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Steckt China hinter DDOS-Angriff auf Telegram?

Fest steht – seit Freitag steht der Messenger der in Berlin ansässigen Firma Telegram unter Beschuss aus dem Netz; genauer gesagt richtet sich die massive DDOS-Attacke gegen die Firmenserver im Asia-Pacific-Raum. Dahinter stecken könnten gewöhnliche Kriminelle mit dem Erpressungs-Geschäftsmodell, theoretisch die Konkurrenz – oder aber auch die chinesische Regierung bzw. deren Handlanger.

Immerhin kommen da gerade so einige passende Umstände zusammen – am Wochenende hat es eine Verhör- bzw. Verhaftungswelle gegen chinesische Menschenrechtsanwälte gegeben, in einer chinesischen Zeitung wurde Telegram explizit als „regierungsfeindliches und illegales Software-Werkzeug“ genannt. Aber wie immer gibt es natürlich keine Beweise für die nicht ganz unplausiblen Vermutungen.

Und nicht zur Ehrenrettung der chinesischen Regierung, sondern nur zur Justierung der Perspektive: Auch Ermittlungsbehörden in „freien Demokratien“ wie Deutschland oder den USA sind ja die nicht-ausschnüffelbaren, End-zu End-verschlüsselten Messenger ein gewaltiger Dorn im Auge. Sind eben ein Werkzeug für Kriminelle. Oder so.

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DRadio Wissen – Schaum oder Haase  vom 14.7.2015

Codieren, speichern, mitnehmen – 20 Jahre mp3

Kaum war die Software entwickelt, war sie auch schon geklaut. Finanziell haben das Fraunhofer Institut für Integrierte Schaltungen IIS bzw. die beteiligten Entwickler also nicht gerade übermäßig profitiert von ihrem Jahrhundert-Coup, dem Audio-Komprimierungsformat mp3. Was die „Musikindustrie“ vielleicht auch klammheimlich gerecht findet, denn der Daten-Eindampfer war ja quasi der Startschuss für Musik-„Tauschbörsen“ und Filesharing aka „Raubkopieren“ in ganz großem Stil.

Und dann sind da noch die HiFi-Jünger mit sauerstoff-freien Lautsprecherkabeln für 300,-/Meter –  die lassen natürlich eh keine „verlustbehaftet komprimierten“ Sound-Dateien auf ihre Anlagen im Wert eines Mittelklasse-Automobils, sonst würde ja das „unverfälschte“ Erleben ihrer Pop-Balladen, Jazz-Sessions oder Klassik-Meilensteine flöten gehen.

(Das ist natürlich eh totaler Quatsch, denn jede Aufnahme ist schon eine sehr subjektive Interpretation oder auch Manipulation des Live-Sounds bzw. Events – wer es mal selbst versucht hat, weiß, wovon ich spreche. Und die Essenz von Musik hat letztlich ziemlich wenig mit der Reproduktion eines einmaligen, subjektiven oder manipulierten Aufführungs- bzw. Aufnahmeereignisses, sondern sehr viel mehr mit jeder neuen Materialisierung durch Interpreten zu tun – u.U. kommt dann auch noch die Kommunikation mit einem Publikum dazu. Ende des Exkurses 🙂 .)   Aber zur Hörbarkeit oder Nicht-Hörbarkeit der Komprimierung ist immer noch der legendäre Versuch der Zeitschrift c’t eine interessante Lektüre.

Von den Herum-Moserern aber mal abgesehen – natürlich ist mp3 eine tolle Sache, die das Problem mit dem „welche Platte würdest Du auf die einsame Insel mitnehmen?“ entschärft.

Das Soundfile von der heutigen Sendung (und von allen anderen auch…) ist übrigens ein mp3.

Quelle: Codieren, speichern, mitnehmen

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 14.7.2015

Hacking Team – Hack liefert täglich neue Erkenntnisse

Besonders großes Mitgefühl kann das italienische „Hacking Team“; die IT-„Sicherheitsfirma“ im Auftrag staatlicher Überwacher und Schnüffler nicht erwarten – zu groß ist die Schadenfreude angesichts der Top-Passwörter der Top-IT-Spezialisten, zu heftig die Kritik angesichts der offenkundlichen Zusammenarbeit mit diktatorischen Regimen. Der Hacking Team-Chef postuliert „wir sind die Guten“ – trotzdem kostet die Verwendung der Software gerade den Chef des zypriotischen Geheimdienstes den Job. Das Hacking Team will und wird wohl weitermachen – angeblich haben die Hacker-Hacker die wesentlichen Teile der Schnüffelsoftware auf den Firmenservern „übersehen“

Für ganz normale User ist die Sache schon schlimm genug – der eh schon grauenvolle Dauer-Sicherheitslücken-Lieferant Adobe (Flash) kommt mit dem Flicken seiner SchrottSoftware gar nicht mehr hinterher – die Hacker im Staatsdienst sind aber auch nicht zimperlich, mal eben heilige Kühe des Netzes oder jeglicher Computer-Anwender zu kompromittieren bzw. zu opfern.

