Neu ist die Erkenntnis natürlich nicht – bei der Apple Watch, die heute ihren ersten Verkaufstag hat, wie auch bei anderen Smartwatches oder Fitness-Armbändern übermitteln die Anwender fröhlich ihre Körperfunktions-Daten ins Netz. Die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz warnt – höchstwahrscheinlich ist die Büchse der Pandora aber eh irreversibel geöffnet; die möglichen oder sogar wahrscheinlichen gesellschaftlichen Kollateralschäden eines gesellschaftlich „normalen“ Körper-Monitorings mit Weitergabe an Arbeitgeberoder Versicherer sind den „Early Adopters“ entweder nicht so wichtig oder in ihren Konsequenzen nicht so bewusst …
Es ist alles gut gemeint, sagt Johann Huber, einer der Gründer des Start-Up-Unternehmens Soma-Analytics. Die von ihm und seinen Kommilitonen entwickelte App, die das Stresslevel eines Anwenders/einer Anwenderin anhand der Stimm-Modulation beim Telefonieren oder anhand der nächtlichen Bewegungen im Bett ermittelt, kann dabei helfen, das Gefühl für den eigenen Körper, für die eigene Befindlichkeit wieder zu bekommen oder zu entdecken – sie kann warnen, wenn da offenbar etwas schief läuft und auch gleich Tipps geben, was man dagegen tun könnte.
So weit, so gut – nur die Vermarktungs-Strategie, die die Entwickler wahrscheinlich auch aus nachvollziehbaren ökonomischen Gründen gewählt haben – nämlich die App als Monitoring-Tool für Arbeitgeber zu positionieren, die gibt reichlichAnlass zum Grübeln. Es mag ja Firmen geben, die einen Anstoß brauchen, um ihre internen Prozesse zugunsten ihrer möglicherweise gestressten Mitarbeiter zu optimieren – viel wahrscheinlicher ist aber, dass „Arschloch-Arbeitgeber“ Daten wie aus der Soma-App dazu verwenden, um vermeintliche oder tatsächliche „Minderperformer“ auszusortieren.
Wer wirklich sein Betriebsklima und auch die Performance seiner Mitarbeiter verbessern will, braucht nicht zwangsläufig ein digitales Monitoring-Tool. Einfach mal regelmäßig mit den Leuten sprechen und die Führungsqualitität „Empathie“ einschalten hilft auch schon gewaltig… 🙂
Einen Social-Media-Account hat heutzutage fast jede Behörde. Fragt sich nur, ob der vorwiegend der Eigenpräsentation dient oder tatsächlich als „richtiger“ Kommunikationskanal vorgesehen ist. Im spanischen Kleinstädtchen Jun ist letzteres definitiv der Fall, und zwar schon seit 2011. Seitdem twittern die Bürger dort ihre Beschwerden, Unfallmeldungen, Anfragen oder Anregungen an die Stadt; der Bürgermeister oder die Polizei antworten über das gleiche Medium – und auch der Elektriker, der im städtischen Auftrag eine ausgefallene Straßenlampe repariert hat, dokumentiert die Mängelbehebung per Kurznachricht „an alle“.
Die entscheidende Voraussetzung für die „ernsthafte“ Kommunikation zwischen Stadt und Bürgern: die Einwohner von Jun haben ihre Twitter-Accounts im Rathaus verifizieren lassen; sie sind nicht anonym unterwegs. 😉
Alles in Sachen Transparenz, Effizienz und Geschwindigkeit fast zu schön, um wahr zu sein. Die Frage ist eben nur, ob so ein Modell auch in größerem Maßstab funktionieren könnte. Forscher des MIT haben nun anhand der Twitter-Historie der Einwohner von Jun versucht, das zu klären.
Ein ganz eindeutiges Ergebnis haben sie noch nicht, aber sie sind optimistisch, dass ähnliches in der Tat auch in Großstädten funktionieren könnte. Auf jeden Fall bestätigt ihre Analyse wieder einmal frühere Untersuchungen von Twitter-Kommunikationsstrukturen: Es kommt vor allem auf die Super-Nodes, auf die besonders eifrigen und von der Community geschätzten Tweet-Multiplikatoren an. Im Falle von Jun ist dies zu allererst der Bürgermeister selbst, ein eindeutiger Digitalisierungs-Freak und Twitter-Fan, überregional bekannt und mit mehr Followern unterwegs als sein Kollege aus New York.
