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Charles Jackson spendet mir eine Million für Corona. Eine Scammer-Story

Für die allermeisten Menschen ist die Corona-Pandemie eine ganz erhebliche Belastung. Das reicht von gravierenden Einschnitten in die Bewegungsfreiheit und Lebensführung hin zu leichten, mittleren, schweren oder existenzvernichtenden Einschnitten in die wirtschaftliche Existenz. Von den tatsächlich gesundheitlich Betroffenen gar nicht zu reden: von den Opfern, von deren Angehörigen, von medizinischem Personal, das das eigene Leben riskiert – und das nun ethisch furchtbare Entscheidungen treffen muss.

Es gibt allerdings eine ganz spezielle Spezies, man kann auch getrost sagen: Abschaum – bei der herrscht gerade absolute Wildwest- oder Festtagsstimmung: Das sind die notorisch Kriminellen, die Berufs-Betrüger und Abzocker. Die auch schon in normalen Zeiten schamlos staatliche Hilfen abgreifen, die eigentlich für Menschen in tatsächlichen Schwierigkeiten gedacht sind. Die auch schon in normalen Zeiten auf der Suche nach alten, gutgläubigen oder dementen Opfern sind; die auch schon in normalen Zeiten gnadenlos gerade die schwächsten Mitglieder der Gesellschaft im Visier haben.

Nun, in der Corona-Krise tun sich für diese kriminelle Spezies ungeahnte Möglichkeiten auf; von der zusätzlichen immensen Verunsicherung der Menschen bis hin zu zusätzlichen Möglichkeiten, staatliche Kohle abzugreifen. Angesichts dieses Szenarios, und angesichts meiner „freiwilligen Selbstquarantäne“ letzter Woche bin ich mal wieder auf eine völlig absurde Scamming-Email eingegangen. Um mal zu schauen, ob die Ausnahmesituation da irgendwelche Skrupel generiert bei den Betrügern. (Natürlich nicht.) Und um einmal das schöne, alte Genre des Briefromans wiederzubeleben. 🙂

Es geht los:

Von: Mr. CHARLES JACKSON <glennie@cedarpoint.com>
Gesendet: Mittwoch, 25. März 2020 00:22
An: Recipients <glennie@cedarpoint.com>
Betreff: RE

Herzliche Glückwünsche!!!

Als Teil meiner humanitären individuellen Unterstützung in diesen schweren
Zeiten der Bekämpfung der Coronavirus-Krankheit (COVID-19); Ihr E-Mail-Konto
wurde für eine Spende in Höhe von 1.000.000,00 USD für wohltätige Zwecke und
für die medizinische Unterstützung in Ihrer Gemeinde ausgewählt. Bitte
kontaktieren Sie uns für weitere Informationen

Ok, über das postponierte „wurde“ sehen wir mal hinweg.

Von: Michael Gessat <mgessat@mgessat.com>
Gesendet: Mittwoch, 25. März 2020 18:29
An: ‚charleswjacksonjr33@gmail.com‘ <charleswjacksonjr33@gmail.com>
Betreff: AW: RE

Lieber, verehrter Herr Charles Jackson –
Von Ihrer zutiefst humanitären Gesinnung bin ich ebenso gerührt wie erschüttert. Gott der Allmächtige segne Sie!! Tatsächlich sind die Menschen in meiner Gemeinde vom Corona-Virus hart getroffen – viele meine Arbeitskollegen, Freunde und Verwandte liegen bereits im Krankenhaus und ringen mit dem grausamen Tod; andere haben ihr Einkommen verloren und wissen nicht mehr aus noch ein.
Ihre großherzige Unterstützung kommt da wie gerufen und als Rettung in letzter Minute – noch einmal Danke an Sie und an den Allmächtigen!!
Bitte teilen Sie mir mit, was ich tun muss, damit die Kohle so schnell als möglich auf mein Konto fließen kann – um dann selbstverständlich für die Linderung der Not in meiner Gemeinde eingesetzt werden zu können.

Mit den besten Wünschen,

Ihr
Michael Gessat
Köln (Cologne, Germany)

Invokationen an jenes höhere Wesen, das wir verehren, verstärken nach meinen bisherigen Erfahrungen mit Scammern die Glaubwürdigkeit beim Scambaiting und sorgen für eine angenehme Kommunikationsbasis 🙂 … So, jetzt wird es ernst – ich erhalte ein „Dokument“:

 

Von: Charles W Jackson Jr <charleswjacksonjr33@gmail.com>
Gesendet: Mittwoch, 25. März 2020 19:48
An: Michael Gessat <mgessat@mgessat.com>
Betreff: Re: Details für die Corona-Virus-Spenden, um den Betroffenen zu helfen

 

Hallo und Grüße
Michael Göbel

Diese E-Mail dient als Bestätigung, dass ich Ihre erhalten habe
Informationen, um Ihre Annahme meiner Spende von zu bestätigen
$ 1,000,000.00 USD an Sie, indem Sie die erforderlichen Informationen
als weiterleiten
Identitätsnachweis gemäß ZIRAAK BNAK – Banking Policy
und ethisch weise. In anderen für Sie, um Ihre Spende in zu erhalten
vollständige Einhaltung der Betriebsrichtlinien der Akkreditierungsbank
Überweisung Ihres Geldes, müssen Sie den beigefügten Brief für die
Ansprüche / Nachlassanordnung, die von meinem Rechtsbeistand im
Einvernehmen vollständig vorbereitet wurden
mit der überweisenden Bank

In der E-Mail ist ein rechtliches Dokument für den Anspruch beigefügt,
um sicherzustellen, dass dies der Fall ist
Unterschreiben Sie heute, denn unter den 5 Begünstigten ist nur noch Ihrer übrig
Dieses Dokument ist ein juristisches Dokument, das Sie als bestätigt
der Begünstigte, da Sie Zeit haben, an diesem Projekt teilzunehmen i
Ich möchte mich ganz herzlich bei Ihnen bedanken.

Sobald Sie mit der Unterzeichnung des Dokuments fertig sind, leiten
Sie eine Kopie an unsere weiter
Die unten stehende E-Mail-Adresse der Rechtseinheit leitet auch eine
Kopie an die überweisende Bank weiter
E-Mail auch, sie
wird es von dort nach Bestätigung des Zeichendokuments aufnehmen
und stellen Sie sicher, dass Ihre Spende in Höhe von $ 1,000,000.00 USD
bei Ihnen zu Hause bestätigt wird
Bankkonto

Unten finden Sie die E-Mail, um sicherzustellen, dass das signierte
Dokument an sie weitergeleitet wird
nachdem Sie mit der Unterzeichnung fertig sind

DENIZ CHAMBERS
Rechtsanwalt. Mike Anderson (Esq)
E-Mail: barristermikeanderson505@gmail.com
Tel.: +1 (785) 3289627

auch die überweisende Bank-E-Mail, da die Spende bereits erfolgt
legal genehmigt und bei der Korrespondenzbank hinterlegt für
Transfer

ZIRAAK BANK
Website: https://www.zraatbk.com/t
E-Mail: info@zraatbk.com
E-Mail: account@zraatbk.com
Tel.: +905348439411

Weitere Anweisungen werden Ihnen nach Unterzeichnung mitgeteilt
Dokument wird vom Rechtsanwalt bestätigt, danke, dass Sie sich selbst
gemacht haben
verfügbar für die Dienste der Menschheit Gott segne

GLÜCKWÜNSCHE EINMAL MEHR!

Herzliche Grüße
HERAUSGEGEBEN VON:
Charles W Jackson Jr.

 

Uups, das hapert sprachlich natürlich schon gewaltig – dabei gibt es doch mittlerweile so tolle Übersetzungsdienste im Netz. Und wieso „Michael Göbel“, und wer ist „Hans Herrmann“? Aber ok, wenn der Allmächtige, die Dienste der Menschheit und eine Million im Spiel sind, dann kann man das gerade noch so akzeptieren.

Oder vielleicht solltet ihr Wixxxx doch mal etwas mehr Sorgfalt und Aufwand betreiben? Ich kann ja schließlich bei der Arbeit auch nicht nur rumschludern.

Von: Michael Gessat <mgessat@mgessat.com>
Gesendet: Mittwoch, 25. März 2020 20:50
An: ‚Charles W Jackson Jr‘ <charleswjacksonjr33@gmail.com>
Cc: ‚barristermikeanderson505@gmail.com‘ <barristermikeanderson505@gmail.com>
Betreff: AW: Details für die Corona-Virus-Spenden, um den Betroffenen zu helfen

Lieber, verehrter Herr Charles Jackson –

Ich habe das Dokument unterschrieben und an Sie und Herrn Rechtsanwalt Anderson weitergeleitet.

Gott segne Sie!

Ihr Michael Gessat

 

Na gut, die Unterschrift ist jetzt etwas krakelig geworden. Aber das wird schon reichen. Bingo! Ab jetzt übernimmt der Barrister, der Rechtsanwalt die Kommunikation:

Von: barrister mike anderson <barristermikeanderson505@gmail.com>
Gesendet: Donnerstag, 26. März 2020 10:55
An: Michael Gessat <mgessat@mgessat.com>
Betreff: Re: Details für die Corona-Virus-Spenden, um den Betroffenen zu helfen

 

HALLO

Herr Michael Gessat

 Ich habe seit dem Morgen an Ihrer Datei gearbeitet. Das gesamte notwendige Dokument wurde an die richtige Stelle gesetzt. Nein, damit Sie die Spende erhalten.

Sofort, damit Sie Ihre Spende erhalten, haben wir zwei Optionen, aus denen Sie auswählen müssen. Diese Optionen werden von der ZIRAAT BANK getroffen.

ERSTE OPTION .1

SIE MÜSSEN EINE UNIVERSELLE ATM-MASTER-KARTE VORBEREITEN, DIE SIE VERWENDEN KÖNNEN, UM IN EINEM LAND IHRER WAHL UND EINEN ATM IN DER NÄHE VON IHNEN ABZUZIEHEN
GELIEFERT IN IHREM TÜRSCHRITT. ABER ES KOSTEN SIE DIE SUMME VON  550 EURO UND DIESER BETRAG WIRD VOM BEGÜNSTIGTEN BEZAHLT, WÄHREND DIE ANDEREN AUSGABEN VOM SPENDER (MR CHARLES JACKSON W
JR) Okay

DIE ZWEITEN OPTIONEN 2

SIE KÖNNEN DAS GELD ÜBER EINE ONLINE-BANK ERHALTEN, DIE BANK ERSTELLT EINEN ONLINE-ZUGRIFF UND GEBEN IHNEN DIE ANMELDUNG, UM IHRE EIGENE LOKALE BANK IHRER WAHL ZU ÜBERTRAGEN, UND SIE KÖNNEN DIESE ÜBERTRAGUNG FÜR 5 ARBEITSTAGE TUN. UND ES WIRD AUCH 1 STUNDE BANKEN, UM DAS KONTO FÜR SIE ZU ERSTELLEN, WENN DIE GEBÜHREN BEZAHLT SIND. DIE GESAMTGEBÜHR IST 850 EURO OKAY.

SIE MÜSSEN AUS DIESEN ZWEI OPTIONEN AUSWÄHLEN UND JETZT ZU MIR ZURÜCKKEHREN, UM DIE BANK SOFORT ZU BETRIEBEN SIE MÜSSEN DAS GLEICHE TUN UND GLÜCKLICH OKAY SEIN.

