Die großen Social Networks sind keine Wohltätigkeitsveranstaltungen, sondern kommerzielle Unternehmen. Und trotzdem – das eigentliche Kapital eines solchen Unternehmens; die User nämlich, deren Aktionen und deren Beziehungen untereinander sind nicht nur für Werbekunden höchst interessant, sondern auch für Wissenschaftler. Aus Social-Media-Daten lassen sich Erkenntnisse über politische Vorlieben und soziologische Fakten ablesen, aber auch über Ernährungsgewohnheiten oder Grippeepidemien – ein auch nur annähernd vergleichbares Datenmaterial war bis vor ein paar Jahren schlichtweg nicht verfügbar.
Wie die anderen Plattformen hat Facebook auch bislang schon Wissenschaftlern zuweilen Zugriff auf seinen Datenschatz eingeräumt – allerdings zum einen mit gewissen Einschränkungen und Bedingungen, zum anderen mit wenig Fortune bei der Kontrolle dieses Zugriffs; der Fall Cambridge Analytica hat sich bekanntlich zu einem ausgewachsenen Desaster für die Zuckerberg-Truppe entwickelt – und zum Auslöser einer gewaltigen Goodwill- und Transparenz-Offensive.
In die passt auch der neue Ansatz zum Datenzugang für Wissenschaftler – der soll nun über eine unabhängige Forschungskommission ablaufen. „Social Science One“ ist dabei nicht nur Vermittler zwischen dem Social Network und interessierten Forschern, dem Gremium steht sogar ein ganz ansehnlicher Fördergeldtopf und ein Peer-Review-Pool zur Verfügung; für die Auswahl unterstützungswürdiger Projekte hat man Berater in aller Welt rekrutiert, u.a. auch an deutschen Universitäten.
Social Science One: Facebook lässt Wissenschaftler an Daten · Dlf Nova
Deutschlandfunk Nova – Hielscher oder Haase vom 12.07.2018 (Moderation: Diane Hielscher)