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DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 13.7.2015

User-Aufstand führt zum Rücktritt von Reddit-Chefin Ellen Pao

Sie könne die Aufregung nachvollziehen, hatte Ellen Pao mal zwischendurch verlauten lassen – als der Proteststurm nach der Entlassung der populären Reddit-Moderatorin Victoria Taylor tobte und nach wie vor zahlreiche User-Foren von ihren Admins dichtgemacht blieben. Genutzt hat die Entschuldigung letztlich nichts – zehn Tage nach ihrer Untergebenen war dann auch die Chefin ihren Job los; auch wenn sie dem Unternehmen noch ein paar Monate „beratend zur Verfügung steht“.

Nun ist Ellen Pao nicht irgendwer, sondern eine (wie der Guardian schreibt, „unfreiwillige“) Ikone der US-Feministinnen oder einfach auch der ganz normalen berufstätigen Frauen in den USA. Die können nämlich die von Pao 2012 gegen ihren früheren Arbeitgeber, die Anwaltskanzlei Kleiner Perkins vorgebrachten Vorwürfe sehr gut nachvollziehen: Ihr sei wegen ihres Geschlechts ein den männlichen Kollegen entsprechender firmeninterner Aufstieg versagt worden. Nun ist allerdings eine ohne Zweifel vorhandene strukturelle Problematik noch kein Beweis für jeden Einzelfall – Ellen Pao hat jedenfalls sämtliche Prozesse gegen Kleiner Perkins verloren und wurde zuletzt zu happigen Prozesskosten-Rückzahlungen verurteilt. Möglich ist also theoretisch auch, dass die Frau vielleicht tatsächlich mit ihrer Sicht der Dinge daneben liegt; bei Kleiner Perkins und vielleicht auch bei Reddit.

Andererseits – Reddit ist definitiv ein Tummelplatz für überwiegend männliche Nerds mit den üblichen Disfunktionalitäten inklusive ausgeprägtem (Cyber-)Sex-Interesse und Sexismus; die von Pao eingeleiteten Änderungen bei Posting-Richtlinien und die Schließung gewisser einschlägiger Unterforen waren also unter einem „normalen“ Blickwinkel nachvollziehbar – allerdings geht hier dann auch sofort der Eiertanz los; ab einer bestimmten Schwelle empfinden die User den Eingriff dann halt als „Zensur“.

Ob Reddit-Mitbegründer Steve Huffman den Laden jetzt wieder unter Kontrolle bekommt, bleibt abzuwarten – er will auf die User-Kritik eingehen, andererseits aber z.B. Victoria Taylor nicht wieder zurückholen. „User generated content“ ist halt eine sehr praktische Sache und sehr billig. Kostet aber extrem viel Nerven. 🙂

DRadio Wissen · Neuer Chef bei Reddit

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 13.7.2015

Dicke Luft bei Reddit

Für Leute, die nicht so wahnsinnig netzaffin sind, ist es ziemlich schwer zu erklären, was das Tolle an Reddit sein soll. Reddit ist auf jeden Fall schon mal eine der meistbesuchten Seiten im Web – eine Art Nachrichten- oder Messageboard, wo man praktisch alles posten und über alles chatten kann – und weil die User Postings „liken“ können, werden ständig populäre oder skurrile oder vielleicht auch wichtige Neuigkeiten nach oben gespült. Das grasen dann übrigens auch gern alle anderen Online-Seiten mit Gossip-Abteilung ab – Reddit ist also ein Parade-Beispiel für „User-generated Content“, gehört aber seit geraumer Zeit einem klassischen Medienkonzern und soll natürlich auch Profite abwerfen.

