Auf dem Friedhof in Bad Honnef steht ein Bauwerk, das herausragt aus den anderen dortigen Erinnerungen an andere Verstorbene: Das Mausoleum der Familie Röder. Ferdinand Röder, einst der bedeutendste Theateragent Deutschlands liegt da begraben. Seine (zweite…) Gattin “Annette” Röder. Und seine geliebte Adoptiv-Tochter Mila, einst nicht zuletzt für ihre Schönheit gefeierte Sängerin – aber Zeit ihres kurzen Lebens gefangen im Korsett der Erwartungen ihres Ziehvaters und ihrer ehrgeizigen Mutter.
Catrin Möderler, meine gute “uralte” Freundin – wir hatten uns mal vor Jahrzehnten bei einem Workshop der Musikhochschule Köln kennengelernt – ist selbst ausgebildete Sängerin. Übrigens eher im hochdramatischen als im Soubretten-Fach… Catrin Möderler hat mit bewundernswertem Rechercheaufwand die Biografie der Mila Röder, der herausragenden “Tochter” der Stadt Bad Honnef rekonstruiert – und dabei die bisherigen geläufigen biografischen Irrtümer über die (zeitweilige…) Favoritin von Jacques Offenbach und Johann Strauss aufgeklärt.
In ihrer Beschreibung – ergänzt durch die höchst unterhaltsamen und meinungsstarken zeitgenössischen Zeugnisse aus Zeitungsrezensionen und Büchern – wird ein Leben nachvollziehbar, das “bühnenreif” in der besonderen Freiheit der Kunst und der Theaterwelt stattfinden durfte – und andererseits doch immer von den Erwartungen und Beschränkungen der Zeit, der eigenen (schwächelnden…) Konstitution und der eigenen Biografie gehemmt wurde.
In Catrin Möderlers einfühlsamer Biografie wird eine Person wieder erlebbar, die in ihren zeitbedingten Umständen manche Schwierigkeiten im Weg stehen hatte – letztlich aber genau die Schwierigkeiten, die sich auch heute noch bei jeder künstlerischen Laufbahn neu stellen: Wem soll, wem kann ich vertrauen? Was kann ich wirklich? Wie schnell, oder vielleicht lieber wie behutsam soll ich meinen Weg gehen?
Catrin Möderlers Biografie über Mila Röder ist lesenswert für alle, die sich für Gesang; für die Opern-, Operetten- und Schauspielgeschichte des vergangenen Jahrhunderts interessieren – einer Zeit, in der nicht Privatfernsehen und Social Media, sondern die Bühne am Puls des Geschehens war…