Man könnte fast schon Mitleid bekommen mit Facebook. Denn auseinanderzuhalten, welche User-Posts ok sind und welche nicht, das ist auch mit den schönsten Content-Richtlinien immer wieder eine Gratwanderung. Wenn Einträge online gehen, die nach US-amerikanischem Recht zulässig wären und unter die am Stammsitz des Social Networks sehr weit gefasste Meinungsfreiheit fielen, dann schreit vielleicht der Justizminister eines unbedeutenden Zwergstaates irgendwo auf der Welt Zeter und Mordio und droht mit empfindlichen Geldstrafen und Zwangsmaßnahmen 🙂 .
Aber zum Glück muss Mark Zuckerberg die heikle Arbeit ja nicht selbst machen, sondern kann sie aus der immer noch prall gefüllten Geldbörse an mau bezahlte Hilfskräfte weitergeben. Für den „einfachsten“ und schlimmsten Job – das Aussortieren von exzessivster Gewalt und Kinderpornografie – zahlt Facebook „logischerweise“ am wenigsten; das Begutachten von Texten erfordert hingegen schon eine höhere und vor allem muttersprachliche Qualifikation – dafür gibt es dann in einem jungen, hippen Team im schönen Berlin glatte 1400 Euro monatlich zu verdienen; ggf. plus Zuschläge für Nacht- und Wochenendarbeit.
Und ein weiterer Bonus ist drin, wenn ein(e) Content-Moderator(in) bei der Entscheidung „Löschen oder stehen lassen“ überproportional oft richtig lag. Knifflige Fälle, etwa nach „Zensur!“-Protesten von hochrangigen Politikern, übernimmt die Zentrale. Der Bericht von „Zoltan“ auf der ungarischen Website 444.hu ist auch über den Umgang mit dem Video des Fidesz-Kabinettchefs Janos Lazar hinaus interessant – so reichen offenbar subtile Umformulierungen aus, die Facebook-No-Go-Kriterien zu umschiffen und die beabsichtigte Botschaft doch noch recht unmissverständlich ans Volk zu bringen.
Facebook Moderator: Posts von ungarischem Kabinettschef bleiben unangetastet · Dlf Nova
Deutschlandfunk Nova – Hielscher oder Haase vom 15.08.2018 (Moderation: Till Haase)