Ein PC mit Windows 11, der eigentlich nicht für Windows 11 geeignet sein sollte

Ich bin ja ein großer Freund von billigen oder vielmehr preiswerten, pragmatischen Lösungen. Wie etwa mein wunderbares Chromebook. Letztens habe ich mal eine Werbung von Pearl reinbekommen (richtig, die Firma, die immer noch mit Appellen an die niedersten Triebe ihrer logischerweise zu 99% männlichen und nerdig-verpeilten Kundschaft unterwegs ist 🙂 )

Ein refurbished Office-PC, offenbar eben ein in riesigen Stückzahlen eingesetzter und jetzt wieder aufbereiteter Leasing-Rückläufer aus Firmen. Das Angebot gibt es immer noch – ich bekomme hier übrigens keine Werbe-Tantiemen 🙂 – ein Fujitsu Esprimo D956 mit 8GB Hauptspeicher, 256GB-SSD der Firma „Innovation“ und – jetzt kommts: Windows 11 Home.

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Für 179,99 Euro. Das klingt gut, ich hab das Ding bestellt – und kurz danach realisiert: der Prozessor „Intel Core i5-6500, 4x 3,2 GHz“ steht ja gar nicht auf der Kompatibilitäts-Liste von Microsoft. Eigentlich sollte sich Windows 11 auf der Kiste nicht installieren lassen. Oder nur mit Registry-Tricks. Oder vielleicht frisch installieren lassen, aber eben doch „eigentlich“ nicht unterstützt – und als Konsequenz: Bei einem kommenden Update von Windows 11 könnte der PC bzw. das Windows das Update verweigern.

In der Registry sind keine der bekannten Umgehungs-Einträge zu finden. Auf meine Nachfrage hat mir Pearl heute geantwortet:

Sehr geehrter Herr Gessat,

auf Ihre Frage teilen wir Ihnen gerne das Folgende mit:

Ein Problem mit Updates ist uns bei diesem Gerät nicht bekannt.

Windows 11 kann ohne Einschränkungen verwendet werden.

Für weitere Fragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

Ok, da bin ich mal gespannt. Diese Formulierung mit „ist uns nicht bekannt“ heißt ja normalerweise nur „wir haben nicht die geringste Ahnung“. Aber vielleicht rudert Microsoft hier ja doch schon zurück und hat zumindest für OEM- oder Refurbished-Anbieter die Kompatibilitäts-Einschränkungen gelockert?

Der PC ist übrigens super und empfehlenswert. Er ist – wie sich nach dem sekundenschnellen Öffnen zeigt – sauber aufgebaut (mit einem einzigen Kabel nämlich zur SSD…), läuft völlig lautlos und ist für reine Office-Aufgaben ausreichend. Natürlich hätte man für zehn Euro mehr eine SSD mit doppelter Kapazität einbauen können – aber ok. Hauptspeicher lässt sich problemlos nachrüsten – es sind nur zwei von vier Slots belegt. Was eine etwaige schnellere Grafikkarte statt der On-Board-Lösung angeht – eher nicht; denn das Gehäuse hat nur eine Slim-Bauhöhe.

Aber für meinen Einsatzzweck – ein Spiegel meines Haupt-PCs mit den wichtigsten Programmen, auf dem ich im Fall eines GAUs sofort weiterarbeiten kann – dafür ist die Kiste bestens geeignet.

 

Chromebooks sind echt eine nennenswerte Alternative

Computer-Betriebssysteme sind ja so ein bisschen Glaubenssache. Windows: Klar, der Platzhirsch. Funktioniert, und es gibt unzählige Programme für alles. Wer sein Windows einigermaßen aktuell hält und regelmäßig updatet, der hat auch mit Malware recht wenig Probleme. Der hauseigene „Defender“ reicht eigentlich aus, und wenn man nicht auf Phishing-Mails reinfällt, dann geht das.

Windows – das wahre Bild!!!

MacOSX: Ist auch wirklich nice und schick. Die Hardware ist eben signifikant teurer, aber dafür ist das Malware-Risiko noch mal deutlich geringer. Es gibt theoretisch Mac-Schadsoftware, aber faktisch braucht man noch nicht mal einen Virenscanner. Das Privacy-Konzept – im Wechselspiel mit iOS – ist recht gut. Also für alle Leute mit genügend Kohle: Apple bietet vielleicht das schickste und komfortabelste Konzept. Es gibt nicht so ein umfassendes Programm-Angebot wie bei Windows, aber die Windows-Programme lassen sich notfalls per Emulator einbinden.

Linux: Das ist ok und gratis und sicher – auch da ist das Malware-Risiko nahezu null. Die Oberfläche und der Workflow hinken immer noch hinter Windows und MacOSX hinterher, da gibt es keinen Zweifel. Die Einrichtung, speziell in Multi-Boot-Umgebungen kann tricky sein – das ist möglicherweise nicht die Schuld von Linux, sondern die der anderen Hersteller – aber es ist trotzdem so. Linux ist nach wie vor das System der Bastler und Checker – aber eben: sehr sicher und auch auf nicht mehr aktueller Hardware performant.

Und dann gibt es noch Chrome. Ich hab das lange Zeit überhaupt nicht in Erwägung gezogen. Das ist ja irgendwie kein „richtiges“ Betriebssystem, sondern nur ein Browser-Betriebssystem, wo eben alles nur online funktioniert, der größte Teil eben im Browser. Aber das stimmt ja so nicht. Chrome ist weitgehend Android. Also ein Betriebssystem, das weitgehend dem eines Android-Smartphones oder -Tablets entspricht. Chrome greift auf den Android/Google-AppStore zurück und damit eben auf die Apps, die es dort gibt.

Und das sind ja sehr viele. Vom Sparkassen- und Depot-Zugang über Steuererklärung über Wetter bis hin zur Tankstellen-Suche. Die Office-Funktionalität ist in den entsprechenden Apps abgedeckt, inklusive Videokonferenz. Der Zugang zum Intranet des Arbeitgebers: Terminal-Zugang z.B. über VMWare – und danach sieht das Chromebook halt aus wie ein Windows-PC. Dazu kommen die gleichen Benefits wie bei MacOSX oder Linux – ein Malware-Befall ist extrem unwahrscheinlich.

Und die Geräte kosten halt praktisch nichts, die sind auch mit 64 GB Speicher relativ spartanisch ausgestattet – aber für das Cloud- oder Terminal-Konzept reichen die vollkommen aus. Als erstes hatte ich mir ein 14-Zoll-Chromebook von Acer beim Amazon Prime Day „geschossen“ für 120 € – das hat jetzt mein Neffe. Lautlos, Akku-Laufzeit 12,5 Stunden. Ein ähnliches kurz gebrauchtes Gerät für 130 € bei eBay habe ich für eine Freundin besorgt, und ich selbst habe mir ein 15-Zoll-Modell mit Touchscreen, Vorführmodell bei MediaMarkt für ebenfalls 130 € gekauft.

In der täglichen Performance ist das absolut auf dem Level eines sehr viel teureren 15-Zoll-Windows-Notebooks. Von den Apple-Preisen für Airbooks etc. wollen wir mal gar nicht reden. Ok, ein bisschen Vertrauen zu Google muss man natürlich haben. Wie alle Android-Nutzer:innen…

Ein super-peinlicher journalistischer Fehler kann passieren. Aber die Korrektur sollte man nicht auch noch verbocken.

Wie es gerade Tagesschau.de gemacht hat.