Es gibt spätestens seit 9/11 kaum noch einen Bereich, in dem man sich Humor, Ironie oder Sarkasmus besser ganz vehement verkneift, als beim Fliegen. Insofern kam denn auch der scherzhaft gemeinte Tweet des IT-Sicherheitsexperten Chris Roberts gar nicht gut an, den er letzten Mittwoch in einer United-Airlines-Maschine losgeschickt hatte:
„Sitze hier gerade in einer Boing 737/800, habe Netzzugang über eine IFE-ICE-SATCOM-Box. Soll ich mal mit den Warnsystem-Anzeigen herumspielen? „Sauerstoffmasken aufsetzen“ irgendjemand?“
Wobei man ja eigentlich sicher sei, so der Sprecher der Fluglinie, dass die eigenen Bordsysteme vor Angriffen mit den von Roberts beschriebenen Methoden sicher seien… 🙂
Chris Roberts ist jetzt mit einer anderen Airline nach Kalifornien gekommen, möglicherweise wird er dort weitere konkrete Hinweise auf mögliche Hacking-Angriffe auf Flugzeug-Bordsysteme geben. Dass es notwendig ist, die bestehenden Sicherheitskonzepte noch einmal kritisch unter die Lupe zu nehmen, hat letzte Woche auch die US-Luftfahrtbehörde nach einem Rüffel der Behördenaufsicht GAO zugegeben.
Keine Lust auf die Standardware von H&M oder Zara, weil alle Freundinnen die auch tragen? Darf es statt dessen ein handgenähtes Baumwollkleid einer Designerin aus Barcelona oder eine originelle Filz-Einkaufstasche aus Israel sein? So etwas und noch viel mehr gibt es bei Handmade-Portalen im Netz zu kaufen oder zu bestellen – denn viele Artikel werden sogar erst nach den individuellen Vorgaben der Käufer produziert – von Hand und mit direktem Kontakt zwischen Hersteller und Konsument.
Das ganze ist im Trend – und obwohl es zweifellos letztlich ein Nischenmarkt bleibt, ist offenbar eine Menge Musik, sprich Geld im Spiel – oder zumindest die Hoffnung darauf. Von Hoffnungen lebt bekanntlich auch die Börse, erst recht in Zeiten mit wenig verlockenden Alternativen für die Geldanlage. Der Start jedenfalls war fulminant; wie der Börsenkurs von Etsy in ein paar Monaten aussieht, bleibt abzuwarten – ob sich das Unternehmen auch auf anderen Märkten als in den heimischen USA gegen die Konkurrenz durchsetzt, auch. Vielleicht sollte ja die deutsche Etsy-Ausgabe als erste Investition aus den eingenommenen Börsen-Milliarden einmal von automatisch übersetzten Texten auf richtiges Deutsch umstellen 🙂
Seit Juni 2012 sitzt Julian Assange in der Botschaft Ecuadors in London – immer noch fürchtet er, wahrscheinlich nicht zu Unrecht, er könne im Anschluss an eine Befragung in Schweden wegen der dort anhängigen Vergewaltigungs-Vorwürfe an die USA ausgeliefert werden. Dort wiederum drohen ihm drastische Strafen wegen der Veröffentlichung von US-Geheimmaterial. Nun wird es wohl doch noch zu einer Vernehmung durch schwedische Staatsanwälte in London kommen – und passend zu dieser für Assange frohen Botschaft macht auch seine Whistleblower-Plattform Wikileaks wieder einmal Schlagzeilen.
Die erneute, diesmal „lesefreundlich aufbereitete“ Veröffentlichung von Material aus dem Sony-Hack Ende letzten Jahres bringt allerdings keinen neuen Erkenntnisgewinn. Auch ist Sony sicherlich kein handelnder Akteur im „geopolitischen Konflikt“ zwischen Nordkorea und den USA, wie Assange suggeriert – es sei denn, man wolle sich die Sichtweise Pjöngjangs zu eigen machen, der Satirefilm „The Interview“ sei ein kriegerischer Angriff.
Stattdessen gefährdet der Recycling-Leak tatsächlich noch einmal die Privatsphäre und Sicherheit der Sony-Beschäftigten, wie die Firma zu Recht beklagt. Kein Coup also diesmal, sondern eher ein Rohrkrepierer – der eigentlich nur dokumentiert, dass Wikileaks anscheinend kein relevantes Material mehr zugespielt bekommt.
