Nach dem totalen Informationschaos der letzten Woche, den (offenbar entweder teilweise unzutreffenden oder aber missverstandenen…) Durchsteck-Portiönchen nicht genannter “Sicherheitsexperten” und den eifrigen, aber wenig hilfreichen Einlassungen aus den Reihen der Politik gibt es nun wieder einmal eine neue Version, was sich eigentlich abgespielt haben könnte. Und weil in dieser neuen Version der FAS doch recht viele und auch ziemlich unspektakuläre Details genannt werden, die auch zu vorhergegangenen Statements passen (wie dem von T-Systems, der IVBB sei eigentlich “nicht direkt betroffen” gewesen…), würde ich einmal sagen: das klingt jetzt für mich ziemlich plausibel.
Malware-verseuchte Schulungsunterlagen aus der Bundesakademie für öffentliche Verwaltung, die dann von Behördenmitarbeitern heruntergeladen und auf ihrem Arbeitsplatzrechner geöffnet werden, das wäre ein ganz alltägliches Szenario. Natürlich bleiben noch allerhand Fragen offen. Wenn die Infektion in der Brühler Akademie schon vor zwei jahren passiert sein soll – warum ist das damals oder seit damals nicht aufgefallen? Steckt da Schlampigkeit, Fahrlässigkeit oder – im allerschlimmsten, aber doch sehr unwahrscheinlichen Fall – bewusste Sabotage dahinter? Da ist im Grunde alles denkbar; es wäre z.B. auch nicht das erste Mal, dass Schulungsrechner an einem kritischen Netz hängen, ein Schulungsteilnehmer seinen USB-Stick anschließt und “drin” ist.
Der nach bisherigem Ermittlungsstand ganz gezielte Zugriff auf einige wenige Dokumente lässt die Dimension des Vorfalls zunächst einmal viel weniger dramatisch erscheinen, als zunächst angenommen. Nur wer sagt, dass es nicht weitere, bislang unentdeckt verseuchte Dokumente, Rechner oder Netzwerkkomponenten gibt? Schon letzte Woche hatte man ja gehört, das BSI habe praktisch alle Kräfte im Dauereinsatz (und aus anderen Projekten abgezogen…), um hier etwas Licht ins Dunkel zu bekommen. Angesichts der offenbar knappen personellen Ressourcen ist man da ja schon fast froh, dass nicht alle laufenden Infiltrationsbemühungen der internationalen Cyber-Bösewichter gleichzeitig auffliegen – oder von “Sicherheitsexperten” durchgesteckt werden… 🙂
Deutschlandfunk Nova – Hielscher oder Haase vom 05.03.2018 (Moderation: Diane Hielscher)
Nachklapp 06.03.: Und wieder mal eine neue Version, diesmal wieder von der Süddeutschen (die ja auch schon letzte Woche zu den Erstmeldern gehörte, leider aber mit zum Teil falschen Informationen…). Der Artikel ist allerdings in weiten Passagen fürchterlich verschwurbelt und in den Details nebulös, vielleicht war der tippgebende Experte ja maskiert und hat nur undeutlich in das Whistleblower-Telefon der SZ hineingeflüstert. 🙂 Die Outlook-Geschichte (natürlich würde das auch mit einem anderen Mail-Client gehen…) würde aber immerhin erklären, wie eine Malware in einem ansonsten abgeschotteten Netzwerk mit ihren “Auftraggebern” “kommunizieren” kann. Wobei das eigentlich nur für den Input-Kanal (also Steuerungsbefehle…) richtig plausibel ist, da gab es übrigens auch schon ähnlich kreative Lösungen über Twitter-Messages. Eine rausgehende Mail hingegegen muss ja an jemand gerichtet sein, und da wird die Malware die abgegriffenen Infos eher nicht an turla@kreml.ru 🙂 geschickt haben können. Theoretisch könnten die Angreifer natürlich auch Zugriff auf den Mailaccount oder das System eines aus der Sicht des Behörden-Netzwerkes legitimen Mail-Empfängers haben und sich die Infos dann von dort aus weiterleiten. Ganz schön kompliziert. Wir bitten um weitere Aufklärung!