Ich bin ja bekanntlich öffentlich-rechtlicher (freier…) Journalist, und ich arbeite als „Netzreporter“ bei DLF Nova vorwiegend „kurativ“ – das heißt, ich scanne Medienberichte und referiere die dann anschließend hörfunkgerecht und ordne die qua eigener Expertise ein. Dabei habe ich ein eng begrenztes Zeitkorsett – und immer die Gefahr im Hintergrund, mal Bullshit zu lesen, zu glauben und dann zu referieren.

Dagegen hilft – hoffentlich – eine gewisse eigene in langen Jahren erworbene journalistische Erfahrung – sowohl spezifisch fachlich; als auch ganz allgemein ein Misstrauens-Flag für allzu unwahrscheinliche Geschichten. Und dann – hoffentlich – die journalistische oder fachliche Expertise und das angebrachte Misstrauen des abnehmenden Redakteurs oder der abnehmenden Redakteurin bei allzu unwahrscheinlichen Geschichten.

Stromkabel sind so was von out. Die Energie kommt aus der Luft – oder so.

Die ganzen Kontrollmechanismen haben gefehlt bzw. versagt bei einer tollen und eben auch völlig unwahrscheinlichen Geschichte, die die Südafrika-Korrespondentin der ARD, Jana Genth am 16.9. bei Tagesschau.de untergebracht hat. Ein Fernseher, der nicht nur keinen Strom, keine Energie verbraucht – sondern Strom und Energie auch noch „generiert“ und damit andere Elektrogeräte versorgen kann – diese Erfindung oder Entwicklung des famosen Simbabwers Maxwell Chikumbutso ist revolutionär. Oder eben für jede(n), der/die auch nur einen Funken Ahnung von Physik oder auch nur Lebens-Wahrscheinlichkeit hat – völlig absurd.

Irgendwie müsste ja auch der technikfernsten Journalistin oder dem technikfernsten abnehmenden oder übernehmenden 🙂 Redakteur klar sein – es gibt kein Perpetuum Mobile, keinen energie-erzeugenden oder „energie-gewinnenden“ Mechanismus, der Energie oder Strom irgendwo rausholt, wo sie nicht vorher reingesteckt worden ist. In der Tat ist es möglich, aus „Funkwellen“ wieder Energie rauszuholen und z.B. Radioempfänger zu betreiben oder Glühbirnen – nämlich in der unmittelbaren Nähe der Sende-Anlagen. Ein uralter Hut. Es ist auch möglich, aus den mittlerweile zum normalen Spektrum gehörenden „Funkwellen“ wieder Energie rauszuholen, um „drahtlos“ Geräte mit Strom zu versorgen – allerdings mit ganz bescheidener Ausbeute; für Schaltungen mit minimalem Strombedarf.

Denn es ist völlig klar – aus dem elektromagnetischen „Funkwellen“-Spektrum (abgesehen bzw. inklusive eben vom deswegen ja gerade so super-netten Sonnenlicht…) lässt sich logischerweise maximal die Energie rausholen, die da zuvor reingesteckt worden ist. In Wirklichkeit natürlich aufgrund der Umwandlungsverluste um Größenordnungen weniger – von irgendwie „kostenloser, erneuerbarer und grüner Energie“ keine Rede. Das ist so absurd und lächerlich, dass es auch jeder völlig technikfernen Korrespondentin und jedem technikfernen abnehmenden Redakteur mit rudimentärer Schulbildung auffallen müsste.

Aber ok. Das vielgerühmte „vier-Augen-Prinzip“ des verantwortungsvollen öffentlich-rechtlichen Rundfunks wird natürlich im Zweifelsfall schon durch zwei Personen ausgehebelt: Eine ahnungslose Korrespondentin und ein/eine ahnungslose(r) abnehmende(r) Redakteur(in) im Wochenend-Modus. Kann passieren. Ist super-peinlich, aber kann passieren. Jetzt setzt kurz nach Veröffentlichung des Beitrages das Feedback bzw. der Shitstorm ein. Am 16.9. Mit einem Artikel beim geschätzten Qualitäts-Organ bild.de; mit Artikeln bei den üblichen ÖR-kritischen Webseiten, mit Memes, die vor allem auch genüsslich das Narrativ im Artikel aufgreifen: Die „Forschungen“ des famosen Maxwell Chikumbutso werden nicht gewürdigt – aus Rassismus. Natürlich.

Und dann kommt am Montag (19.9.) spätnachmittags (!!) eine Reaktion. (Willkommen zurück aus dem Wochenende, liebe „EntscheiderInnen“… 🙂 ) Nur – das von euch ansonsten so geliebte Internetz ist ja bekanntlich ein verhältnismäßig schnelles Medium. Von dem besonders heiklen und in der aktuellen ÖR-feindlichen Diskussion verheerend wirkenden, weil die Vorurteile bestätigenden „Rassismus“-Aspekt ist in der „Korrektur“ auf Tagesschau.de für die Verbreitung der „Ente“ und Fake-Meldung selbstredend nicht die Rede. Stattdessen wird weiter herumgeschwurbelt – um irgendwas zu retten, was aber nicht mehr zu retten ist?

Hier auch noch einmal mein Kommentar unter dem Blogartikel:

59: Michael Gessat: 19. September 2022 um 21:15 Uhr

Was soll das heißen: "Es ist wahrscheinlich, dass sie auch nie belegt werden, weil sie physikalischen Grundsätzen widersprechen"??? Was soll das heißen: "Wir gehen davon aus, dass alle Korrespondentenberichte, die wir veröffentlichen, vorab nach allen journalistischen Grundregeln geprüft wurden"??? Die "Forschungen" des Simbabwers werden nicht nur "wahrscheinlich" nie belegt werden, sondern nie – weil sie Bullshit und Betrug sind. Und die Redaktion von Tagesschau.de darf nicht nur "davon ausgehen", dass die Korrespondentenberichte nach allen journalistischen Grundregeln geprüft wurden – sondern muss dies ja gerade selbst sicherstellen – wer sonst sollte denn dafür verantwortlich sein??? Die viel zu spät publizierte "Korrektur" dieses Desasters ist immer noch ein Desaster. Liebe Kolleginnen und Kollegen – bitte aufwachen. Und Korrektur und Transparenz heißt: Butter bei die Fische, nicht noch irgendwie beschönigen wollen. 🙂

Oder wie ich bei Twitter angemerkt habe:

Das alles ist jetzt „Nestbeschmutzung“. Nein, es ist ein Last-Minute-Nest-Säuberungs-Versuch, liebe Kolleginnen und Kollegen.

Eine tendenziöse pro-Baerbock-Kampagne von öffentlich-rechtlichen „Faktencheckern“?

Tja, man weiß es nicht. Man/frau/es weiß es ja nie bei Überschriften mit Fragezeichen dahinter. Ein Artikel mit Fragezeichen weiß es entweder nicht genau oder möchte sich nicht festlegen – das kann bei komplizierten Sachverhalten, die in der vom Honorar her angemessenen Recherchezeit eines/einer (freien 🙂 ) öffentlich-rechtlichen Journalisten/Journalistin eben nicht wirklich verantwortungsvoll zu klären sind, so einigermaßen ok sein.

Oder aber der Artikel oder vielmehr sein(e) Verfasser(in) möchte sich einen schlanken Fuß machen. Und irgendwas raushauen, ohne im Zweifelsfall für etwaige juristische und journalistische Folgen belangt zu werden. Oder – noch viel schlimmer: Irgendetwas insinuieren, was faktisch und journalistisch gar nicht belegt werden kann.

