Panikmache und Dauerwarnung lässt Computernutzer resignieren

Es gibt ja bei vielen großen, mächtigen US-Unternehmen (oder auch bei deutschen Hinterhof-Klitschen…) mit authentischem (oder auch mit nachgeäfftem…) “auf-zu-neuen-Horizonten”-Gestus so einen ganz fantastischen Titel für irgendwelche freischwebenden Gurus mit Visionen: “Chief Technology Evangelist”; oder so ähnlich. Ich habe mich immer gefragt, ob eine solche Jobbezeichnung für wahrhaft Gläubige – von Papst Franziskus bis hin zum salafistischen Eiferer – nicht eigentlich pure Blasphemie ist. Zum Glück haben beide (der Papst und der Eiferer…) Besseres bzw. Schlechteres zu tun, als sich näher damit zu beschäftigen.

“Evangelist”; wie gesagt nicht übel. Aber eigentlich hätte ich auch etwas für eine hippe Visitenkarte: “Michael Gessat – DRadio Wissen (demnächst DLF Nova 🙂 ) – Netzapokalyptiker”. Sagt meine Moderatorin. Und zugegeben – ich habe ja irgendwie ein Faible für die neuesten Hacks, Sicherheitslücken und Hintertüren; für Irrtümer, Fahrlässigkeiten, Betrug und Verrat – und irgendwie ist mir natürlich auch gar nicht immer so ganz klar, dass das apokalyptische Szenario die “ganz normalen” Nutzer emotional, psychologisch schier überfordert. Sicherheits-müde macht.

Das US-amerikanische NIST hat das jetzt aber einmal erforscht und zweifelsfrei konstatiert: Dauerpanik und Dauer-Alarm führt bei den Adressaten zu Lähmung und Resignation. Man muss die Komplexität reduzieren, sagt das NIST. OK, es ist ja ganz einfach: Machen Sie regelmäßig Backups. Klicken Sie nicht auf jeden Link in einer Email. Ab und zu mal ein Update vom Betriebssystem. In Wirklichkeit lasse ich es selbst ab einer bestimmten Schwelle gut sein. Apokalyptiker bin ich ja gern. Aber nicht paranoid.

Sicherheitsmüdigkeit: Statt Reaktion auf Warnungen Kapitulation · DRadio Wissen

Dradio Wissen – Hielscher oder Haase vom 05.10.2016 (Moderation: Diane Hielscher)

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