Schlagwort-Archive: Wirtschaft

Taxifahrer-Randale gegen Uber in Frankreich

Da sei sie ja „in Bagdad sicherer als in Paris“, twitterte Schauspielerin/Sängerin Courtney Love, die unversehens mitten in die recht rustikalen Protestaktionen der Pariser Taxifahrer gegen den unliebsamen Netz-Konkurrenten Uber geraten war. Ob die Amerikanerin jetzt tatsächlich um ihre körperliche Unversehrtheit fürchtete oder einfach als Star damit haderte, dass die Dinge auch einmal nicht so ganz reibungslos verliefen wie gewohnt – die Heftigkeit der Demonstrationen sorgte jedenfalls für ein immenses Echo in Presse und Politik.

In der Tat hatte Uber mit seiner Strategie „was kümmern uns Gesetze und Urteile, wir machen erst einmal fröhlich weiter“ die Eskalation heraufbeschworen, damit dürfte nun auch in Frankreich zunächst einmal Schluss sein. Ob es demnächst dann am Bosporus wilde Auseinandersetzungen mit old-economy-Fährleuten gibt?

Gegen eine andere App-Geschäftsidee dürften Taxifahrer hingegen nichts zu meckern haben – der neue Bring-Home-Service für Auto und Besitzer ist bislang zumindest auf der Kurzstrecke einigermaßen konkurrenzlos 🙂 …

DRadio Wissen · Liveblog: Europaspiele in Baku

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 26.06.2015

Sind Uber-Fahrer Angestellte? Der „App-Economy“ droht arbeitsrechtliches Ungemach

Ein richtiges Big Business starten – das ist ja heutzutage kinderleicht. Dazu braucht man erst einmal eine einigermaßen gute Geschäftsidee, wobei die ruhig altbewährte Konzepte abkupfern oder sagen wir mal, neuinterpretieren 🙂 kann. Und dann braucht man vor allem eine Smartphone-App, mit der man nämlich in einem Abwasch alles sonst noch fürs Geldverdienen notwendige frei Haus geliefert bekommt: Mitarbeiter und Kunden. Alles ganz locker, ganz dynamisch, ganz flexibel, ganz formlos. So funktionieren mittlerweile unzählige Internet-Geschäftsmodelle, und angeblich soll ja die neue Share- und App-Economy irgendwann die alte, verkrustete 9-bis-17-Uhr Bürowelt ganz ablösen.

Aber Pustekuchen – am Mittwoch hat in Kalifornien die Arbeitsbehörde in einem Streitfall festgestellt, dass die Fahrer von Uber keine lockeren, flexiblen, formlosen Eigenunternehmer sind, sondern ganz einfach: Arbeitnehmer, Angestellte.

Sicher bedeutet die Entscheidung der „Labor Commission“ in dem konkreten Fall weder das Ende von Uber noch der App-Economy insgesamt, aber die ganze Branche ist alarmiert. Und die Reaktionen und juristischen Einschätzungen gehen diametral auseinander: Ja, sagen die einen; es ist unfair, dass ein Unternehmen wie Uber alle Risiken und Nebenkosten auf seine Mitarbeiter abwälzt, unfair gegenüber den Beschäftigten und auch gegenüber der „altmodisch“ arbeitenden Konkurrenz. Nein, sagen die anderen: Die alten Regeln und Gesetze lassen sich nicht mehr 1:1 auf neue Internet-Geschäftsmodelle übertragen. Sind sonst etwa auch eifrige eBay- oder Etsy-Verkäufer(innen) im Grunde Angestellte?