Die Überschrift bei Tagesschau.de lautet:  „Debatte um Baerbock-Äußerung: Eine pro-russische Kampagne?“ Und da würden wir doch gerne von unseren öffentlich-rechtlichen Faktencheckern eine gute und vor allem objektive Analyse dieser Frage erwarten – wenn das denn überhaupt eine neutrale Frage ist und nicht vielmehr eine Insinuation und Suggestion. Ok, ich analysiere das mal als öffentlich-rechtlicher Journalist. Die Deutsche Außenministerin hat am 31. August in Prag auf einer Podiumsdiskussion im Rahmen der Konferenz „Forum 2000“ gesprochen – in Englischer Sprache. Davon gibt es ein Komplett-Video, dessen Authentizität niemand in Frage stellt.

Bei diesem Auftritt sagt Baerbock: „But if I give the promise to people in Ukraine: ‚We stand with you as long as you need us.‘ then I want to deliver. No matter what my German voters think, but I want to deliver to the people of Ukraine.“ Auf Deutsch: (ich habe nix an der Übersetzung meiner geschätzen Tagesschau-KollegInnen auszusetzen… 🙂 ) „Aber wenn ich den Menschen in der Ukraine das Versprechen gebe: ‚Wir stehen zu euch, solange ihr uns braucht‘, dann will ich das auch halten. Egal, was meine deutschen Wähler denken, aber ich möchte für die ukrainische Bevölkerung liefern.“

Das hat sie gesagt. Definitiv. Laut Tagesschau- und BR-Faktencheckern bzw. Fakten-Füchsen 🙂  haben interessierte Kreise, z.B. das Portal Welt.de, das ja vom dem bekanntlich auch von mir super-geschätztem Axel-Springer-Verlag 🙂 herausgegeben wird, zunächst eine falsche Version des Zitats verbreitet. „Regierung stehe an Seite der Ukraine, egal was die deutschen Wähler denken, sagt Baerbock.“ Und dann korrigiert: „Regierung stehe an Seite der Ukraine, egal was meine deutschen Wähler denken, sagt Baerbock.“  Die tollen, geschätzten ÖR-Faktenchecker und -Füchse bleiben allerdings jeglichen Hinweis schuldig, was denn an der korrigierten Version anders oder besser sein soll als an der meinetwegen falsch zitierten ersten.

Mir fällt da auch – als top-verantwortungsvoll handelndem, denkendem und recherchierendem öffentlich-rechtlichem Journalisten 🙂 nix zu ein. Es ist ja ziemlich klar, dass Annalena Baerbock sich nicht allen deutschen Wählern und Wählerinnen verantwortlich fühlt. Was z.B. die Wähler und Wählerinnen der AfD denken, kann Baerbock legitimerweise einigermaßen egal sein. Rein rechtlich gesehen kann ihr sogar alles Denken der Wähler und Wählerinnen egal sein – wir haben nämlich kein imperatives Mandat hier in Deutschland, sondern die Abgeordneten sind aus gutem Grund nach der Wahl erst mal nur ihrem Gewissen verpflichtet.

Von daher sind natürlich auch die AfD- und sonstigen rechten Idioten-Reflexe lächerlich – #Hochverrat und #Rücktritt erinnern so etwas an die nostalgischen „Angela-Merkel-an-die-Wand-stellen“-Schwachmaten-Geifereien. So weit, so schlecht. Selbstverständlich haben aber in Minutenschnelle sowohl russische Internet-Trolle als auch politische Gegner und Gegnerinnen die Steilvorlage der Außenministerin aufgenommen. Die Verbreitungs-Analyse im Tagesschau- und BR-Artikel – die mag ja insofern sicherlich stimmen. Aber die ändert ja keinen Deut an der Aussage der Ministerin.

Dass aber jetzt meine geschätzten öffentlich-rechtlichen KollegInnen Interpretationshilfe geben, wie denn die erst mal faktisch unzweifelhafte Aussage von Annalena Baerbock zu kontextualisieren und einzuordnen und „gemeint“ sein könnte – das erschüttert und empört mich allerdings zutiefst. Ich habe mir das Video angeguckt (Baerbocks Englisch ist übrigens wirklich nicht wahnnsinnig gut…) und ihre nach dem Zitat folgenden weiteren Äußerungen zu der Notwendigkeit, auf die Nöte der von Sanktionsmaßnahmen-Folgen Betroffenen solidarisch einzugehen: Die sind zwar schön und gut und sicherlich auch politisch notwendig – aber die Aussage „egal was meine Wähler denken“ wird dadurch nicht neutralisiert.

Der Witz ist ja erstens – in wieweit die angedachten Kompensationsmaßnahmen tatsächlich die Zumutungen und Belastungen für die Bevölkerung kompensieren werden, ist noch keinesfalls klar. Und zweitens – wir haben nach den Corona-Zumutungen direkt die nächsten Zumutungen, bei denen wiederum die Bürgerinnen und Bürger gar nicht gefragt worden sind, ob sie denn „selbstverständlich“ solidarisch sein wollen. Solidarisch zu sein fällt naturgemäß leichter, je mehr man mit 5000,- Netto und mehr in einer schicken Berliner Altbauwohnung residiert 🙂

Klar – die Russen-Trolle und die politischen Gegner greifen die Baerbock-Äußerung gerne und social-media-pointiert auf. Das ist sozusagen deren normales Business – das man aber auch gar nicht weiter skandalisieren muss. Vom Auswärtigen Amt kommt hingegen ein furchtbarer Verdacht: Der dort angesiedelte „Ministeriumsbeauftragte für strategische Kommunikation“ (Mist, woran erinnert mich diese Amtsbezeichnung nur?? Ich denk da lieber nicht zu intensiv drüber nach, Autobahn geht ja gar nicht…), Peter Ptassek schwurbelt da via Twitter rum:

"Der Klassiker: Sinnentstellend zusammengeschnittenes Video, geboostert von prorussischen Accounts und schon ist das Cyber-Instant-Gericht fertig, Desinformation von der Stange."  

Wo genau da jetzt die Sinnentstellung und Desinformation gewesen sein soll – bei Herrn Ptassek ebenso wie bei den Faktenfüchsen: Fehlanzeige. Die Verteidigungsstrategie erinnert stark an die des Grünen-Wahlkampfteams, das ebenso erfolglos wie peinlicherweise versucht hatte, Annalena Baerbock aus ihrem unbestreitbaren Plagiats-Sumpf rauszupauken. Bei Herrn Ptassek ist das „sich in die Bresche werfen“ aber auch Teil seines Jobs. Bei meinen Kollegen und Kolleginnen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk allerdings nicht. Wie kommt ihr, liebe Kolleginnen und Kollegen darauf, hier mit Fragezeichen-Überschriften, mit Selbstverständlichkeiten politischer Gegner, und mit von ihren Auswirkungen her gar nicht erläuterten angeblich „verzerrenden“ Fehlern konkurrierender Medien in den reichweite-starken öffentlich-rechtlichen Medien Partei zu ergreifen?

Wir haben seit langer Zeit eine Diskussion um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Wir haben gerade die Causa Schlesinger beim rbb – wobei ich übrigens sagen würde – ein Großteil der vermeintlich so klaren Missbräuche/Skandale dort ist überhaupt nicht so klar oder justiziabel – aber ok: Wir sind gerade extrem unter Beobachtung und unter Beschuss. Und dann veröffentlichen wir so eine Schei…/so eine tendenziöse, parteiergreifende und in der journalistischen Form herumschwurbelndende Kacke (oh, Entschuldigung! 🙂 ), bei der eben gar nicht klar wird, was hier „Faktencheck“ ist und was nur normale „grün-versiffte“ Parteiergreifung.