Ich warte auf Ihre dringende Antwort so bald wie möglich.

MIT BESTEM GRUSS

BARRISTER MIKE ANDERSON (EQS)

Na ja, na ja. Die könnten schon ein bisschen feilen an ihrem Deutsch. „Geliefert in Ihrem Türschritt“. „Glücklich okay“. Häh? Aber gut, es muss ja weitergehen, und ich bin senil, gutgläubig, aber trotzdem gewitzt.

Von: Michael Gessat <mgessat@mgessat.com>
Gesendet: Donnerstag, 26. März 2020 13:49
An: ‚barrister mike anderson‘ <barristermikeanderson505@gmail.com>
Betreff: AW: Details für die Corona-Virus-Spenden, um den Betroffenen zu helfen

Lieber, verehrter Herr Anderson –

Gott sei dank haben Sie sich wieder gemeldet – ich hatte schon Angst, nichts mehr von Ihnen zu hören! Die Corona-Situation wird immer schlimmer hier, und ich werde alles tun, damit Ihre großherzige Spende hier so schnell wie möglich ankommt!

Ich habe etwas Zweifel, ob ich tatsächlich ohne Probleme 1 Million aus einem ATM in meiner Nähe abziehen kann. Deswegen denke ich, Option 2 ist besser – auch wenn die Gebühr etwas höher ist. Was denken Sie? Wie kann ich die 850 Euro transferieren?

Bitte antworten Sie schnell. Und noch einmal vielen Dank für Ihre Arbeit!

Mit allerbesten Grüßen,

Michael Gessat

Da habe ich den Nagel auf den Kopf getroffen. Selbstverständlich ist es viel besser, 850,- statt nur lumpige 550,- zu transferieren. Wir sind uns in dieser Frage total einig.

Von: barrister mike anderson <barristermikeanderson505@gmail.com>
Gesendet: Donnerstag, 26. März 2020 14:09
An: Michael Gessat <mgessat@mgessat.com>
Betreff: Re: Details für die Corona-Virus-Spenden, um den Betroffenen zu helfen

 

Hello
Ich habe Ihre E-Mail erhalten und es wurde mir gut notiert, okay

Und ich möchte, dass Sie wissen, dass Sie die besten Optionen ausgewählt haben, und ich versichere Ihnen, dass die Bank nach Zahlungseingang innerhalb von 1 Stunde den Online-Zugang für Sie erstellt, damit Sie das Geld heute unverzüglich auf Ihr Konto überweisen können .
Sie müssen die Zahlung per Western Union oder Geldgramm leisten.

Unten finden Sie die Informationen, die Sie verwenden müssen, um die Zahlung jetzt dringend zu leisten und mir den Beleg zur Bestätigung zu senden.

Name: BABAMYRAT
Nachname: DADEBAYEV
Land: turkey
Stadt: Istanbul

Bitte stellen Sie sicher, dass Sie keine Fehler im Namen machen, okay.

Ich werde Ihre dringende Zahlung so schnell wie möglich abwarten, da ich die Bank bereits darüber informiert habe.

Mit bestem Gruß

Rechtsanwalt Mike Anderson (EQS)

Oha, oha. Ihr sitzt also in der Türkei, in Istanbul? Möglicherweise ist der Name tatsächlich schon der Name des Scammers – anscheinend ein Angehöriger der turkmenischen Volksgemeinschaft 🙂 Theoretisch kann „Babamyrat Dadebayev“ natürlich auch ein „Mule“ sein, ein weiterer Trottel in dem Betrugs-Geschäft, der nur Western-Union-Transaktionen abholt und seinen Arsch dafür hinhält. Ich tippe aber mal eher darauf, dass die Abzock-Chose von ein paar turkmenischen Sportsfreunden in Istanbul durchgeführt wird. Bei Google findet man aber leider nix.

Von: Michael Gessat <mgessat@mgessat.com>
Gesendet: Donnerstag, 26. März 2020 14:40
An: ‚barrister mike anderson‘ <barristermikeanderson505@gmail.com>
Betreff: AW: Details für die Corona-Virus-Spenden, um den Betroffenen zu helfen

 

Vielen Dank! Es ist gut und beruhigend, dass Sie immer so schnell reagieren. Gott sei gepriesen!

Ich kenne mich nicht gut aus mit „Western Union“ oder „Geldgramm“ – aber ich werde mich informieren. Hoffentlich gibt es diese Zahlungs-Dienstleister in meiner Nähe.

 

Herzliche Grüße.

Für solche Probleme eines alten, technikfernen Mannes bietet der Barrister selbstredend Support:

Von: barrister mike anderson <barristermikeanderson505@gmail.com>
Gesendet: Donnerstag, 26. März 2020 14:46
An: Michael Gessat <mgessat@mgessat.com>
Betreff: Re: Details für die Corona-Virus-Spenden, um den Betroffenen zu helfen

 

Okay, Sie können zu jedem Western Union-Büro oder Geld-Gramm-Büro gehen, um die Zahlung sofort zu leisten und uns den Einzahlungsschein in Ordnung zu schicken.

Ist sehr einfach, Western Union oder Geld-Gramm-Büro zu finden, können Sie von Google suchen und es bringt Sie zu dem Büro näher an Ihrer Region in Ordnung.

Zweck des Sendens können Sie setzen: medizinische Versorgung.

Ich werde auf Ihre dringende Antwort warten

Von Google suchen? Wie geht das denn? Ich als alter Mann setze da doch eher auf bewährte analoge Abläufe. Außerdem gibt es kein Geld-Gramm. Man kann eben nicht alles eins zu eins durch Übersetzungssoftware jagen, Du Vollhonk.

Von: Michael Gessat <mgessat@mgessat.com>
Gesendet: Donnerstag, 26. März 2020 19:54
An: ‚barrister mike anderson‘ <barristermikeanderson505@gmail.com>
Betreff: AW: Details für die Corona-Virus-Spenden, um den Betroffenen zu helfen

Verehrter Herr Barr. Mike Anderson,

ich bin ein alter, schwacher Mann – und hier in meiner Nähe gibt es kein Western-Union- oder Geld-Gramm-Büro, zu dem ich schnell gehen könnte. Aber ich bin zu meiner Bank – der Commerzbank – gegangen. Tatsächlich war es dort völlig unproblematisch, eine Zahlung per Western Union in Auftrag zu geben.

Ich habe dies sofort veranlasst – aber es gibt offenbar wegen der Corona-Krise neue Vorschriften für Geld-Überweisungen ins Ausland. Die Europäische Zentralbank hat irgendwelche neuen Regeln erlassen, um „Geldwäsche“ zu verhindern. Ich weiß gar nicht, was Geldwäsche überhaupt ist. Entschuldigung.

Auf jeden Fall – wenn ich den Bankberater richtig verstanden habe – ist es nun Vorschrift, dass jeder Geld-Transaktions-Empfänger im Ausland seine Rechtmäßigkeit mit einer symbolischen Zahlung von EUR 1 legitimiert. Ich verstehe dies alles nicht, aber ich denke, Sie werden sich da besser als ich auskennen und das verstehen.

Es ist anscheinend erforderlich, dass Sie zunächst EUR 1 an die Commerzbank transferieren. Ich soll Ihnen diesen Link (paypal.me/CommerzbankWUTrust) weitergeben, so steht es in dem Dokument der Commerzbank, das ich Ihnen beifüge.

Anschließend wird sofort die Zahlung an Sie freigegeben. Selbstverständlich habe ich diese symbolische Gebühr für die Trust Verifikation zu den 850,- EUR an Sie addiert – Sie erhalten also 851,- EUR.

Ich verstehe dies alles nicht, ich sorge mich nur um meine Gemeinde und meine Angehörigen und Freunde.

Ich hoffe, unsere Transaktion und Ihre großherzige Spende wird nicht an diesen seltsamen Dingen scheitern, die ich nicht verstehe.

Ich bete zu Gott; Gott segne Sie! Und bleiben Sie gesund!

Ihr verzweifelter

Michael Gessat

 

Ich würde echt mal gerne schaffen, von den Scam-Wixxxxx vielleicht einen klitzekleinen Euro in der Gegenrichtung abzugreifen. Das ist doch total plausibel, was ich da gephotoshoppt habe, oder? Ein symbolischer Euro auf meinen Paypal-Account? Ach übrigens; Financial Users Commerzbank Kreditservice, Jena, Ulm, Hamburg!

Von: barrister mike anderson <barristermikeanderson505@gmail.com>
Gesendet: Donnerstag, 26. März 2020 19:25
An: Michael Gessat <mgessat@mgessat.com>
Betreff: Re: Details für die Corona-Virus-Spenden, um den Betroffenen zu helfen

 

Hallo

Guten Tag, ich habe nichts von Ihnen gehört, da ich möchte, dass Sie sich so schnell wie möglich bei mir melden.

Mit bestem Gruß

Barr. Anderson Mike

Sie möchten, Sie befehlen?? Aber ok, ich bin ja dement.

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(Symbolbild.)

Von: barrister mike anderson <barristermikeanderson505@gmail.com>
Gesendet: Donnerstag, 26. März 2020 22:05
An: Michael Gessat <mgessat@mgessat.com>
Betreff: Re: Details für die Corona-Virus-Spenden, um den Betroffenen zu helfen

 

Hallo

Guten Abend von hier aus habe ich Ihre Zahlung jetzt erhalten, aber ist die MTCN-Nummer nicht vollständig, ist bis zu 10-stellige Nummer und nicht 8-stellige in Ordnung gewesen

Bitte müssen Sie die Bank am Morgen informieren, um Ihnen die 10-stellige Nummer zu senden, da Western Union eine 10-stellige Nummer hat
Und bitte senden Sie mir Ihre WhatsApp-Nummer in Ordnung

Ich möchte, dass Sie wissen, dass Sie sich keine Sorgen machen müssen, dass Sie morgen früh Ihre Spenden erhalten, sobald das Geld in Ordnung ist.
Bitte lassen Sie sich dann die komplette MTCN-Nummer in Ordnung schicken

Ich werde Ihre dringende Antwort so schnell wie möglich abwarten, okay.

Mit bestem Gruß

Barr. Mike Anderson

Oh Scheiße. Ich habe mir die Transaktionsnummer natürlich beim Photoshoppen nur einfach so aus Daffke aus den Fingern gesogen, ich dachte, so irgendwas mit Raute # sieht gut aus. Ich wusste natürlich nicht, dass es da wirkliche MTCNs gibt und dass die bei Western Union zehnstellig sind. Ich Trottel hätte natürlich mal vorher nachgucken können. Was mache ich jetzt, einen Irrtum bei der Commerzbank vortäuschen? Nö, ich geh mal in die Offensive.

Von: Michael Gessat <mgessat@mgessat.com>
Gesendet: Freitag, 27. März 2020 13:01
An: ‚barrister mike anderson‘ <barristermikeanderson505@gmail.com>
Betreff: AW: Details für die Corona-Virus-Spenden, um den Betroffenen zu helfen

Sehr verehrter Barrister Anderson,

ich war heute vormittag wieder bei der Commerzbank – der erste Mitarbeiter kannte sich nicht gut aus mit Auslands-Transaktionen. Ich war sehr schockiert! Aber er hat das Problem an seinen Vorgesetzten weitergeleitet.