Für Google wird es eng – die neue EU-Kommission sieht zumindest in einigen Bereichen ein wettbewerbswidriges Verhalten des Suchmaschinen-Marktführers und Werbe-Giganten. Offenbar haben die Lobbying-Bemühungen von Akteuren wie der Axel-Springer-Gruppe sich ausgezahlt – wobei natürlich auch Google selbst politische Meinungspflege betreibt 🙂
Immerhin waren aber die Vorwürfe von Kommissarin Margrethe Vestager (wie sich dann nach der Sendung herausstellte) deutlich weniger umfassend als zunächst erwartet (bzw. von Google befürchtet…) – Google hat jetzt Zeit für eine Stellungnahme. Und danach schlägt die große Stunde der Anwälte – bis zu einer eventuellen endgültigen Entscheidung oder gar Strafzahlung kann die Netz- und Werbelandschaft schon wieder ganz anders aussehen als heute.
Ein Projekt, dass über die Gefahren des Identitäts-Trackings und den völligen Verlust der Privatsphäre im Netz aufklären will – bei dem man aber, um aufgeklärt zu werden, erst einmal jede Menge private (Netz-)Daten preisgeben muss. Klingt paradox, ist aber es aber dann doch nicht. Bei der nur im Web laufenden Dokureihe „Do not Track„, koproduziert von Arte, vom BR und dem National Filmboard of Canada, bekommt jede(r) Zuschauer(in) etwas anderes zu sehen – das, was nämlich jeweils eigene der Browser verrät oder was man der Website über die eigenen Lieblingsseiten, Handynutzung oder Social Media-Accounts mitteilt, wird „on the fly“ in die Präsentation eingebaut.
Am Ende jeder der etwa 7-8 Minuten langen Episoden bekommt man Tipps, wie man sich gegen das soeben angesprochene Privacy-Problem zur Wehr setzen kann. Wer sich allerdings schon ein wenig mit der Materie beschäftigt hat, erfährt wenig neues – auch die interaktiven Elemente sind zumindest in den bis jetzt freigeschalteten ersten zwei Folgen letztlich recht sparsam dosiert. Und natürlich kann einen die „Do not Track“-Website als öffentlich-rechtliche Unternehmung auch nicht so schamlos ausspähen wie die realen Tracking-Sünder oder eine richtig bösartige Hacking-Seite.
Es passt einfach nicht zusammen: Einzelpersonen und Firmen wollen ihre Daten – gerade nach den Erkenntnissen aus den Snowden-Enthüllungen – vor neugierigen Blicken schützen, Geheimdienste und Behörden wollen eine Chance haben, Straftätern und Terroristen digital auf die Spur zu kommen. Da hört sich der Vorschlag von NSA-Chef Michael Rogers auf den ersten Blick gar nicht einmal unplausibel an: Man könnte doch den Zugangsschlüssel für kryptografisch geschützte Daten oder Kommunikationskanäle aufteilen und bei verschiedenen Institutionen hinterlegen – so dass also keine Seite einzeln und heimlich auf das Material Zugriff hätte, sondern nur alle zusammen in einem regulierten Verfahren.
Dumm nur, dass die Dienste in der Vergangenheit jedwedes Vertrauen darin zerstört haben, sie würden sich im Zweifelsfall an die gesetzlichen Vorgaben halten. Rein technisch gesehen schafft jede Komplexitätserweiterung bei Kryptografie neue potentielle Fehlerquellen – und vor allem – niemand könnte „wirklich böse Buben“ dazu zwingen, die Verfahren mit Gemeinschaftsschlüssel zu nutzen. So bleibt wiederum nur der Verdacht, der NSA-Vorschlag ziele letztlich auf die technisch unbedarftere Masse der User, den digitalen Normalbürger.
Notwendigkeit oder Panikmache? Aus der Sicht von Alexander Dix, dem Berliner Datenschutzbeauftragten ist die Sache jedenfalls klar – mit dem endgültigen Auslaufen der von der Berliner Verwaltung teuer eingekauften Support-Verlängerung für die immer noch reichlich vorhandenen XP-Rechner drohen Hacking-Gefahren und damit Gefahren für die Daten der Berliner Bürger. Das Ganze ist ein kleines Behörden-Desaster in Zeitlupe und mit Ansage – vielleicht geben ja jetzt eventuell drohende Bußgelder den entscheidenden Ruck für klamme Etat-Bewirtschafter.
Privatanwender sollten ihre „alten Möhren“ erst recht einmal austauschen oder mit einer neueren Windows-Version updaten. Und wer gar nicht von XP lassen will, kann es ja in eine virtuelle Maschine stecken…