Der absolute Gag ist ja – ich bin eigentlich politisch-emotional auch in dem „grün-versifften“ Lager, weil die anderen Lager noch widerlicher sind. 🙂 Aber seit der Plagiats-Affäre von Frau Baerbock und ihren famosen Partei-Kollegen ist das bei mir vorbei. Fazit: Wir haben hier keinen Baerbock-Skandal. Wir haben aber leider wieder mal einen (Mini-) ÖR-Parteiergreifungs- und „Faktenchecker“-Skandal.

„How dare you?“ Wenn wir da  nicht endlich die nötige Sensibilität und Neutralität entwickeln und zeigen, kicken wir uns raus. Und dann zu recht.

 

P.S. /Korrektur: Ich hatte in einer ersten Version des Artikels geschrieben, Peter Ptassek sei Mitglied des Grünen-Wahlkampfteams gewesen. Das war eine Verwechslung.

Yippie-ya-yeah! Meine Spülmaschine und meine Waschmaschine tun’s wieder!

Und das ist ja nicht soo selbstverständlich. Die Dinger sind 20 bis 30 Jahre alt und waren damals bei der Anschaffung schon nicht im Premium- , sondern eher im Low- bis Mid-Budget-Segment angesiedelt. Meine wunderschöne Spülmaschine ist eine Bauknecht („Bauknecht weiß, was Frauen wünschen“ 🙂 ), Baujahr offenbar 2004. Die hat immer tadellos gespült. Vor ein paar Jahren dann hat sie rumgezickt mit Blink-Fehlercodes. Hab dann laut Anweisungen aus dem Netz einen Druck-Sensor rausgeschraubt und saubergemacht – danach lief sie wieder.

Vor einiger Zeit dann wieder das gleiche Theater. Da ich ja schließlich auch von Long-Covid betroffen bin (Depressionen, Arbeitsunlust, Müdigkeit schon am Tage, heftige Unlust, mich irgendwelchen besonderen Herausforderungen zu stellen… Das aber übrigens auch schon vor meiner Corona-Infektion, har, har, har 🙂 ), hab ich mich lange nicht aufraffen können, das Ding noch mal aufzuschrauben. Irgendwann hab ich es getan. Maschine auf die Seite gelegt. Boden abgeschraubt.  Die Druckdose wieder rausgefummelt und mit Zahnstocher und Druckluft sauber gemacht.

Tja, damals war das noch Qualität.

Leider hat die undankbare Spülmaschine dieses Engagement nicht gewürdigt, obwohl ich ihr gesagt habe, dass das ihre letzte Chance ist vor dem Verschrotten. Danach hab ich also einigermaßen guten Gewissens („Es muss sein“) eine neue bestellt bei Saturn und das Geld per Paypal überwiesen. Da kam erst eine Bestellbestätigung (die aber wohlgemerkt noch keine Auftragsannahme ist 🙂 ) und dann zwei Tage später eine Stornierung. Die Typen konnten nicht liefern. Super Warenwirtschafts-System. Ein paar Tage später ist die Maschine wieder im Shop – einen lockeren Hunderter plus Wegfall des Rabattes teurer.

Also ich noch mal ran an das alte Schätzchen. Und siehe da – der Fehlercode bei sechsmal- oder siebenmal blinken stimmt absolut: Wasserzufuhr fehlt, oder Schlauch abgeknickt. Ich schraub den Schlauch/das Sicherheitsventil ab – und siehe da – das ist völlig zugesetzt mit Kalk. Eine Stunde Essigessenz-Bad, wieder draufgeschraubt – und die Kiste zieht wieder Wasser und läuft! Juchu! Schon mal 450 bis 500,- gespart. Jetzt zur Waschmaschine. Noch deutlich älter, Anschaffung offenbar 1993. Whirlpool/Philips AWG 719. Das Ding hat schon seit langer Zeit kein Waschmittel aus dem Dosierkasten mehr runtergespült – ich hab also das also immer direkt in die Waschtrommel getan.

Wäscht und wäscht. Wenn sie denn Wasser bekommt.

Vor einiger Zeit war dann ganz Schicht – die Maschine hat nur noch tröpfelnd Wasser eingelassen – der Waschgang dauerte den ganzen Tag. War relativ einfach zu lösen, indem ich das Wasser mit einem Eimer in das Waschmittelfach reingeschüttet hab. Allerdings auch relativ nervig, weil das pro Waschgang dreimal erforderlich war. Heute schraub ich das Ding auf – und siehe da: der kleine Schlauch vom Wassereingang bis zum Waschmittelfach ist total mit brauner Mocke zugesetzt. Ich mach den mit der Klospirale sauber, setzt das wieder zusammen – und die Maschine zieht wieder Wasser und wäscht wieder ordnungsgemäß.

Das sind so sehr befriedigende Etappen im Leben eines Intellektuellen. Ganz dicht dran an den Basics. Fast wie ein Landwirt mit seinem Ochsenpflug. „Hüh! Bisschen schneller!“ 🙂

Suizid von österreichischer Ärztin: Social Media sind toxisch. Definitiv.

Ich muss zugeben – von der österreichischen Ärztin Lisa-Maria Kellermayr, von ihrem Engagement, ihren Medienauftritten und schließlich von den Diskussionen um Drohungen gegen sie und dem Verhalten der österreichischen Polizei, von gewissen Erkenntnissen dazu, wer hinter den Drohungen stecken könnte und von der emotionalen Eskalation – da habe ich hier in Deutschland, trotz meiner beruflichen Nähe zu Netzthemen nichts mitbekommen.

Jetzt haben wir einen Suizid, eine offenkundig etwas unglücklich lavierende Polizei in ihrer Ermittlungstätigkeit gegen den/die Urheber der Droh-Messages und die posthumen Statements, „der Hass müsse endlich aufhören.“ Die Sache scheint mir aber noch sehr viel komplexer zu sein. Oder aber sehr viel banaler. Social Media sind toxisch. Wahrscheinlich – und da gibt es sowohl anekdotische Erfahrungsberichte als auch wissenschaftliche Studien – wahrscheinlich ist es für die eigene Psyche wesentlich besser, sich da weitgehend raus zu halten.

Was für mich feststeht – wer psychisch labil ist, wird leiden oder im Extremfall umkommen in der Social-Media-Exposition. Klar, es gibt empathische Leute im Netz. Es gibt Social-Media-Gruppen oder -Diskussionen, wo positives Feedback kommt. Wo Leute posten „Kopf hoch“. „Ich fühl mit Dir.“ Oder „Ich hab dich lieb.“ Es gibt aber auch Trolle und Psychopathen im Netz. Die posten: „Du bist hässlich, geh sterben.“ Die Nacktfotos anfordern oder Strangulierungs-Challenges weiterverbreiten. Die ihren Hass, der vor der Erfindung des Internets und der Social Media nicht über ihren Stammtisch hinausgekommen wäre, nun plötzlich in die ganze Welt verbreiten können.

