Zehn Jahre Haft, ein anschließendes Reiseverbot von zehn Jahren, eine Geldstrafe von umgerechnet knapp 200000 Euro – und obendrein noch 1000 Peitschenhiebe, zu verabreichen in Etappen zu jeweils 50 Schlägen – das ist ein ganz amtliches Urteil.
Allerdings hat Raif Badawi weder andere Personen getötet oder verletzt, noch Terroranschläge vorbereitet oder unterstützt, noch hat er Banken ausgeraubt oder Anleger um ihr Erspartes gebracht – Raif Badawi hat eine Internetseite betrieben und gebloggt.
Seine Sichtweise auf die saudi-arabische Gesellschaft, das Königshaus und den islamischen Klerus war dabei wohl etwas zu kritisch; etwas zu liberal – das Regime oder die Geistlichkeit sorgte dafür, den Kritiker zum Schweigen zu bringen – wobei das in Ländern mt Scharia-Gesetzgebung ebenso beliebte, wohlfeile; aber auch extrem gefährliche Motiv der “Beleidigung des Islams” eine entscheidende Rolle spielte.
Interessant allerdings, dass der Westen ja durchaus intensive Beziehungen unterhält zu der von internen Instabilitäten und Streitigkeiten gebeutelten Monarchie, die einerseits als strategischer Partner gilt, andererseits durchaus auch “fruchtbare” Verbindungen hat zu bei uns gemeinhin als terroristisch geltenden Organisationen oder Personen…
DRadio Wissen · Liveblog: Bei Houellebecq rettet der Islam Europa.
DRadio Wissen – Schaum oder Haase vom 16.1.2015
P.S. Die zweite Etappe der Auspeitschung von Raif Badawi ist wohl einstweilen verschoben worden – allerdings aus “medizinischen Gründen” …