenz auch entgegen dem direktem eigenen wirtschaftlichen Interesse „zu Wort kommen zu lassen“. Eine Bevorzugung der eigenen Dienste im algorithmischen Teil der Suchmaschine ist also z.B. sicher nicht in Ordnung. Die richtige Balance auszuloten, was wettbewerbsrechtlich fair ist, ist eine heikle Aufgabe für Politik und Justiz – auf jeden Fall ist nicht jeder, der aus ganz individuellem Geschäftsinteresse (weiteres Stichwort: „Leistungsschutzrecht“…) gegen Google zu Feld zieht, schon gleich ein Netz-Freiheitskämpfer 😉 …

Und das sehen offenbar auch ein paar andere „Rezensenten“ der ARD-Doku ganz ähnlich.

DRadio Wissen · Liveblog: Burka.

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 2.12.2014

Gefahr durch WLAN-Strahlung?

Hamburg stoppt ein Schulprojekt mit Tablet-Einsatz; und zwar wegen Bedenken über die eventuelle Gefährdung der Schüler durch die WLAN-Strahlung – so lautete am 1.12. die Meldung in verschiedenen Online-Medien. In Umlauf gebracht hatte die Geschichte die Schleswig-Holsteinische Zeitungsgruppe, am Abend dementierte dann die Hamburger Schulbehörde. In der Tat wäre die Sache auch seltsam gewesen, denn anders als bei den zahllosen Studien und Gegenstudien über mögliche Gefahren der elektromagnetischen Strahlung beim Handy-Gebrauch war die WLAN-Nutzung eigentlich nie besonders im Fokus der Diskussion – aus guten Gründen, denn zum einen ist die Strahlungsintensität geringer, zum anderen hält man ein Tablet oder auch Smartphone beim Surfen nicht an den Kopf. Trotzdem empfiehlt das Bundesamt für den Strahlenschutz durchaus auch beim Umgang mit WLAN eine so weit als mögliche Minimierung der Strahlen-Exposition.

Letztlich bleibt das ganze Thema ein Stück weit Glaubenssache – denn auch wenn man bei Einhaltung aller Grenzwerte nach jetzigem Stand der Erkenntnisse davon ausgehen kann, dass all die fröhlich umherfunkenden Dinger uns nicht schaden; erwiesen ist das auch noch keineswegs. Schließlich läuft das Experiment mit der selbstgebastelten elektromagnetischen Exposition unserer Spezies ja erst seit ein paar Jährchen.

DRadio Wissen · Liveblog: Burka.

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 2.12. 2014

Ads für Apps – der Kampf um den (Werbe-)Zugang zum Mobilgerät

Wer im Internet Geld verdienen will, hat ein Problem – immer mehr Leute gehen nicht mehr per PC, Maus und Monitor ins Netz, sondern mit Smartphone und Tablet. Und auf die kleinen Bildschirme passt nicht viel Werbung drauf – ein Banner wird als noch viel störender empfunden als auf dem 26-Zöller zuhause. Außerdem läuft ja auf den Mobilgeräten alles per App – die muss aber der geneigte potentielle Kunde erst einmal installieren. Mobile Werbung für mobile Apps lautet also das Motto der Stunde für Facebook, Google und Twitter, analysiert Techcrunch. Und Twitter kommt dann auch noch auf aparte neue Ideen für ein „optimales Nutzer-Erlebnis“ – das schmeckt allerdings nicht allen Leuten so gut wie den Werbe-Köchen selbst…

DRadio Wissen · Liveblog: Klimakonferenz in Lima.

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 1.12. 2014

Steckt Nordkorea hinter dem Sony-Hack?

Sony Pictures hat ein ziemliches Problem: Irgendjemand hat Filme von den unternehmenseigenen Servern geklaut bzw. kopiert – und schnurstracks auf den einschlägigen Kanälen im Netz in Umlauf gebracht – peinlicherweise vor dem geplanten Kinostart. Aber man kann wohl sagen – der Hack war ein richtiger Super-GAU für Sony; außer den Filmen sind den Angreifern ja auch noch alle möglichen internen Daten in die Hände gefallen, das Unternehmensnetzwerk war komplett kompromittiert und musste erst einmal abgeschaltet werden. Möglicherweise stecken ja die nordkoreanischen Super-Schurken hinter der Aktion, berichtet recode – schließlich hat der Diktator mit der komischen Frisur ein Hühnchen mit Sony zu rupfen. Und hatte – wie ja schon des öfteren – der USA und der Welt „gnadenlose Vergeltung“ angedroht…

DRadio Wissen · Filme im Netz: Nordkorea hackt Sony.