Und die im Netz selbst nun auch Gleichgesinnte finden, eine kleine hübsche Gruppe von Psychopathen, die sich früher nie kennengelernt hätten. Und nun aber plötzlich eine Macht sind. Eigentlich natürlich nicht, weil das nach wie vor zu 99,9% nur kleine, erbärmliche Maulhelden sind. Und noch mal ein signifikanter Prozentsatz der Verlautbarungen einfach Trollposts darstellen – als zynisch-humoristisches Experiment. Oder als Rebellion gegen Political Corectness und Wokistan. Aber der Reflex ist ja so herrlich voraussehbar: In den Social Media ist ja alles ab 7 Posts ein „Shitstorm“ oder ein Trend oder eine Bedrohung.

Damit kommen wir jetzt mal zu der Einordnung, oder zumindest zu meiner ganz spontanen, ganz subjektiven Einordnung. Wenn ich die Bilder, die Videos und die Interviews von Frau Kellermayr sehe – dann muss ich einfach ganz spontan sagen: Das ist, das war eine labile Persönlichkeit. Die sich massiv exponiert hat – und eben auch mit öffentlichen Stellungnahmen oder Positionierungen, die nicht z.B. wissenschaftlich neutral waren, sondern eben konfrontativ. Hashtag #covidioten ist konfrontativ. Das kann jeder und jede gerne posten, der/die meint, in der Corona-Diskussion die totale Checkung zu haben. Aber muss sich dabei klarmachen – das kommt konfrontativ an und wird ggf. entsprechende Gegenreaktionen auslösen.

Ich will hier nicht die Opfer-Täter-Relation verschieben – eine diffuse Menschengruppe als „Covidioten“ zu bezeichnen, ist eine Sache. Ein Abschlachtungs-Szenario anzudrohen, ist eine andere Sache. Natürlich sollte alles getan werden, um das Drecksschwein mit dem Pseudonym „Claas, der Killer“ zu identifizieren und in den Knast zu schicken. Aber ganz klar – weder der Internet-Hater noch die unglücklich operierende österreichische Polizei haben jetzt eine zwangsläufige direkte Verantwortung für den Suizid von Frau Kellermayr. Ausschlaggebend war halt ihre eigene Wahrnehmung – und da ist natürlich extrem tragisch, dass hier auch die Gespräche mit der Presse und mit Psychologen nicht helfen konnten.

Die Sache ist einfach nur: Mit einem wie auch immer konfrontativ zu interpretierenden Posting in den Social Media aktiviere, wecke ich Psychopathen, mit denen ich sonst nie in Kontakt gekommen wäre. Oder gar nicht mal Psychopathen, sondern einfach nur ganz normale Leute – die aber leider die ganze Welt und Corona oder sonst was völlig anders sehen als ich. Das könnte mir normalerweise völlig egal sein, das würde ich normalerweise nie mitbekommen, das ist ja eigentlich auch völlig irrelevant – weil diese Typen kenne ich ja gar nicht und die will ich auch möglicherweise gar nicht kennenlernen.

Das ulkige ist ja nur – auch die Likes und Retweets von irgendwelchen Leuten, die ich gar nicht kenne und von denen ich gar nicht weiß, wie die ticken – die sind eigentlich auch völlig irrelevant, die könnten mir völlig egal sein, die würde ich normalerweise nie mitbekommen. Die will ich – bzw. eben ein(e) Social-Media-NutzerIn nur halt sehen. Aber eigentlich nur aus reiner, beknackter Eitelkeit. 7 Likes und ich bin wichtig und der King. Oder 10.000 Likes für meine Meinung oder meine Fotos und ich verdiene Kohle damit. Die Kehrseite: Wenn ich Likes suche, finde ich auch Hates.

Das absurde ist ja: Es ist eigentlich nicht relevant, was ein Typ aus irgendeinem hintersten Kaff in den USA darüber denkt, ob ein Mädchen aus Deutschland hübsch ist oder nicht. Es ist eigentlich auch nicht relevant, was ein geifernder Berliner Rechtsradikaler über eine österreichische Ärztin denkt. Und jetzt, mit unseren wunderhübschen „Social Media“ wird das alles plötzlich relevant. Und toxisch. Und im Extremfall tödlich. Das muss man sich echt mal ganz drastisch klarmachen. Und de-toxen. Sich ausklinken. Die normale Welt und die Beziehungen zu den normalen, analogen Menschen um einen herum sind eh schon kompliziert genug. Und spannend genug, wenn man sich darauf einlässt.

Die Saudi-Golf-Liga startet. Wie korrupt sind die Spieler? Und wir Zuschauer?

Pecunia non olet. Das ist bekanntlich eine uralte Weisheit, die die Römer schon formuliert hatten, bevor sie etwas von Öl-Dollars ahnen konnten. Und selbstredend war schon beim römischen Original-Spruch nicht die Rede vom tatsächlichen Stinken, sondern vom moralischen. Und selbstredend war schon bei der Formulierung des Original-Spruchs impliziert: Das gilt halt nur für pragmatische Leute. Oder eben für korrupte.

Moralisches oder unmoralisches Handeln definiert sich ja gerade nicht an Zwängen. Sondern an Möglichkeiten. An der Abwägung zwischen für einen persönlich zwar angenehmen, aber irgendwie doch fragwürdigen Konstellationen und Handlungen. Und den etwaigen Gegenargumenten. Bestechlich oder korrupt zu sein heißt natürlich immer: Für mich und meine Familie ist das die beste, oder sagen wir mal, eine zumindest lukrative Option. Gleichzeitig bin ich aber auch korrupt und bestechlich und gegebenenfalls ein Arschloch. Damit muss man erstmal umgehen und leben können.

Ein wunderschönes Exempel für diese gravierenden Konflikte bietet sich gerade im Golfsport. Da hat sich ein etwas isolierter, vielleicht auch rachsüchtiger Golf-Funktionär mit einem etwas isolierten Regime zusammengetan. Wobei das Regime erstens über weitgehend unbegrenzte, theoretisch nicht-stinkende Kohle verfügt. Und zweitens auch gerne sein Image – koste es was es wolle – etwas aufbürsten und reinwaschen möchte. Es ist halt nicht so ganz ohne, wenn man einen systemkritischen Staatsbürger in einem Nachbarland ins Konsulat zitiert – und den dort von einer vorher eingeflogenen Folter-Truppe abschlachten lässt, während zur Verschleierung ein Double aus dem Haus rausmarschiert.

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War unliebsam, wurde abgeschlachtet – Jamal Khashoggi

Der bestialische Mord an Jamal Khashoggi ist Fakt – und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ist auch klar, dass der saudische Machthaber und offenbar etwas verhaltensauffällig veranlagte Kronprinz Mohammed bin Salman die Abschlachtung in Auftrag gegeben hat. Saudi-Arabien ist auch bei anderen Disziplinen – Verhältnis zu Nachbarstaaten, Rechte von Frauen und Meinungsfreiheit insgesamt – ganz top oben mit dabei. Auf der Arschloch-Liste.

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Hat viel stinkende Öl-Kohle, ist aber möglicherweise etwas verhaltensauffällig: Der saudische Kronprinz

Ok, aber jetzt mal zum Golf. Wenn da mindestbezahlte Proetten im Rahmen der LET-Turniere dort spielen, dann ist das glaube ich tolerierbar. Wenn männliche Golf-Pros, alle Multi-Millionäre (wobei sie die Kohle ja teilweise wie der famose Herr Mickelson mit irren Wetten verballert haben…) jetzt an der LIV-Tour teilnehmen – dann ist das natürlich ein Skandal. Wobei ja signifikant ist – die Mehrheit der Teilnehmer sind Typen, die im „Normalbetrieb“ ihre beste Zeit hinter sich haben. Lee Westwood zum Beispiel schätze ich eigentlich sehr – gerade aufgrund seines Alters und seiner immer noch guten Performance.

