Als 2001 die Grimme Online Awards zum ersten Mal verliehen wurden, da war das Netz noch Neuland. Und da hatte die Sieger-Kür noch so eine Art Geheimtip-Funktion; jedenfalls für das breite Publikum: Schaut euch das mal an, es gibt da draußen jenseits der sogenannten „klassischen Medien“ tatsächlich ambitionierte, lesenswerte, spannende Inhalte. Mittlerweile haben wir alle eher das Problem, von möglicherweise ambitionierten, lesenswerten und spannenden Inhalten aus dem Netz zugeballert zu werden – aber auch da gibt ja die jährliche Grimme-Preisverleihung möglicherweise etwas Orientierung.
Dass mit dem morgendlichen „Checkpoint“- Newsletter vom Tagesspiegel-Chefredakteur Lorenz Maroldt und mit neukoellner.net zwei Berliner „Lokaljournalismus“-Projekte ausgezeichnet wurden, zeigt im Grunde – von der individuellen Exzellenz jetzt mal abgesehen 🙂 – dass die Idee nach wie vor gut ist, im Netz nicht auf den „Hallo Welt“-Ansatz zu bauen, sondern lieber auf die fokussiertere Version „Hallo Stadt“ oder „Hallo Kiez“.
Und die prämierten Leuchtturm-Projekte, die Webreportage MH17 – Die Suche nach der Wahrheit, die Webdoku netwars/out of CTRL und die Arte-Webreportage Polar Sea 360° ?
Das sind natürlich alles tolle Dinger, mit einem erheblichen personellen und finanziellen Aufwand produziert – und leider stehen die wie Solitäre in der Medienlandschaft, die ansonsten nach dem Motto schnell-schnell und billig-billig funktioniert. Natürlich kann man sich da als Programmverantwortlicher so allerhand Gedanken zu machen – wer nimmt sich eigentlich die Zeit, sich mal eben so eine halbe Stunde mit einem komplizierten Inhalt zu beschäftigen? Wie ist denn das Kosten-Nutzen-Verhältnis von Klickzahlen bzw. Quote und investierter Kohle? Oder sind das eh nur Alibi-Veranstaltungen – letztlich konzipiert für: die Grimme-Online-Awards?
Mein Plädoyer – zumindest für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und die „Qualitätspresse“: Wir brauchen mehr von so einem Zeug. Oder vielleicht auch noch nicht einmal nur die ganz großen, seltenen Showcases. Ein bisschen Mittelbau, so mit zwei, drei Tagen (bezahlter 🙂 ) Recherche und einer einigermaßen fundierten Story wäre auch nicht schlecht 🙂 …
DRadio Wissen · Liveblog: Spielemesse E3, Weltyogatag, Julian Assange
DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 19.6.2015
P.S. Warum ich meinem lieben Kollegen und Moderator Till Haase so hartnäckig Grimme Online „Rewards“ statt „Awards“ in das Script hineingeschrieben habe, ist mir selbst nicht so ganz erklärlich – der morgendliche Live-Wahnsinn halt. Ich habe jedenfalls keinen Vertrag mit American Express 🙂 . Sorry für die Lese-Falle 🙂 …