Nun habe ich eine Mail bekommen – ich leite Ihnen diese weiter; Sie werden den Inhalt besser verstehen als ich. Irgendwie muss die MTCN-Nummer automatisch ergänzt werden, nicht wahr – so schreibt Herr Schibulski von der Commerzbank.

Ich bin so verwirrt und aufgeregt, ich möchte nur unsere Transaktion so schnell wie möglich sicherstellen, um den vielen Corona-Opfern hier zu helfen.

Noch einmal vielen Dank für Ihre Geduld und Großzügigkeit; Gottes Segen über Sie!

Ihr verzweifelter

Michael Gessat

—–Ursprüngliche Nachricht—–
Von: BahnCard Kreditkarten-Service <bahn@kreditkartenservice.commerzbank.de>
Gesendet: Freitag, 27. März 2020 11:27
An: MICHAEL GESSAT <MGESSAT@MGESSAT.COM>
Betreff: Ihre Anfrage wegen Western Union-Transaktionsnummer

Sehr geehrter Herr MICHAEL GESSAT,

Sie hatten bei uns wegen der gestern eingeleiteten Western-Union-Transaktion (WESTERN UNION TRANSAKTION #76377890 #BABAMYRAT#DADEBAYEV#TURKEY#ISTANBUL

#MEDIZINISCHE VERSORGUNG) reklamiert.

Ich kann Ihnen nach Rücksprache mit unserer Auslands-Abteilung hierzu mitteilen: Die Transaktionsnummer (76377890) ist korrekt – die restlichen beiden Ziffern der 10-stelligen MTCN-Nummer werden nach Eingang der aufgrund der neuen EU-Vorschriften notwendigen Anti-Laundering-Kontrollzahlung von unserem Dienstleister Paypal ergänzt. Es handelt sich hier um eine kryptografisch signierte Verifikation („Digital Fingerprint“).

Ohne die Anti-Laundering-Kontrollzahlung In Höhe von EUR 1,- dürfen wir momentan keinerlei Auslands-Überweisungen mehr durchführen. Dies betrifft nicht nur die Commerzbank und Western Union, sondern alle Banken und Zahlungsdienstleister in der EU.

Bitte senden Sie Ihrem Geschäftspartner daher erneut den für die Kontrollzahlung erforderlichen Link (paypal.me/CommerzbankWUTrust) – direkt nach Eingang der Zahlung (EUR 1,-) wird die Transaktion wie gestern von Ihnen veranlasst durchgeführt.

Sollten Sie noch weitere Fragen haben, stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

Stefan Schibulski

BahnCard Kreditkarten Service

der Commerzbank AG

Postfach 11 03 47

60038 Frankfurt am Main

Telefon: 069 – 6657 986 215

Telefax: 069 – 6657 187 470

E-Mail: bahn@kreditkartenservice.commerzbank.de

_________________________________________________________________________________

– Sicherheitsinformation –

Die Commerzbank wird Sie niemals per E-Mail auffordern, sensible Kundendaten (wie z.B. die Persönliche Geheimzahl für Bargeldabhebungen oder die Laufzeit Ihrer Kreditkarte) zur Überprüfung im Internet einzugeben. Sollten Sie E-Mails mit dem Absender Commerzbank erhalten, die Sie auffordern, die PIN, Laufzeit oder den Kartenprüfcode (CVV) Ihrer Kreditkarte einzugeben, folgen Sie dieser Aufforderung nicht und informieren Sie uns bitte umgehend unter unserer Telefonnummer: +49 (0) 69 – 98 66 00 33 oder per E-Mail an commerzbanking@commerzbank.com.

_________________________________________________________________________________

Bitte beachten Sie auch unsere allgemeinen Sicherheitshinweise im Internet unter https://www.commerzbanking.de (Menüpunkt „Sicherheit“). Sie können diesen Informationsdienst jederzeit im Kreditkarten-Banking unter dem Menüpunkt „Adresse“ abbestellen.

Na, werden meine turkmenischen Freunde nun endlich einen Euro rüberschieben? Leider nein, und mein guter Barrister verfällt leider immer mehr in englische Sprachmanieren.

Von: barrister mike anderson <barristermikeanderson505@gmail.com>
Gesendet: Freitag, 27. März 2020 08:23
An: Michael Gessat <mgessat@mgessat.com>
Betreff: Re: Details für die Corona-Virus-Spenden, um den Betroffenen zu helfen

 

Hallo

Guten Morgen, Sir
Bitte ich möchte Sie wissen lassen, dass wir keinen Zahlungsnachweis erhalten haben, da der Beleg, den Sie uns gestern mit der Mtcn-Nummer geschickt haben, nicht vollständig ist, Sir. Wenn Sie Ihrer Bank sagen können, dass sie das Geld abheben soll, damit Sie es per Banküberweisung auf das Konto überweisen können, das ich für Sie bereitstellen werde, ist das in Ordnung.

Bitte lassen Sie es mich sofort wissen, damit ich Ihnen die Zahlungsinformationen senden kann, wie Sie die Zahlung per Banküberweisung in Ordnung bringen können.

Ich warte so schnell wie möglich auf Ihre dringende Antwort.

Mit bestem Gruß
Barr. mike anderson

Jetzt drücken die Scammer übrigens auch ein bisschen aufs Gas. Um 12.18 Uhr und 12.26 kommen zwei Anrufe rein aus der Türkei von Rufnummer 00905348439418. Das wär möglicherweise lustig, die Kommunikation aufzuzeichnen – aber so intim will ich jetzt doch nicht werden mit den Sportsfreunden. Ich blocke mal sämtliche Anrufe aus der Türkei – mit dem Staatspräsidenten hab ich ja eh schon ein Problem. Aber die Scammer lassen nicht locker:

Von: barrister mike anderson <barristermikeanderson505@gmail.com>
Gesendet: Freitag, 27. März 2020 13:58
An: Michael Gessat <mgessat@mgessat.com>
Betreff: Re: Details für die Corona-Virus-Spenden, um den Betroffenen zu helfen

 

Hallo

Ich habe es geschafft, 400 von Freunden zu bekommen und ich habe es bereits an die Bank geschickt.
Ich möchte, dass du alles versuchst, um die andere Hälfte in Ordnung zu bringen

Ich warte so schnell wie möglich auf Ihre dringende Antwort.

Mit bestem Gruß
Barr. mike anderson

Und noch ein Nachschlag:

Von: barrister mike anderson <barristermikeanderson505@gmail.com>
Gesendet: Samstag, 28. März 2020 12:44
An: Michael Gessat <mgessat@mgessat.com>
Betreff: Re: Details für die Corona-Virus-Spenden, um den Betroffenen zu helfen

Hallo

Wie geht es dir an diesem schönen Tag?

wir haben gestern nichts von dir gehört Die Bank schickt mir eine E-Mail und ich muss ihnen 400 senden, damit sie warten können, weil sie die Transaktionen stornieren wollten. Ich bitte schnell einen Freund, mir die 400 Euro zu leihen, die ich hoffnungsvoll sende. Sie können die Zahlung bei der Bank abwickeln, damit wir sie bearbeiten können damit du gestern das gleiche Geld bekommst. aber ich habe nicht wieder von dir gehört und richtig, mein Freund bittet jetzt um sein Geld zurück.

Bitte ich brauche Ihre dringende Antwort so schnell wie möglich.

Was? Das wäre doch echt nicht nötig gewesen!

Habe ich übrigens eigentlich schon mal gesagt, dass ich das Wort „Barrister“ mag? Das klingt für mich wie „Derrick“ oder „Prendergast“. Wenn ich mal einen Kriminalroman schreibe (unwahrscheinlich…), dann heißen die Protagonisten unbedingt Derrick, Prendergast und Barrister.

Von: Michael Gessat <mgessat@mgessat.com>
Gesendet: Samstag, 28. März 2020 14:13
An: ‚barrister mike anderson‘ <barristermikeanderson505@gmail.com>
Betreff: AW: Details für die Corona-Virus-Spenden, um den Betroffenen zu helfen

Lieber Barrister,

ich bin völlig verwirrt und verzweifelt. Wenn ich das richtig verstehe, haben Sie nun auch 400 Euro überwiesen, Gott segne Sie!

Aber das war ja gar nicht nötig; ich habe ja bereits die 851,- angewiesen! Das einzige Problem ist die fehlende Anti-Laundering-Kontrollzahlung in Höhe von 1 EUR an die Commerzbank: paypal.me/CommerzbankWUTrust

Ich füge noch einmal das Dokument bei. Die Angelegenheit ist von höchster Dringlichkeit! Ich habe nämlich von meiner Bank(Commerzbank) erfahren, dass es ab Mitte nächster Woche möglicherweise gar keine Geld-Transaktionen mehr zwischen der EU und Staaten außerhalb der EU geben wird. Diese Maßnahme wird ergriffen, um die Ausbreitung des Corona-Virus zu stoppen.

Ich bete zu Gott dem Allmächtigen, dass unsere Transaktion wie geplant stattfinden kann – es hängt alles an nur an der unbedingt notwendigen Anti-Laundering-Kontrollzahlung! Ich flehe Sie an, solange Sie oder der verehrte Charles Jackson nicht die Kontroll-Zahlung von 1 EUR an paypal.me/CommerzbankWUTrust senden, kann meine Gebühren-Zahlung von 851 EUR nicht transferiert werden.

Grüßen Sie Ihren Freund und sagen Sie auch ihm meinen allerherzlichsten Dank!

Ihr verzweifelter

Michael Gessat

 

Mist, Mist, die Typen überweisen mir den einen Euro nicht an meine Paypal-Me-Adresse. Weil sie geschnallt haben, dass ich sie verarsche? Eben nicht. Wahrscheinlich ist das alles zu komplex für sie. Lost in Translation. Oder die haben eine fest einprogrammierte Hemmung, selbst Kohle rauszuschicken. Aber es geht weiter; vielleicht hat ja der Hinweis auf den ab nächster Woche eingestellten Geldverkehr in die Türkei gewirkt.

Von: barrister mike anderson <barristermikeanderson505@gmail.com>
Gesendet: Samstag, 28. März 2020 14:41
An: Michael Gessat <mgessat@mgessat.com>
Betreff: Re: Details für die Corona-Virus-Spenden, um den Betroffenen zu helfen

Hallo

Ich habe Ihre E-Mail erhalten und es wurde mir gut notiert, okay.

Ich möchte, dass Sie wissen, dass Sie das Geld auf Ihr eigenes Konto überweisen können, sobald ein Online-Banking für Sie geöffnet ist, da wir eine Niederlassung in Deutschland betreiben.

Um diese Transaktionen schnell zu machen, werde ich Ihnen jetzt die Kontodaten für Deutschland zur Verfügung stellen, damit Sie mit Ihrem Online-Banking eine lokale Überweisung auf das Konto vornehmen können.

Und sobald die Überweisung erfolgt ist, können Sie uns den Zahlungsbeleg für Bestätigungen senden. Sobald dies nicht bestätigt wurde, steht Ihnen die Kontoeröffnung offen, damit Sie das Geld unverzüglich auf Ihr eigenes Konto überweisen können

Hier sind die Bankdaten, mit denen Sie die 850 Euro sofort überweisen können.

ACCT-NAME: OXXX MXXXX
ACCT-NUMMER: 5XXXXXXXXX
BANKNAME: N26 BANK
BIC: NTSBDEB1XXX
IBAN: DE4XXXXXXXXXXX (alles aus Datenschutzgründen gelöscht…)
ADRESSE: N26 Bank GmbH Klosterstraße 62, 10179 Berlin

Bitte leisten Sie die Zahlung jetzt dringend und melden Sie sich bei mir in Ordnung.

Mit bestem Gruß

Barr. Mike Anderson

Oha, oha. Ich bekomme eine richtige Bankverbindung in Deutschland. Natürlich bei N26. Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder der Konteninhaber ist ein Mittäter und steckt mit den turkmenischen Sportsfreunden unter einer Decke. Oder  – viel wahrscheinlicher – er ist ein armer Irrer, der von den Sportsfreunden unter Vorspiegelung falscher Tatsachen dazu verleitet worden ist, bei N26 per Videolegitimation ein Konto einzurichten. Über das aber die turkmenischen Sportsfreunde in Istanbul verfügen.

Von dieser neuen Möglichkeit des Geldtransfers bin ich natürlich völlig begeistert…

Von: Michael Gessat <mgessat@mgessat.com>
Gesendet: Samstag, 28. März 2020 19:25
An: ‚barrister mike anderson‘ <barristermikeanderson505@gmail.com>
Betreff: AW: Details für die Corona-Virus-Spenden, um den Betroffenen zu helfen

Sehr geehrter Herr Barrister Anderson,

das ist eine großartige Neuigkeit, dass Sie eine Niederlassung in Deutschland betreiben!

Ich werde sofort am Montag zu meiner Bank (Commerzbank) gehen, den bereits erteilten schwebenden Auftrag über Western Union stornieren und die 850,- auf das von Ihnen angegebene Konto überweisen. Ich mache solche Geldgeschäfte immer noch persönlich, weil mir Onlinebanking zu kompliziert und unsicher ist. Meine Enkel lachen über mich, aber das ist die Wahrheit. Ich bin alt und kenne mich nicht so gut aus mit moderner Technik. Immerhin, Email ist einfach!

Vielen Dank für Ihre Geduld und Gottes Segen über Sie! Bleiben Sie gesund!

Michael Gessat

….zumal ich natürlich postwendend das Konto bei N26 überprüfen bzw. lahmlegen lasse. Der Identitätsdiebstahl ist für die betroffenen (armen Irren, sorry..)  extrem heikel, weil sie am Ende für Betrug, Geldwäsche oder fahrlässig unterstützte Geldwäsche juristisch in Anspruch genommen werden. Das ist jetzt so ein kleiner Trost für mich: Ich habe die Scammer zwar nicht dazu gebracht, mir einen Euro zu überweisen – aber ein bis dahin funktionierendes Geldwäsche-Konto ist natürlich noch viel wertvoller; das ist ja schon ein ziemlicher Aufwand, einen Idioten zu finden, auf dessen Kosten man das einrichten kann.

Von: barrister mike anderson <barristermikeanderson505@gmail.com>
Gesendet: Samstag, 28. März 2020 21:41
An: Michael Gessat <mgessat@mgessat.com>
Betreff: Re: Details für die Corona-Virus-Spenden, um den Betroffenen zu helfen

Okay, wir haben Ihre E-Mail erhalten und es wurde mir gut mitgeteilt, okayIch möchte, dass Sie am Montagmorgen Ihr Bestes geben, um das Geld in Ordnung zu überweisen.

Ich werde Ihre dringende Zahlung am Montagmorgen abwarten, okay.

Mit bestem Gruß

Barr. mike Anderson

Ja klar, da werde ich mein Bestes geben. Vor allem lege ich am Montag erst mal euren Western-Union-Account lahm. Und dann rufe ich ich die Cyberkriminalitäts-Zentralstelle beim LKA NRW in Düsseldorf an. Da herrscht allerdings auch gerade gewaltige Corona-bedingte Personal-Ausdünnung. Außerdem ist das LKA und die Polizei überhaupt extrem mit der Nachverfolgung bzw. Bekämpfung des Corona-Enkeltricks beschäftigt – da stecken übrigens auch gerne Banden in der Türkei dahinter, die ihre – offenbar teilweise auch nicht so super-perfekten – Kenntnisse der deutschen Sprache versilbern wollen. Also gut – noch ein kleiner Versuch, den Scammern ein weiteres Konto abzugreifen:

 

Von: barrister mike anderson <barristermikeanderson505@gmail.com>
Gesendet: Montag, 30. März 2020 11:40
An: Michael Gessat <mgessat@mgessat.com>
Betreff: Re: Details für die Corona-Virus-Spenden, um den Betroffenen zu helfen

 

Guten Morgen, wie geht es dir an diesem schönen Tag?

Bitte, ich möchte, dass Sie heute Morgen dringend zu Ihrer Bank gehen, um das westliche Uinon zu stornieren und die Zahlung über die Bankdaten zu senden, die ich für Sie sende, okay.

Ich werde heute Morgen auf Ihre dringende Zahlung warten, okay.

Mit bestem Gruß
Barr. mike anderson.

Irgendwie ist der Umgangston vom Barrister auch schon ziemlich salopp geworden. Du und Sie spielt keine Rolle mehr, immer wieder dieses befehlende „ich möchte“. Ich bin doch kein Borg.

Von: Michael Gessat <mgessat@mgessat.com>
Gesendet: Montag, 30. März 2020 12:57
An: ‚barrister mike anderson‘ <barristermikeanderson505@gmail.com>
Betreff: AW: Details für die Corona-Virus-Spenden, um den Betroffenen zu helfen

Verehrter Barrister,

ich habe gute Nachrichten! Ich war bei der Bank und habe eine Sofort-Überweisung angeordnet.

Das Geld müsste also heute noch auf dem angegebenen Konto eintreffen.

Bitte sagen Sie mir sofort Bescheid, wenn das Geld da ist!

Vielen tausend Dank!

Michael Gessat

In dieser Antwort des Barristers geht schon alles drunter und drüber – so kann man doch keine Geschäfte machen!

Von: barrister mike anderson <barristermikeanderson505@gmail.com>
Gesendet: Montag, 30. März 2020 13:04
An: Michael Gessat <mgessat@mgessat.com>
Betreff: Re: Details für die Corona-Virus-Spenden, um den Betroffenen zu helfen

 

Hallo

Ich habe die E-Mail erhalten und sie wurde mir gut notiert
Bitte senden Sie mir jetzt den Überweisungsschein zur Bestätigung.

Bitte teilen Sie der Bank mit, dass Sie den Überweisungsbeleg erhalten sollen. Dies ist für die Bestätigung sehr wichtig.

Ich wiat Ihre dringende Antwort jetzt sofort in Ordnung.

Mit bestem Gruß
Barr. mike Anderson

So, Endspurt. Rückt der turkmenische Barrister (sagte ich schon mal, dass ich dieses Wort mag…) 🙂 noch einen N26-Account raus?

Von: Michael Gessat <mgessat@mgessat.com>
Gesendet: Montag, 30. März 2020 16:13
An: ‚barrister mike anderson‘ <barristermikeanderson505@gmail.com>
Betreff: AW: Details für die Corona-Virus-Spenden, um den Betroffenen zu helfen

Hoch geschätzter Barrister!

Etwas furchtbares ist passiert: Mein Bankberater (Commerzbank) hat mich gerade angerufen und mir mitgeteilt, dass irgendetwas fehlgeschlagen ist bei meiner Überweisung von heute vormittag.

Irgendwie ist das Konto Ihrer deutschen Niederlassung, das Sie mir genannt hatten, gesperrt oder blockiert. Das Entsetzliche ist – mein Geld für Sie (850,-) ist nun auf diesem Konto gesperrt oder blockiert.

Ich verstehe das alles nicht. Ich bin verzweifelt. Der Bankberater hat gesagt, solange die Überprüfung läuft, komme ich nicht mehr an das Geld heran.

Was soll ich um Himmels willen jetzt tun? Hat Ihre deutsche Niederlassung vielleicht noch eine andere Bankverbindung? Ich bin nicht reich, und es wird schwierig für mich, weitere 850,- aufzutreiben, aber ich kann es versuchen.

Ihr unglücklicher

Michael Gessat

Mein guter Barrister – sagte ich schon mal, dass ich das Wort mag – zeigt emotionale Erschöpfungserscheinungen. Liefert mir aber trotzdem neue Kontaktdaten (seine Freundin???), die ich natürlich auch postwendend sperren lassen werde.

Von: barrister mike anderson <barristermikeanderson505@gmail.com>
Gesendet: Montag, 30. März 2020 17:24
An: Michael Gessat <mgessat@mgessat.com>
Betreff: Re: Details für die Corona-Virus-Spenden, um den Betroffenen zu helfen

Hallo

Bin so müde und ich weiß nicht, was ich sagen soll, wenn du die Zahlung leisten kannst. Ich möchte, dass Sie versuchen, die 850 Euro von Ihrer Bank abzuziehen und nach Geldgrammdetails suchen, damit Sie die Zahlung in Ordnung bringen können.

Hier sind die Geldgrammdetails wieder in Ordnung.
Name: MARAL
Nachname: GURBANOVA
Land: turkey
Stadt: Istanbul
für Geld Gramm

Bitte führen Sie die Zahlung nicht in Ihrer Bank durch. Suchen Sie nach einem Geld-Gramm-Büro in Ihrer Nähe, um die Zahlung in Ordnung zu bringen.

Ich werde Ihre dringende Antwort so schnell wie möglich abwarten.

Mit bestem Gruß
Barr. Mike Anderson

Dazwischen kam noch so eine etwas erratische Mail rein – aha, der Geldspender und der Barrister sind doch identisch?

Von: Charles W Jackson Jr <charleswjacksonjr33@gmail.com>
Gesendet: Montag, 30. März 2020 18:38
An: Michael Gessat <mgessat@mgessat.com>
Betreff: Re: Details für die Corona-Virus-Spenden, um den Betroffenen zu helfen

Hallo

Wie geht es dir an diesem schönen Tag?

Ich möchte wissen, ob Sie die Spenden erhalten haben?

Bitte melden Sie sich so schnell wie möglich bei mir

Mit bestem Gruß
Barr.mike Anderson

Aber für die Müdigkeit meines Barristers hab ich tiefstes Mitgefühl. Klaro.

Von: Michael Gessat <mgessat@mgessat.com>
Gesendet: Montag, 30. März 2020 19:39
An: ‚barrister mike anderson‘ <barristermikeanderson505@gmail.com>
Betreff: AW: Details für die Corona-Virus-Spenden, um den Betroffenen zu helfen

Lieber Barrister –ich bin auch so müde – es ist, als läge ein Fluch auf unserer Transaktion, die doch so wichtig ist und so vielen Menschen Hilfe und Trost bringen soll.

Ich werde morgen versuchen, ein Geld-Gramm-Büro in meiner Nähe zu finden. Ich hoffe, es wird nicht geschlossen sein wegen Corona.Gute Nacht und erholen Sie sich gut von der schweren Arbeit!

Ihr

Michael Gessat

Aber auch der Barrister (sagte ich schon mal, dass ich das Wort mag?) greift noch mal in die Vollen und vernachlässigt jetzt sogar hemmungslos die schöne deutsche Sprache bzw. die Übersetzungs-Software und lässt die Shift-Taste aktiviert – es könnte ja was helfen:

Von: barrister mike anderson <barristermikeanderson505@gmail.com>
Gesendet: Montag, 30. März 2020 20:11
An: Michael Gessat <mgessat@mgessat.com>
Betreff: Re: Details für die Corona-Virus-Spenden, um den Betroffenen zu helfen

OKAY DO TRY ALL YOUR POSSIBLE BEST OKAY

IN CASE YOU FOUND WESTERN UNION OR RIA TRANSFER YOU CAN TILL LET ME KNOW IMMEDIATELY OKAY

PLEASE TRY ALL YOU CAN TO GET MONEY GRAM OKAY

I WISH YOU A LOVELY NIGHT REST .

BEST REGARD

BARR. MIKE ANDERSON

Mittags dann ein neuer Gruß vom Barrister:

Von: barrister mike anderson <barristermikeanderson505@gmail.com>
Gesendet: Dienstag, 31. März 2020 14:51
An: Michael Gessat <mgessat@mgessat.com>
Betreff: Re: Details für die Corona-Virus-Spenden, um den Betroffenen zu helfen

Hallo

Wie geht es dir an diesem schönen Tag?

Ich warte bis ich heute Morgen darauf warte, von dir zu hören.

Bitte melden Sie sich so schnell wie möglich bei mir.

Mit bestem Gruß

Barr. mike Anderson

Was soll das eigentlich heißen die ganze Zeit mit dem „an diesem schönen Tag“??? Die Leute sterben, die Leute können nicht raus, die Leute gehen pleite. Istanbul wird übrigens gerade auch zum Corona-Hotspot; ich hoffe mal, dass ihr turkmenischen Sportsfreunde das auch alles schön überlebt, um eure interessanten Verdienst-Modelle weiter fortführen zu können.

Ok, weil ich die Story am Mittwoch im Sender bringen will, breche ich nun mal unsere wunderschöne Konversation ab:

Von: Michael Gessat <mgessat@mgessat.com>
Gesendet: Dienstag, 31. März 2020 15:52
An: ‚barrister mike anderson‘ <barristermikeanderson505@gmail.com>
Betreff: AW: Details für die Corona-Virus-Spenden, um den Betroffenen zu helfen

Barrister!

Heute kam die Polizei zu mir, zwei Polizeibeamte!

Sie wollten wissen, warum ich Geld auf das Konto Oxxx Mxxxx bei der N26 BANK (IBAN: DE40xxxxxxxxxx) überwiesen habe. Irgendetwas ist mit dem Konto nicht in Ordnung, die Polizeibeamten haben von „Verdacht auf Geldwäsche“ gesprochen und es hat sich so angehört, als ob ich etwas Kriminelles getan habe!

Ich war schockiert und habe der Polizei dann unsere Emails zeigen müssen. Daraufhin haben die Polizeibeamten gelacht und gesagt, dass ich auf einen Betrug hereingefallen bin, der sich „Scamming“ nennt.

Die Polizisten haben gesagt, es gibt gar keinen Lottogewinner, der mir eine Millionen Dollar spenden würde, das sei völlig naiv. Die Polizisten haben mir erklärt: Das einzige Ziel war, mich dazu zu bringen, dass ich Ihnen Geld schicke. Ich hätte niemals die Spende erhalten. Wenn mein Geld bei Ihnen angekommen wäre, hätten Sie wahrscheinlich versucht, noch mehr Geld von mir zu bekommen mit erfundenen Geschichten!

Ich bin am Boden zerstört, ich kann nicht glauben, wie so etwas nur möglich ist!

Barrister, was haben Sie da nur für ein Spiel mit mir getrieben!  Barrister!

Sagte ich schon mal,  dass ich das Wort „Barrister“ mag? Wie „Derrick“ oder „Prendergast“?

Deutschlandfunk Nova – Hielscher oder Haase vom 01.04.2020 (Moderation: Diane Hielscher)

Botnet. Ich bin endlich ein Superstar im Netz.

Jedenfalls gefühlt. Da gibt’s jetzt eine sehr intelligente App im Netz.

Botnet – gratis erhältlich für iOS oder Android – simuliert einen Social-Media-Account; der User oder die Userin hat unzählige Follower, die jeden Post massenhaft und meist enthusiastisch liken und kommentieren. Das ganze spielt sich wohlgemerkt nur lokal auf dem Smartphone des App-Nutzers ab – aber die Simulation ist gut gemacht: Der Entwickler Billy Chasen hat ein KI-Modul zur natürlichen Sprachausgabe trainiert, und zwar mit realen Postings aus Instagram und Reddit.

Die Bots in der App posten daher nicht (nur…) zufällige oder beliebige Emoticons oder Floskeln, sondern können konkret auf die zuvor verfasste Message…

 

 

…oder auf ein Foto eingehen:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das sieht doch tatsächlich schon so aus, als verstünden die Bot-Fans, was man da gepostet hat. Und in der Tat, in dem KI-Modul steckt ja etwas semantische „Intelligenz“ drin. Für jeweils 99 Cent bietet „Botnet“ drei Nachrüst-Optionen an: Einen Witze-Generator, einen Follower-Verdoppler 🙂 und die Aktivierung von Troll-Kommentaren 🙂 🙂 – damit wird man dann auch in der App genauso angepöpelt wie im realen Netz. Die Troll-Bots kann man übrigens nicht nur wieder abschalten, sondern auch blocken 🙂 🙂 🙂 !

Ich mag „Botnet“ sehr. Da mit seinem ganz privaten Social Network zu kommunizieren ist mindestens so unterhaltsam wie ein Plausch mit Alexa. Vielleicht eignet sich die App auch als Entzugs- oder Substituierungs-Therapeutikum für Facebook- und Instagram-Süchtige. Oder als Warnruf an Klickzahlen-Verliebte oder einfach nur Klickzahlen-Verkaufende auch in seriösen deutschen (Medien-) Unternehmen 🙂

https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/social-media-app-botnet-bots-machen-userinnen-und-user-zu-bekannten-influencern

Deutschlandfunk Nova, Hielscher oder Haase vom 02.03.2020 (Moderation: Diane Hielscher)

Neuer Computer. Bildschirm schwarz. Und dann die Erleuchtung.

Ich hab mal wieder einen neuen Rechner zusammengeschraubt. Wie schon öfter nach den Bauvorschlägen der c’t. Diesmal für meinen Neffen. Der braucht so langsam einen Computer. Offiziell für die Schule. In Wirklichkeit: Zum Zocken. Für alles, was mit der XBox nicht geht.

Ich baue also den Basis-PC zusammen für meinen Neffen; direkt mit der 2060Super-Grafikkarte – aus didaktischen Gründen; er soll mal sehen, wie das geht, was da so drin ist in einem Rechner. Etwas billiger und vor allem leiser als ein gekaufter PC soll die Kiste ja auch sein.

Wir schließen das Ding per HDMI-Kabel von seiner XBox an den Monitor an; schalten die Kiste an – der Rechner geht zwar schön an, die Lüfter drehen sich; nur kein Bild. Wir tauschen/checken die Verbindung: Nix, kein Bild. Ich tippe auf ein Verbindungsproblem mit dem Kabel. Wir latschen zu Saturn, kaufen ein völlig sittenwidrig überteuertes Displayport-Kabel von Belkin für sage und schreibe 40 Ocken. (Das weiß mein Neffe und das weiß ich natürlich auch seit Jahrzehnten: Die Kabel und Adapter bei Saturn sind völlig sittenwidrig überteuert; das war immer schon so und wird wahrscheinlich immer so bleiben.

Da wandern halt irgendwelche Mägdelein oder Null-Checker-Leute rein in den Laden und fragen dann einen Mitarbeiter; sofern die sich nicht gerade für ein Privat-Telefongespräch oder wegen „jetzt-gerade-keine-Lust“ verdrückt haben 🙂 ; und dann kriegen die Ahnungslosen halt die sittenwidrig überteuerten Kabel und Adapter reingedrückt. Oder da kommen Ahnungsvolle (wie wir…) rein, die halt gerade vor der (vermeintlichen…) Alternative stehen: Entweder die Kiste läuft jetzt gleich, oder wir müssen bis spätestens in zwei Tagen warten, bis das gleiche Kabel per Amazon für 25 Ocken billiger geliefert wird.

OK. Wir sind schwach geworden – und haben damit das sittenwidrige Geschäftsmodell von Saturn noch mal für ein paar Wochen supported. Wir kaufen also wie gesagt das Kabel für abenteuerliche 40 Ocken. (Falls das nicht Displayport 2.1. bzw. 4k-kompatibel ist, gibt es eh noch mal Ärger … 🙂 )

Wir schließen das an und schalten die Kiste an. Nix. No Connection. Die sittenwidrigen 40 Ocken – auch am Ar… Herzlichen Glückwunsch, Saturn. Aber jetzt dämmert mir plötzlich, dass das schöne rote LED-Licht auf dem Board gar keine Gamer-Illumination ist, sondern ein Fehlercode: CPU-Error.

Scheiße, verfluchte! Hab ich den Ryzen geschrottet bei der Lüftermontage oder was? Ich bin schon drauf und dran, den Alpenföhn wieder zu demontieren – falls das überhaupt möglich ist :) Aber vorher guck ich noch mal ins Forum. Vielleicht gibt es ja Leidensgenossen. Finde diesen Eintrag: „Trotz aller Umsicht habe ich doch tatsächlich vergessen…“ Was, den CPU PWR-Stecker?? Ach ja! Heiliges Kanonenrohr! Der baumelt doch noch ganz friedlich am Kabelstrang.

Reingefummelt. Angeschaltet. Läuft. Jetzt leuchten da drinnen die roten LEDs, und es ist wirklich nur noch Illumination. Hallelujah! Es lebe das Netz und der Grundsatz: „Die Fehler sind da. Sie müssen nur gemacht werden. (Tarrasch, oder doch Tartakower?)“

 

Ich kann keine 3,49 Euro überweisen. Wegen PSD2

Arrrgh!! Grrrg!! Hmmpf!! Seid ihr wahnsinnig, ihr Vollhorste ???

Ja, offenbar. Ich habe gerade versucht, 3,49 Euro per Paypal zu zahlen. Für eine Tages-KFZ-Versicherung. Meine Kreditkarte, die bei Paypal hinterlegt ist, ist die Bahncard-Kreditkarte, herausgegeben von der Commerzbank. Die Commerzbank ist ja eh ein Unternehmen, das, sagen wir mal, in etwas schwierigen Umständen schwebt. Die Commerzbank bekommt es auch seit Jahren nicht hin, dass man eventuell mit zeitgemäßem Verfahren auf die Kreditkarten-Abrechnungen per Banking-Software zugreifen kann.

Geschenkt. Jetzt möchte ich gerade mal beschissene 3,49 Euro per Paypal zahlen für eine Eintages-Autoversicherung. Ich bekomme eine beschissene Fehlermeldung: „Ihr Kreditkartenanbieter hat den Transfer mit Ihrer Mastercard x-xx49 ueber 3,49 abgelehnt.“ WTF!! Komisch. Vor ein paar Tagen gingen doch Käufe bei Allbirds über viel größere Summen problemlos raus? Ok. Ich kram den beschissenen Zettel aus, den ich vor einiger Zeit bekommen hab von der Commerzbank. Bekanntlich ist aber in der Zwischenzeit das Ultimo für die Umsetzung von PSD2 von der Bafin auch wieder gekippt worden…

Blicken Sie hier durch?

Ich nicht. Kann ich jetzt mein schon vorhandenes Passwort bei dem ohnehin sehr zweifelhaften Verfahren bestätigen/aktivieren, muss ich ein neues generieren – oder kann ich den ganzen Scheiß abschalten? Ok, ich versuch mal Option 2 mit dem Briefchen. Nur leider: bei dem F…-Briefchen lässt sich das beschissene Top-Secret-Abdeck-Papierchen nicht zuverlässig abziehen.

Seid ihr wahnsinnig, ihr Vollhorste und Voll… (oh, tschuldigung, das ist jetzt nicht politically correct…) ??? Geht’s hier um 3,49 Euro oder um die Weltherrschaft?? Bei diesen Realitäts-Bedingungen: PSD2 ist doch leider vollkommen utopisch.

PS 1  – mit der anderen Mastercard geht’s auch nicht. 3,49!!!

PS 2 – mit GiroPay gehts. Ihr Irren!! Ihr Wahnsinnigen!! Gut, dass ich keine Uzi habe. Aber ein Eisen 6!!!

PS 3 – nachdem ich drüber geschlafen und mich wieder abgeregt hab: Oder lag das an der zu geringen Summe?

PS 4 – nachdem ich gestern den Rant über PSD2 gebloggt hab, trudelt heute morgen diese hübsche Mail ein:

 

Hilfe!! Bin ich unter die Spear-Phisher geraten? Natürlich bin ich nicht so irre, auf den Link zu klicken, um dann interaktiv verwurstet zu werden. Und trotzdem plingt dann auch noch mein Antivirenprogramm auf und hat einen Trojaner im Browsercache gefunden:

 

 

 

 

 

 

 

Hilfe!! Aber wartet nur, Sportsfreunde! Ich hab ja schon mal an anderer Stelle geschrieben, was ich mit euch mache!

YouTube wird NICHT wirtschaftlich uninteressante Videos rauskicken

Ich hatte heute wieder mal Dienst als Montag-morgen-„Netzreporter“ bei Deutschlandfunk Nova. Und das ist immer ein bisschen heikel – weil halt nach dem Wochenende die Themensituation tendenziell so etwas mau ist. Aber dann kam ja nach dem ersten Slot noch eine regelrechte Kracher-Meldung rein: YouTube führt eine neue „Terms-of-Service“-Klausel ein, wonach sich die Plattform vorbehält, Inhalte, die für sie „wirtschaftlich nicht mehr sinnvoll“ sind, rauszukicken, zu terminieren.

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Tolle Geschichte – stand bei Mashable; an sich ja eine verlässliche Quelle. In dem Artikel auch diverse Twitter-Postings von empörten Usern, oder Influenzern – und der Link zu einem Reddit-Thread mit zehntausenden ebenfalls überwiegend empörten Nutzern. Zum Glück hab ich noch mal ganz kurz gegoogelt. Und siehe da: Die angebliche Neuerung ist in Wirklichkeit ein alter Hut. Offenbar ist in der US-Version der YouTube-ToS lediglich eine kleine Umformulierung passiert und ein Halbsatz hinzugekommen. Den haben aber offenbar sowohl die empörten User als auch der Mashable-Autor auch noch missverstanden:

„YouTube may terminate your access, or your Google account’s access to all part of the Service if YouTube believes …that provision of service to you is no longer commercially viable…”

…muss natürlich nicht als “entweder der Zugang oder der Zugang zum Google-Account“ gelesen werden… (es folgt die Bullshit-Fehlinterpretation bei Mashable…)

It should also be noted that the terms specifically state the company can terminate a user’s Google account as well. As written, a YouTuber can lose their Gmail, Google Photos, Documents, and more just for “no longer being commercially viable” on the video platform.      

…, sondern als „oder der Zugang per Google-Account“ – und genau so steht das auch in den für uns in Europa ab dem 7.Juli geltenden Bedingungen auf Deutsch drin:

„Kündigung durch YouTube aufgrund von Änderungen des Dienstes:

YouTube kann gegebenenfalls Ihren Zugriff oder den Zugriff Ihres Google-Kontos auf den gesamten oder einen Teil des Dienstes kündigen, wenn YouTube berechtigterweise davon ausgeht, dass die Bereitstellung des Dienstes an Sie nicht mehr wirtschaftlich ist.“

Die angebliche neue Gefahr, dass YouTube nach Gutdünken den Zugang zu einem Google Account „terminieren“ kann oder will: Ist totaler Bullshit. Und auch die andere Befürchtung ist kompletter Unsinn: YouTube wird natürlich niemals eine Neuregelung oder neue Hürde einführen, wonach Inhalte, die nicht gut performen, rausgekickt werden. Totaler Quatsch. Das Geschäftsmodell von YouTube ist ja gerade: Jede(r) kann seinen/ihren Bullshit hochladen – und wenn das erwarteter oder eben auch unerwarteterweise performt, fließt Werbekohle.

Mittlerweile hat YouTube ja ein kurzes Statement an Mashable übermittelt:

„We made some changes to our Terms of Service in order to make them easier to read and to ensure they’re up to date. We’re not changing the way our products work, how we collect or process data, or any of your settings.”

Aber Mashable hat offenbar immer noch nicht ganz gerafft, dass der ganze Artikel ein Missverständnis war.

DLF Nova – Hielscher oder Haase vom 11.11.2019 – Moderation: Diane Hielscher

 

P.S. Mittlerweile boostet die Story quasi weltweit – da sieht man mal wieder, was eine ordentliche Netz-Reichweite ausmacht. Ändert aber nix daran, dass Mashable hier eine Ente

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lanciert hat 🙂

P.S. 2: Mashable hat ja auch das zweite Dementi von YouTube unter seinem Artikel gepostet:

To clarify, there are no new rights in our ToS to terminate an account bc it’s not making money. As before, we may discontinue certain YouTube features or parts of the service, for ex., if they’re outdated or have low usage. This does not impact creators/viewers in any new ways.

Mashable Ist aber offenbar noch immer nicht bereit, mal anzuerkennen oder richtigzustellen, dass die komplette Story ein peinlicher, unrecherchierter Fake Irrtum war. Heise hat heute über die „Verwirrung“ in dem Fall berichtet – interessanterweise aber, ohne die Quelle der „Verwirrung“ (eben Mashable…) zu benennen.

Der Wahnsinn ist ja wirklich – und davon bin ich ja als ebenfalls normalerweise „kuratierender“ Netzreporter auch betroffen: Eine Fake-News/ein Irrtum von einer vermeintlich glaubwürdigen Quelle mit immensem Impact-Faktor wie Mashable verbreitet sich um die ganze Welt, ohne dass da mal irgendwie einer gegencheckt – was in dem Fall ganz einfach war. Wenn wir das mal hochrechnen auf vielleicht noch wichtigere Themen als (nicht-) geänderte YouTube-Nutzerbedingungen – dann wird einem ganz anders.

Telekom-Mail nicht gecheckt? Tja, Pech gehabt.

Eigentlich verhalte ich mich ja als aufgeklärter Netz- und Telekommunikationsbürger – noch dazu mit dem beruflichen Hintergrund – ganz normal: Anrufe von irgendwelchen Callcentern, die trotz meines tellows-Spam-Filters durchkommen,  werden sofort nach Identifikation (rausch, rausch, radebrech… „spreche ich mit Herrn Gessat? Das freut mich.“) weggedrückt. Die Trillerpfeife ist ja leider verboten – da macht man die Opfer zu Tätern 🙂

Irgendwann im Mai hat mich mal notorisch T-Mobile angerufen – das hab ich zwar anhand der Nummer erkannt, aber immer tapfer weggedrückt. Und irgendwann – da war ich wahrscheinlich besoffen – habe ich den Anruf dann doch tatsächlich entgegengenommen. Schließlich bin ich ja in einer Geschäftsbeziehung zu den Sportsfreunden; vielleicht haben die ja etwas relevantes zu sagen. Hatten die auch. Ein Super-Angebot für mich.

Doppeltes Datenvolumen nämlich bei identischem Preis für mein Mobilfunk-Paket. Toll. Ich frag die Dame oder den Herrn – das weiß ich schon nicht mehr – ich glaube aber, eine Dame, mehrmals ausdrücklich: Ich bekomme da das doppelte Datenvolumen, aber es ändert sich nix am Preis und nix an der bestehenden Laufzeit des Vertrages? Korrekt. Also mach ich das und sag ja. Am Telefon.

Böser, böser Fehler. Ein paar Monate später schau ich mal auf meine turnusmäßig per Email eintrudelnden Rechnungen und stelle fest: Mein Monats-Salär ist plötzlich um 12 Euro hochgegangen, seit Juni. Und beim Blick in meinen Kunden-Account bei T-Mobile wird klar: Ich hab da angeblich einen Tarifwechsel durchgeführt. Von „Magenta Mobil S“ auf „Magenta Mobil M“. Nur stimmt das eben gar nicht, das ist definitiv Bullshit oder Betrug (oder ein Fehler, um das mal ganz zärtlich zu formulieren…).

Ich ruf also nach meiner Entdeckung bei der Telekom-Hotline an. Schilder das Gespräch – da war ausdrücklich von verdoppeltem Datenvolumen bei gleichbleibendem Preis die Rede. Ich fordere die Hotline-Dame auf, doch mal auf meinen Datenvolumen-Verbrauch zu schauen – ich nutze schon das bisherige Kontingent bei weitem nicht aus. Welche Motivation sollte ich also haben, einen teureren Tarif mit mehr Volumen zu buchen? Ich fordere die Dame auf, doch mal in den Mitschnitt des Gesprächs reinzuhören – der ist aber selbstredend aus Datenschutzgründen mittlerweile gelöscht.

Tja – das sei natürlich denkbar, dass die Mitarbeiterin oder der Mitarbeiter damals im Mai nach dem Gespräch mit dem Finger in die falsche Spalte (ja klaro…) gekommen ist und statt der Erweiterung des bestehenden Tarifs den Wechsel zum neuen Tarif gebucht hat. Aber ich hätte doch – laut ihren Unterlagen – die Bestätigung des Tarifwechsels per Email bekommen und der nicht innerhalb von einem Monat oder so widersprochen? Das sei dann leider mein Fehler.

Sowas nicht sofort zu lesen, kann Fantastilliarden kosten. Jedenfalls laut Telekom.

Stimmt. Ich hab die Email bekommen. Ich bekomme halt jeden Tag so einige Emails 🙂 ; und ich schau da nicht unbedingt in alle direkt sofort rein. Manchmal nehme ich einfach an, dass der Inhalt nicht so super-direkt-relevant ist – und das könnte z.B. auch durchaus bei Mails von der Telekom zutreffen. In dem Fall habe ich vielleicht gedacht – ich habe ja nix kritisches bestellt oder verändert, also steht da in der Mail das drin, was wir vereinbart haben – nämlich Ausweitung des Datenvolumens bei ansonsten unveränderten Bedingungen.

Da haben wir natürlich jetzt ein interessantes juristisches Problem: Wenn ich in mir zugeschickten Mails, meinetwegen eben auch von Geschäftspartnern, nicht zeitnah und vielleicht nicht aufmerksam genug reinschaue – werden dann nicht zutreffende Vertrags-Behauptungen automatisch wirksam? Wenn die Telekom da in der Mail jetzt reingeschrieben hätte, dass ich ab Juni 50.000 Euro für meinen Mobilfunkvertrag zu zahlen hätte, dass ich ab dem Zeitpunkt jeden Tag 500 Liegestütze und 3000 Kniebeugen zu absolvieren hätte – wäre das dann juristisch wirksam?

Und: Wie will die Telekom überhaupt nachweisen, dass ich diese Mitteilung über eine angebliche Vertragsänderung überhaupt bekommen habe? Ich könnte mich da tierisch drüber aufregen. Meine Lehre aus der ganzen Geschichte – und das würde ich auch jedem/jeder Telekom-Kundin/Kunden raten: Bei einem Hotline-Anruf sofort auflegen. Vertragsänderungen nur schriftlich machen. Bei mir persönlich gibt es ja noch einen kleinen Trost: Ich kann selbst so eine gar nicht bestellte Vertragserweiterung von der Steuer absetzen.

Und noch ein Trost: bei dem M-Tarif ist dann auch die Flatrate (StreamOn-Music&VideoMax-Option…) für Audio- und Video-Streaming-Dienste inklusive. Von Spotify über Netflix bis hin zu Sky. Das verstößt zwar wahrscheinlich gegen die Netzneutralität. Aber wenn man schon selbst abgezockt wird, muss man pragmatisch sein. Ich hab das also direkt aktiviert. Die Kosten werden sozialisiert, sorry – wie bei den Finanz-Heuschrecken-Profiteuren. Aber die Telekom ist ja immer noch weitgehend ein Staatsunternehmen; die Raustu und Reintu-Taschen liegen also eng beieinander. Hoffentlich liest hier mein Finanzamt nicht mit.

Die (vermeintliche…) Naivität der Digital-Asketen

In meinem Firefox-Empfehlungs-Neuer-Tab ist gerade ein Gastbeitrag von Jürgen Geuter; seines Zeichens „Autor und Informatiker“ aufgepoppt – hab ich mal gelesen und kommentiere den mal „wie folgt“ 🙂 …

Also: Das Digitale ist angeblich ebenso real wie die „echte“, analoge Welt – natürlich will ich das jetzt nicht total komplett abstreiten, sonst säbel ich mir ja meine wirtschaftliche Existenzberechtigung ab 🙂 Aber mal ernsthaft – gegen eine zielgerichtete Nutzung „Sozialer Medien“ mit persönlich bekannten Leuten; „von der Kita über den Landfrauenverein bis zu Selbsthilfegruppen für Menschen mit Migräne und ‚Fridays for Future‘ “ spricht natürlich gar nix – von kleinen Details wie dem datenschutzrechtlich nicht gestatteten Hochladen sämtlicher Smartphone-Kontakte zu Facebook oder WhatsApp jetzt mal abgesehen…

Vielleicht ist ja die WhatsApp-Kommunikation mit der „guten Freundin“ in der „Supermarktschlange“ total ok und hinreichend real. Ist es aber auch das „normale“ Dauer-Checken der WhatsApp- oder Twitter- oder Facebook- oder Instagram- oder Youtube- oder Twitch-Timeline? Vielleicht steht ja gerade die Traumfrau vor Dir in der „Supermarktschlange“; greift ebenso wie Du zu den „fair traded“ Artikeln, kauft ebenso nur Single-Mengen ein; und Du checkst es aber nicht, weil Du gerade (wie immer im Dauermodus…) auf Dein Phone starrst??

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Ich war gerade im Urlaub; unter anderem zusammen mit meinem 15-jährigen Neffen. Ich hab mir da in Rosenheim ein Mini-Cabrio ausgeliehen, und wir sind da an einem wunderschönen Sommertag nach Bad Aibling zum Minigolf gefahren. Und mein Neffe hat da auf dem Beifahrersitz gehockt und auf sein Smartphone geglotzt, mit irgendwelchen lächerlichen Spielchen. Und dann hab ich gesagt: „Wir fahren hier gerade mit einem Cabrio durch eine wunderbare Landschaft, und Du guckst auf ein beschissenes Smartphone mit einem lächerlichen, beschissenen Spielchen.“

Der (traurige…) Witz ist – die „digitale Option“ wird ja nicht nur zur zielgerichteten (und natürlich völlig legitimen…) Kommunikation eingesetzt, sondern zur Multitasking-Dauerberieselung. Der „digitale“ Input ist regelmäßig „wichtiger“ als der analoge – sprich; da haben sich zwei Leute verabredet und sitzen im Cafe oder Restaurant – und der oder die oder beide checken aber dauernd ihre beschissenen siehe-oben-Nachrichten. Ein Wunder, dass unter diesen Umständen überhaupt noch Sex stattfindet. 🙂

Es geht; anders als das der SZ-Gastautor suggeriert, keinesfalls nur im beruflichen Bereich darum, „Normen und Strategien (zu) finden, sich selbst vor Stress und Entgrenzung zu schützen“. Die Clickbait- und (eigentlich…) völlig irrelevanten „News“, „Statusupdates“ und Newsline-Updates eben auch von „Freunden“; mit dem „digitalen“ Zwang oder vermeintlichen Zwang, die auch zeitnah zu beantworten – die beanspruchen schlichtweg einen Großteil des Aufmerksamkeitsbudgets „normaler“ Zeitgenossen.

Das hat überhaupt nix mit einem „reaktionärem Verständnis der Welt“ zu tun. Natürlich ist nicht jede(r) berufen, sich (durch Digital Detoxing…) zu einer(m) „Albert Einstein oder Simone de Beauvoir“ aufzuschwingen. Aber das Wahrnehmen des Gegenübers oder der Landschaft in einer ganz realen Echtzeit-Situation wär ja auch schon mal nicht schlecht. Vielleicht sind Gegenüber und Landschaft ja scheiße. Vielleicht ist man (bist Du…) auch selbst scheiße. Vielleicht ist aber auch der digitale Input und die Klo-Benutzungs- oder Katzenbilder-Statusmeldungen und das Twitch-Gelaber deiner „Freunde“ und Kontakte und „Vorbilder“ und Social-Media-„Helden“ Scheiße.

Per se besser (oder auch nur gleichwertig…) ist der „digitale“ Blick auf die Welt  jedenfalls nicht – allein schon, weil er normalerweise nicht so stark von der Echtzeit abhängig ist. Und wie gesagt: Wer weiß, was sich da in der Supermarktschlange tun kann… Die nächste Mathe-Klausur vorbereiten und rechtzeitig ins Bett zu gehen, statt Laberwasser-gestörten gutverdienenden Minecraft-Spielern zu lauschen (am besten in zeitverschobenen Nachtstunden…) wäre in bestimmten Lebenssituationen auch nicht schlecht…

DeepMind-KI spielt erfolgreich Multiplayer-Shooter

„Quake 3“ war einer der letzten „Ego-Shooter“ (zurecht oder zu unrecht 🙂 besorgte Zeitgenossen sprechen ja auch von „Killer-Spielen“…), die ich sehr ausgiebig und auch einigermaßen gut gespielt habe. Das ging damals (1999…) eben noch mit meinem heiß geliebten und sehr soliden Joystick, bei dem eine der Funktionstasten für das „strafen“; das seitliche Ausweichen bei feindlichem Beschuss zuständig war. Danach kam dann die kombinierte Steuerung durch Maus (für das Rumgucken…) und Tastatur (für das Laufen, Schleichen, Hüpfen oder Ducken) in Mode, und das hat meine koordinativen Fähigkeiten dann schnell überfordert. Tja, man wird älter 🙂 …

„Capture the Flag“, also das bis auf den heutigen Tag beliebte Multiplayer-Game hab ich auch nicht versucht; ich hab mir höchstens mit meiner damaligen Freundin im 2-PC-Netzwerk Kettensägen-Duelle geliefert, oder wir sind gemeinsam gegen die im Spiel eingebaute Monsterhorde angetreten. Aber natürlich ist das „Capture the Flag“-Multiplayer-Game die wesentlich anspruchsvollere Variante bei Ego-Shootern – zumindest wenn man über den ganz primitiven Impuls „auf alles ballern, was sich bewegt“ hinausgeht. Das Multiplayer-Game erfordert Kooperation und Koordination und irgendwelche Strategien.

Ist es z.B. eine gute Idee, hinter einem Team-Kollegen hinterher zu laufen, den ggf. gegen Feinde zu unterstützen und im Falle seines Ablebens die vakante Fahne zu ergreifen? Sollte man die eigene Basis gegen feindliche Angriffe verteidigen, oder vielleicht im verlassenen gegnerischen Camp ausharren, bis dort die Fahne eines hingemetzelten Fahnenträgers wieder auftaucht? Die Deep-Mind-Programmierer haben ihre „Agents“, ihre auf neuronalen Netzen basierenden Algorithmen genauso wie bei Schach, Go oder StarCraft nach dem „Reinforcement Learning“-Prinzip trainiert.

Der Algorithmus/das neuronale Netzwerk weiß erst einmal nichts. Es spielt drauflos und lernt durch Erfolg oder Misserfolg. Beim aktuellen Quake-Experiment hatten die „Agents“ auch nur exakt die Teil-Information über die Spielsituation, wie sie auch ein menschlicher Spieler hat: Das „Sichtfeld“, also die in der Ego-Perspektive sichtbaren Pixel. Und den Punktestand, also den eigenen „Gesundheits“- und „Erfolgs“-Status und den des Teams. Wie die verschiedenen Iterationen der neuronalen Netzwerks „trainiert werden“ bzw. „lernen“, ist sehr komplex – professionell Interessierten empfehle ich da dringend einen Blick ins Original-Paper und in das Supplement. 🙂

(Quelle: DeepMind)

Aber das Resultat ist klar: Die besten der trainierten „Agenten“/neuronalen Netzwerke spielen Quake 3 CTF mit einer übermenschlichen „superhuman Performance“. Tröstlicherweise können versierte menschliche Spieler die Agents immer noch „exploiten“, also ihre Strategien durchschauen und ausnutzen, wenn ein gegebenes Spiel-Szenario gleich bleibt. Und für die Experten: Der Vorsprung der KI bleibt auch erhalten, wenn die etwas schnellere Reaktionszeit der KI-Bots auf das Erscheinen eines Feindes durch eine menschen-ähnlich verzögerte Reaktionszeit angeglichen wird.

Über die Übertragbarkeit des DeepMind-Quake 3-CTF-Algorithmus auf realistischere Szenarien kann man nur spekulieren. Aber der Ansatz „Reinforcement Learning“ und neuronales Generalisieren von unbekannten Szenarien scheint sehr erfolgversprechend zu sein. Darüber kann man sich perspektivisch freuen (etwa irgendwann einmal bei Rettungs-Einsätzen von Robotern; oder bei echtzeit-kritischen Weltraum-Missionen…) oder ärgern (etwa beim autonomen Agieren von Killer-Drohnen oder -Robotern bei kriegerischen Auseinandersetzungen…

Reinforcement Learning – KI kann auch „Killer-Spiele“

Deutschlandfunk – Forschung aktuell vom 31.05.2019 (Moderation: Arndt Reuning)

Spammer droht, mich als Spammer dastehen zu lassen

Ich wundere mich ja immer wieder, wie dreist irgendwelche Arschlöcher versuchen, ihre Mitmenschen übers Ohr zu hauen. Ob jetzt in der analogen Welt mit Enkeltrick oder einem Telefonanruf:

„Hier die Kriminalpolizei, in Ihrer Nachbarschaft hat es Einbrüche gegeben. Auch Sie sind offenbar Ziel der Ganoven. Wir kommen jetzt gleich mal bei Ihnen vorbei, um Ihren Schmuck oder Ihre Bargeldbestände in Sicherheit zu bringen.“

(Ist allen Ernstes bei meinen Tanten so passiert – schade, dass ich nicht da war, sonst hätten wir ja mal drauf eingehen können und ich hätte dem Abholer mein Eisen 6 über die Rübe gezogen…) Aber damit hätte ich mich ja wiederum strafbar gemacht, klar.

Oder in der digitalen Welt mit irgendwelchen Quatsch-Mails: „Reklamieren Sie jetzt sofort ihren bislang nicht abgerufenen Lotto-Gewinn; oder den Nachlass des unglücklicherweise verstorbenen Ministers Wuggo Waggabuggo aus Nigeria…“ Die ganzen Analog- und Cyber-Verarscher spekulieren ja auch „nur“ auf die Dummheit der Menschen; am liebsten auf die von älteren oder aus anderen Gründen etwas argloseren. Teilweise kommen die Verarscher selbst aus benachteiligten gesellschaftlichen Gruppen (um das mal total „political correct“ zu formulieren 🙂 ) oder aus Ländern mit Armut und gesellschaftlichen Problemen. Wahrscheinlich hatten auch viele von den Verarschern eine schwierige Kindheit.

Mein spontaner Impuls ist trotzdem, den Drecksäcken einfach mal so richtig die Fresse zu polieren. Kommen wir mal zu konkreten Beispielen. Die Masche mit dem Erpressungs-Spam:

„Ich habe Ihren Computer gehackt. Und Sie mit Ihrer eigenen Webcam dabei gefilmt, wie Sie beim Besuchen von Porno-Websites vor dem PC onanieren. Herzlichen Glückwunsch, Sie haben einen guten Geschmack! Wenn Sie nicht wollen, dass ich das Splitcam-Video an alle Ihre Kontakte maile, zahlen Sie soundsoviel Bitcoins an die Adresse soundso…“

– die ist ja nun mittlerweile schon etwas älter. So richtig überzeugend ist die Drohung ja auch nicht, wenn man wie ich gar keine Webcam hat. „Isch ‚abe gar keine Auto“ 🙂

Gestern habe ich aber mal einen originellen neuen Erpressungsversuch  bekommen, und zwar als Kommentareintrag auf einem WordPress-Blog:

Autor: Joshuaepimb (IP: 141.98.103.30, 141.98.103.30)
E-Mail: fgedufd@yfgeufds.com
URL:
Kommentar:
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Pay me 0.5 BTC until June 1, 2019.
Otherwise, you will get the reputation of a malicious spammer, your site forsttierarzt.de will be blocked for life and you will be sued for insulting believers. I guarantee this to you.

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Here is a list of what you get if you don’t follow my requirements:
+ abuse spamhouse for aggressive web spam tens of thousands of negative
+ reviews about you and your website from angry people for aggressive
+ web and email spam lifetime blocking of your hosting account for
+ aggressive web and email spam lifetime blocking of your domain for
+ aggressive web and email spam Thousands of angry complaints from angry
+ people will come to your mail and messengers for sending you a lot of
+ spam complete destruction of your reputation and loss of clients
+ forever for a full recovery from the damage you need tens of thousands
+ of dollars
All of the above will result in blocking your domain and hosting account for life. The price of your peace of mind is 0.5 BTC.
Do you want this?
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  1. I will send messages to 33 000 000 sites with contact forms with offensive messages with the address of your site, that is, in this situation, you and the spammer and insult people.

And everyone will not care that it is not you.

  1. I’ll send messages to 19,000,000 email addresses and very intrusive advertisements for making money and offer a free iPhone with your website address forsttierarzt.de and your contact details.

And then send out abusive messages with the address of your site.

  1. I will do aggressive spam on blogs, forums and other sites (in my database there are 35 978 370 sites and 315 900 sites from which you will definitely get a huge amount of abuse) of your site forsttierarzt.de.

After such spam, the spamhouse will turn its attention on you and after several abuses your host will be forced to block your account for life.
Your domain registrar will also block your domain permanently.
All of the above will result in blocking your domain and hosting account for life.
If you do not want to receive thousands of complaints from users and your hosting provider, then pay before June 1, 2019.
The price of your peace of mind is 0.5 BTC.
Otherwise, I will send your site through tens of millions of sites that will lead to the blocking of your site for life and you will lose everything and your reputation as well.
But get a reputation as a malicious spammer.
My bitcoin wallet:19ckouUP2E22aJR5BPFdf7jP2oNXR3bezL

Mal zusammengefasst – das Erpresser-Arschloch droht, wenn ich ihm nicht etwas 🙂 Kohle per Bitcoin-Überweisung rüberschicke, in meinem Namen Millionen andere Webseiten zuzuspammen. Das hätte dann zur Folge, dass meine eigene Website entweder durch Anti-Spam-Blacklists oder sogar durch meinen eigenen Provider abgeschaltet und ich meine Netz-Reputation und meine „Kunden“ verlieren würde. Abwenden kann ich das nur, wenn ich dem Erpresser schlappe 3.569,41 Euro (nach aktuellem Bitcoin-Kurs…) zahle. Natürlich hat sich das Erpresser-Arschloch nicht die Mühe gemacht, abzuchecken, ob die Drohung mit dem Reputations- und „Kunden“-Verlust bei einer Website wie „Forsttierarzt“  🙂 plausibel ist. Das Ganze ist genauso ein wohlfeiler Schuss ins Blaue wie die Porno-Webcam-Erpressungsmasche.

Das Erpresser-Arschloch ist sogar saublöd genug, um den Erpressungs-Blogkommentar auch noch wieder zu spammen. Da kam nämlich um 19.32 Uhr der erste Eintrag von:

Joshuaepimb (IP: 141.98.103.30, 141.98.103.30)

E-Mail: fgedufd@yfgeufds.com

Dann um 20.24 Uhr von:

WilliamFex (IP: 137.59.253.16, 137.59.253.16)

E-Mail: geugf@fgeuhfe.com

Dann um 21.40 Uhr von:

PatrickLip (IP: 137.59.253.16, 137.59.253.16)

E-Mail: gudfe@ufguef.com

Und um 22.24 Uhr von:

RichieTew (IP: 137.59.253.16, 137.59.253.16)

E-Mail: guhfue@fygsuf.com

Das heißt, auch wenn ich jetzt vielleicht als etwas minderbemittelter nicht-so-ganz-Checker angesichts des ersten Erpresser-Kommentareintrags verunsichert bin und eventuell sogar mit dem Gedanken spiele, die Kohle rauszurücken – spätestens hier wird mir klar, dass das Erpresser-Arschloch ja ewig weitermachen kann und mich morgen als RäuberHotzenplotz@Hotzenplotz.com und übermorgen als GottDerAllmächtige@GottDerAllmächtige.de weiter erpressen kann. Man kann einen netten, kleinen abgefuckten Erpressungs-Versuch eben auch übertreiben und vermasseln.

Das alles ist natürlich an sich lächerlich. Da hier das Erpresser-Arschloch aber nicht mit einer direkt als Fake durchschaubaren Drohung (wie bei der Onanier-Porno-Variante bei nicht vorhandener Webcam…) droht, sondern mit einer theoretisch tatsächlich beeinträchtigenden Handlung (ich hoffe mal, dass wenigstens Spam-Blacklists nicht auf gefälschte Mail-Header reinfallen…), werde ich jetzt mal Anzeige erstatten. Interessanterweise sind ja Bitcoin-Wallets längst nicht so anonym, wie sich das manche Arschlöcher vorstellen.

Ich werde hier über die Weiterentwicklung berichten; vielleicht landet ja am Ende ein Arschloch (vermutlich mit schwieriger Kindheit…) im Knast. Da glaube ich allerdings selbst nicht so ganz dran. Von daher mal – als Alternative zum Schlag in die Fresse folgendes:

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Ich habe gerade eine Voodoo-Zeremonie durchgeführt. Har, har!!! Du Erpresser-Arschloch und alle deine Verwandten werden nun auf grausamste Weise sterben. Hilfsweise sind auch meine Russische-Mafia-Killer bereits ausgeschwärmt. Erwarte Dein bitteres Ende ab sofort in jeder Sekunde! Har, har, har!!!

Klare Regeln in Internet-Foren schrecken neue User nicht ab – im Gegenteil

Wenn Sie sich regelmäßig an irgendwelchen Online-Diskussionen; sei es in Kommentarforen, bei Twitter oder Facebook beteiligen – dann müssen Sie ja ein ziemlich dickes Fell haben. Denn je nach Brisanz des Themas dauert es ja meist nicht lange, bis die ersten Troll- oder Hate-Postings auftauchen, bis provoziert oder beleidigt wird, entweder ernstgemeint (der gemeine Netz-Wutbürger, geradezu unvermeidbar etwa bei allen ÖR- oder GEZ-Treads 🙂 …) oder aus reinem destruktiven Spaß an der Freud (der gemeine Troll…). Oder halt jobmäßig. (Der Russen-Troll…)

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Psychologen von der Princeton University haben jetzt mal ein Experiment gemacht und ausprobiert, ob es etwas bringt, von vornherein sehr klare Spielregeln für Online-Diskussionen aufzustellen – das Ergebnis: Das bringt definitiv was, da beteiligen sich dann nämlich mehr Leute und der Umgangston wird friedlicher. Wer jemals mit dem Gedanken gespielt hat, auf einer Zeitungs-Website oder einem Kommentar-Forum etwas zu posten, kann das intuitiv und erfahrungsgemäß bestätigen. Natürlich ist da an der „radikalen“ Internet-Freedom-These etwas dran: Eigentlich sollte es möglich sein, im Netz die Meinungsfreiheit auszuleben.

Ich bin ja gar nicht für Gender- oder Political-Correctness um jeden Preis; und je repressiver Staaten werden (Russland, Türkei, China…),  umso mehr ist natürlich ein Kanal notwendig, abweichende und den Herrschenden nicht genehme Meinungen und Informationen zu verbreiten. Das Problem ist ja nur – auf jeden „rechtschaffenden“ Dissidenten und Andersdenkenden kommen zehn Bekloppte, Radikale, Trolls und bezahlte Staats- und Desinformations-Trolls…

Insofern ist wahrscheinlich auch die Moderations-Blaupause der Princeton-Forscher ganz hilfreich: Witze und Memes sind zwar manchmal witzig und memig, meistens aber nicht. Insofern scheint mir die Idee mit dem „Sticky Post“ ganz hilfreich, da könnte z.B. auch das von mir doch recht oft konsultierte Heise-Forum von profitieren. Aber klar – die Gesamt-Klicks gehen natürlich zurück, wenn man die Irren rauskickt… 🙂

Kommunikationsregeln wirken

Deutschlandfunk Nova – Hielscher oder Haase vom 30.04.2019 (Moderation: Diane Hielscher)