Dass die Leute im richtigen Leben nicht mehr so ernsthaft anwesend, sondern stattdessen im Cyberspace unterwegs sind, das ist ja mittlerweile völlig normal. Also zumindest in dem gewohnten Ausmaß – wenn sie whatsappen, twittern oder navigieren. Aber wenn nun massenhaft an sich harmlos aussehende Zeitgenossen auf Plätzen herumlungern oder komisch hin und her laufen, hinter Bushalte-Wartehäuschen gucken, in trostlose Sackgassen hineinspazieren oder auf Privatgrundstücke vordringen, immer mit starrem Blick auf das Smartphone-Display, und wenn sie dabei ab und zu rasche Wischbewegungen machen – dann ist das keine neue Zombie-Seuche, sondern „nur“ Pokemon Go.
Ein „Augmented Reality Game“, ein Spiel also, in dem die künstliche in die reale Welt eingeblendet wird – und schon ein paar Tage nach dem Launch steht fest: Der Erfolg toppt alles dagewesene, auch den Erfolg des beliebten AR-Vorgängers Ingress. Beim an sich lobenswerten und potentiell gesundheitsfördernden Herumwandern auf der Suche nach virtuellen Monstern und Monsterfang-Bällen (oder nach sonst was…) lauern allerdings überall reale Gefahren: Knochenbrüche, Leichenfunde, Autocrashs, Überfälle und vielleicht sogar schießwütige Hauseigner (oder Rassisten…) – daneben nehmen sich die üblichen Abzocker und Malware-Verbreiter schon wieder harmlos aus. Selbstverständlich 🙂 treibt das Spiel auch Schindluder mit der Gamer-Sicherheit und -Privacy.
Aber all das kann einem richtigen Hype natürlich nichts, aber auch rein gar nichts anhaben. Ob auch IS-Kämpfer schon den possierlichen Tierchen nachjagen, ist bislang nicht bekannt, vor Ort sind die Monster aber schon allemal.
Pokémon Go: Monsterhype um Pikachu und Co · DRadio Wissen
DRadio Wissen – Hielscher oder Haase vom 11.07.2016 (Moderation: Till Haase)