TV-Doku: Nicht viel neues über Googles Macht

„Die geheime Macht von Google“ – das war der Titel einer TV-Doku, die am 1.12. im ersten Programm lief. So ganz viel Geheimes oder Neues hat sich mir beim Anschauen allerdings nicht erschlossen. Googles Suchergebnisse sind nicht „objektiv“ – stimmt, aber das war auch schon vor neun Jahren klar, als ich auch mal ein Feature zu dem Thema gemacht habe. 🙂

Die im Film als „Ankläger“ auftretenden „Internetunternehmer“ haben Probleme mit dem Giganten, die zwar individuell nachvollziehbar sind, von denen aber reichlich unklar ist, ob sie auch für die Masse der Netz- und Googleuser ebenfalls ein Problem sind: Der eine verkauft bzw. lizensiert Landkarten-Infos, und hat durch Google Maps eine übermächtige Konkurrenz bekommen. Das ist traurig für ihn, aber die Masse der Anwender freut sich natürlich, dass sie nicht mehr für ein auf einem Blog eingeblendetes Wegbeschreibungs-Schnipselchen abgemahnt und zur Kasse gebeten werden. Vielleicht sind die Google Maps auch dazu noch einfach hübscher als seine 😉 – die Frage ist halt, ob es eine ewige Weiterbestands-Garantie für einmal erfolgreich gewesene Geschäftsmodelle gibt.

Der zweite Unternehmer beklagt, seine Anzeigen würden gegenüber den von Google selbst geschalteten benachteiligt – das ist natürlich aus Kunden- oder Usersicht eine recht spezielle Diskussion, denn die allermeisten Leute interessieren sich ja eh nicht für die Werbung oder empfinden die sogar als störend – und wenn man dann doch gezielt nach einem Produkt sucht, dann wird man seine Kaufentscheidung vielleicht nicht an der Reihenfolge der oben rechts angezeigten Bildchen festmachen, sondern eher eine Recherche in einer Preissuchmaschine in Betracht ziehen. Außerdem beklagt der Mann, sein Ranking in der algorithmischen Suche sei nach einer Änderung des Google-Algorithmus plötzlich schlechter geworden. Möglicherweise war sein Ranking im Vergleich zu seiner tatsächlichen Relevanz aber vorher auch „zu gut“, soll heißen, durch Suchmaschinenoptimierer (SEOs) nach oben manipuliert worden? Die SEO-Aktivitäten und Manipulations- und Spam-Aktivitäten sind natürlich auch seit jeher der Grund, warum der Google-Suchalgorithmus niemals völlig transparent offengelegt werden kann.

Dass eine Lehrerin, die offenbar auch mit ihren Schülern über Computer und Netz spricht, von der Sammlung der eigenen Daten bei Google Dashboard überrascht ist (wo man die Historie ja auch wieder löschen kann…) – na ja… Dass ihre Schülerinnen die Schuhwerbung oben rechts auf der Googleseite angeblich nicht als Werbung erkennen bzw. unterscheiden können (von was eigentlich, von einem Lexikonartikel oder einer Foto-Doku ???), das ist schon eine geistige Bankrotterklärung 🙁

So bleibt eigentlich nur die Feststellung wie schon in der Diskussion im EU-Parlament letzte Woche: Google hat mittlerweile eine Monopolstellung, und damit die Pflicht, die Konkurrenz auch entgegen dem direktem eigenen wirtschaftlichen Interesse „zu Wort kommen zu lassen“. Eine Bevorzugung der eigenen Dienste im algorithmischen Teil der Suchmaschine ist also z.B. sicher nicht in Ordnung. Die richtige Balance auszuloten, was wettbewerbsrechtlich fair ist, ist eine heikle Aufgabe für Politik und Justiz – auf jeden Fall ist nicht jeder, der aus ganz individuellem Geschäftsinteresse (weiteres Stichwort: „Leistungsschutzrecht“…) gegen Google zu Feld zieht, schon gleich ein Netz-Freiheitskämpfer 😉 …

Und das sehen offenbar auch ein paar andere „Rezensenten“ der ARD-Doku ganz ähnlich.

DRadio Wissen · Liveblog: Burka.

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 2.12.2014

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