Und weil es so schön ist – Uber sorgt auch im alten Europa weiterhin für große Emotionen und offen ausgetragene Wortwechsel zwischen Männern 🙂 …

DRadio Wissen · Uber hat Ärger in Kalifornien

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 18.06.2015

Handmade-Portal Etsy legt fulminanten Börsengang hin

Keine Lust auf die Standardware von H&M oder Zara, weil alle Freundinnen die auch tragen? Darf es statt dessen ein handgenähtes Baumwollkleid einer Designerin aus Barcelona oder eine originelle Filz-Einkaufstasche aus Israel sein? So etwas und noch viel mehr gibt es bei Handmade-Portalen im Netz zu kaufen oder zu bestellen – denn viele Artikel werden sogar erst nach den individuellen Vorgaben der Käufer produziert – von Hand und mit direktem Kontakt zwischen Hersteller und Konsument.

Das ganze ist im Trend – und obwohl es zweifellos letztlich ein Nischenmarkt bleibt, ist offenbar eine Menge Musik, sprich Geld im Spiel – oder zumindest die Hoffnung darauf. Von Hoffnungen lebt bekanntlich auch die Börse, erst recht in Zeiten mit wenig verlockenden Alternativen für die Geldanlage. Der Start jedenfalls war fulminant; wie der Börsenkurs von Etsy in ein paar Monaten aussieht, bleibt abzuwarten – ob sich das Unternehmen auch auf anderen Märkten als in den heimischen USA gegen die Konkurrenz durchsetzt, auch. Vielleicht sollte ja die deutsche Etsy-Ausgabe als erste Investition aus den eingenommenen Börsen-Milliarden einmal von automatisch übersetzten Texten auf richtiges Deutsch umstellen 🙂

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 17.4.2015

Google droht ein EU-Strafverfahren

Für Google wird es eng – die neue EU-Kommission sieht zumindest in einigen Bereichen ein wettbewerbswidriges Verhalten des Suchmaschinen-Marktführers und Werbe-Giganten. Offenbar haben die Lobbying-Bemühungen von Akteuren wie der Axel-Springer-Gruppe sich ausgezahlt – wobei natürlich auch Google selbst politische Meinungspflege betreibt 🙂

Immerhin waren aber die Vorwürfe von Kommissarin Margrethe Vestager (wie sich dann nach der Sendung herausstellte) deutlich weniger umfassend als zunächst erwartet (bzw. von Google befürchtet…) – Google hat jetzt Zeit für eine Stellungnahme. Und danach schlägt die große Stunde der Anwälte – bis zu einer eventuellen endgültigen Entscheidung oder gar Strafzahlung kann die Netz- und Werbelandschaft schon wieder ganz anders aussehen als heute.

DRadio Wissen · Liveblog: Malta schummelt beim EU-Bio-Siegel.

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 15.04.2015

Amazon Home Service will Dienstleistungen vermitteln

An Waren gibt’s praktisch schon alles bei Amazon zu kaufen – ok, mit frischen Lebensmitteln tut sich auch der Onlineshopping-Marktführer noch etwas schwer. Jetzt sollen auch noch Dienstleistungen hinzukommen; das Unternehmen hat seit geraumer Zeit hinter den Kulissen daran gearbeitet und geht zunächst in einigen US-amerikanischen Städten mit dem neuen Konzept an den Markt. Was natürlich „an sich“ auch gar nicht neu ist. Die Testerin bei Ars Technica vermisst die eigentlich allseits erwartete Dienstleistung Babysitten – dafür werden aber Trommelkurse und rasenmähende Ziegen angeboten. Und bei anderen Angeboten auf der Plattform stellt sich heraus: sind gar kein „Home Service“ – weil man nämlich z.B. doch noch sein Auto in die Werkstatt fahren muss.

Aber was nicht ist, kann ja noch werden – ein ganz schneller Mega-Erfolg aber ist beim Home Service eher unwahrscheinlich.

DRadio Wissen · Homeservice: Amazon vermittelt Dienstleistungen.