Jetzt hat Reddit die bei seinen Usern sehr beliebte Bord-Moderatorin Victoria Taylor gefeuert. Sie war als „Director of Talent“ unter anderem für das Leuchtturm-Board „Ask me Anything“ zuständig, wo vom „Mann mit zwei Penissen“ bis hin zu Barack Obama alle, die in den USA Rang und Namen haben 🙂 , sich den Fragen der Netz-Community stellen…

Möglicherweise ist Victoria Taylor ein aus dem Ruder gelaufener Chat mit Ex-Präsidentschaftskandidat Jesse Jackson zum Verhängnis geworden – auf jeden Fall meutern nach der Entlassung jetzt die Foren-Admins, die mit ihrer unbezahlten Arbeit Reddit eigentlich am Laufen halten, und die sich von Taylor im Gegensatz zu der sonstigen festangestellten Belegschaft bei Reddit gut verstanden und vertreten fühlten.

Den Protest zu ignorieren dürfte für Reddit bzw. die Eigner keine empfehlenswerte Option sein

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 3.7.2015

GCHQ hat Amnesty International ausspioniert

Besonders überraschend war die offizielle Bestätigung eigentlich nicht mehr – ja, der britische Geheimdienst GCHQ hat die Menschenrechtsorganisation Amnesty International überwacht und ausspioniert und dabei gegen das Gesetz verstoßen. Aber wohlgemerkt – nicht die eigentliche Schnüffelaktion war (zumindest nach Auffassung der britischen Regierung…) illegal, sondern nur das Überschreiten der Speicherfrist für die abgeschnorchelten Daten. Und wenn das alles so grundsätzlich in schönster Ordnung ist, dann braucht man sich natürlich auch nicht über eine kleine Panne bei der Geheimdienst-Aufsichtsbehörde IPT (Investigatory Powers Tribunal) großartig aufzuregen.

Hauptsache, bei den Schlapphüten selbst verrutscht nicht auch mal einer in der Liste – etwa bei einem Anti-Terror-Drohnen-Einsatz 😉

Liveblog: Du bist, was Du schwitzt

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 3.7.2015

„Roboter tötet Arbeiter“ – Schlagzeile löst Twitter-Hype aus

Schon 1942 hat der Wissenschaftler und Science-Fiction-Autor Isaac Asimov die drei Grundgesetze der Robotik niedergeschrieben, die einerseits auch von Konstrukteuren in der realen Welt völlig ernstgenommen werden – und andererseits unzählige Science-Fiction-Filme inspiriert haben, mal mit mehr, mal mit weniger philosophischem Tiefgang.

Für Kenner des Genres machte es da natürlich mehr als nur „Klick“, als gestern der Tweet einer Journalistin der „Financial Times“ erschien:

„Sarah O’Connor: A robot has killed a worker in a VW plant in Germany.“

Sarah Connor (ohne das O’…) ist die Hauptprotagonistin der „Terminator“-Filmserie und dort die ikonenhafte Symbolfigur des Widerstands der Menschheit gegen die Herrschaft der Roboter und des zu eigenständigem Bewusstsein gelangten Computernetzes „Skynet“.

Der Journalistin selbst waren sowohl die Filme als auch die Namensgleichheit völlig unbekannt. Sie forderte anschließend die Twitter-Community auf, die Scherze und Anspielungen a la „Es ist soweit“ und „der Kampf hat begonnen“ einzustellen; bei dem realen Vorfall (einem Arbeitsunfall, dessen Auslöser wahrscheinlich „menschliches Versagen“, also eine fatale Fehlbedienung war…) sei schließlich ein Mensch ums Leben gekommen.

DRadio Wissen · Liveblog: NSA hört Bundesregierung ab – Großer Lauschangriff unter Freunden

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 2.7.2015

Wiener Gericht weist Sammelklage Europe-v-Facebook ab

Max Schrems, Jurastudent aus Wien (und mittlerweile Magister auf dem Weg zum Doktortitel…) hat naturgemäß keine tiefe innere Abneigung dagegen, Rechtsstreitigkeiten auch vor Gericht zu bringen. Facebook, dem Schrems laxen Umgang mit Nutzerdaten und europäischen Datenschutzvorschriften vorwirft, hat da allerdings eine recht elegante Abwehrstrategie: Es hält im Grunde offenbar kein Gericht irgendeines Landes für zuständig, wenn Nicht-US-User etwas zu mosern haben 🙂 … Das Landesgericht Wien hat sich jetzt dieser Argumentation angeschlossen – klagen dürfe Schrems in Österreich nur, wenn er als Verbraucher aufträte. Er habe aber Facebook auch geschäftlich genutzt.

