Es gab ja mal irgendwann so einen Film, wo es um ein unmoralisches Angebot ging. Damals ein erotisches/sexuelles Angebot, und dann auch noch mit einem “Verführer” oder eben vielmehr die “Prostitutions-Summe-Bezahler”, der in Gestalt von Robert Redford auch noch ausgesprochen gut aussah. Da ging es um eine Million Dollar, und es gab eben ein Riesen-moralisches Dilemma.
Der derzeitige Machthaber in Saudi-Arabien, der “Kronprinz” Mohammed bin Salman bin Abdulaziz Al Saud sieht nicht so gut aus wie Robert Redford; nach meiner bescheidenen, natürlich völlig unseriösen Küchen-Psychologie-Einschätzung sogar eher wie ein Psychopath – das wird so ein bisschen gedeckt von den “Säuberungen” in der saudi-arabischen Herrscher-Familie, wo eben so manche etwaige Konkurrenten von “MBS” irgendwie abgemurkst worden sind.
Das wird auch sehr stark gedeckt vom unseligen Schicksal von Jamal Kashoggi, dem etwas widerspenstigen saudi-arabischen Journalisten, der regime-kritisch u.a. für die Washington Post geschrieben hat. Deren Eigentümer Jeff Bezos ja übrigens auch höchstwahrscheinlich von MBS abgehört worden ist. Aber ok. Jamal Kashoggi ist mal unter irgendwelchen Vorwänden in das Saudi-Arabische Konsulat in Istanbul gelockt worden, und dann haben ihn die da drin extra zuvor angereiste Schergen von MBS abgeschlachtet und zerstückelt.
Die Reststücke haben die Schlächter irgendwo beseitigt, da ist auch noch irgendein Double aus der Botschaft rausmarschiert. Irgendwann gab es nach massiven Vorwürfen – auch mit Belegen vom US-Geheimdienst; die Türkei war auch etwas angepisst – einen Prozess in Saudi-Arabien. Das sind irgendwelche subalternen Schergen verurteilt worden bzw. haben mit der Familie von Jamal Kashoggi einen Deal abgeschlossen. Und offiziell wusste der sehr machtbewusste/paranoide, die eigene Familie killende Kronprinz natürlich nix davon.
Also alles bestens. Nach etwas Abklingzeit wurden die Kontakte zum erstmal kurz verfemten Schurken-Staat Saudi-Arabien wieder aufgenommen. Weil die ja leider eben so wahnwitzig viel Kohle haben, die in Form von Öl aus dem Boden raussprudelt. Und diese wahnwitzige, völlig unproblematisch raussprudelnde Kohle nutzt der saubere Herr MBS eben auch – völlig ungeniert eingestanden – für Sports-Washing. Also für die Strategie, mit dem “Sponsoring” – in Wirklichkeit mit dem völlig unmoralischen “Kaufen” ganzer Sportarten positive PR für Saudi-Arabien zu machen.
Klar – zur “Kaufen”-Strategie gehören immer auch auch korrupte Leute, die sich kaufen lassen. Im Fall des Golfsports waren das zunächst überwiegend abgehalfterte und eben nicht mehr so richtig konkurrenzfähige Alt-Stars, die dem Ruf des saudischen Scheckhefts erlagen. Dann aber leider unfassbarerweise auch die Funktionäre der PGA-Tour, mit dem Ober-Verräter Jay Monahan, der nach monatelangem Widerstand gegen die saudische LIV-Tour plötzlich eine Kooperation vereinbarte. Die Konditionen: Völlig unklar. Die eigene korrupte Bezahlung: Ziemlich klar.
Trotzdem gurkte die LIV-Tour erstmal mit ihren Fancy-Bedingungen (kein Cut, keine Qualifizierung; insofern folgerichtig auch keine Weltranglisten-Punkte…) so rum, ein paar Leute kamen auch wieder zurück zur PGA/Ega-Tour. Und dann jetzt der Kracher: Jon Rahm wechselt zur LIV-Tour.
Das ist so furchtbar, so niederschmetternd. So verachtenswert und infam. Jon Rahm ist ein fantastischer Spieler. Weltranglisten-Erster. Multi-Multi-Multi-Millionär. Mit Preisgeldern und Sponsoren-Geldern. Und dieser Mann lässt sich kaufen. Für 300 oder 400 oder 500 Millionen Dollar. Klar, das ist eine Menge Geld. Aber der von so vielen Fans angebetete Mann braucht das doch gar nicht. (Zusätzlich…) Seine hübsche Frau hat garantiert genug anzuziehen, seine Kinder haben genug Kohle für ihr späteres Studium.
Jon Rahm kann also – im Gegensatz zu irgendwelchen abgehalferten Kollegen, und erst recht im Gegensatz zu irgendwelchen lächerlich bezahlten LET-Golferinnen – überlegen: Brauch ich die zusätzliche Kohle, und zu welchen Konditionen bekomme ich die denn? Und dass er das dann mit dem perfiden, gekauften Schurken Greg Norman tatsächlich macht und dann irgendwas rumlabert von neuen Herausforderungen und Captain-Rollen – das ist niederschmetternd und abartig. Jon Rahm ist nun eine “Persona non grata”, ein Verräter, der sich perfide verkauft hat an saudische Geld-Scheißer und Diktatoren und Mörder.
Ich erwarte nun von allen Sponsoren von Jon Rahm – Callaway, Rolex, Mercedes-Benz, Santander, TravisMathew, Blue Yonder, Maestro Dobel, Silverleaf Club – dass sie das Sponsor-Verhältnis auflösen. Ich werde keine Produkte mehr kaufen, die einen Unterstützer bzw. Nutznießer des saudi-arabischen Diktators promoten. Wollen Sie sich gemein machen mit einem islamistischen Diktator, der einerseits eine angebliche Öffnung seines Landes promotet, andererseits Regimegegner abschlachtet, Frauen unterdrückt und Kritiker in Social Media für Jahrzehnte ins Gefängnis wirft?
Liebe Sponsoren – bei euch geht es doch eh in Wirklichkeit nicht um Moral und Werte und den “Spirit of the Game”. Aber wenn sich jemand verkauft, prostituiert an die Seite des Bösen – dann müsstet ihr das doch irgendwie so mitbekommen und registrieren. Und abchecken, ob das für euer Geschäftsinteresse gut ist. Und das ist es garantiert nicht.