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 31.3.2015

IT-Firmen protestieren gegen „Religionsfreiheitsgesetz“ in den USA

Die Meinungsfreiheit hat in den USA einen ganz besonders hohen Stellenwert, die Religionsfreiheit auch – momentan stehen allerdings die neuen „Religionsfreiheitsgesetze“, die in einer Reihe von US-Bundesstaaten eingeführt werden sollen, unter heftiger Kritik: Sie dienten in Wirklichkeit dazu, das vom US-Verfassungsgericht bestätigte Diskriminierungsverbot für Schwule und Lesben durch die Hintertür wieder auszuhebeln.

US-Tech-Firmen, allen voran Apple-Chef Tim Cook, versuchen mit einer Kombination von moralischem und wirtschaftlichem Druck gegen die Gesetze vorzugehen. Die Gegenseite wiegelt ab – es gehe nur um individuelle Gewissensnöte, die Befürchtungen über eine allzu extensive Auslegung der juristischen Formulierungen seien völlig übertrieben.

DRadio Wissen · Liveblog: Jemen, Nigeria, Frankreich

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 30.3.2015

Uber wird zum ganz normalen Taxidienst

Nach dem Urteil des Frankfurter Landgerichts sah es reichlich mau aus für die Zukunftschancen für den app-basierten Fahrdienst UberPop in Deutschland – aber das Unternehmen gibt immer noch nicht auf. (Warum auch – es hat ja einen „ganz soliden“ finanziellen Background… 🙂 )

Jetzt sollen die Fahrer halt das bekommen, was jeder Taxifahrer auch haben muss – einen Personenbeförderungsschein. Dabei will Uber finanzielle Unterstützung leisten.

Der Reiz des schnellen, unkomplizierten Mitmachens ist damit allerdings vorbei für potentielle Neu-Chauffeure – die Prüfung müssen sie schon selbst absolvieren; und mal eben nebenbei schwarz arbeiten dürfte mit der offiziellen Lizensierung auch vom Tisch sein. Da stellt sich also die Frage, ob sich das Geld dann nicht auch genauso gut in den altbekannten beigen Autos mit dem Schild auf dem Dach verdienen lässt:  Auch Taxiunternehmen bezahlen ihren Fahrern gewöhnlich den Beförderungsschein – wenn sie denn wirklich neue Leute brauchen.

DRadio Wissen · Uber erfindet sich neu

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 30.3.2015

Bundesweites Verbot für Fahrdienst UberPop

Ein schwerer Schlag für die Taxi-Alternative (oder doch nur Mitfahrzentrale??) – das Landgericht Frankfurt verbietet den weiteren Betrieb von UberPop – und zwar bundesweit. Uber, so das Gericht, stifte seine Fahrer zum Rechtsbruch an, wenn diese keine Personenbeförderungserlaubnis besäßen.

Damit das Urteil rechtskräftig wird, muss der Kläger, die Genossenschaft Taxi Deutschland 400.000 Euro Sicherheitsleistung auf den Tisch legen – für den Fall, dass Uber in einer höheren Instanz doch noch Recht bekommen sollte.

Auch im Ausland hat Uber massive Probleme: In Paris wurden am Montag die Geschäftsräume von der Polizei durchsucht, in Südkorea steht eine massive Strafzahlung bzw. inzwischen gar eine Haftstrafe für Uber-Chef Travis Kalanick im Raum – wegen Betrieb eines „illegalen Taxi-Rings“.

DRadio Wissen · Liveblog: Böhmermann, Varoufakis, Mittelfinger

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 19.3.2015

Uber bremst Expansionspläne

Uber verzichtet auf eine Expansion in weitere deutsche Städte – das hatte die Wirtschaftswoche unter Berufung auf einen Firmensprecher von Uber berichtet. Zudem werde man auch zumindest in den Städten, in denen Uber aufgrund behördlicher Vorschriften nur 35 Cent pro Kilometer verlangen dürfe, keine neuen Fahrer anwerben.
Anschließend lieferte das Unternehmen dann allerdings wieder so eine Art Dementi.

Fest steht: Uber hat in Deutschland besonders heftigen juristischen Gegenwind; falls nicht von Seiten der Politik das Marktumfeld liberalisiert wird, knirscht dem Unternehmen gewaltig Sand im Getriebe.

