In den Presse-Vorankündigungen hatte das auch erst einmal meine Aufmerksamkeit erregt: „Satnavs ’switch off‘ parts of the brain“ – so lautete die Schlagzeile bei Eurekalert. Und die Anführungszeichen, das wissen wir spätestens seit den Abhör-Vorwürfen von Donald Trump, die sind sehr wichtig 🙂 …Beim Blick auf das Abstract fand ich die Geschichte ganz nett, aber letztlich nicht so überraschend, als dass ich sie am nächsten Morgen thematisiert hätte. Insgesamt war die Presseresonanz aber ganz ausgezeichnet – und zwar, so kritisiert Dean Burnett vom Guardian, weil die Titelzeile schon reichlich „aufgesext“ und letztlich irreführend war.
Zwar hatten die Forscher vom University College London explizit darauf hingewiesen, dass sich aus ihrem Navigations-Experiment im fMRI-„Hirnscanner“ keine Aussagen über irgendwelche Langzeitfolgen ableiten lassen würden – die Presse brachte dann aber doch „intuitiv“ naheliegende, aber falsche „Schlussfolgerungen“ wie: „Warum sich die Millenium-Generation immer verläuft“ oder „Navis lassen uns verdummen“ oder „Fahrer mit Navis erinnern sich nicht mehr an Straßen“. Aber wie Dean Burnett ja sehr schön als Beispiel anführt: Wenn ich keinen erhöhten Puls habe, bedeutet das noch nicht, dass mein Herz zu schlagen aufgehört hat oder „abgeschaltet“ ist – das Ausbleiben einer erhöhten Aktivität (und die ohnehin bekannten „Unschärfen“ bei allen Kernspintomograph-Hirnuntersuchungen haben wir da auch noch im Hinterkopf…) bedeutet nicht das „aktiv negative“ „Abschalten“ einer Funktion.
Ein vermeintlich sehr subtiler Unterschied, aber in Wahrheit ein eminent wichtiger.
DRadio Wissen – Hielscher oder Haase vom 24.03.2017 (Moderation: Diane Hielscher)