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 1.12. 2014

Higgs Hunters – Crowdsearching nach Elementarteilchen

In die Geschichte eingehen, zumindest in die Wissenschaftsgeschichte – das kann man jetzt per Netz, auf der Seite Higgs Hunters. Die Forscher vom CERN brauchen nämlich Hilfe – zwar haben sie das Higgs-Boson ja (zumindest aller Wahrscheinlichkeit nach…) bereits entdeckt; jetzt aber wollen sie wissen, wie es funktioniert. Und schmeichelhafterweise für die Gattung Homo Sapiens gibt es nämlich noch gewisse Bereiche, wo der Mensch bessere Resultate erzielen kann als der tollste Super-Computer. Zum Beispiel beim Erkennen von Strukturen oder Anomalien auf Bildern. Bei der Suche nach dem verschwundenen Flug MH370 hat der gleiche Ansatz letztlich keinen Erfolg gebracht – aber das sollte Menschen mit viel Tagesfreizeit und Entdecker-Enthusiasmus nicht davon abhalten, beim Higgs-Jagen mitzumachen.

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 28.11.2014

Google Contributor – ein neuer Weg zur Content-Finanzierung?

Bei diesem Thema bin ich reichlich gespalten. Denn ich kenne das Netz noch aus der (guten?) alten Zeit, als es dort Werbung und Geldverdienen nicht gab (wobei natürlich ein Compuserve-Account ganz schön happig teuer war…). Und da hat man eben so irgend etwas im Hinterkopf nach dem Motto: Wer ein Problem damit hat, seine Inhalte frei und gratis ins Netz zu stellen, der sollte seine Inhalte doch einfach nicht frei und gratis ins Netz stellen.

Aber o.k. – das ist natürlich leicht gesagt, zumal als Mitarbeiter im öffentlich-rechtlichen Rundfunk 🙂 . Auf jeden Fall gibt es ja zur Zeit drei Finanzierungsmodelle für Content (der natürlich, das kann ich bezeugen, nicht gratis entsteht): Werbung – die ist dem Konsumenten tendenziell lästig und verschleiert den Kostenfaktor der Inhalte-Erstellung. Die Bezahlschranke – die können sich nur Premium-Produzenten erlauben, und die Preisfindung ist sehr heikel. Und schließlich die freiwillige Spende durch den User, ggf. verbunden mit einer expliziten Bewertung der Content-Qualität.

Google springt jetzt (zunächst testweise…) auf den Fairness- oder Crowdfunding-Zug auf; aparterweise mit einer kleinen Umsatzbeteiligung, die eventuelle Einbußen im Werbegeschäft kompensieren würde. Ob das Ganze überhaupt noch funktionieren kann, bleibt abzuwarten – aber im besten Fall eröffnet das Ausloten des „dritten Wegs“ zur Content-Finanzierung Perspektiven; mit oder ohne Google.

DRadio Wissen · So funktioniert Google Contributor.

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 24.11.2014

WhatsApp führt End-to-End-Verschlüsselung ein

Ich bin nicht bei WhatsApp. Das hat verschiedene Gründe: Das Alter. Ein ausreichendes SMS-Kontingent in meinem Mobilfunk-Tarif. Eine generelle Unlust, jederzeit und sofort auf Kommunikationsanstöße antworten zu müssen. Speziell dann bei der Geburt von WhatsApp der damals völlig intransparente Background, was Betreiber, Datenschutz und Support anbelangte. Und dann wurde das Ding auch noch ausgerechnet von Facebook geschluckt.

Aber jetzt führt WhatsApp eine End-to-End-Verschlüsselung ein, und zwar mit der Technologie der Messenger-App TextSecure. Ich würde zwar immer noch tendenziell lieber das Original benutzen, weil das Open Source ist und man dabei um die Facebook-Anbindung herumkommt. Aber ganz ohne Zweifel ist die Neuerung ein begrüßenswerter Schritt in Richtung allgemeiner Netz-Privacy – auch wenn Geheimdienste und Strafverfolgungsbehörden wieder mal aufstöhnen 🙂

DRadio Wissen · Liveblog: Nach dem Afghanistan-Einsatz.