In den USA wiederum hatten in der Vergangenheit schon der ruppige Ton des Managements und zweifelhafte Methoden im Umgang mit der Konkurrenz, der Presse und den eigenen Fahrern für Schlagzeilen gesorgt – jetzt kam noch eine Datenpanne hinzu, die reichlich spät entdeckt und kommuniziert wurde.

DRadio Wissen · Liveblog: Boris Nemzow.

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 2.3.2015

3D-Secure – Fragwürdige Sicherheit bei Kreditkartenzahlung

Mehr Sicherheit ist immer etwas Schönes. Für Kunden. Aber auch für Anbieter. Fragt sich halt nur, wer für diese Mehr-Sicherheit zahlt. Auf dem Finanzmarkt gibt es ja so herrliche Konstrukte wie Verbraucherkredite für Leute mit etwas schlechterer Bonität, für die trotz niedrigster Zentralbank-Refinanzierungsraten dann bis zu 16% Zinsen berechnet werden. Und zusätzlich drückt der Bankberater dem Kunden noch „wohlmeinend“ eine Versicherung auf, die im Fall eines Arbeitsplatzverlustes die Weiterzahlung der Kreditraten garantieren soll. Eine Super-Idee: Damit ist dann das Risiko der Bank quasi gleich Null, und der Kunde zahlt zu den Wucherzinsen (in denen ja sein Ausfallrisiko schon eingerechnet ist…) noch mal einen Wucher-Aufschlag.

Ganz so schlimm ist es bei den neuen Sicherheitsverfahren für Kreditkartenzahlungen im Netz nicht. Trotzdem: Bislang haben Kunden eigentlich bei Online-Zahlungen überhaupt kein Sicherheitsdefizit. Bei missbräuchlichen Belastungen (zum Beispiel nach dem immer wieder vorkommenden Hacken von Anbieter-Datenbanken…) haftet nämlich schlicht und ergreifend die Bank bzw. die Kreditkartenfirma – auch wenn die Reklamation einer etwaigen Fehlbuchung vielleicht etwas Mühe macht. Und als Analogie zu den Verbraucherkrediten: Die Kosten für diese Betrugsfälle sind bislang halt in die Gebühren für die Transaktionen und einen Schritt weiter in die Händlerpreise einkalkuliert – letzlich zahlt für das Betrugsrisiko am Ende eh schon der Kunde – und zwar auch der ohne Kreditkarte 🙂 …

Natürlich gibt es neben dem Betrug durch Dritte auch Fahrlässigkeit oder sogar Missbrauch bei gewissen Kreditkarten-Nutzern. Grundsätzlich aber kann man sagen: die neuen Absicherungsverfahren gegen Kreditkartenbetrug helfen prinzipiell zunächst einmal vor allem den Kreditkartenunternehmen und den Händlern. Für die ehrlichen Kunden hingegen können sie sogar prinzipiell deren Position gravierend verschlechtern; wenn nämlich das Haftungsrisiko nach dem Einsatz von vermeintlich sicheren neuen Passwort- und Legitimierungsverfahren nach einem trotzdem erfolgreichen Hack (und das ist technisch gesehen durchaus möglich…) an ihnen hängen bleibt.

Zumindest in Deutschland allerdings schwören Banken und Kreditkartenfirmen – nicht zuletzt nach kritischem Nachhaken der Stiftung Warentest – Stein und Bein, dass sie auf eine solche Haftungs- und Beweislastumkehr verzichten wollen…

Eine gute Idee – denn sonst müssten sich Kunden ganz ernsthaft überlegen, ob sie tatsächlich bei Einkäufen im Netz weiterhin eine Kreditkarte verwenden sollten…

Fragwürdige Sicherheit bei Kreditkartenzahlung.

Deutschlandfunk – Computer&Kommunikation vom 02.07.2011