Zu viele Mitwisser verderben die Verschwörung

Wie heißt es doch so schön? “Nur weil du paranoid bist, heißt das nicht, dass sie nicht hinter dir her sind.” Und so gibt es eben doch eine ganz beachtliche Zahl von Zeitgenossen, die die Welt mit ganz anderen Augen sehen, als das vom Mainstream als “normal” angesehen wird.

Nun ist ja eine gewisse Skepsis vielleicht gar nicht so schlecht, aber wer hinter jeder Ecke eine Verschwörung vermutet, lässt (jedenfalls rational betrachtet…) eines außer acht: Dass nicht nur ein paar Leutchen, sondern gleich zehntausende Menschen bei einem bestimmten Geheimnis dichthalten können, und das auch noch über einen längeren Zeitraum – das ist extrem unwahrscheinlich, wie jegliche Alltagserfahrung lehrt. Wie unwahrscheinlich, das hat jetzt der britische Krebsforscher und Wissenschaftsjournalist David Robert Grimes errechnet – mit einer Risikoformel für die Haltbarkeit bzw. das Auffliegen einer Verschwörung.

Trotz großzüger Annahmen bei der Berechnung der Anzahl möglicher Mitwisser, trotz statistischer Feinheiten wie der Berücksichtigung von natürlichen wie unnatürlichen Todesfällen bei den Verschwörern – bei einer Betrachtung der populärsten wissenschaftsskeptischen Verschwörungstheorien ist jedenfalls ganz klar: Das haut nicht hin; es sind einfach zu viele Leute involviert.

David Robert Grimes wäre kein guter Wissenschaftler, wenn er nicht selbst augenzwinkernd auf die methodischen Schwächen seines Risiko-Modells hinweisen würde: Eigentlich bräuchte man ja zur Kalibrierung nicht nur die Daten ein paar aufgedeckter Verschwörungen, sondern auch die ein paar nicht aufgedeckter. Da ist allerdings extrem schwierig dranzukommen. 🙂

Grimes ist relativ optimistisch, dass man mit guten Argumenten zumindest die Skeptiker überzeugen kann, deren Glauben an bestimmte Theorien eher zufällig als dogmatisch ist. Wobei es dabei ja ein nicht zu unterschätzendes Problem gibt: Im Internet und in Social Media breiten sich anscheinend Gerüchte und Verschwörungstheorien viel schneller und weitreichender aus als belegbare Fakten. Und möglicherweise ist eine hübsche Verschwörungstheorie ja einfach auch viel unterhaltsamer als die nüchterne Wahrheit.

Mathematisches Risikomodell – Zu viele Mitwisser verderben die Verschwörung

Deutschlandfunk – Forschung aktuell vom 27.01.2016 (Moderation: Ralf Krauter)

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