Wenn der nun einen immensen Millionen-Betrag angeboten und garantiert bekommt – sollte; müsste er das ablehnen? Martin Kaymer, die langjährige Nummer Eins bei den deutschen Golfern – seine Performance ist seit langer Zeit mau. Sollte er einen immensen Millionen-Betrag ablehnen oder hier einfach als „Profi“ handeln? Die Antwort ist ganz einfach: Es geht hier nicht um „Profi“ sein oder um die angebliche Unabhängigkeit von Sport und Politik. Die Leute, die bei der Saudi-Liga teilnehmen, machen das trotz ihres Gelabers nicht um des Sportes willen, sondern um der freigiebigst rausgehauenen Kohle. Da kann man auch mau spielen und wird immer noch zugeschissen mit Geld.

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Wird vermutlich auch hier nix – aber die Kohle ist ja garantiert

Äußerungen wie von Herrn Kaymer sind einfach nur peinlich. Wobei ja die Webseite Golfpost.de auch die kostenlose Abdeckung der Saudi-Golftuniere bewirbt. Damit bin ich mal bei uns Golf-Fans: Wenn wir uns den Scheiß kostenlos angucken, dann kommen wir natürlich auf eine vergleichbare Ebene mit den per Antrittsgeld und „ohne-Cut-garantiertes“-Honorar korrumpierten „haltungsgeschädigten“ Golf-Pros. Ich werde mir die Blutgeld-Turniere jedenfalls nicht anschauen, trotz der tollen „Mehr-als-Golf“-Extras. Wenn ich eine zweistellige Millionen-Offerte für das Angucken bekomme, überleg ich mir das noch mal.

Und lehn es ab. Fuck you! Was ich sehr lustig fände – wenn Jeff Bezos, ja quasi Arbeitgeber von Jamal Khashoggi bei der Washington Post, selbst auch Opfer von saudischen Überwachungs-Maßnahmen, mal ein Jamal-Khashoggi-Gedenk-Golfturnier veranstalten würde. Höchstdotiert. Und dafür die „Golf-Elite“, auch die jetzigen Saudi-Mitmacher einladen würde. Das wär ein netter Gag. Leider ein sehr kostspieliger. Aber eigentlich wissen wir auch jetzt schon, wer ein Arschloch ist. Und wer nicht. 🙂

 

P.S. – Ich bin natürlich nicht so naiv, dass ich die PGA für eine Charity-Organisation halten wüde. Natürlich ist auch dort das Sponsoring und die gesamte Struktur diskussionswürdig. Aber dazwischen und „Leute-im-Staatsauftrag-abschlachten“ besteht halt noch mal ein kleiner Unterschied.

 

Verarsche oder Kleingedrucktes-Missverständnis? Du bekommst KEINE Gratisaktie von Trade Republic

Was ist eine Gratisaktie? Eine Gratisaktie ist erstens gratis und zweitens eine Aktie. Eine ganze Aktie. Sollte man meinen. Wenn man so einigermaßen normal tickt und zum Beispiel irgendwie bei den Werbeaussagen des hippen Neo-Brokers Trade Republic im Netz landet.

Ich hab da mal Anfang des Jahres ein Depot eröffnen wollen, weil ich gerade wegen der plötzlichen Kostenbelastung meines bisherigen EFT-Sparplans auf den MSCI-World-Index bei meinem bisherigen Online-Broking-Anbieter etwas angepisst war. Das war im Grunde ein Missverständnis, denn es gab dort auch weiterhin kostenfreie Sparplan-Alternativen auf den MSCI World. Aber ich dachte mir damals – warum nicht mal die hippe Trade Republic ausprobieren? (Auch wenn das dortige Null-Transaktions-Kostenmodell gewiss irgendwie gegenfinanziert wird, vermutlich über die Ausführungskurse – aber das muss mal jemand anders verifizieren…)

Aktueller Screenshot der Trade Republic-Website – bei meiner Kontoeröffnung im Januar war explizit von „einer Nike-Aktie“ die Rede.

Auf jeden Fall war da bei meiner Kontoeröffung aufgrund der Werbeaussagen auf der Website klar – ich bekomme eine Gratisaktie. Nämlich eine Nike-Aktie. Die ist nach Erfüllung der Bedingung – 100 Ocken auf das Trade Republic-Konto einzahlen – auch gutgeschrieben worden. Könnte man meinen.

Hab ich jedenfalls gemeint, nach dem Werbeversprechen und der Bestätigung „Nike-Aktie gutgeschrieben.“ Ich hab die im Januar zum Kaufkurs in mein Börsen-Programm eingebucht. Letztens kam dann eine Dividenden-Mitteilung von Trade Republic für die Nike-Aktie, die war ziemlich mickrig. Und erst da ist mir aufgefallen – ich hab ja nach der Kontoeröffnung und der 100-Euro-Einlage gar keine ganze Nike-Aktie bekommen, sondern nur einen lumpigen Aktien-Bruchteil von 0,143. Das steht allerdings nicht in der jubelnden Ankündigung „Erhalte Deine Gratisaktie.“ Oder: „Bald ist es soweit. Deine Gratis Nike-Aktie ist auf dem Weg.“ Oder der Pseudo-Bestätigung: „Gratis-Aktie gutgeschrieben.“

Als ich die Dividende für die Nike-Aktie gesehen hab, hab ich überhaupt erst mal registriert, dass mir gar keine ganze Aktie eingebucht worden ist, sondern nur ein lächerlicher Bruchteil. Ich hab dann reklamiert, weil ich das für einen Irrtum gehalten hatte – aber hab vom Kundensupport den Hinweis auf das Kleingedruckte erhalten, das ich angeblich hätte lesen können und sollen.

Also: April, April. Die Gratisaktie kann auch ganz nach Belieben und zufällig ein Aktien-Bruchteil sein. Ich nehm mal zugunsten von Trade Republic an, dass diese Klausel auch bei meiner Kontoeröffung online war – das werde ich noch nachprüfen. Auf jeden Fall ist die Klausel total überraschend, nein: im Zusammenhang mit der werblichen und kommunikativen Umsetzung bzw. vielmehr aktiven Verschleierung einfach grob irreführend und unlauter. Der Effekt wird auch ganz klar, wenn man mal ein bisschen googelt – auch zig andere Trade Republic-Neukunden fühlen sich verarscht. Eine Gratisaktie ist eine Gratisaktie, kein Gratisaktien-Bruchteil.

Um das mal ganz klar zu machen: Selbstverständlich hat jedes Unternehmen – auch Trade Republic – das Recht, etwaige Promotion-Aktionen ganz nach eigenem Gutdünken zu gestalten. Wenn es so sein sollte, dass Trade Republic die Wertpapier-Transaktionsgebühren runterfährt und eventuell die eigenen Margen auch – dann wäre es ja total ok, wenn die Prämie für Neukunden unterhalb der Prämie für Neukunden bei anderen Online-Brokern liegt. Liebe Leute bei Trade Republic – ihr könnt gerne eure Neukunden-Prämie auf 20 Euro setzen. Oder auf zehn. Oder auf Null. Ich überleg mir das dann aufgrund der weiteren Konditionen, ob ich bei euch Kunde werden will.