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 19.11.2014

Epidemie-Trends im Netz: Wikipedia statt Google?

Die Tage werden kürzer und kälter, und mit dem Schmuddelwetter kommt auch die saisonale Schnief- Hust- und Krächz-Phase – in der leichteren Form als grippaler Infekt, in der schwereren als richtige Virusgrippe. Eine schnelle Lageeinschätzung gibt es ja seit ein paar Jahren im Netz – bei Google. Im Grunde beruht die bekanntlich auf bei Google eingegebenen Suchbegriffen – eben nach z.B. Grippe, Husten, Fieber, oder auch nach Medikamenten. So ganz besonders gut ist diese Einschätzung bzw. Vorhersage allerdings wohl doch nicht – das könnte z.B. daran liegen, dass viele Menschen eben aus reinem Informationsinteresse die Begriffe aufrufen, und nicht, weil sie selbst betroffen sind. Auch Googles Auto-Vervollständigen-Funktion tendiert dazu, populäre Anfragen zu verstärken. Fakt ist jedenfalls, dass Flutrends bislang zur Übertreibung neigt. Möglicherweise könnten daher Wikipedia-Anfragen der bessere Indikator sein, schreiben Wissenschaftler in PLOS Computational Biology; und zwar nicht nur für Grippe, sondern auch für diverse andere Infektionskrankheiten.

DRadio Wissen · Liveblog: Bilanz vom G20 in Brisbane.

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 17.11.2014

Bellingcat.com legt Bericht zu möglichem MH17-Abschuss vor

Liegt die Wahrheit offen im Netz? Das ist jedenfalls der Ansatzpunkt der Investigativplattform Bellingcat.com – und in der Tat protokollieren ja in jeder Minute abertausende Menschen, was in ihrer Umgebung passiert, mit Fotos, Videos und Tweets. Mal ganz nebenbei, mal sehr gezielt. Dazu kommen die „professionellen“ Nachrichtenquellen, die ihr Material auch praktisch alle ins Netz stellen, dazu kommen Geo-Informationsdienste wie Google Maps – und aus all dem kann dann ein sehr detailliertes, aussagekräftiges Bild entstehen. Mit frei verfügbaren Netzquellen und dem passenden Know-How bei der Auswertung lassen sich Indizien zu hinreichend beweiskräftigen Schlussfolgerungen verdichten – oder aber Fälschungen und Desinformation entlarven.

Die offizielle internationale Untersuchungskommission zum Absturz von MH17 hat gerade mitgeteilt, sie wolle ihre Ermittlungen bis August 2015 verlängern. Aber seit dem Tag der Katastrophe kursieren zwei Erklärungen – prorussische Separatisten haben die Maschine mit einer von einem Buk-Flugabwehrsystem abgeschossenen Rakete vom Himmel geholt; und zwar wahrscheinlich „versehentlich“. Oder – so die russische Version – ein ukrainisches Kampfflugzeug ist für den Abschuss verantwortlich. Auch versehentlich, oder absichtlich, um den Abschuss den Separatisten in die Schuhe zu schieben, oder (die tollkühnste Variante…) im Glauben, die Präsidentenmaschine von Vladimir Putin zu treffen…

Bellingcat.com liefert jetzt starke Belege dafür, dass den Separatisten zum Zeitpunkt des Abschusses definitiv ein Buk-System zur Verfügung stand – und dass dieses System definitiv aus russischen Beständen stammt. Nach dem MH17-Abschuss fehlte zudem mindestens eine Rakete auf diesem System. Ein endgültige Klärung der Schuldfrage ist das allerdings immer noch nicht.

Nach der Veröffentlichung des Berichts begannen wieder die altbekannten, zum größten Teil völlig unqualifizierten Sockenpuppen-Kommentare im Netz heißzulaufen. Das ändert aber nichts daran, dass die Methoden von Bellingcat.com transparent dokumentiert und rational nachvollziehbar sind – und übrigens auch ausreichen, um Propaganda-Fälschungen in russischen Medien im Handumdrehen als solche zu entlarven.

DRadio Wissen · G20-Treffen: Wachstum trotz Krise.

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 14.11.2014