Für Schrems und seine Anwälte ist das nicht stichhaltig – es lässt zudem völlig außer acht, dass sich ja zehntausende anderer Privatnutzer der Klage angeschlossen haben. Und so geht der Fall in die nächste Instanz – auch das ist Schrems ja schon aus dem anderen Beschwerdestrang bekannt, der es bis zum EuGH gebracht hat…

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DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 2.7.2015

P.S. Mittlerweile liegt auch das Urteil des Oberlandesgerichts Hamburg im Streit GEMA – YouTube vor, die hanseatischen Richter bestätigen den Spruch ihrer Kollegen in München insofern, als YouTube nicht grundsätzlich für die Urheberrechtsverletzungen seiner User hafte. Das Portal sei aber verpflichtet, nach Bekanntwerden einer Rechtsverletzung (vulgo: nach dem Bekanntwerden einer hochgeladenen „Raubkopie“ 🙂 ) tätig zu werden und auch zumutbare Vorsorgemaßnahmen zu treffen.

Google Photo „erkennt“ schwarzes Pärchen als „Gorillas“

An sich ist es schon erstaunlich, wie gut heutzutage die automatische Bilderkennung funktioniert. Auch Google und Facebook haben die Algorithmen im Hintergrund laufen – und gerade wegen der prinzipiellen Treffsicherheit ist ein besonderer Aspekt, nämlich die Gesichtserkennung zumindest bei uns hier in Europa nicht freigeschaltet; aus Datenschutzgründen. Manchmal funktioniert die Technik aber auch nicht, und dann kommt dabei so etwas heraus wie am Montag: Da hat Google Photos eine Schnappschussserie mit einem schwarzen US-amerikanischen Pärchen automatisch getaggt – als „Gorillas“.

Passt in der Stimmung nach dem Charleston-Massaker und der aktuellen Debatte um Rassendiskriminierung in den USA wie die „Faust aufs Auge“ – dahinter steckte aber natürlich keine Absicht, sondern lediglich die Unzulänglichkeit der Software; Google hat sich sehr schnell entschuldigt und Nachbesserung angekündigt.

Trotzdem bleibt der Fall ein warnendes Beispiel – gerade hat ja Mark Zuckerberg erläutert, wie KI, die „Künstliche Intelligenz“ bei Facebook zukünftig zum Einsatz kommen soll: Eben auch bei der Gesichtserkennung, bei der Erkennung von Sprache, bei der Analyse von geposteten Inhalten. Das generelle Problem ist bei all dem, dass zumindest die aktuellen Algorithmen statistische Korrelationen entdecken und als vermeintlich kausale Zusammenhänge präsentieren – also „Erkenntnisse“ gewinnen, die gar keine sind und auf völlig falsche Fährten führen. Wenn dann solche „Erkenntnisse“ zu Einordnungen (z.B. über die Kreditwürdigkeit, den Gesundheitszustand oder etwaige extremistische Positionen…) führen, die weder für „Entscheider“ noch für Betroffene transparent sind, dann wird es mehr als kritisch. Insofern passt da Arnold Schwarzeneggers Frage bei der Veranstaltung gestern am Schluss: „Werden die Maschinen siegen?“ Zuckerbergs Antwort: „Nein, werden sie nicht.“

Mal sehen 😉 …

Liveblog: Von 40 auf 60

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 1.7.2015

YouTube – GEMA 1:0

„Dieses Video ist in Deutschland leider nicht verfügbar“ – diese Botschaft im schwarzen Fenster gehört wahrscheinlich zu den meistgehassten Dingen bei hiesigen Netz-Nutzern. Bleibt die ganz große Frage, ob eigentlich die Verwertungsgesellschaft GEMA der Buhmann ist, oder vielleicht YouTube selbst – oder vielleicht der gemeine Raubkopierer, der ja urheberrechtlich geschützte Dateien ins Netz hochlädt. YouTube und GEMA streiten sich jedenfalls gleich vor mehreren Gerichten – in München gab es zunächst einen Punktsieg für die Google-Tochter. YouTube kann sich auf das Hostprovider-Privileg berufen; kein Schadensersatzanspruch also. Das ändert allerdings nichts an der grundsätzlichen Einsicht, dass YouTube die Urheber schon irgendwie an den durch das illegale Handeln der User erzielten Profite beteiligen muss – fragt sich eben nur, ob nach dem GEMA-Tarif oder nach dem billigeren Werbeerlös-Beteiligungsverfahren.

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 1.7.2015