Einem „geschenkten Gaul guckt man nicht ins Maul“ – auch nicht einer Werbeaktion. Aber bitte verarscht mich und die anderen KundInnen doch nicht. Schwafelt doch nicht von „Gratis-Aktien“ rum, wenn ihr nur mickrige Aktien-Bruchstücke rausrücken wollt. Das ist ja an sich euer gutes Recht, nur Peanuts rauszurücken – wenn ihr das denn auch transparent macht. Auch wenn ihr gar nichts für die Kontoeröffnung ausgelobt hättet, hätte ich das Konto vielleicht trotzdem eröffnet. Wenn ihr aber mit (Nike-) Gratis-Aktien werbt, erwarte ich da auch was. Jetzt bin ich angepisst über eure miese Täuschungsaktion.

Ich werde das mal an die Verbraucherschutz- und Wettbewerbsorganisationen weitergeben – eure „Gratisaktien“-Promotion ist ganz klar irreführend und aus meiner Sicht ein Verstoß gegen werberechtliche und wettbewerbsrechtliche Standards. Und was die frischgebackene Kundenbeziehung angeht – ich hab spontan den Impuls gehabt, das Konto und Depot direkt wieder zu stornieren. Liebe Leute – wie kann man nur so einen kontraproduktiven Scheiß verzapfen?

Mein Freund und Golfkumpel Alu Kessebohm ist tot

Ich bin ja „Wochentagsspielberechtigter“ auf dem schönen Platz des Marienburger Golfclubs, und da habe ich Alu Kessebohm kennengelernt. Ein begeisterter Golfer mit schon etwas mehr Erfahrung als ich. Wir haben oft und regelmäßig zusammen gespielt – gerne am Donnerstag morgen, bevor sich die „Senioren“ auf die Runde gemacht haben. Meistens sind wir so kurz vor 10 Uhr los – Alu war regelmäßig „zu früh“ da, weit vor unserer Verabredung. Weil er die Unwägbarkeiten seiner Hinfahrt von Hürth abpuffern wollte. 🙂 Ich wollte eigentlich immer noch vorher kurz auf die Range gehen, aber wenn Alu da schon stand, haben wir natürlich sofort losgelegt…

Und nach der 9-Loch-Runde (in seltenen Fällen haben wir noch mal die ersten vier Löcher drangehängt…) haben wir uns dann auf die Terrasse gesetzt im Restaurant des MGC und erstmal zwei „Golfer“ bestellt. Und schon mal die Karte studiert – Essen gab es ja erst ab 12 Uhr. Und dann haben wir da gegessen, und Alu hat immer ein bisschen mit der netten Kellnerin geflirtet. Und wir saßen da und haben uns gefreut, wie schön das war. Die Aussicht. Die Tatsache, dass wir da in dem schönen Club spielen können und danach schön gemütlich und lecker essen.

Ausblick vom Restaurant auf den Platz

Alu war etwas älter als ich (Jahrgang 1957) – er hat mich immer „mein Jung“ genannt – und hatte ein sehr gutes Auskommen. Er hatte bei RWE gearbeitet und eine gute Rente und Betriebsrente. Die einzige kleine Trübung in seinem Leben war eigentlich, dass gerade noch eine sehr spät eingegangene Ehe wieder sehr schnell in die Binsen gegangen war und er jetzt mit den Unterhalts- und Scheidungsformalitäten etwas Stress hatte. Aber das war mehr so eine kleine Lektion in später Lebensweisheit – ansonsten hat sich Alu seines Lebens erfreut. Und auf die kommenden, weiterhin sehr komfortablen Jahre gefreut.

Im Herbst bis Frühjahr 2020/2021, beim Lockdown, als auch völlig wahnwitzigerweise die Golfplätze geschlossen waren, da sind wir regelmäßig spazieren gegangen im Kölner Grüngürtel. Um rauszukommen aus der Wohnung, um uns etwas zu bewegen, um etwas Kontakt zu anderen Menschen zu haben. Ich bin da hingefahren zu ihm nach Hürth, und dann haben wir die Runde gemacht; über die Autobahnbrücke, mal so rum, mal so rum, vorbei am Geißbockheim. Und wir haben viel gesprochen, über Sachen, die man im Leben verbockt. Über Alkohol, über Frauen.

Im Herbst 2021 kam dann der Schlag – bei Alu wurde Kehlkopfkrebs diagnostiziert. Ich hab mir da das eine oder andere bei gedacht – schließlich ist Alkohol einer der Standard-Risikofaktoren. Da stand eine Operation auf dem Programm – mit ohnehin schon gravierenden Konsequenzen wie Verlust der Stimme. Die Frage war aber natürlich – hatte der Krebs schon gestreut? Alu hat dann die Operation erst mal gut überstanden. Danach ging die Chemo los. Die – so hat er mir das geschrieben – hat ihn „fertig gemacht“. Wir haben am Jahresende 2021 zum letzten Mal gesprochen.

Dann hab ich mehrmals SMS geschickt – und keine Antwort mehr erhalten. Und heute bekomm ich eine Nachricht von Alus Neffen – Alu ist bereits am 5.1.2022 gestorben.

Ich trauere um meinen Freund und Golfkumpel Alu. Ich wünschte, wir hätten noch ein paar Bälle weiter in die Binsen oder aber aufs Fairway schlagen können. Ich wünschte, Du hättest die Neueröffnung im MGC miterlebt. Ich wünschte, wir hätten noch ein paar Jährchen auf der Terrasse zusammen gesessen und Du hättest mit der netten Kellnerin flirten können. Mach’s gut, mein Freund und Kumpel. Ich werde Dich nicht vergessen.

Corona-Wahnsinn, Folge #578

Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf 1127,7!!! Und liegt damit erstmals über 1100!!! Oh, ach ja, Entschuldigung. Das unverdrossene tägliche, völlig sinnfreie Posten und Vermelden von irgendwelchen Zahlen, die aufgrund irgendeiner völlig fraglichen, sich ständig verändernden oder auch einfach nur falschen Datenbasis entstanden sind – das ist ja nicht meine Aufgabe. Sondern die der geschätzten öffentlich-rechtlichen KollegInnen. Die auch offenbar den totalen Durchblick haben und mal eben kaltlächelnd aus der Hüfte eine jetzt aber mal wirklich alles bilanzierende und richtigstellende Bilanz losjagen wie die hier: „Sechs Lehren aus zwei Jahren Pandemie„.

Das ist wirklich großartig. Sechs Lehren reichen schon. (Wobei bei den Lehren Nummer 2-6 offene Türen eingerannt werden…) Andere Leute hätten vielleicht sieben, acht oder noch mehr Lehren gezogen, vielleicht noch mal nach der Verhältnismäßigkeit der Corona-Maßnahmen in Relation zu ihren Benefits gefragt oder das analysiert. Vielleicht das postulierte, aber möglicherweise völlig fiktionale Narrativ der angeblich mal irgendwann vorhanden gewesenen gesellschaftlichen Solidarität etwas in Frage gestellt. Aber was zum Beispiel (Lehre eins) eine etwaige Spaltung der Gesellschaft angeht – wenn da eine einzige Politologin behauptet, es gäbe momentan keine „wissenschaftliche Belege für eine echte Teilung“, dann ist das natürlich der Beweis und ausreichend für eine „Analyse.“

Ich mag da gar nicht drüber spekulieren, wie so eine das eigene bzw. das Regierungs-Narrativ bestätigende „Analyse“ bei den Kritikern des öffentlich-rechtlichen Rundfunks oder bei „Corona-Leugnern“ oder Anhängern des „Diktatur-“ und „Zensur-“ und „Verschwörungs-Narrativs“ ankommt. Oder einfach bei Leuten (wir mir selbst zum Beispiel…), die die ganze Situation völlig anders wahrnehmen als der Medien- und Politik-Mainstream. Der angebliche Mainstream übrigens, weil die Wahrnehmung vielleicht doch so allmählich kippt…

Wie dem auch alles sei. Ich kann ja hier nur so kleine, subjektive Erfahrungen zum Besten geben. Ich hab am letzten Montag wieder mal wieder einen Corona-Test machen müssen. Weil da hatte ich nämlich mein Opern-Ensemble in Düsseldorf. Wir stoßen da ganz super-gefährliche Aerosole aus, und danach gehen wir auch noch in einem Restaurant essen. Völlig irre, völlig gefährlich. Tief empfundenes „Sorry“ an alle „Kunst & Kultur ist verzichtbar“- Apologeten/Idioten. Einziges Corona-Expositions-Risiko bei mir war übrigens ein Dienst im DLF am vorangegangenen Freitag, bei dem ja auch alle weiteren Akteure geimpft und negativ getestet sind und wir unsere bescheuerten Masken aufhaben – ansonsten hatte ich als einsamer Single die ganze Woche wie immer überhaupt keine Kontakte.

Ich komm also am Montag zu meinem Corona-Testzentrum in Marienburg, leg meine ausgefüllte Datenschutz-Einverständnis-Erklärung vor und mein Smartphone mit der CWA und dem Test-Barcode. Die Dame scannt den Barcode – geht nicht. Noch mal – geht nicht. Ich leg das anders hin – geht nicht. Die Dame sagt: „Vielleicht stimmt da was mit Ihrer App nicht.“ Ich raste aus. Das geht leider bei mir nach zwei Jahren Corona-Wahnsinn sehr schnell. Sorry. Aber ich bin doch auch nur ein sooo empfindsamer, sensibler Mensch!! Ich äffe die Dame nach: „Ach ja?? Was stiimmmt denn daa nicht mit meiner App??? Das ist die offizielle CWA, gerade aktualisiert?“

Wir haben uns dann alle einigermaßen schnell wieder eingekriegt. Das war offenbar schon bei vielen anderen Probanden an dem Vormittag passiert, dass der Barcode nicht eingelesen werden konnte. Und offenbar lag das natürlich nicht an meiner (oder der andern Delinquenten…) CWA, sondern an dem Lesegerät bzw. an dessen Anbindung bzw. an einer Überlastung der CWA-Infrastruktur. Die Dame also wieder: Es funktioniert nicht – macht es Ihnen was aus, das Ergebnis als Ausdruck später abzuholen? Ich: Das macht mir definitiv was aus, weil ich ja wegfahren wollte und das natürlich noch mal einen Zusatz-Aufwand bedeutet.

Aber es ging ja nicht anders. Ich füll also noch mal per Hand ein neues Datenschutz-Einverständnis-Formular aus – weil das Datenschutz-Einverständnis-Formular für den Test mit CWA-App selbstverständlich ein anderes ist als das Datenschutz-Einverständnis-Formular für einen Test ohne App – bekomm den Lolli in die Nase – (das muss man sich auch noch mal klar machen – das ist mittlerweile die häufigste Aktion/Geste in der Geschichte der Menschheit…) – und auf dem Weg zum Ensemble fahr ich da an der Apotheke noch mal vorbei und hol mein Testergebnis.

„Hallo – das Testergebnis für Michael Gessat, bitte.“ Die Dame guckt nach und gibt mir ein Blatt Papier. Ich falte das zusammen und steck das in mein Portemonnaie und fahr nach Düsseldorf zu meinem Opern-Ensemble. Abends gehn wir in unser Stammlokal – welches das ist, verrat ich jetzt mal hier aus Datenschutzgründen nicht 🙂 – und da werden unsere Corona-Nachweise eh nicht mehr geprüft, weil die uns kennen und einmal unsere Impfnachweise gesehen haben und auch wissen, dass wir den übrigen zusätzlichen Bullshit einhalten. Ich geh da also einfach durch.

Am nächsten Morgen geh ich mit meiner besten Freundin in eine Bäckerei/ein Cafe zum Frühstücken. Wir wollen uns da drinnen hinsetzen – also 2G+-Vorschrift. Wir zeigen die Handies mit der CWA vor; ich geb der Dame da zusätzlich mein Papier mit dem Test vom Vortag – ist ja noch gültig, gottlob. Die guckt da drauf – alles paletti. Wir frühstücken da und setzen völlig fahrlässigerweise die Masken ab, während wir den Kaffee und die Brötchen verzehren. Sorry dafür!!!

Gestern hab ich hier das zusammengefaltete Test-Papier auf dem Schreibtisch liegen. Definitiv abgelaufen. Ich falte das irgendwie noch mal auf. Uups. Das ist gar nicht mein Testergebnis.

Namen aus datenschutzrechtlichen Gründen verpixelt.

Das ist offenbar das Testergebnis von einem anderen Mann, der auch Michael heißt. Da haben die Damen vom Testzentrum Marienburg bzw. der Apotheke offenbar einen sehr peinlichen Fehler gemacht – der ja auch potentiell datenschutzrechtliche Relevanz hat. Aber was ja noch viel schöner ist: Beim Geburtsdatum des Getesteten (in der Einverständniserklärung steht übrigens nach wie vor „Patient“, obwohl man natürlich als Zwangs-Test-Absolvent kein Patient ist – interessiert die Apotheken-Betreiberin aber trotz entsprechender Information nicht…) steht allen Ernstes „21.7.1857“. Das ist cool. Dass man statt 2022 immer noch 2021 schreibt – geschenkt, schließlich ist das neue Jahr immer noch genauso Scheiße wie das vorherige und da kommt halt der Murmeltier-Effekt ins Spiel.

Aber 1857? Cool, echt cool. Hat aber überhaupt nix ausgemacht. Die Dame in der Bäckerei hat sich das angeguckt und durchgewinkt. Perso-Kontrolle? Nö. (Da wäre es jetzt echt etwas schwierig geworden, wo ja gar nix stimmte… 🙂 ) Fazit: Aushilfspersonal in Bäckereien als Sachwalterinnen der öffentlichen Gesundheitsfürsorge zu rekrutieren, ist etwas zweifelhaft. Das lustige ist auch – ich bin nach diesem nach meiner Wahrnehmung ja offenkundig negativen Test in allerbester Überzeugung zum Ensemble nach Düsseldorf gefahren – obwohl ich ja mit einem theoretischen Risiko hätte positiv sein können 🙂

Fazit zwei: Können wir diesen kompletten Irrsinn, die komplette Karikatur einer Demokratie mit Grundrechten und der Würdigung von Verhältnismäßigkeiten, können wir dieses unsubstantiierte Panik-Narrativ mit der offenkundig vollständigen Überforderung und Ermüdung aller Beteiligten mal endlich in die Tonne kloppen? Obwohl – die BedenkenträgerInnen sind ja immer noch in der Mehrheit. Ganz gewiß zumindest auf Twitter, und vermutlich auch in meinem beruflichen Umfeld. Aber wir reden ja immer so schön über Filterblasen – das gilt auch hier. 🙂

Ich hab ja schon erwähnt, meine Nerven liegen mittlerweile sehr blank. Wenn ich jetzt zum Beispiel die völlig sinnfreie und idiotische Aufforderung lese oder höre: „Pass auf Dich auf!“ Oder: „Bitte bleib gesund!“ Dann kann ich nur die Erwiderung eines Golfkumpels zitieren: „Du mich auch!“ 🙂