Big Data: Vermeintliche Anonymität ist schnell ausgehebelt

Im Wissenschaftsmagazin “Science” findet man normalerweise Publikationen zu den neuesten Erkenntnissen in Physik, Chemie oder Biologie, und normalerweise sind die Science-Artikel denn auch für Nicht-Experten reichlich schwierig und speziell. In der aktuellen Ausgabe allerdings gibt es einen Themenschwerpunkt, der erstens allgemein verständlich ist, und der zweitens auch praktisch alle angeht: “Privacy in a Data-Driven World“, also “Die Privatsphäre in einer daten-gelenkten Welt” lautet die Überschrift.

Keine schlechte Idee – denn zum einen ist die wissenschaftliche Community in gewisser Weise eine gesellschaftliche Elite mit Multiplikatoren-Potential, die wachzurütteln sich lohnt. Und zum anderen nutzen Wissenschaftler ja mittlerweile selbst sehr eifrig Big Data als Quelle neuer Erkenntnisse – sicher mit allerbesten Absichten, aber nicht unbedingt immer mit dem nötigen Blick für die damit verbundenen Gefahren.

Ein sehr konkretes Beispiel geben Forscher aus den USA und Dänemark: Wir alle erteilen als Kunden tagtäglich (überwiegend gezwungenermaßen…) unsere Einwilligung zur Nutzung unserer Daten – gegenüber dem Internet- oder Mobilfunkprovider, gegenüber der Versicherung, der Krankenkasse oder dem Kreditkartenunternehmen. Nur gehen wir dabei immer noch davon aus (und so ist das auch in Datenschutzregeln und -vereinbarungen vorgesehen…), dass aus der Big Data-Gesamtheit nicht auf uns als konkrete Einzelperson zurückgeschlossen werden kann.

Das ist offenbar eine Illusion, zeigt der Science-Artikel – schon ein paar wenige nicht anonyme zusätzliche Einzelinformationen (die sich im Netz sehr leicht auffinden lassen…) reichen aus, um uns in einem anonymisierten (bzw, pseudonymisierten) Datensatz wiederzufinden. Das Muster unseres Verhaltens; beim Autofahren, Einkaufen oder beim Googlen ist sehr viel einzigartiger, als man intuitiv annehmen würde. Und je mehr Datenfacetten in den Big Data-Topf hinzukommen, umso geringer wird die Chance, noch in der Masse unterzugehen.

Das Fazit des Science-Themenschwerpunktes: Die geltenden Datenschutzvorschriften reichen nicht aus, weder in den USA noch in Europa – wenn wir unsere Privatsphäre nicht komplett abschreiben wollen.

DRadio Wissen · Datenschutz: Warum scheinbar anonymisierte Daten im Netz nicht sicher sind.

DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 30.1.2015

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert